✍Welche Filme sollten Sie derzeit auf keinen Fall versäumen? Bei uns in der Filmredaktion heißt es diese Woche: Alles Oscar! Folgerichtig sei auch dieser Newsletter mit dem Thema begonnen. Selbst wenn man sich gar nicht für die luxuriöse, alle paar Jahre von einem neuen Skandal überschattete Verleihung der wichtigsten Filmpreise interessiert – heuer wandeln die Stars übrigens über einen Teppich in der Farbe „Champagne...
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Welche Filme sollten Sie derzeit auf keinen Fall versäumen?

Bei uns in der Filmredaktion heißt es diese Woche: Alles Oscar! Folgerichtig sei auch dieser Newsletter mit dem Thema begonnen. Selbst wenn man sich gar nicht für die luxuriöse, alle paar Jahre von einem neuen Skandal überschattete Verleihung der wichtigsten Filmpreise interessiert – heuer wandeln die Stars übrigens über einen Teppich in der Farbe „Champagner“ –, sind die Academy Awards aus cineastischer Sicht spannend: Nicht alle, aber viele der nominierten Werke lohnen es, angesehen zu werden.

Im Vorfeld der 95. Oscar-Verleihung sind in den heimatlichen Kinos (und auf Streaming-Plattformen) erstaunlich viele Filme verfügbar – bis Sonntag ist noch Zeit, sie zu sichten. Einen eigenen Oscar-Schwerpunkt in Wien bieten das Burg- und das Gartenbaukino, die auch die Preisverleihung live übertragen.

Den großen Oscar-Ausblick der Filmredaktion mit unseren Favoriten finden Sie hier. Fünf extra Oscar-Kino-Tipps in der unteren Auflistung.

Ein mehrfach Oscar-nominiertes Werk gehört zu den Kinostarts der Woche: Steven Spielbergs „Die Fabelmans“, die autobiografisch angehauchte Geschichte eines filmbegeisterten Bubens und seiner Familie, rittert um mehrere Goldjungen mit. Weiters neu: das kluge Drama „Saint Omer“, die Dokumentarfilme „Zusammenleben“ und „Die Eiche“, die Komödie „Akropolis Bonjour“, der Krimi „Gletschergrab“, das Horror-Sequel „Scream 6“, die wenig geglückte Romanverfilmung „Der Pfau“, und „65“, ein recht merkwürdiger Science-Fiction-Film mit Adam Driver.

Außerdem beginnen dieser Tage mehrere Retrospektiven: „New Polish Films“ sind im Stadtkino zu sehen, Filmarbeiten aus Slowenien sowie österreichische Dokumentarfilme, versammelt unter dem Übertitel „Around the World“, stehen im Metro Kinokulturhaus im Mittelpunkt. Das Animationsfilmfestival Tricky Women/Tricky Realities erfreut bis 12. März mit seinen vielfältigen Programmen.

Und noch einmal zur Erinnerung: Am 16. März startet das nonstop Kinoabo. Gleich nach den Oscars wird sich unsere Spannung darauf richten, wie sich diese formidable Neuerung in der heimischen Kinolandschaft entwickelt.  

Schöne Tage mit guten Filmen wünscht,

Bild von Sabina Zeithammer
Ihre Sabina Zeithammer

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Anna will ihr soziales Umfeld und familiäre Herkunft hinter sich lassen und zu der Person werden, die sie immer sein wollte. Ihr Versuch, sich in der Schauspielwelt zurecht zu finden, gerät durch das Auftauchen ihres Bruders ins Wanken.

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Die FALTER-Filmredaktion empfiehlt:

Die Fabelmans
Sammy Fabelman, der Sohn einer jüdischen Familie in New Jersey, wird als Sechsjähriger mit der Liebe zum Kino infiziert. Sofort fängt er an, selbst Filme zu drehen und strebt gegen Bedenken des Vaters schon als Teenager eine Karriere als Regisseur an. Steven Spielberg blickt in diesem autobiografischen Drama auf seine Kindheit und Jugend, seine Eltern und das Scheitern ihrer Ehe zurück. Mit viel Emphase und Witz erzählt er von seinen Anfängen als Filmemacher und der Macht des Kinos. Liebevoll ausgestattetes, mit Jeannie Berlin und Judd Hirsch bis in die Nebenrollen exquisit besetztes und von einem stark aufspielenden Ensemble getragenes Nostalgie-Picture. (Michael Omasta)
Regie: Steven Spielberg, USA 2022
Saint Omer
Eine schwangere Schriftstellerin mit senegalesischen Wurzeln verfolgt in Saint Omer, einer kleinen Gemeinde bei Calais, den Prozess einer jungen Frau, die wegen Kindsmords angeklagt ist. Die in Dakar geborene und zum Studium nach Frankreich gekommene Laurence Coly gesteht, ihr Töchterchen an einem Strand dem Meer überlassen zu haben. Der auf einem realen Fall fußende Gerichtsfilm versucht, die Hintergründe der Tat aufzuklären und zitiert dazu aus Prozessakten. Das nüchterne, in statischen, langen Einstellungen umgesetzte Drama wird durch die persönliche Sicht der Schriftstellerin ergänzt, die den Stoff als moderne Auseinandersetzung mit dem Medea-Mythos verarbeiten will.
Regie: Alice Diop, F 2022
Zusammenleben
Wie wird Migrant:innen österreichische Kultur vermittelt? Thomas Fürhapter und Judith Benedikt (Kamera) begleiten Neuankömmlinge aus aller Welt in die Werte-, und Integrationskurse der Stadt Wien. Spannend.
Regie: Thomas Fürhapter, Ö 2021
My Love Affair With Marriage
Der einzige Langfilm des Festivals Tricky Women/Tricky Realities 2023: Zelma ist kreativ und eigenwillig. Zu eigenwillig für eine junge Frau in der Sowjetunion. Die gesellschaftlichen Erwartungen, wie sie sich im Leben und in der Liebe verhalten soll, werden immer rigider. Erst mit zunehmendem Alter und nach zwei gescheiterten Ehen wird Zelma klar, dass mit dem traditionellen Konzept von Liebe etwas nicht stimmen kann. Selbstreflektiert, feministisch und mit viel Humor erkundet Signe Baumane in dieser Emanzipationsgeschichte Liebe, Sex und Geschlechterrollen. Die Regisseurin stellt ihren Animationsfilm persönlich in Wien vor.
Regie: Signe Baumane, LV/USA/LU 2022
Fahrtwind – Aufzeichnungen einer Reisenden
Ohne konkretes Ziel bricht die Filmemacherin auf, Richtung Meer halt. Die Reise führt über Bulgarien nach Rumänien, in die Ukraine und nach Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Auf dem Weg entstehen Momentaufnahmen von Land und Leuten, Glimpses of Beauty.
Regie: Bernadette Weigel, Ö 2013
King Kong
Eine soziale Horrorgeschichte in Form eines Horrorfilms. Bereits legendär sind die aufwendigen Trickaufnahmen, so die Szene, in der Kong das Empire State hinaufkraxelt. Linwood Dunn, Special Effects: "Die Animationen waren gut, das Problem die Fotomontagen. Es fehlten ihnen die Kontraste, weil die meisten während der ersten Drehtage gleich am Set gemacht worden waren. Da holten sie mich." - Davor: "notes on film 01 else" von Norbert Pfaffenbichler (Ö 2002).
Regie: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack, USA 1933
The Balcony Movie
Gut zwei Jahre lang steht Filmer Lozinski mit der Kamera auf seinem Balkon und beobachtet die Menschen, die vorbeigehen: bei Sonne, Regen und Schnee, nachdenklich, in ihre Telefone vertieft, jung und alt. Der Regisseur spricht sie an, erkundet, wie sie mit dem Leben umgehen. Der Balkon als öffentlicher Raum für Dialoge voll Witz und Empathie.
Regie: Pawel Lozinski, PL 2021
Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen: Elfi Mikesch
Vater war Fremdenlegionär, ein Patriarch, der nach seiner Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg ins steirische Judenburg seine Familie terrorisierte. Jahre nach seinem Tod macht sich Tochter Franziska, mittlerweile eine renommierte Fotografin, auf Spurensuche nach den Bildern ihrer Kindheit in den 1950ern. "Fieber" balanciert zwischen Märchenwelt und Kriegstraumata, treibt ein Verwirrspiel, bei dem auch der Zuschauer nach und nach den Durchblick verliert. - Vorfilm: "Execution. A Study of Mary" (1979) von Elfi Mikesch. - Im Anschluss an das Screening findet ein Gespräch zwischen der Kamerafrau und Regisseurin Elfi Mikesch und der Kamerafrau Leena Koppe statt, Moderation: Julia Pühringer (20.30 Uhr, freier Eintritt).
Regie: Elfi Mikesch, LUX/Ö 2014
Animanimals
Zeichentrickserie. Jede der acht Episoden handelt von einem Tier, das eine bestimmte Situation oder Aufgabe bewältigen muss. Dabei kommt es immer wieder zu witzigen und skurrilen Momenten, etwa wenn das Zebra versucht, seine durcheinander geratenen Streifen wieder zu sortieren, der Löwe nicht genügend Kondition hat, um der Gazelle nachzulaufen, oder den Kraken sein achter Arm am Kuchenbacken hindert. - Ohne Dialog, dafür mit Live-Vertonung von Fingerstyle-Gitarrist Markus Schlesinger.
Regie: Julia Ocker, D 2013-2018
All the Beauty and the Bloodshed
Ein Porträt der US-amerikanischen Fotografin und Aktivistin Nan Goldin (Jg. 1953), die sich in ihrem Werk u.a. mit den Themen Sex, Drogen und Gewalt, der AIDS-Epidemie und dem Tod beschäftigt hat. Herzstück des Films ist Goldins Kampf gegen die Milliardärsfamilie Sackler, deren Medikament Oxycontin als Auslöser der Opioidkrise in den USA gilt.
Regie: Laura Poitras, USA 2022
Everything Everywhere All At Once
Die große Michelle Yeoh als Waschsalonbetreiberin in der Midlife-Crisis realisiert bei einer anstehenden Steuerprüfung, dass sie das schlechteste all ihrer möglichen Leben führt, und wechselt fortan von einem Paralleluniversum zum anderen. Rasant inszeniertes Film-Puzzle mit etlichen fantastischen Ideen, doch bei einer Laufzeit von mehr als zwei Stunden auch eine reichlich ermüdende Angelegenheit.
Regie: Dan Kwan, Daniel Scheinert, USA 2022
The Banshees of Inisherin
Irland, 1923. Auf der abgelegenen Insel Inisherin versteht der gutmütige Tölpel Pádraic (fabelhaft: Colin Farrell) die Welt nicht mehr. Sein bester Freund Colm (Brendan Gleeson), existentieller Denker und Geiger, beschließt ihre lebenslange Freundschaft abrupt zu beenden: "Ich mag dich einfach nicht mehr." Mithilfe seiner bücherliebenden Schwester Siobhán (Kerry Condon) versucht der verwirrte Pádraic seinen Freund zurückzugewinnen. Ob dies gelingt ist zweifelhaft, doch den verschrobenen Charakteren dabei zuzusehen, ist tragisches und äußerst komisches Vergnügen zugleich. (Martin Nguyen)
Regie: Martin McDonagh, GB/IRL/USA 2022
Die Aussprache
Polleys Drama spielt mehrheitlich in einer Scheune, in der sich acht Frauen einer isolierten Mennonitengemeinde zur Beratung treffen. Sie haben wenig Zeit, denn bald sind die Männer zurück, über die sie hier entscheiden wollen. Jahrelang haben diese sie immer wieder betäubt und vergewaltigt, die Verbrechen als „wilde weibliche Fantasien“ denunziert. Ein grandioses Schauspielerinnenensemble trägt dieses Drama nach wahren Ereignissen, die sich um das Jahr 2010 in Bolivien zugetragen haben.
Regie: Sarah Polley, USA 2022
The Whale
Charlie, ein zurückgezogen lebender, extrem adipöser Englischdozent, versucht sich in einem letzten Kraftakt mit seiner entfremdeten Teenage-Tochter zu versöhnen. Aronofsky verfilmte das gleichnamige Stück von Samuel D. Hunter als emotional intensives Kammerspiel und landet damit wieder bei seinen früheren Themen, wie selbstzerstörerische Abwärtsspiralen und Sehnsucht nach Erlösung. Brendan Fraser, selbst massig und zusätzlich im Fat-Suit, erhielt viel Lob für seine schauspielerische Leistung.
Regie: Darren Aronofsky, USA 2022

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