⛰Ich wünsche Ihnen einen schönen Internationalen Tag des Artenschutzes . Wir wollen heute – gemäß den Vereinten Nationen – "all die Tiere und Pflanzen in der Wildnis feiern , und ihren Beitrag, den sie für uns und die Gesundheit unseres Planeten leisten." An diesem besonderen Tag könnte ich nun über das große Artensterben berichten. Ihnen davon erzählen, dass die Roten Listen wieder länger wurden und die Menschheit la...
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Guten Tag,

Ich wünsche Ihnen einen schönen Internationalen Tag des Artenschutzes. Wir wollen heute – gemäß den Vereinten Nationen – "all die Tiere und Pflanzen in der Wildnis feiern, und ihren Beitrag, den sie für uns und die Gesundheit unseres Planeten leisten."

An diesem besonderen Tag könnte ich nun über das große Artensterben berichten. Ihnen davon erzählen, dass die Roten Listen wieder länger wurden und die Menschheit laut einer neuen Studie mittlerweile rund 18 Mal so schwer ist wie alle wild lebenden Landsäugetiere zusammen. Mich über die Tiroler Landespolitik aufregen, die gerade Wolfsabschüsse erleichtert hat und damit wohl EU-Recht verletzt und gleichzeitig über die Hoffnung schreiben, die ein geplantes vielversprechendes EU-Gesetz birgt. Aber das wäre wohl alles zu erwartbar. Deshalb gibt's heute ein Service-orientiertes Stück mit neun Tipps, die Ihnen die Wildnis näher bringen sollen.

  1. Zur Einstimmung: Schauen Sie sich doch mal dieses Video eines Kugelfisches an, der ein fantastisches Kunstwerk am Meeresboden erschafft, um paarungswillige Weibchen zu beeindrucken. Eigentlich unfassbar.

  2. Zum Erleben: Nationalparks zählen zu den geschütztesten Gebieten des Landes. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über das gesamte Veranstaltungsangebot der Nationalparks in Österreich. Im März können Sie zum Beispiel "die ersten Frühlingsboten im Seewinkel begrüßen", einen Schwarz-Weiß-Fotokurs im Gesäuse belegen, in den Kalkalpen Luchsen nachspüren oder im Thayatal mit Rangern die Wildnis erkunden. Das meiste eignet sich bestens für Ausflüge und Kurzurlaube.

  3. Zum Entdecken: Dass ich eigentlich ein Naturkunde-Nackerpatzl bin, das Rehe (Capreolus capreolus) mit Hunden (Canis lupus familiaris) verwechselt, habe ich schon mal erzählt. Wie gut, dass der österreichische Biodiversitätsrat einen Biodiversitäts-Atlas erstellt hat – ein "frei zugängliches Onlineportal zur Recherche, Visualisierung und Analyse der Vielfalt der Natur in Österreich". Das können Sie etwa dazu nützen, um die Natur vor Ihrer eigenen Haustüre kennnenzulernen. Ich habe damit herausgefunden, dass in der Nähe meines Heimathauses Silber-Birnmoos und der Beringte Schleimrübling wachsen – zwei von sehr vielen Arten, von denen ich noch nie zuvor gehört habe.

  4. Zum Staunen: Vor wenigen Tagen wurden die World Nature Photography Awards vergeben, die Fotos aus der Wildnis – wie dieses unsichtbare Krokodil im Schlamm – sind spektakulär. Hier sehen Sie alle Siegerfotos.

  5. Zum Planschen: Eher was für den Sommer, aber es wird ja ohnehin wärmer: Meine Kolleginnen Nathalie und Marion Großschädl – das einzige Geschwisterpaar in der FALTER-Redaktion – haben ein Buch über Wildbadeplätze geschrieben, das Ihnen verrät, wo Sie im Osten des Landes sprichwörtlich in die Natur eintauchen können.

  6. Zum Lernen: Wenn Sie mehr über Wälder wissen wollen, lege ich Ihnen diesen kostenlosen Onlinekurs des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald (BFW) ans Herz. Expert:innen und Praktiker:innen erzählen Ihnen dabei in verschiedenen Modulen über die biologische Vielfalt des Waldes – inklusive Totholz, Käfer und die Auswirkungen der Klimakrise. Wenn Sie der Ehrgeiz packt, können Sie am Ende auch eine Abschlussprüfung machen und bekommen eine Urkunde, die Sie sich dann übers Bett hängen können.

  7. Zum Mitmachen: Wollen Sie Ihre Entdeckungen in der Natur mit der Wissenschaft teilen, sollten Sie sich mal das internationale Projekt iNaturalist anschauen, das auch in deutscher Sprache verfügbar ist. Die Initiative wird von der California Academy of Sciences und der National Geographic Society getragen. Mit iNaturalist können Sie Ihre Natur-Funde als Fotos hochladen, die Art selbst bestimmen oder von beschlageneren Mitgliedern bestimmen lassen. Das Ganze kommt dann mit dem Fundort in eine Datenbank, auf die Forscher:innen und alle anderen Menschen mit Internetanschluss Zugriff haben. Wenn Sie's gern spezieller wollen, können Sie sich nach demselben Prinzip mit dem Projekt Erlebnis Insektenwelt des Naturschutzbunds auf Österreichs Sechsbeiner konzentrieren. Oder noch spezieller: mit der Schmetterlings-App von Blühendes Österreich und Global2000 auf – erraten! – Schmetterlinge.

  8. Zum Nachfühlen: Ein letztes Stück echte Wildnis gibt es im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet. Dort finden Sie mit dem Rothwald einen der letzten Urwälder des Landes. Blöd nur, dass Sie ihn sehr wahrscheinlich nicht betreten dürfen. Aber: Im Haus der Wildnis in Lunz am See, nur wenige Kilometer vom Urwald entfernt, können Sie dank modernster Technik nachempfinden, wie es im Urwald riecht, wie er aussieht und sich anfühlt. Ich hab's für Sie getestet und kann's total empfehlen.

  9. Zum Verändern: Die Klimakrise zählt zu den größten Treibern des Artensterbens. Fridays for Future hat heute zum globalen Klimastreik gerufen. Je mehr mitmachen, desto größer wird der Druck auf die Politik. Wenn das E-Mail in Ihrem Postkasten eintrudelt, können Sie noch in Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg und Wien demonstrieren. Alle Infos dazu finden Sie hier.

Die Natur lebe hoch! Kommen Sie gut ins Wochenende!

Bild von Benedikt Narodoslawsky
Ihr Benedikt Narodoslawsky

Tierwohl

"Einerseits erlassen wir Gesetze, um bedrohte Tierarten zurückzuholen, gestehen dann aber andererseits Wildtieren nicht das Recht zu, gemeinsam mit uns Lebensräume zu nutzen", schreibt Peter Iwaniewicz in seiner aktuellen Tier-Kolumne, "Wir haben verlernt, mit der Natur richtig umzugehen." Der Befund gilt auch für unsere Nutztiere.

Die investigativ arbeitende Tierschutzorganisation VGT hat Anfang der Woche grobe Missstände in einem südoststeirischen Geflügelschlachthof veröffentlicht, der das AMA- und Biosiegel trägt. "Grausam verfahren Mitarbeiter mit jenen Tieren, die ausgemustert werden und noch unbetäubt sind: Ein Arbeiter tritt ein kleines Huhn gegen eine Wand, schlägt es mit dem Kopf gegen einen Container und wirft es in diesen. Dort bewegt es sich noch minutenlang und stirbt laut VGT 'einen langsamen Tod'", schreibt Gerlinde Pölsler im FALTER über den Schlacht-Skandal. Florian Klenk erklärt in diesem FALTER.maily-Newsletter, warum wir uns dazu entschieden haben, den Betrieb – im Gegensatz zu anderen Medien – beim Namen zu nennen: Geflügelschlachthof Titz.

Die Videodokumentation des VGT kann einem leicht den Appetit auf Fleisch verderben. Das ist auch das Ziel der Influencerin Raffaela Raab, die mit allen Mitteln Menschen vom Veganismus überzeugen will und in den sozialen Netzwerken unter dem Namen "Die militante Veganerin" berühmt und berüchtigt wurde. Magdalena Riedl hat die meinungsstarke Meinungsmacherin fürs Stadtleben-Ressort porträtiert. Ihren Text lesen Sie hier.

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Klimaschutz

Für das Natur-Ressort habe ich einen besonderen Ort besucht: den Moorwald in Gebharts im nördlichen Waldviertel, wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Der Naturschutzbund Niederösterreich kaufte ihn gemeinsam mit Privatpersonen auf, ein Biologe und eine Gruppe von Zimmermännern retteten ihn nun vor dem Austrocknen. Das ist handfester Klimaschutz.

Denn Moore binden mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt zusammen, obwohl sie auf der Erde nur drei Prozent der Landfläche bedecken. Das macht sie zum wichtigsten Landbiotop für den globalen Klimaschutz. Trotzdem ist es in Österreich komplizierter als gedacht, ein Moor zu retten. Dass das nicht nur an der schweren körperlichen Arbeit liegt, lesen Sie hier.

Wenn Sie mehr über Moore wissen wollen – die im Übrigen zu den gefährdetsten Lebensräumen der Welt zählen – empfehle ich Ihnen den Österreichischen Mooratlas, den Global 2000, der Naturschutzbund und die Heinrich-Böll-Stiftung vor wenigen Wochen veröffentlicht haben. Hier können Sie ihn kostenlos downloaden.


Frage der Woche

Die Volksabstimmung über das Kernkraftwerk Zwentendorf im Jahr 1978, die die Gegner des Kraftwerks hauchdünn gewonnen haben, markiert den Anfang der österreichischen Umweltbewegung. Seit der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986, die auch Teile Österreichs radioaktiv verseuchte, gibt es hierzulande einen seltenen umweltpolitischen Konsens: Wir lehnen Atomkraft ab. Darin sind sich von den Freiheitlichen bis hin zu den Grünen alle einig.

In Istanbul findet im Juni eine große Ausstellung für Kernkraftwerke statt, offizieller Medienpartner ist der russische Propagandasender Sputnik. Gesponsert wird das Event überraschenderweise auch vom österreichischen Prüf- und Zertifizierungsunternehmen TÜV Austria. Unser Leser Franz Meister fragt: "Was macht der TÜV Austria bei einer Kernkraftwerk-Ausstellung in der Türkei?"

Wir haben beim Unternehmen nachgefragt. "TÜV Austria unterstützt projektbezogene Prüfungs- und Inspektionstätigkeiten bei der Einhaltung von nationalen und internationalen Sicherheits- und Qualitätsstandards in Kernkraftwerken", heißt es von der Pressestelle des Unternehmens.

Im Jahresbericht 2020 führt der TÜV aus, er unterstütze "das in Ankara ansässige nukleartechnische Unternehmen NÜTED bei dem Kraftwerkprojekt Akkuyuy in Gülnar/Mersin. TÜV AUSTRIA ist an der Herstellung, Konstruktion und Montage des Projekts sowie an der Installation der Ausrüstung beteiligt. (...) TÜV Austria bietet darüber hinaus Schulungsdienstleistungen speziell für die Nuklearindustrie an, wie z. B. nukleare Sicherheitskultur, nukleares QMS und Audits sowie Prüfmethoden, die in KKWProjekten implementiert werden."

"Kernenergie spielt in der weltweiten Stromproduktion eine nicht zu unterschätzende Rolle", hält die Pressestelle fest. Das Geschäft mit der Kernkraft zahlt sich für den TÜV Austria offenbar einfach aus.


Veranstaltungshinweis

Nächsten Donnerstag beginnt das "7. Pioneers of Change Online Summit". Die Online-Veranstaltung beschäftigt sich damit, wie man die Gesellschaft gerecht und umweltfreundlich umbauen kann. Eingeladen sind 40 Redner:innen, darunter die indische Umweltikone Vandana Shiva, die deutsche Kapitalismuskritikerin Ulrike Herrmann und der ehemalige Co-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker. Wenn Sie die Veranstaltung interessiert, können Sie sich kostenlos hier anmelden. Sie läuft bis 21. März.


In eigener Sache

Juhuuuuu, wir feiern mit dieser Ausgabe ein wirklich schönes Jubiläum: Der FALTER.natur-Newsletter ist 100 geworden. Er kam vor fast genau zwei Jahren mit seinem Zwilling – dem FALTER-Natur-Ressort – auf die Welt und wir sind sehr stolz auf unsere Babys. 2021 wurden wir mit dem deutschsprachigen K3-Preis für Klimakommunikation ausgezeichnet, 2022 mit dem Titel Nachhaltiger Gestalter. In einer aktuellen, großen Studie nennen österreichische Klimawissenschaftler:innen den FALTER.natur-Newsletter und das Falter-Natur-Ressort als positive Beispiele, die als "fördernde Akteur_innen für den Diskurs zu einer klimafreundlichen Lebensweise in Österreich wirken".

Die schönste Anerkennung ist aber unsere wachsende Community, also Sie... und die anderen! Wir bedanken uns bei Ihnen ganz herzlich, dass Sie uns treu geblieben sind, speziell auch bei jenen, die uns konstruktive Feedbacks geben und uns dabei helfen, den Newsletter zu verbessern (falls Sie das tun wollen, finden Sie den Link zur Bewertung unterhalb). Wir möchten heute außerdem alle Leser:innen feiern, die uns mit einem Abo unterstützen und unsere Arbeit überhaupt erst ermöglichen. Sollten Sie unsere Arbeit wichtig finden, freuen wir uns sehr, wenn Sie unsere Newsletter mit Interessierten teilen, damit unsere Community weiter wächst. Auf falter.at/natur können Sie alle 100 Ausgaben kostenfrei nachlesen.


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