35 Jahre danach
Am 26. April 1986 explodierte das Atomkraftwerk Tschernobyl und verstrahlte Europa. Wie groß ist die atomare Gefahr heute noch?
Wo einst Menschen wohnten, leben heute Tiere. Aus Häusern wachsen Bäume, Wild läuft über den Asphalt, Stück für Stück hat sich die Natur ihren Platz zurückerobert. Tschernobyl, die Stadt des technischen Fortschritts, ist zum Symbol des menschlichen Untergangs geworden.
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor 4, etwa 1000 Kilometer von Österreichs Grenze entfernt. Die Sowjetunion versuchte, den Unfall in den Nachrichten als kleinen Zwischenfall herunterzuspielen, doch der größte anzunehmende Unfall (GAU) ließ sich nicht verheimlichen. Automatische Strahlenmessgeräte in Skandinavien schlugen Alarm, nachdem die Atomwolke Richtung Norden gezogen war. 80 Stunden nach der Explosion drückte sie ein Ostwind nach Österreich. Dort regnete sie ab.
Was bleibt, ist Cäsium-137. Eine Karte des Umweltbundesamts zeigt, wie ungleichmäßig das radioaktive Material noch über Österreich verteilt liegt. Vor allem die Waldböden in Oberösterreich, Salzburg, der Westund Obersteiermark sind am stärksten betroffen. In den meisten Lebensmitteln sind radioaktive Stoffe hingegen verschwunden oder nur noch in winzigen Mengen zu finden. "Eine Ausnahme davon bilden Wild und Wildpilze, die durchaus noch höhere Cäsium-137-Werte aufweisen können. Wegen der üblicherweise geringen Verzehrsmengen ergibt sich dadurch jedoch nur eine sehr geringe Dosis", heißt es im Bericht "Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2017 bis 2019", den das Umweltministerium mit dem Gesundheitsministerium 2020 veröffentlichte.