✍Abstand halten und Hände waschen waren die ersten Gebote in der Corona-Pandemie. Distanz und Hygiene wären auch eine probate Antwort auf die Chat-Affären, die in den schlecht gelüfteten Räumen zwischen Politik und Journalismus entstanden sind. Rainer Nowak ist als Chefredakteur der Presse zurückgetreten, nachdem seine Kommunikation mit Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid publik geworden war. Matthias Schrom musste sich wegen...
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Abstand halten und Hände waschen waren die ersten Gebote in der Corona-Pandemie. Distanz und Hygiene wären auch eine probate Antwort auf die Chat-Affären, die in den schlecht gelüfteten Räumen zwischen Politik und Journalismus entstanden sind.

Rainer Nowak ist als Chefredakteur der Presse zurückgetreten, nachdem seine Kommunikation mit Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid publik geworden war. Matthias Schrom musste sich wegen seiner Chats mit Heinz-Christian Strache als ZiB-Chef zurückziehen. In beiden Fällen war es der Anschein, die journalistische Redlichkeit dem eigenen Fortkommen zu opfern, der sie untragbar machte. 

Auch von Richard Grasl, dem stellvertretenden Chefredakteur des Kurier, existieren vielsagende Chats. 2014 sorgte Grasl dafür, dass Finanzminister Michael Spindelegger mit schönen Bildern in der ZiB 1 vorkommt. Thomas Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium, hatte beim ORF interveniert. "Alles geklappt. ZiB 1 und Foto schon beim Kurier", meldete Grasl, der offenbar auch damals schon gute Beziehungen zu seinem heutigen Arbeitgeber hatte. Schmids Antwort: "Du bist unser Küniglberg-Held! Ohne deine Hilfe hätten wir keine Pics bekommen." 

Zur Belohnung durfte Grasl sich zwei Jahre später mit ÖVP-Unterstützung als ORF-Generaldirektor bewerben (unterlag aber Alexander Wrabetz). Was sich bei Presse und ORF nicht ausgeht, ist beim Kurier offenbar kein Problem. Dort veröffentlichte der ÖVP-Verbinder Grasl im Februar 2020 unter Missachtung jedweder journalistischen Sorgfaltspflicht eine Meldung über eine angebliche Unterwanderung der Staatsanwaltschaft durch die SPÖ.

Der Artikel, in dem auch eine leitende Staatsanwältin als Teilnehmerin eines SPÖ-Geheimtreffens namentlich genannt wurde, stammte aus der Giftküche von Sebastian Kurz. Peinlicherweise hatte der Kurier die Falschmeldung 2011 schon einmal gebracht - und musste damals eine Gegendarstellung drucken.

Was beim Kurier alles möglich ist, muss nun auch für das profil erträglich sein. 2019 hat der Kurier das profil vom Magazinverlag VGN gekauft. Jetzt wird umgebaut: Herausgeber Christian Rainer wird abgelöst, Richard Grasl übernimmt mit Jahresbeginn 2023 die Geschäftsführung des wichtigsten Nachrichtenmagazins in Österreich.

Die geschätzten Kolleginnen und Kollegen vom profil wissen genau, dass da versucht wird, die Redaktion auf Linie zu bringen. Sie betonen in einer ersten Reaktion hier ihre journalistische Unabhängigkeit. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wen der Kurier neben (oder unter?) Grasl als Chefredakteur installieren wird. 

Hoffnungen, dass die Kurier-Eigentümer irgendwelche Skrupel haben, sollte man keine hegen. Mehrheitsgesellschafter Raiffeisen hat heuer 1,4 Milliarden Euro in Russland verdient. In jenem Land, das gerade die Ukraine in Schutt und Asche legt.

Bild von Josef Redl
Ihr Josef Redl
Kommentar

Was kommt da nun also auf das Profil zu? Barbara Tóth widmet ihren aktuellen Kommentar diesen düsteren Aussichten.

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Der Tod eines Asylwerbers und die Gerichtsmedizin.
In der neuen Folge von „Klenk+Reiter. Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin” geht es um einen der schlimmsten Polizeiskandale der jüngeren österreichischen Geschichte: den Tod von Marcus Omofuma.

Jeden Freitag neu auf falter.at/gerichtsmedizin und überall dort, wo Sie Podcasts hören.


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