„Fanatismus wird nicht unbedingt aus Hass geboren“
Die britische Transgender-Autorin Shon Faye über die Gründe für die aufgeheizte Diskussion um Gender-Identität
Shon Faye hat sich schon lange von Twitter verabschiedet. Die giftigen Auseinandersetzungen auf dem Kurznachrichtendienst fand sie wenig hilfreich für ihre Arbeit als Autorin, Publizistin und Aktivistin. Hasskampagnen richten sich besonders oft gegen Frauen, was ihr als Transfrau besonders unter die Haut ging. Auf Instagram präsentiert sie sich dagegen ganz gern mit Selfies, mit denen sie Einblicke in ihr Leben als Frau gibt. Selten, aber doch stimmt sie einem Interview zu – wie jetzt mit dem Falter.
Falter: Die Transgender-Frage wird auch in Deutschland und Österreich inzwischen sehr emotional diskutiert. Vor allem in sozialen Medien fliegen die Fetzen. Wieso erregt die Diskussion um Transgender-Menschen derart die Gemüter?
Shon Faye: Fanatismus wird nicht unbedingt aus Hass geboren. Leute denken, sie verteidigen ein höheres Ideal. Kinder, Ehe, Kirche, die weiße Rasse – oder Frauen. Dahinter sitzt Angst. Was wird den Status quo ersetzen? Die Angst betreffend Trans hat damit zu tun, dass die Idee der binären Geschlechter so tief in unserer Gesellschaft eingewoben ist. Das Geschlecht ist eines der ersten Dinge, die wir über jemanden wissen wollen.