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Einflussnahme für Spenden? Was die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Planungssprecher der Wiener Grünen vorwirft >> Undercover als Fahrradkurier, Teil 2: Geschafft! >> Der Fassadenleser sucht die Behausung der Kagraner Martinigänse

Wetterkritik: Jetzt ist er da, der Hochnebel des Grauens (der, wie uns Leserin Juliana Metyko gestern schrieb, das gemeine Morgengrauen noch verstärkt) – und er dürfte den ganzen Tag über der Stadt liegen. Immerhin: Südostwind sorgt dafür, dass es mit bis zu 11 Grad nicht allzu kalt wird.


Guten Morgen,

es ist schon wieder etwas passiert. Zum ersten Mal wurde ein grüner Politiker in Österreich wegen Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch angeklagt. Seit gestern haben türkise Strategen und ihre publizistischen Revolverhelden daher einen Grund weniger, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als Ansammlung linker Gesinnungstäter zu denunzieren: Am frühen Abend informierte die Behörde die Öffentlichkeit darüber, dass sie den ehemaligen Planungssprecher und Gemeinderat Christoph Chorherr anklagen wird.

Mit Chorherr werden auch namhafte Vertreter der Wiener Immobilienwirtschaft auf der Anklagebank sitzen. Der FALTER hat in diesem Fall von einem Verteidiger eines Beschuldigten die 47 Seiten starke Anklageschrift erhalten. Was darin steht und wie die Verteidiger die Vorwürfe kommentieren, erzähle ich Ihnen gleich.

Außerdem: Soraya Pechtl beschreibt im 2. Teil ihrer Unvercover-Reportage über die Arbeit der Fahrradkuriere den Stress von Express-Lieferfahrten. Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer erzählt Ihnen, wo die Martinigänse früher lebten.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Eva Konzett

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Die WKStA wirft Christoph Chorherr und neun weiteren Angeklagten Amtsmissbrauch, Bestechlichkeit und Bestechung vor.

Zwei Stunden nachdem die Staatsanwaltschaft bekannt gegeben hatte, dass sie ihn anklagen wird, twitterte Christoph Chorherr eine Erklärung: „Ich bin jetzt froh, daß nach mehr als vier Jahren Ermittlungen diese Angelegenheit nächstes Jahr endlich entschieden wird und ein Ende findet”.

„Diese Angelegenheit” ist ein Verfahren der WKStA gegen „den Amtsträger” Chorherr, neun weitere Immobilieninvestoren und 21 „Verbände”, also die Immo-Unternehmen, aber auch den karitativen Verein, der in Südafrika Schulen baute. Chorherr, dem ehemaligen Planungssprecher der Grünen und stellvertretenden Vorsitzenden des Gemeinderatsausschusses für Wohnen und Wohnbau, wirft die WKStA vor, er habe „für die Einflussnahme auf das Zustandekommen von diversen Immobilienprojekten im Gemeinderat Spenden an den Verein ,S2Arch’ gefordert, angenommen oder sich versprechen lassen”. 

„Ich bin jetzt froh”: Christoph Chorherr © APA/Hans Punz

S2Arch, das ist der Verein, dem Chorherr bis 2018 als Obmann vorstand und der seit 2003 in südafrikanischen Townships nachweislich Kindergärten und Schulen baute. Die Spenden für diesen Verein nennt die WKStA „Schmiergelder”.

Gestern Nachmittag hat die WKStA beim Landesgericht für Strafsachen Wien eine nur 47 Seiten starke Anklage eingebracht. Der Vorwurf: Missbrauch der Amtsgewalt, Bestechlichkeit und Bestechung. Auf der einen Seite sollen sich der architekturaffine grüne Planungssprecher mit seinem Sozialprojekt, auf der anderen Seite die Immobilienmagnaten der Stadt mit ihren Begehrlichkeiten auf kriminelle Weise getroffen haben, so der Vorwurf. Letztere sollen, so die Darstellung der WKStA in der Anklageschrift, für eine „gewogene Amtstätigkeit” Vereinsspenden getätigt haben und zwar „ungeachtet ihrer Bezeichnung als Sponsoring, Spenden, Versteigerungserlös, Lizenzgebühr”.

Eine solche Annahme von „Schmiergeldern” erwecke nicht bloß den Anschein, „dass eine parteiische Entscheidung möglich ist, sondern vielmehr, dass eine unparteiische Entscheidung unmöglich ist”. Will heißen: Chorherr habe den Spendern wenig Wahl gelassen. Das sagt die WKStA.

Auf der einen Seite soll also Chorherr gesessen haben, auf der anderen Seite Spender wie etwa der Investor Michael Tojner, René Benko (100.000 Euro für das Projekt am neuen Hauptbahnhof) oder der Bauträger Erwin Soravia – die Elite der Wiener Immobilienwirtschaft. 

Michael Tojner zum Beispiel: Sein Heumarkt-Projekt nimmt eine zentrale Rolle in der Anklageschrift ein. Im dritten Bezirk auf dem Gelände des Eislaufplatzes hatte der Investor das Intercontinental, einen alten Hotelkasten, durch einen schlanken Turm ersetzen wollen, dessen geplante Höhe in der Stadt auf Widerstand stieß. 

Den Projektgegnern ging es um den so genannten Canaletto-Blick vom Belvedere über die Innenstadt, den sie durch einen Turm verbaut sahen. Es ging um die Marke Wien als Weltkulturerbe; es ging um die Frage der Macht von Immobilieninvestoren in dieser Stadt. 

Den Staatsanwälten geht es heute um die Frage, ob jemand beim letztlich genehmigten Projekt nachgeholfen haben könnte. Die Anklageschrift zitiert Chats und Emails zwischen Tojner und Chorherr. An einer Stelle soll beispielsweise eine Mitarbeiterin der Wertinvest-Gruppe ihren Chef Tojner per Mail daran erinnert haben, dass er doch an S2Arch spenden wollte – und das just einen Tag, nachdem der Wiener Gemeinderat ​​Tojners Heumarkt-Projekt zugestimmt hatte. Vier Wochen später zahlte Tojner an S2Arch tatsächlich 5.000 Euro unter dem Verwendungszweck: „Spende (Fifity-Fifty Party (sic!)) Michael (sic!)”. Kritisch werten die Staatsanwälte auch, dass Chorherr und Tojner nach der erfolgten Widmung plötzlich per Du waren oder Treffen nicht dokumentiert worden seien.

Auszug aus der Anklageschrift

Und was sagt Chorherr zu alledem? Rückblickend hätte er mit dem Einzug der Grünen in die Wiener Stadtregierung 2010 die Obmannschaft im Verein S2Arch zurückstellen sollen. Da er dies verabsäumt habe, habe der Eindruck entstehen können, dass es einen Zusammenhang zwischen Spenden und seinem „politischen Handeln” geben könnte. Nachsatz: „Auch wenn es nie der Fall war.” Chorherr will deshalb weiter vor Gericht eine Diversion erwirken, also eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Bußgeldzahlung. Er bekennt sich nicht schuldig, übernimmt aber die Verantwortung für sein Tun. 

Dass 16 Beamte der MA 21 bei der Befragung durch die WKStA keine Interventionen auf Widmungsverfahren bezeugen wollen, wertet die WKStA kurioserweise nicht als Entlastung, im Gegenteil: Chorherr habe auf „derart subtile Art” gehandelt, dass dies den Sachbearbeitern nicht aufgefallen sei. Ein „korrupter Amtsträger” müsse „externe Einflüsse auf seine Tätigkeit immer klandestin” umsetzen. Dass es niemand bemerkt hat, macht Chorherr in dieser Lesart besonders suspekt. Noch etwas sei verdächtig: der Umstand, dass niemand in der Szene von den Spenden berichtet habe. Das sei offenbar ein Beweis für die Omertà in der Baubranche. Die WKStA führt als Quelle für diese Behauptung übrigens einen Zeugen namens „Richard Karl Helmut Schmitt” an, der ist Herausgeber der ÖVP-nahen Plattform Exxpress und soll vor Gericht erscheinen.

Die Verteidiger der Investoren schütteln den Kopf. Die Anklage sei „dünn und skandalös”, sagt einer von ihnen. Es gebe „nicht den Funken eines Beweises” für eine Absprache. Anwalt Michael Rami, der einen anderen Investor vertritt, sagt zum Falter: „Die Anklage beruht auf Unterstellungen und Mutmaßungen, die mein Mandant entkräften kann. Insbesondere hatte mein Mandant schon für die Schule in Südafrika gespendet, als Christoph Chorherr noch gar nicht in der Stadtregierung war. In der Anklage wird zudem zugegeben, dass alle Beamten der MA 21 im Ermittlungsverfahren als Zeugen unter Wahrheitspflicht ausdrücklich bestätigt haben, dass es keinerlei Interventionen gab. Ich vertraue völlig auf das unabhängige Gericht.”

Hat Christoph Chorherr als Planungssprecher der Grünen Einfluss auf Bauprojekte ausgeübt? Konnte er dies in seiner Position überhaupt? Das muss jetzt ein Gericht klären. Eine Diversion, die Chorherr im Mai beantragt hatte, wurde von der WKStA abgelehnt, denn die Schuld Chorherrs wiege zu schwer. Ein Gericht könnte dem Antrag aber noch stattgeben. 

Das Verfahren wird neben der Schuldfrage von Chorherr und der weiteren neun Beschuldigten eine andere beantworten müssen: Wie viel soziales Engagement verträgt ein öffentliches Amt? 

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Stadtnachrichten
Bild von Martin Staudinger
VON MARTIN STAUDINGER

Wien verschärft die Corona-Maßnahmen nun auch für Jugendliche: Ab morgen, Freitag, müssen Personen ab dem 12. Lebensjahr entweder geimpft, genesen oder PCR-getestet sein (2,5G), um Restaurants, Kinos und andere Veranstaltungen besuchen zu dürfen. Der PCR-Test gilt 48 Stunden ab Durchführung, der Ninja-Pass daher nicht mehr automatisch das ganze Wochenende. Für Kinder unter zwölf Jahren ändert sich nichts, die Testpflicht ab sechs Jahren bleibt aber aufrecht.

Die Stadt begründet diese Regelung mit der stark steigenden 7-Tage-Inzidenz bei den 12- bis 15-Jährigen. Aktuell liegt sie bei 626, sprich: Jede Woche erkranken über 400 Kinder dieser Altersgruppe.

Zudem verweist das Rathaus auf die Möglichkeit, sich bereits ab dem Alter von zwölf Jahren impfen zu lassen – was bereits von 70.000 Kindern und Jugendlichen in Wien in Anspruch genommen wurde. Bleiben weniger als 37.000 Personen in dieser Altersgruppe, die binnen drei Tagen immunisiert werden könnten.


Kein Tag ohne Protest des Gesundheits- und Pflegepersonals: Gestern um fünf Minuten nach 12 Uhr demonstrierten in vielen Spitälern in ganz Österreich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen ihre unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Koordiniert wurde die Aktion von der „Offensive Gesundheit“, einem Verbund von Gewerkschaft, Ärzte- und Arbeiterkammer. 

Protest gegen die unzumutbaren Arbeitsbedingungen: Pflegerinnen und Pfleger vor dem Wiener AKH © APA/Georg Hochmuth

Vor dem Wiener AKH, wo die Hauptaktion stattfand, versammelten sich einige hundert Demonstranten mit Transparenten à la „Unsere Akkus sind leer: Handelt endlich!“ oder „Wanted: Mehr Personal“.

Während der Pandemie ist die ohnehin hohe Arbeitsbelastung des Pflegepersonals weiter gestiegen – und parallel dazu die Burnout-Rate. Laut einer aktuellen Umfrage überlegt die Hälfte der Beschäftigten, ihren Job aufzugeben. Gleichzeitig tragen schlechte Entlohnung und eine unbezahlte Ausbildungszeit dazu bei, dass es an Nachwuchs fehlt.

An der Situation hat sich bislang trotz öffentlicher Sympathiekundgebungen und politischer Versprechungen nichts geändert.


Hatten Sie schon eine Infektion, gegen die gängige Antibiotika nichts geholfen haben, weil der Erreger resistent geworden ist? Das kommt immer wieder, und immer häufiger vor. Meistens lässt sich das Problem durch andere Wirkstoffe beheben. Aber nicht immer: Mehr als 30.000 Menschen in Europa sterben jährlich an unkaputtbaren Keimen. Das berichtete das Gesundheitsmagazin impuls wissen vor zwei Jahren in einer Geschichte über PhagoMed, ein Wiener Biotech-Start-up, das Lösungen für die Antibiotikakrise erforscht – und zwar auf Basis von Bakteriophagen. Das wiederum sind sehr einfach aufgebaute Viren, die sich von Bakterien ernähren. Und diese macht sich ein Medikament zunutze, das PhagoMed derzeit zur Bekämpfung von bakterieller Vaginose, einer weit verbreiteten Frauenkrankheit, entwickelt.

Dafür und für die damit verbundene Technologie interessieren sich jetzt auch die Entwickler des Corona-Impfstoffs BioNTech. Das deutsche Unternehmen hat PhagoMed, wie gestern bekannt wurde, um kolportierte 150 Millionen Euro gekauft und wird es in BioNTech R&D (Austria) umbenennen.

Falter Radio

Spaltet Polen Europa?

Von rechts nach links: Eva Nowotny, Nina Horaczek, Raimund Löw, Andreas Schieder und Ewa Ernst-Dziedzic © FALTER

Der autoritäre Kurs der nationalkonservativen Regierung in Warschau gefährdet die Demokratie – die von Belarus heraufbeschworene humanitäre Krise an der Grenze tut ein übriges dazu. Kann die EU hart bleiben? Im Podcast bei Raimund Löw diskutieren der EU-Abgeordnete Andreas Schieder (SPÖ, Brüssel), die Nationalratsabgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne), der polnische Journalist Bartosz Wielinski (Gazeta Wyborcza, Warschau), die EU-Expertin Eva Nowotny und FALTER-Journalistin Nina Horaczek.


PS: Zur Situation an der Grenze zwischen Belarus und Polen, wo Flüchtlinge vom Lukaschenko-Regime zynisch als Druckmittel gegen die EU eingesetzt werden, finden Sie im FALTER auch einen Lösungsvorschlag von Gerald Knaus, dem Leiter der Denkfabrik ESI (European Stability Initiative).

Serie
Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Undercover als Fahrradkurier, Teil 2: Geschafft (und zwar in jedem Sinn des Wortes)!

Knapp die Hälfte der Zeit ist vorbei und ich bin noch nicht einmal auf halber Strecke. Ich muss links abbiegen, aber der pinke Rucksack auf meinem Rücken versperrt mir die Sicht. Soll ich ohne Schulterblick fahren? 

Ich bleibe dann doch stehen und drehe mich um. Laut Dienstvertrag habe ich bei einem Unfall keinen Anspruch auf Schadenersatz. Im Gegenteil: Ich hafte und müsste dem Unternehmen Flink sogar eine Entschädigung zahlen, wenn ich Schuld am Unfall trage. Aber die tickende Uhr erzeugt Druck.

„Wo warst du so lange?”, fragt die Schichtleiterin in etwas scharfem Ton, nachdem ich mich verfahren und zwei Minuten verspätet habe. © FALTER/Mavrić

An einem anderen Abend wohnt meine Kundin 2,5 Kilometer vom Lager entfernt. Ich fahre durchgehend mit 25 km/h, aber irgendwann lockert sich die Handyhalterung und kippt über die Lenkstange – ich kann den Streckenverlauf am Bildschirm nicht mehr sehen und biege eine Straße zu früh ab. 

Die Route wird neu berechnet. Erst nach zwölf Minuten habe ich das Ziel erreicht. Am Rückweg ruft die Schichtleiterin zwei Mal an. Ich fahre Rad und hebe nicht ab. „Wo warst du so lange?”, fragt sie in etwas scharfem Ton, als ich zurück im Hub bin. Ich bitte um Verzeihung und erkläre, dass ich mich verfahren habe. 

Flink verspricht eine Lieferung von zehn Minuten, wenn die Kunden im Umkreis von zwei Kilometern bestellen. Ist die Distanz größer, bekommen die Fahrer ein paar Minuten mehr. Mit dem 25 km/h schnellen E-Bike ist das theoretisch machbar. Bei viel Verkehr, roten Ampeln oder wenn man sich verfährt, wird es knapp. 

Zehn Minuten für das Einsortieren des Rucksacks und das Liefern der Ware sind wenig, aber gerade das ist der Kick, auf den die Express-Lieferanten setzen. „Wenn du Curry kochst und merkst, dass dir eine Zwiebel fehlt und jemand bringt sie dir in ein paar Minuten – das ist einfach geil”, erklärt mir ein Mitarbeiter vom Konkurrenten Jokr, der seit einigen Wochen ebenfalls in Wien tätig ist. 

Für mich ist die Fahrt nicht ganz so geil, obwohl ich diesmal gut in der Zeit liege. Im letzten Viertel der Strecke beginnt es leicht zu regnen, und ich spüre meine Finger kaum noch.

Nach sieben Minuten bin ich bei der Adresse angekommen. Ein Gemeindebau mit sechs Häuserzeilen und über 200 Wohnungen. Ich drehe zwei Runden im Hof, bis ich die richtige Anschrift finde. Geschafft – in jedem Sinn des Wortes! Die Wohnung ist im dritten Stock. Als ich oben ankomme, bin ich völlig außer Atem. Ein Mann Mitte 30 öffnet die Tür. Er lächelt verlegen. 

„Danke”, murmelt er, geht zurück in die Wohnung und drückt mir einen Euro Trinkgeld in die Hand. Die Rechnung von rund 20 Euro bezahlt er über die App, die Produkte kosten dasselbe wie im Supermarkt. Dazu kommen noch Liefergebühren von 1,80 Euro. Bei Jokr ist die Lieferung sogar kostenlos.

Morgen: Wie sich die Liefer-Startups finanzieren

Lokaltipp

stadt.Allee

Die „Kantine“ gibt es nicht mehr. Keine günstigen Mittagsmenüs in puristischem Ambiente mehr, keine netten Begegnungen bei offenem Pilsner, kein entspanntes Abhängen im traumhaft schönen Hof-Gastgarten, von dem aus man den Mariahilfer-Straßen-Kommerz maximal als dezentes Rauschen wahrnahm. Stattdessen haben wir in jenem Hof der Mariahilfer Straße 101 jetzt eine stadt.Allee, das jüngste Kind der gastronomischen Erfolgsgeschichte von Bowlinghallen-Betreiber Philipp Pracser. Drinnen hat Prascer seine stadt.Allee hergerichtet, wie solche Lokale heute halt aussehen: Fliesen, offene Küche, Lederhocker und ein altes Fahrrad an der Wand. Auch bei der Küche soll die ehemalige Kantine ein „All Purpose“-Lokal sein. Es gibt Frühstück, Cocktailbar, Schnitzel, Steak, Burger, Bowl, hausgemachten Eistee und Gerichte vom Robata-Grill.

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.

Frage des Tages

Wie viele Ziegen werden in Wien gehalten?

1. 37

2. 123

3. 2.855

Auflösung von gestern: Allein bei Mjam und Lieferando sind rund 2.000 Fahrerinnen und Fahrer (und nicht 380 oder 1.300) in Österreich tätig.

Wir schicken dich da raus

Im Gegensatz zu einer in türkisen Revolvermedien weit verbreiteten Ansicht haben nicht alle FALTER-Leserinnen und -Leser Lastenräder – es gibt auch welche mit Autos. Und die schicken wir heute raus zu den besten Waschanlagen Wiens. Ein Besuch dort könnte vor Beginn der Wintersaison durchaus lohnend sein. Und sei es nur, um die leeren Schleckeis-Papierln loszuwerden, die sich im Sommer unter den Sitzen angesammelt haben. Den Soundtrack dazu gibt's hier: Car Wash von Rose Royce.

Nobel: Park and Wash

Das innerstädtische Verwöhnprogramm fürs Auto. Aus einer breiten Palette von Angeboten wie Tierhaarentfernung oder Lederpflege kann man sich hier zusammenstellen, welche Reinigungsprogramme dem Gefährt zukommen sollen. Die noble Adresse hat dazu geführt, dass es hier besonders viel Erfahrung mit exklusiven Autos gibt.

Am Hof 1, 1010 Wien, Website: https://www.parkandwash.com/


Öko: Waterless Care

Firmengründer Hazem Kassabji: Dieser Mann macht Ihr Auto umweltfreundlich sauber © Best of Vienna/Claudia Throm

Umweltfreundlich und ohne Wasser. Eigenschaften, die bei der Autowäsche nicht unbedingt in den Sinn kommen. Waterless Care produziert seine Reinigungsmittel auf Pflanzenbasis selbst in Wien. Großer Bonuspunkt: Die Waterless Carer kommen zu einem nach Hause, äh, auf den Parkplatz.

 Mobil in ganz Wien, Website: https://www.waterlesscare.at/


Billig: Turmöl Waschanlagen

Autoreinigung geht auch günstig. Unter dem Namen Pico Bello betreibt der Discounter Turmöl Waschanlagen und Selbstwaschboxen. Attraktiv sind diese vor allem fürs kleinere Geldbörsel. Der Durchgang Classic bleibt unter € 7,–, und auch die Premiumversion mit Wachspflege, Aktivschaum und Unterbodenwäsche ist mit €  12,99 erschwinglich.

Mehrere Standorte in Wien, Website: https://xn--turml-mua.at/waschen/


Die Tipps stammen aus der aktuellen Ausgabe von Best of Vienna.

Event des Tages
Bild von Lisa Kiss
AUSGEWÄHLT VON LISA KISS

Der junge und noch jünger aussehende Niederösterreicher Christoph Fritz besticht in seinem Erstlingswerk „Das jüngste Gesicht“ weder durch energiegeladene Bühnenpräsenz, noch durch das Verbreiten leichtfüßiger Freude. Aber er macht sich über all das lustig, was eigentlich nicht lustig ist, und bietet schwarzen Humor in Perfektion. Großartig. (Sara Schausberger)

Casa Nova, 19.30


Der ehemalige Profikicker Othmar Bajicz leitet das Chelsea seit 1986, erst in der Josefstadt, heute am Lerchenfelder Gürtel. Im Laufe der Jahre haben Größen wie Die Toten Hosen, Soundgarden, Die Ärzte, The National, The Gossip oder die Sleaford Mods im Chelsea gespielt, speziell im Gitarrenbereich gehört das Lokal nach wie vor zu den aktivsten Konzertlocations der Stadt. Ein gut zweiwöchiger Schwerpunkt feiert nun 35 Jahre Chelsea. Bis 25. November ist das Programm daher noch üppiger als sonst. Los geht es heute mit der britischen Punk-Legende TV Smith und der Wiener Avantgarde-Rockband Bulbul. (Sebastian Fasthuber)

Chelsea, 21.00 

Buchtipp

David Rennert: Der Oslo-Report

Der Brief des dreiundvierzigjährigen Hans Ferdinand Mayer, Direktor der Berliner Siemens & Halske AG, im November 1939 mit detaillierten Angaben über Hightech im Reich der Nazis an die britische Gesandtschaft in Oslo ist mit „von einem deutschen Wissenschaftler, der Ihnen wohlgesinnt ist“ signiert. 1943 wurde Mayer wegen Hörens von „Feindsendern“ verurteilt. Er forschte im KZ Dachau im Bereich Hochfrequenztechnik, arbeitete nach dem Krieg für die US Air Force und ab 1962 wieder bei Siemens. Nach seinem Tod 1980 wurde er als Verfasser des „Oslo-Reports“ bekannt. (Erich Klein)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

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Im Wien der Jahrhundertwende fuhr man genau um diese Zeit, also um Martini herum, gerne mit der Dampftramway in das nördlich der Stadt gelegene, selbstständige Marchfelddorf Kagran hinaus. Die Pfarrkirche stand etwas abseits auf einem Hügel, denn in der Mitte des Ortes – dem heutigen Kagraner Platz – da befand sich der Anger. Das war eine langgestreckte, linsenförmige Freifläche, zu der sich die Kagraner Hauptstraße dort ausweitete. Der Anger war seit dem Mittelalter das gemeinschaftliche Gemeindegut aller Dorfbewohner: die Allmende. In der Mitte aber waren bis zum Jahr 1904 größere und kleinere Dorfteiche. Dort lebten die berühmten Kagraner Martinigänse.

Das alte Bauernhaus aus der Ganslzeit sieht noch aus wie vor 100 Jahren © Klaus-Jürgen Bauer

Ein paar alte Bauernhäuser aus der Ganslzeit gibt es immer noch. Das langgestreckte Zwerchhaus sah damals, um 1900, genauso aus wie heute: Hell gekalkt, eine lange Fensterreihe mit Kastenfenstern, ein hölzerner Gartenzaun, eine Einfahrt. Auf der linken Seite führte ein weiterer Trakt in die Tiefe. Damals sahen jedoch alle Häuser am Kagraner Anger so aus. Nach dem Ersten Weltkrieg begann rund um den alten Anger von Kagran das Bauen und hörte bis heute nicht auf. Die Kagraner Gänse verschwanden.

Morgen: Thurnhers Freitagsrezeptchen lä


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