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… hofft zumindest die Redaktion und tüftelt an einem ambitionierten Rettungsprojekt >> Heftige Proteste gegen Kürzungen im Pflichtschulbereich >> Sozialabbau durch die neue Wiener Mindestsicherung? >> Festnahmen im Fall einer getöteten 13-Jährigen >> Vogel der Woche: Der Zilpzalp

Wetterkritik: Uff! Heute noch einmal sehr heiß (bis 36 Grad), bevor es in der Nacht frischer werden dürfte. Durchhalten!


Guten Morgen,

ich gestehe, ich habe sie schon das eine oder andere Mal aus der Zeitungstasche geklaut. Ich hoffe, die Kolleginnen und Kollegen sowie der Rechtsstaat verzeihen mir das – aber wenn man irgendwas mit Medien macht, kommt man vor allem am Wochenende schwerlich an der Wiener Zeitung (WZ) vorbei: erstens finde ich immer ein paar Geschichten, die ich sonst nirgends finde; zweitens mag ich ihre unparteiliche Unaufgeregtheit ebenso wie ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Eigentümer (der Republik Österreich, vertreten durch das Bundeskanzleramt); und nicht zuletzt hat sie sich als verlässliches Antidot gegen die Delirien erwiesen, die mich beim Blick in die Sonntags-Boulevardzeitungen befallen.

Aber um die WZ – übrigens die älteste Tageszeitung der Welt – steht es nicht gut: Sie muss gerettet werden. Warum das so ist und wie es möglich sein soll, erzähle ich Ihnen gleich. Soraya Pechtl informiert Sie heute über die neue Wiener Mindestsicherung und Proteste gegen bevorstehende Kürzungen im Wiener Pflichtschulbereich, und FALTER-Vogelwart Klaus Nüchtern beschreibt einen Vogel namens Zilpzalp, den Sie sicher schon gehört, wahrscheinlich aber noch nicht gesehen haben

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Martin Staudinger

PS: Wie wir bereits berichtet haben, hat Claus Reitan, Chefredakteur des ÖVP-Parteiblogs „Zur Sache“ insgesamt drei Klagen gegen FALTER-Chefredakteur Florian Klenk eingebracht. Warum? Komplizierte Geschichte: Der ÖVP-Pressedienst hatte Klenk Medienkorruption vorgeworfen, weil der FALTER in der Causa Ibiza Fake News gegen die Volkspartei nicht (buchstabiere: N.I.C.H.T.) berichtet hatte. Daraufhin nannte Klenk die Arbeit des Pressediensts „hirnbescheuert“. Gestern hat das Handelsgericht Wien eine einstweilige Verfügung abgelehnt, mit der Klenk verboten werden sollte, im Zusammenhang mit „Zur Sache“ weiterhin den Begriff „hirnbescheuert“ zu verwenden – diese Wertung ist nach Ansicht des Gerichts von der Meinungsfreiheit gedeckt. Ein von Reitan angestrengtes Strafverfahren wegen übler Nachrede ist noch nicht entschieden, ein medienrechtliches Verfahren ebensowenig. Die Details beschreibt Armin Thurnher heute ab 17 Uhr auf der FALTER-Website.

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Rettungsversuch

Wie die Redaktion und ein Ökonom die Wiener Zeitung vor dem Zusperren bewahren wollen.

Das größte Problem der WZ ist das Geld. Wenig überraschend, könnte man jetzt sagen – da geht es ja allen Medien ähnlich. In diesem Fall ist es aber etwas komplizierter. Die WZ ist nicht nur eine Qualitätszeitung, sie hat auch einen öffentlichen Auftrag. Der besteht darin, jeden Tag ein Amtsblatt herauszugeben, in dem Österreichs Unternehmen relevante Informationen über sich publizieren und dafür zahlen müssen: Gründungen, Änderungen in der Eigentümerstruktur, Jahresabschlüsse großer Aktiengesellschaften, Pleiten und so weiter. Das finanziert im Wesentlichen die Arbeit der Redaktion.

Allerdings fällt diese Einnahmequelle wohl bald weg. Im türkis-grünen Regierungsprogramm ist vorgesehen, diese Veröffentlichungspflicht abzuschaffen. Das wäre auch das Ende der Zeitung. Die Entscheidung darüber wurde inzwischen zwar vertagt (die Frage, wo und wie die Unternehmensinfos dann mit der erforderlichen Rechtssicherheit publiziert würden, ist noch nicht geklärt) – aus dem Bundeskanzleramt ist aber schon länger kein Piep zu hören, wie es jetzt weitergehen soll.

Rettungskonzept: Ökonom Christian Helmenstein, WZ-Chefredakteur Walter Hämmerle © FALTER/Staudinger

Deshalb tüftelte die Redaktion inzwischen an einem eigenen Konzept zur Rettung der WZ, dessen Grundzüge gestern präsentiert wurden. Chefredakteur Walter Hämmerle und seine Leute wollen eine strategische Partnerschaft mit dem Forschungsverbund Cognion, der von Christian Helmenstein (nebenbei Chefökonom der Industriellenvereinigung) geleitet wird, eingehen.

Das Modell, das ihnen vorschwebt, beruht auf zwei Säulen: Zum einen soll die WZ als Qualitätszeitung weitergeführt werden. Zum zweiten haben beide Unternehmen Unmengen an Daten (Cognion aus den Forschungen der Mitglieder seines Verbunds, die WZ etwa aus ihrem 318 Jahre zurückreichenden Archiv), die für die Öffentlichkeit relevant sind oder sein können. Diese sollen digital so attraktiv aufbereitet werden, dass Kunden dafür zahlen – seien es staatliche Institutionen, Gemeinden oder Privatleute.

Ein erstes Gespräch mit dem Bundeskanzleramt wurde bereits geführt. Jetzt gilt es, herauszufinden, wie die wirtschaftliche Lage der WZ tatsächlich ist (das weiß, wie so oft, der Eigentümer, nicht aber die Redaktion); welche Dienstleistungen der WZ von der Republik erwünscht sind und wie viel der Staat dem Blatt für seinen weiterhin bestehenden öffentlichen Auftrag der WZ zu zahlen bereit wäre; und welcher Businessplan sich daraus ergibt. „Wir sind erst am Anfang eines langen Prozesses“, sagt Chefredakteur Hämmerle.

Und ich habe mir vorgenommen, diesen Prozess zu begleiten, indem ich künftig ehrlich 1 Euro in die Zeitungstaschenkasse werfe.

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stadtnachrichten-von-soraya-pechtl

Ist Ihnen auch so heiß? Vermutlich ja, wenn Sie in Wien sind. Bevor es im Newsletter weitergeht, können wir Ihnen zumindest eine optische Abkühlung anbieten: Die Kellnerinnen vom Cafè Goldegg im 4. Bezirk haben nach einem Platzregen die Lacken vor dem Lokal genutzt, um sich ein bisschen zu erfrischen, FALTER.morgen-Leser Lothar Bodingbauer hat fotografiert. Wie hieß es so schön in den 1970-er Jahren (wenngleich mit etwas anderem Hintergrund)? Unter'm Pflaster liegt der Strand.

© Lothar Bodingbauer


Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Lautsprecheranlagen marschierten gestern geschätzt 1.000 Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler und Eltern vom Rathaus zum Bildungsministerium und sorgten für ordentlich Lärm. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut”, skandierten sie. Einige Kinder mussten sich sogar die Ohren zuhalten.

Der Protest richtete sich gegen die Umverteilung der Unterrichtsstunden. Einige Wiener Pflichtschulen haben ab Herbst nämlich ein geringeres Stundenkontingent zur Verfügung und müssen Angebote kürzen (die Gründe dafür können Sie hier nachlesen).

„Die Stadt Wien müsste für mehr Ressourcen kämpfen”, sagt der Vater eines 7-jährigen Mädchens der Volksschule Einsiedlergasse in Margareten. „In unserer Schule werden viele Angebote und Förderprogramme gestrichen. Meine Tochter kann dann nicht mehr in eine Mehrstufenklasse gehen.”

In vielen Schulen gibt es ab Herbst nicht mehr genug Ressourcen für Förderangebote mehr © FALTER/Pechtl

Für Aufregung sorgte auch, dass die Stundenzuteilung nur knapp zwei Wochen vor Schulschluss erfolgte. „Die Politiker haben wohl geglaubt, der Protest würde über den Sommer abebben. Aber wir werden weiter mobilisieren”, verspricht ein Demonstrant.

Organisiert hatte die Kundgebung Andrew Sherwin, Elternvertreter der Volksschule Zennerstraße im 14. Bezirk. Dort müssen die Lehrkräfte ab Herbst mit etwa 20 Prozent weniger Stunden auskommen.

Fast zeitgleich fand im Rathaus ein runder Tisch mit besonders betroffenen Schulen statt. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat angekündigt, für „Härtefälle" Lösungen finden zu wollen. „Keine einzige Schule soll gezwungen sein, Klassen aufzulösen oder zusammenzulegen“, sagte er.


Sozialer Abbau oder nachhaltige Reform? Vergangene Woche hat Rot-Pink im Wiener Landtag die Änderung des Mindestsicherungsgesetzes beschlossen. FALTER.morgen hat Karin Heitzmann, Professorin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien, um ihre Einschätzung gebeten.

Kommt durch die neue Mindestsicherung ein Sozialabbau, wie es die Grünen befürchten?

Heitzmann: In der Reform sind einerseits Erleichterungen enthalten, zum Beispiel werden Covid-Boni und Familienabsatzbeträge in Zukunft nicht mehr von der Mindestsicherung abgezogen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Verschärfungen – insbesondere den Wegfall der Vier-Monats-Frist für Jugendliche. Da kann ich die Kritik schon nachvollziehen.

In Zukunft müssen Mindestsicherungsbezieher unter 25 sofort nachweisen, dass sie sich um einen Job bemühen, bisher hatten sie eine Schonfrist von vier Monaten.

Heitzmann: Vielfach sind das Jugendliche, die noch in Ausbildungen oder Kursen stecken. Oft sind es auch Personen mit Migrationshintergrund, die gerade einen Deutschkurs besuchen. Wenn es dann eine Zwischenzeit gibt, wo zwei oder drei Monate kein Deutschkurs stattfindet, kann es passieren, dass diese Leute irgendeinen Job zugeteilt bekommen und in eine prekäre Beschäftigung rutschen.

Die Stadtregierung argumentiert damit, dass sie die Menschen schneller in die Beschäftigung bringen will.

Heitzmann: Man muss die Leute zum Teil erst arbeitsfit machen. Es ist nachhaltiger, wenn ich in einem Job bleiben kann, weil ich besser qualifiziert bin, anstatt einfach irgendeinen vermittelt zu bekommen. Bei der Wiener Mindestsicherung geht es auch um die Ausbildung des Humankapitals und nicht nur um den Job per se. Das ist ein großes Plus im Vergleich zum Grundsatzgesetz des Bundes. Wir wissen aus der Forschung aber auch, dass es gut ist, die Dauer der Arbeitslosigkeit möglichst kurz zu halten. Unter diesem Aspekt verstehe ich das Argument. Man wird sich erst genau anschauen müssen, ob da nicht ein falscher Anreiz gesetzt wird, der in eine gar nicht beabsichtigte Richtung geht.

Wie beurteilen Sie die Streichung der Mindestsicherung für einen Monat, wenn sich Bezieherinnen nicht ausreichend um einen Job bemühen?

Heitzmann: Diese Sanktionsmechanismen hat es immer gegeben. Die Mindestsicherung war immer an Bedingungen gekoppelt – sie ist ja kein bedingungsloses Grundeinkommen, auch wenn das im Diskurs oft anders dargestellt wird.


Die Tötung einer 13-Jährigen, die am Wochenende leblos im 22. Bezirk aufgefunden wurde, könnte vor der Aufklärung stehen: Gestern hat die Polizei einen 16-Jährigen und einen 18-Jährigen aus Afghanistan als Tatverdächtige verhaftet. Heute sollen die jungen Männer einvernommen werden. Das Mädchen war am Samstag gegen 7 Uhr früh auf einem Grünstreifen in der Viktor-Kaplan-Straße an einen Baum gelehnt entdeckt worden, die Leiche wies zahlreiche Hämatome im Hals- und Brustbereich auf. Nach ersten Erkenntnissen war der Teenager nicht am Fundort ums Leben gebracht worden, sondern in einem Haus oder einer Wohnung.

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Es bleibt vorerst noch heiß – daher schicken wir Sie diese Woche in schattige Wiener Innenhöfe mit interessanter Geschichte.

Heute: Der Vogelweidhof

Es war einmal eine Stadt, die ließ ihren Bewohnerinnen und Bewohnern Sozialpaläste bauen und auf deren Deckenfresken die Heldinnen und Helden der Arbeit in Form von Märchenfiguren verewigen. Diese Stadt war Wien, und diesen Palast gibt es wirklich. Er heißt Vogelweidhof, wurde 1927 fertiggestellt und befindet sich unweit des Neubaugürtels in Rudolfsheim-Fünfhaus.

Entworfen von Leopold Bauer, einem Schüler Otto Wagners, benannt nach dem Minnesänger Walther von der Vogelweide strahlt er nicht nur, wie die meisten anderen Gemeindebauten dieser Epoche, die Imposanz eines Herrschaftssitzes aus, ihm wohnt dank seines freskenverzierten Säulengangs fast schon etwas Sakrales inne: bloß, dass hier im Kreuzgang des Proletariats anstatt Szenen aus der Bibel Fußballer, eine Gesundheitsuntersuchung an Kindern und Architekten bei der Arbeit zu sehen sind.

Längst ist das einst so stolze Monument der Sozialdemokratie in Vergessenheit geraten. Seine Schönheit erlosch ebenso wie der gute Ruf der Wiener Gemeindebauten. Die Fassade ergraute, auch die türkisfarbenen Zierbrunnen in den Höfen speien schon lange kein Wasser mehr.

2012 ließ die Stadt den Vogelweidhof generalsanieren und gab ihm etwas von seiner früheren Würde zurück. Heute wirkt der „Märchenhof“ wie er früher genannt wurde, als wäre er selbst Teil eines Märchens. Es war eben einmal. (Birgit Wittstock)

© VienneGIS

Hinkommen: Mit der U6 bis Burggasse-Stadthalle (hier reinzoomen)

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Klaus Eckel ist nicht nur der Satiriker mit dem höchsten Wort-Output, er hat auch eine unglaublich hohe Pointendichte. Scheinbar frei assoziierend, präsentiert er in Wirklichkeit ein tiefsinniges und in jedem Detail durchdachtes Plädoyer für mehr Hirn und Verstand. „Menschen sind unzufrieden mit ihrem Körper, aber niemand mit seinem Gehirn. Niemand sagt, da oben will ich zunehmen”, gibt sich Eckel auf seine unverwechselbar naiv wirkende Art kopfschüttelnd. Das neue Programm Ich werde das Gefühl nicht los” verbindet hervorragende Komik mit aufregenden Inhalten. Er gibt den blödelnden Narren und trifft doch punktgenau die Schwachstellen der Gesellschaft. (Martin Pesl)

Globe Wien, Openair-Bühne, 20.00 (auch am 30.6. und vom 23. bis 26.8.

buchtipp

Leïla Slimani: Das Land der Anderen

Leïla Slimani ist der seltene Fall einer Autorin, die Bestseller schreibt und zugleich von der Kritik in den Himmel gehoben wird. Für ihren Roman „Dann schlaf auch du“ wurde sie 2016 mit dem Prix Goncourt, dem renommiertesten Literaturpreis Frankreichs, ausgezeichnet. „Das Land der Anderen“ stand wochenlang auf Platz eins der Bestsellerlisten und wurde von Le Monde, Libération und Salman Rushdie in die Rubrik „überwältigendes Meisterwerk“ einsortiert … (Klaus Nüchtern)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

Als Revolutionär der Kunstszene war er für viele berühmt und berüchtigt zugleich – die Regisseurin Bettina Böhler zeichnet mit ihrem Film ein facettenreiches Bild des 2010 verstorbenen Christoph Schlingensief als Ausnahmekünstler und als Privatperson.

Dieser Film ist der beste Dokumentarfilm des Jahres. Man muss ihn einfach rühmen so komplett, so schlüssig, so anrührend und anregend ist er.“ - Der Freitag

Ab 2. Juli im Kino

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Team LBJ I:

Der Zilpzalp

Der Zilzalp zählt zu den Vögeln, die jede/r schon mal gehört hat, aber nur jene tatsächlich gesehen haben, die es dann schon ein bisschen genauer wissen wollen. Nicht, dass er sonderlich scheu oder schwer zu sichten wäre – wie Nachtigall oder Heckenbraunelle –, aber er ist eben ein klassischer Vertreter jener Spezies, die der englische Journalist, Autor und Birder Simon Barnes mit dem respektlos-hübschen Akronym LBJ bezeichnet hat. Es steht für Little Brown Jobs und wäre ins Bairische in etwa mit „graubraunes Gschwerl“ zu übersetzen.

Ein „graubraunes Gschwerl“ © FALTER/Nüchtern

Zu den LBJs zählen vor allem Angehörige der Familien der Laubsänger- und Grasmückenartigen von verwaschen-fader Farbgebung, die im Gezweig herumhüpfen und nicht viel hermachen. Ein klassischer Vertreter dieser Spezies ist der Zilpzalp, ein Laubsänger, der sich vom Fitis in Hinblick auf die Handschwingenprojektion unterscheidet. Falls man gerade seine Handschwingenprojektionsschublehre nicht dabei haben sollte, muss man sich auf den Gesang verlassen. Keine Ahnung, wie der Fitis klingt, jedenfalls anders. Der Zilpzalp aber ist – so wie auch der Kuckuck – ein onomatopoetischer Vogel, sprich, er heißt in etwa so, wie er singt oder ruft (auf Englisch: Chiffaff). Der Zilpzalp macht also „zilp“ und „zalp“ oder „zilp zelp zelp zalp zilp“, wie's im Svensson geschrieben steht.

Die Frage der korrekten Transliteration mag in Vogelstimmenverschriftlichungsfachkräfteforen für hitzige Debatten sorgen, die meisten werden mit „zilp“ und „zalp“ das Auslangen finden. Für mich klingt der Zilpzalp ein wenig so, als würde er „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega nachpfeifen wollen, aber nicht sehr weit kommen. Egal. Wer beim Spaziergehen durch Wälder, Parks und Gärten den Zilpzalp einmal gehört hat, wird ihn jedenfalls beim nächsten Mal zweifelsfrei zu identifizieren wissen. Was Vogelstimmen anbelangt, ist er ein Anfängervogel allererster Güte. Und „Den Zilpzalp im Ohr. Erinnerungen eines unterambitionierten Birders“ wären ein schöner Titel für die Memoiren, die ich nie schreiben werde.

Übrigens: Klaus Nüchtern zwitschert als @ClousInTheSky auf Twitter.


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Produktion: Julia Allinger

FALTER
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