✍„Operation Red Bird“: Raiffeisen will die Reste einer russischen Staatsbank kaufen. Das würde dem Kreml Hunderte Millionen bringen >> Podcast nach drei Jahren Corona – was bleibt von der Pandemie? >> Der Fassadenleser über die Zerstörung der alten Vorstadt Wetterkritik: Und schon wieder probiert es der Frühling – heute sonnig und spürbar milder bei bis zu 10 Grad. Guten Morgen! Vergangene Woche ist mir ein paar Mal d...
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„Operation Red Bird“: Raiffeisen will die Reste einer russischen Staatsbank kaufen. Das würde dem Kreml Hunderte Millionen bringen >> Podcast nach drei Jahren Corona – was bleibt von der Pandemie? >> Der Fassadenleser über die Zerstörung der alten Vorstadt

Wetterkritik: Und schon wieder probiert es der Frühling – heute sonnig und spürbar milder bei bis zu 10 Grad.


Guten Morgen!

Vergangene Woche ist mir ein paar Mal die gute alte Mutter Courage in den Sinn gekommen. Wobei – gut ist die Alte ja eigentlich ganz und gar nicht. Im Gegensatz zu ihrem wohlklingenden Namen betätigt sie sich ja als schnöde Kriegsgewinnlerin. Und da sind wir auch schon beim Thema der dieswöchigen Falter-Titelgeschichte und des heutigen FALTER.morgen: den Geschäften der Raiffeisen Bank International (RBI).

Gestern konnten wir enthüllen, dass die RBI daran arbeitet, die Reste der Tochterfirma einer russischen Staatsbank im europäischen Ausland zu kaufen. Das könnte dem Kreml mitten im Angriffskrieg gegen die Ukraine hunderte Millionen Euro einbringen – und dem Staat Österreich noch ein Stück seiner Reputation kosten. Abgesehen davon könnte es für Raiffeisen eine Menge Ärger mit dem US-Finanzministerium bringen.

Wie sagt Mutter Courage doch so schön? „Ich laß' mir den Krieg von euch nicht madig machen … der Krieg nährt seine Leute besser.“

Unser Bericht sorgt jetzt auch in der Ukraine für Aufsehen – was hinter der „Operation Red Bird“ (so der Codename der Akquise) steckt und wie das Außenministerium in Kiew reagiert, erzähle ich Ihnen gleich.

Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Noch ein Ukraine-Thema. Im vergangenen Sommer hat meine Kollegin Anna Goldenberg Frauen porträtiert, die vor dem Krieg nach Österreich geflüchtet sind. Jetzt, ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, fragt sie nach, wie es ihren Interviewpartnerinnen seither ergangen ist. Und unser Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer betrauert die achtlose Zerstörung kleiner Häuser in der alten Vorstadt.

Einen schönen Tag wünscht

Josef Redl

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Die Stunde der Kriegsgewinnler

Raiffeisen will sich an den Resten einer russischen Staatsbank in Österreich bedienen. Klappt der Deal, bekommt der Kreml dafür Hunderte Millionen Euro. Die Hintergründe.

Die Sberbank ist Russlands größte Bank und mehrheitlich in staatlichem Besitz. Sie wurde als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von den USA und der EU unter Sanktionen gestellt. Das traf auch mehrere ihrer Tochterunternehmen im Ausland – unter anderem die Sberbank Europe AG, gegründet in Österreich, geleitet von hiesigen Kapazundern wie Siegfried Wolf (Unternehmer und früherer Magna-Boss), Gerhard Randa (lange Jahre Chef der Bank Austria) und Sonja Sarközi (ehemalige Bawag-Managerin).

Illustration: PM Hoffmann

Im Laufe des vergangenen Jahres wurde die Sberbank Europe deshalb liquidiert. Mitte Dezember 2022 hatten alle ihre Kunden ihr Geld zurückbekommen, die Schulden waren beglichen, die Bankenkonzession erlosch. Und trotzdem: Sberbank Europe ist erstens immer noch einiges wert (sie wird auf 300 Millionen Euro geschätzt) und könnte zweitens irgendwann ein Vielfaches davon hereinspielen, hofft die RBI. Und will sich deren Reste deshalb schnappen.

Spätestens hier wird es wirklich problematisch. Kauft Raiffeisen das Unternehmen, müsste es den Preis dafür an die russische Konzernmutter zahlen – und damit im Wesentlichen an den Kreml. Der bekommt das Geld wegen der Sanktionen vorerst zwar nicht, kann es aber zum Beispiel für bessere Zeiten auf einem Treuhandkonto parken. Die Raiffeisen-Tochterbank in Russland hat ein ähnliches Problem: Sie hat dort im abgelaufenen Geschäftsjahr zwei Milliarden Euro Gewinn gemacht – kann das Geld aber nicht ins Ausland schaffen, weil der Kreml das als Vergeltung für die westlichen Sanktionen untersagt.

Abgesehen von der moralischen Frage, warum man einem Aggressor wie Russland zum eigenen Vorteil ein paar hundert Millionen Euro verschaffen soll, rückt Raiffeisen damit weiter ins Visier der USA.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Office of Foreign Assets Control (Ofac, die für Sanktionen zuständige Behörde im US-Finanzministerium) im Jänner ein Schreiben an die RBI übermittelt und darin Auskünfte über den Zahlungsverkehr in Russland verlangt hat.

Bekommt die RBI die Sberbank-Assets besonders günstig, könnte das als Gegenleistung für das in Russland eingefrorene Raiffeisen-Vermögen interpretiert werden. Ein zu hoher Kaufpreis wiederum als Investition in die Beziehungen zum Kreml. Eine derart schiefe Optik kann sich Österreichs zweitgrößte Bankengruppe derzeit eigentlich nicht leisten.

Die Raiffeisen Bank International sagt dazu nur soviel: Man halte sämtlich sanktionsrechtliche Vorschriften ein. Ob es den ethischen Standards der Raiffeisen-Gruppe entspricht, mitten in einem völkerrechtswidrigen Krieg derartige Geschäfte zu machen, wollten weder RBI-Vorstandschef Johann Strobl noch Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Hameseder kommentieren.

Die ganze Geschichte über die Operation Red Bird finden Sie im aktuellen Falter (mit 4-Wochen-Testabo kostenlos).

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Der Fall Wien Energie

Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Im Sommer hat – wie bereits berichtet – Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) per Notkompetenz zwei Kreditlinien in Millionenhöhe für die Wien Energie freigegeben. Die Entscheidung dafür traf aber nicht Ludwig selbst, sondern die Dienststelle MA 5 (Finanzwesen). Sie schlug vor, den Antrag nicht regulär durch den Gemeinderat absegnen zu lassen, sondern oder quasi im Schnellverfahren per Notkompetenz zu beschließen. Das sagte gestern Finanzdirektor Christoph Maschek vor der Untersuchungskommission aus.

Warum? Für einen regulären Beschluss im Gemeinderat sei keine Zeit gewesen. „Das braucht mindestens vier Wochen Vorlauf. Bei der Notkompetenz gibt es andere Fristen. Wenn der Antrag nicht abgewartet werden kann, gibt es keine andere Möglichkeit“, so Maschek. Wie wir gestern berichtet haben, gibt es dazu aber auch andere Ansichten.

Als zweite Auskunftsperson war Gerhard Mörtl, Dezernatsleiter der MA 5 (und nicht Finanzdirektor, wie gestern irrtümlich berichtet) geladen. Zur Erinnerung: Er war derjenige, an den die Mail vom 12. Juli mit dem Satz „Wie besprochen, wird ersucht, die vom Bürgermeister gewünschte Ergänzung („Freistellung”) vorzubereiten“ adressiert war. Ob und was die Stadtwerke und die Stadt vor dem 12. Juli zum Thema Notkompetenz beredeten, haben die Abgeordneten aber nicht erfahren. „Ich habe keine Wahrnehmung, dass vorab etwas besprochen wurde“, so Mörtl knapp.


Stadtnachrichten

Mit einer neuen Kampagne wirbt der Verein Down Syndrom Wien für die gelebte Inklusion von Menschen mit Behinderung. „Es geht um Menschenrechte – darüber sollte es eigentlich keine Diskussion mehr geben“, so die Organisatoren. Das spiegelt auch der Titel der Kampagne wider: „Down Syndrom. Na und.“

Österreich habe bereits 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet, in der das Recht auf Inklusion festgeschrieben ist: „Wir fordern deshalb entsprechend ausgestattete Kindergärten und Schulen für alle. Denn: Inklusion von Anfang an fördert soziales Lernen, den selbstverständlichen Umgang miteinander und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft – niemand soll ausgeschlossen werden oder sich ausgeschlossen fühlen müssen.“

Nur: Bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg. Wie er beschaffen sein sollte und wo es holpert, illustriert die Kampagne anhand von fünf Personen in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Die elfjährige Emma-Lou (siehe Foto), die sich noch in Ausbildung befindet; der 17-jährige Emil, der zwar eine inklusive Bildungskarriere absolviert hat, mit Ende der Schulpflicht aber von Bildungsangeboten ausgeschlossen ist (eine Geschichte zu dieser Problematik finden sie hier, ein Interview mit dem Schauspieler Michael Ostrowski hier.)

Johanna (28), die als Arbeitssuchende im Job so aufgenommen werden soll, wie sie ist. Mike, der mit 45 bereits die Erfahrung gemacht hat, mehr Hindernisse überwinden zu müssen als Menschen ohne Behinderung.


Und schließlich der 68-jährige Werner, der auf das Leben zurückblickt und einen wichtigen Schluss daraus zieht: Alle sollten die gleichen Chancen haben.


1 Jahr Ukraine-Krieg

Bild von Anna Goldenberg
VON ANNA GOLDENBERG

Temporär und wackelig

Kann man seine Rechte durch Kunst begreifen? Das erforscht die ukrainische Künstlerin und Juristin Julia Strykovska seit einem Jahr in Wien – und würde gern weitermachen.

Julia Strykovska hat sich ihren eigenen kleinen Raum gebaut. Genau genommen ist es ein hölzerner Paravent auf Rollen, der Stoff, Verbandmull, beinahe durchsichtig. „Es ist temporär und wackelig, so wie mein Leben”, sagt Strykovska. Vor einem Jahr kam sie aus Kiew nach Wien. Die studierte Juristin hatte als Rechtsanwältin gearbeitet und sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr der Kunst gewidmet, vor allem Rauminstallationen. Text und Textilien faszinierten sie, in ihrem Haus hatte sie sich ein kleines Studio eingerichtet. Bis zum Krieg.

„Ich war wie Kartoffelpüree”: Julia Strykovska © FALTER/Anna Goldenberg

In Wien ergatterte Strikovska eine Finanzierung der Forschungsförderungsgesellschaft FWF, die einjährige Anstellungen für ukrainische Forschende vergab, um bei bestehenden österreichischen Projekten mitzuarbeiten. „On Dizziness”, zu Deutsch „Gemeinsam durch den Taumel” heißt das Projekt an der Universität für angewandte Kunst, das sich mit dem Schwindel beschäftigt. „Ich komme aus einem taumelnden Land”, sagt Strykovska.

Auf dem Verbandmull kleben Worte. Empathy, Care, Community, Clarity. Rund ein Dutzend Menschen hat Strykovska in den vergangenen Monaten interviewt und dazu befragt, was Kunst und Recht gemeinsam haben. Keine Expertengespräche, sondern Antworten aus dem Bauch heraus. Die Interviewten konnten anschließend die wichtigsten Schlagworte aufkleben. „Ich möchte, dass die Menschen das Recht durch Kunst spüren”, sagt Strykovska: „Die meisten Menschen kommen mit dem Recht erst in Berührung, wenn ihnen etwas zustößt.”

Nun schreibt sie einen Artikel über ihre Ergebnisse. Mit 1. Mai läuft zudem ihr Vertrag aus. Strykovska bewirbt sich für Förderungen, denn sie will weitermachen, und zwar hier in Wien. Ihre Wohnung in Kiew hat sie zurückgegeben, vor einigen Monaten ihr freiwilliges Engagement für ihren alten Job eingestellt – sie hatte Spenden gesammelt. Ende des vergangenen Jahres war es ihr zu viel geworden, die Arbeit am Kunstprojekt, das Einfinden in die neue Umgebung, die Sorgen und der Stress. „Ich war wie Kartoffelpüree”, sagt sie.

Es ist anstrengend, fremd zu sein, auch, wenn Strykovska Freundinnen und Freunde gefunden hat, aus dem niederösterreichischen Örtchen, in dem sie untergekommen war, in eine WG in Wien gezogen ist und Deutsch mittlerweile gut versteht, aber lieber auf Englisch antwortet. „Manchmal fühlen sich fünf Minuten wie zwei Stunden an”, sagt Strykovska. Sie träumt nun davon, die Ergebnisse ihrer künstlerischen Forschung in Workshops einfließen zu lassen. „Die eigenen Rechte nicht zu kennen, macht einen offen für Manipulation”, sagt Strykovska. So weit soll es nicht auch hier kommen.


Falter-Radio

Drei Jahre Pandemie: was bleibt?

Von rechts nach links: Christoph Wiederkehr, Christiane Spiel, Barbara Tóth, Niki Popper und Ralf Harun Zwick

Die Regierung ernennt eine Versöhnungskommission, die Langzeitfolgen der Pandemie treten in den Hintergrund. Wie Kinder, Jugendliche und Long-Covid-Erkrankte im Blick gehalten werden können, diskutieren bei Barbara Tóth in der aktuellen Folge Niki Popper (Prognostiker), Christiane Spiel (Bildungsforscherin), Ralf Harun Zwick (Long-Covid-Arzt), Alexa Stephanou (Obfrau „Long Covid Austria” ) und der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos).


Frage des Tages

Vor 200 Jahren wurde der Volksgarten eröffnet – was befand sich zuvor auf dem Gelände?

  1. Koppeln für die Spanische Hofreitschule

  2. Frühneuzeitliche Befestigungsanlagen

  3. Die Gemüsegärten der kaiserlichen Hofküche

Auflösung von gestern: Im 1. Bezirk tragen viele Straßen und Ortschaften den Namen Kärnten (Kärntner Ring, Kärntner Straße, Kärntnerviertel), weil durch die Gegend eine Fernhandelsstraße nach Kärnten verlief (nicht weil das Bundesland das favorisierte Urlaubsziel von Kaiser Franz Joseph I. war oder weil der Architekt der Ringstraße aus Kärnten kam).


Lokaltipp

Gasswing Bar & Bistro

Vor Kurzem hat das Luxushotel The Amauris am Kärntner Ring eröffnet: 62 Zimmer, 160 Tonnen Marmor, Pool im ehemaligen Lichthof und ein Restaurant mit offener Küche, in dem sich ein siebengängiges Menü um 160 Euro (ohne Getränke und Gedeck) genießen lässt.

Das wird die meisten von uns nicht weiter interessieren, allerdings hat dieses Amauris-Hotel auch ein kleines Bistro samt Bar. Auch hier kann man eine kleine Fischsuppe – mit Kaisergranat, Petersfisch und rohem Fenchel, köstlich – um 22 Euro bekommen. Allerdings hat sich Küchenchef Alexandru Simon noch ein paar Snacks einfallen lassen, die wirklich Witz haben. Leberkäse-Sandwich zum Beispiel, außen knuspriges Brioche, innen gebratener Käse-Leberkäse, Zwiebel-Mayonnaise und marinierte Kräuter, das Ganze im Sando-Style, sehr super (€ 9,–). Empfehlenswert vor allem dann, wenn der junge Sommelier Max Populorum gerade ein paar interessante Flaschen offen hat, etwa Grünspitz oder Mädchentraube eines Natural-Wine-Machers aus Rumänien.

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.


Event des Tages

Literatur

Birgit Birnbacher debütierte 2016 mit „Wir ohne Wal“, einem eindringlichen Porträt der Generation der 20- bis 30-Jährigen. 2019 gewann sie mit „Der Schrank“ den Ingeborg-Bachmann-Preis. Das druckfrische Werk „Wovon wir leben“ ist der dritte Roman der Salzburgerin. Das Ende der Waffelfabrik im Innergebirg verändert das Sozialgefüge der Region komplett. Die Leute verlieren ihre Arbeit und ihre Identität. Premierenlesung und Gespräch mit Jana Volkmann. (Sebastian Fasthuber) 

Alte Schmiede, 19.00


Buchtipp

Erica Fischer: Spät lieben gelernt

„Mir wurde bewusst, dass mein Leben – knapp vor Ende des Zweiten Weltkriegs begonnen – geeignet ist, in der Kapsel meiner unbedeutenden Person die großen Themen des 20. Jahrhunderts zu illustrieren“, schreibt Erica Fischer zum Auftakt.

Das ist eine bescheidene Feststellung der brillanten Erzählerin, die Anfang der 1970er-Jahre die autonome Frauenbewegung in Österreich mitbegründet hat und bis heute eine einflussreiche Feministin und Intellektuelle ist.

In ihrer Autobiografie mit dem Titel „Spät lieben gelernt“ rollt die Schriftstellerin ihre aufregende und intensive Lebensgeschichte aus: Erfolge, Enttäuschungen, geglückte und gescheiterte Liebesbeziehungen, Gedanken und Gefühle werden in den Kontext der jeweiligen Zeit gestellt und analytisch betrachtet. Dass das Private politisch ist, wird durch den Text eindrucksvoll belegt … (Margaretha Kopeinig)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Fassadenleser

Bild von Klaus-Jürgen Bauer
VON KLAUS-JÜRGEN BAUER

Die alte Vorstadt

Vor noch nicht allzu langer Zeit waren weite Teile des Wiener Stadtgebietes ländlich geprägt. Die typische Bauform waren klassische Streckhöfe und einfache traufständige Bauten mit großen Einfahrtstoren, dahinter Höfe, noch weiter hinten üppig begrünte und intensiv zur Selbstversorgung genützte Gärten. Auch das war Wien.

In der Ketzergasse musste wieder einmal eines dieser alten kleinen Häuser dran glauben © Klaus-Jürgen Bauer

Dieser einfachen, meist eingeschossigen Bebauung geht es in allen Stadtteilen an den Kragen. Nicht mehr wirtschaftlich, technisch abbruchreif, nicht entwicklungsfähig – wir alle kennen die Prosa hiesiger Immobilienentwickler und ihrer Hilfssheriffs. In der Ketzergasse im 23. Bezirk, am südlichsten Wiener Stadtrand, musste also wieder einmal eines dieser alten kleinen Häuser dran glauben.

Nichts Besonderes ist auf den ersten Blick an dieser gerade noch erkennbaren Hausstruktur zu finden. Die Fensterverschlüsse – falls die dort eingebauten groben Verschleißteile aus Erdöl-Derivaten diesen Ausdruck überhaupt verdient haben – wurden irgendwann erneuert. Die annähernd quadratische Größe der Fenster verweist nach der Faustregel – je kleiner und quadratischer, desto älter – jedenfalls auf ein höheres Alter des Hauses, aber wissen werden wir das nie. Denn solche Häuser werden abgerissen, ohne erforscht oder gar dokumentiert zu werden. Aber so sind wir halt: Wir gehen recht achtlos um mit unserer Welt. 


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