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Ab heute sind die Zertifikate von 70.000 Wienerinnen und Wienern ungültig: Was das für ihre Semesterferien bedeutet >> Warum die Seestadt vorerst doch keine Bim bekommt >> Ärgerliche Ampeln, Teil IV >> Vogel der Woche: Der Zaunkönig

Wetterkritik: Hauben festzurren – heute wird es schon wieder sehr windig. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich ab, und das bei 7 Grad, als wäre schon April.


Guten Morgen,

wenn Sie den FALTER.morgen gerade am Handy lesen, sollten Sie vielleicht gleich auch Ihren Grünen Pass checken. Wenn Sie nicht geboostert sind, könnte es gut sein, dass er seit gestern rot geworden ist. Denn mit heute, 1. Februar, verkürzt sich die Gültigkeit nach der zweiten Impfung von neun auf sechs Monate und für unter 18 Jährige auf sieben. Damit laufen – eine Woche vor Beginn der Semesterferien - die Impfzertifikate von 67.000 Wienerinnen und Wienern ab. 

Was bedeutet das für Ihren geplanten Skiurlaub?

Nichts Gutes. Aber dazu komme ich gleich.

Apropos 1. Februar: Leute, wie die Zeit vergeht! Heute ist es auch schon wieder ein Jahr, seit der FALTER.morgen zum ersten Mal erschienen ist – damals mit einer Geschichte über eine damals noch ungewöhnliche Corona-Großdemo (insofern könnte man fast meinen, dass die Zeit stehengeblieben ist).

Das schönste Geschenk für unseren kleinen, feinen Newsletter sind die mehr als 40.000 Leserinnen und Leser, die inzwischen dazugekommen und dabeigeblieben sind: Ein herzliches Dankeschön Ihnen allen! Ohne Sie würde es diesen Geburtstag nicht geben.

Wenn wir uns was wünschen dürfen, dann bloß eines: Lassen Sie uns wissen, was Sie am FALTER.morgen mögen, was Sie stört, und was wir verbessern können – wir freuen uns nämlich jeden Morgen auf Sie und möchten, dass Sie sich auch weiterhin auf uns freuen. Antworten Sie dazu einfach auf diese Mail.

So, und jetzt zum Rest unseres heutigen Programms: Martin Staudinger beschäftigt sich im vorerst letzten Teil unserer Serie über ärgerliche Ampeln mit der Frage, ob wir Rot und Grün überhaupt brauchen – und welche Alternativen es dazu gibt. Und Klaus Nüchtern hat eine fliegende Schokotrüffel entdeckt.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Soraya Pechtl

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Pistensperre

Eine Woche vor Beginn der Semesterferien laufen die Impfzertifikate von fast 70.000 Wienerinnen und Wienern aus. Was bedeutet das für Ihren Skiurlaub?

Wenn Sie keinen gültigen Impfnachweis haben, dürfen Sie nicht auf die Skipiste, oder besser gesagt in Gondeln und auf Lifte. Denn dort gilt seit 15. November die 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte oder Genesene). Aber selbst wenn Sie so fit sind, dass Sie Ski- oder Schneeschuhtouren machen und dabei auf mechanische Aufstiegshilfen verzichten, dürfte der Winterurlaub ohne Impfnachweis kompliziert werden. Denn wenn Sie nicht geboostert sind und Ihre zweite Impfung länger als sechs Monate her ist, dürfen Sie nicht im Hotel einchecken. Bis 19. Februar gilt dort ebenso wie in der Gastronomie noch die 2G-Regel. 

Ohne Impfnachweis kein Skiurlaub in Österreich © FALTER

Denken Sie jetzt auch, was ich denke? Winter-Camping! Zelten im Schnee mag zwar im Trend liegen, aber abgesehen davon, dass an Campingplätzen auch 2G gilt, ist es vermutlich bequemer, sich diese Woche noch schnell boostern zu lassen. 

Termine gibt es jedenfalls genug. Bisher hat die Verkürzung der Gültigkeitsdauer der Impfzertifikate nämlich nicht zu einem Anstieg der Impfungen geführt. Diesen Samstag ließen sich gerade einmal 5.600 Wiener impfen, davon haben sich rund 4.100 den dritten Stich geholt. In den Wochen zuvor waren es in etwa gleich viele. 

Kapazitäten hat die Stadt für rund 35.000 Impfungen. Es müsste in den kommenden Tagen also zu einer Versechsfachung der Impfwilligen kommen, damit die Impfzentren und Ärzte ihre Belastungsgrenze erreichen. 

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) rechnet man aber vorerst nicht damit, dass die Zahl der Impfungen steigt. Der Bund hat der Booster-Kampagne den Wind aus den Segeln genommen. Ab 19. Februar gilt überall 3G. Und bei der Impfpflicht wird die nächsten eineinhalb Monate auch nichts passieren (kontrolliert wird erst ab 15. März, Anm.). Wir glauben, dass die Booster-Impfung einschläft, bis die Leute im Sommer in den Urlaub fahren”, sagt Hackers Sprecher Mario Dujaković. In den meisten europäischen Ländern ist der Grüne Pass nach der zweiten Impfung übrigens weiterhin neun Monate gültig. 

Wie wär’s mit Skiurlaub in Bayern? 

Falter Radio

Aus dem Leben von Justitia

Gerhard Jarosch ist gelernter Richter und war lange Zeit Erster Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Wien, wo er die Kommunikationsarbeit in großen Korruptionsprozessen erledigte. Die letzten Jahre arbeitete er bei Eurojust. Jarosch wechselte in die größte PR-Agentur des Landes, zum ÖVP-nahen Berater Wolfgang Rosam. Mit Jarosch spricht Florian Klenk über Kultur und Unkultur in Österreichs Rechtswesen. Zu hören auf falter.at/radio oder in Ihrer Podcast-App.

Wie geheime Deals der ÖVP den Rechtsstaat untergraben

Sideletters, Postenschacher, Korruptionsverdacht bei der Finanz und im Innenressort: Wie lange kann die Demokratie solche Praktiken tolerieren? Vor dem Start des ÖVP-Untersuchungsausschusses ein innenpolitischer Rundblick von FALTER-Chefredakteur Florian Klenk im Gespräch mit Raimund Löw. Die Folge hören Sie heute ab 17 Uhr im FALTER Radio.

Stadtnachrichten

Der Brand war zwar schnell gelöscht, eine heiße Spur gibt es vorerst aber nicht: In der Nacht auf gestern haben vorerst Unbekannte im 2. Bezirk sechs Einsatzfahrzeuge des Bundeskriminalamts abgefackelt, bei einem weiteren wurde die Seitenscheibe eingeschlagen. Berichte, denen zufolge die Autos zum Joint Operational Office, der zentralen Stelle zur Bekämpfung von Menschenhandel und Schlepperei, gehörten, wollte die LPD Wien vorerst nicht bestätigen.

© APA/Tobias Steinmaurer

Die Tatsache, dass es sich bei den meisten Wägen um zivile Fahrzeuge handelte, deutet zumindest darauf hin, dass es sich um keine spontane Tat gehandelt hat. Das Spektrum der möglichen Täter reicht jedenfalls von radikalen Gegnern der österreichischen Asylpolitik bis in den Bereich der organisierten Kriminalität.


Im Mobilitätsausschuss der Stadt werden heute zwei neue Radwege für den 18. Bezirk beschlossen. Im Frühjahr soll auf der Pötzleinsdorfer Straße ein neuer Radweg in die Stadt führen. Dafür wird auf der rechten Seite der Straße der Gehweg verbreitert, damit ihn Radler und Fußgänger benutzen können. Von der Gersthofer Straße bis zur Erndtgasse wird der Radweg dann neben der Fahrbahn geführt.

Ein neuer Fahrradstreifen am Währinger Gürtel zwischen Schulgasse und Johanneskapelle soll außerdem den 18. Bezirk mit dem 9. verbinden. Der Bau beginnt im März und soll mit Ende April abgeschlossen sein.

Stadtgeschichten
Bild von Florian Kappelsberger
VON FLORIAN KAPPELSBERGER

Fahrplanänderung

Die geplante Öffi-Offensive für die Seestadt kommt erst, wenn die vierspurige Stadtstraße steht – so führende Köpfe der Wiener SPÖ. Soll damit der Druck auf das Protestcamp erhöht werden?

Schon wieder Ärger um die Stadtstraße. Diesmal geht es um den Öffi-Ausbau im Vorzeigeprojekt Seestadt Aspern: Solange die Stadtstraßen-Baustelle weiter blockiert wird, steht auch die geplante Verlängerung der Straßenbahn still. Was steckt dahinter?

Im Dezember hatte Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) noch einen umfassenden Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der Seestadt angekündigt, nun wird dieses Versprechen aber an eine Bedingung geknüpft. Vom ursprünglichen Plan, die Straßenbahnlinie 25 etappenweise zu verlängern, ist man inzwischen abgerückt. Der Bim-Ausbau soll erst beginnen, wenn das Projekt der umstrittenen Stadtstraße vollkommen abgeschlossen ist. Auch Donaustadt-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) hat sich diesem Fahrplan angeschlossen.

Bisher fehlt den Bewohnerinnen und Bewohner der Seestadt eine direkte Bim-Anbindung. Linie 25 endet aktuell an der Haltestelle Aspern Oberdorfstraße – immerhin rund drei Kilometer Fußweg von der Station Aspern-Nord entfernt. Die nächste Bim-Haltestelle bleibt damit die Hausfeldstraße außerhalb der Siedlung (Linie 26), eine weitere Straßenbahnlinie 27 zwischen Strebersdorf und Seestadt soll erst im Herbst 2025 eröffnen.

Der Momentum-Thinktank wittert hier parteipolitische Machtspiele: Das Aussetzen des Öffi-Aufbaus soll demnach Druck erzeugen, um das Ende der Stadtstraßen-Proteste zu forcieren. Die Anwohner des Bezirks würden bewusst gegen die Umweltschützer ausgespielt.

Die Bezirksvorstehung des 22. wiederum will von solchen Anschuldigungen nichts wissen: „Das ist ein Missverständnis“, beteuert Nevrivy auf FALTER.morgen-Anfrage schriftlich. Der weitere Ausbau der Seestadt hänge schlicht vom Bau der Stadtstraße ab – und damit auch die Verlängerung der Bim-Linie 25. Ein Sprecher von Stadträtin Sima führt aus: Der Eingriff eines Bim-Ausbaus würde den Verkehr innerhalb der Seestadt zeitweise massiv einschränken. Deshalb müsse mit der Stadtstraße vorab eine Umleitung geschaffen werden, um die Siedlung zu entlasten. Die Öffi-Offensive im Nordosten und der Bau der Stadtstraße seien damit keine Gegensätze, sondern „zwei Seiten einer Medaille“.

Zudem sei die städtebauliche Entwicklung entsprechend der Umweltverträglichkeitsprüfung an den Ausbau einer angemessenen Straßeninfrastruktur geknüpft. Die Linie 25 solle den Nordwesten der Seestadt erschließen und eine Anbindung zu dortigen Wohnungen, Arbeitsplätzen und Einkaufsmöglichkeiten bieten. Solange dieser Teil der Seestadt aber nicht ausreichend entwickelt ist, bliebe das „Fahrgastpotenzial“ für eine solche Straßenbahnverbindung zu gering.

Bleibt es dabei, ist erst zwischen 2026 und 2030 mit einem entsprechenden Öffi-Ausbau in der Seestadt zu rechnen. Nach einem Scheitern der Gespräche mit den Aktivistinnen und Aktivisten des Protestcamps drängt Stadträtin Sima indes auf einen „friedlichen Abzug“, die Besetzer rechnen im Moment jederzeit mit einer Räumung.

Loge 17

„Bei uns werden die Nudeln nicht so heiß gegessen wie in Italien die Spaghetti, und daher wird es einen Untersuchungsausschuss geben, der wohl ausgehen wird, wie das Hornberger Schießen. Wieder einmal.“

Harry Bergmann wünscht sich in seiner aktuellen Kolumne italienische Verhältnisse – zumindest, wenn er an Korruptionsbekämpfung denkt.

Serie
Bild von Martin Staudinger
VON MARTIN STAUDINGER

Das Primat der Phase

Wiener Ampeln IV: Von radikalen Lösungen, utopischen Ideen und gangbaren Alternativen.

Ampeln, das ist wohl nicht zu viel gesagt, zählen zu den Insignien, welche die Stadt vom Kaff unterscheiden: Wo sie sind, ist Zivilisation, Urbanität und damit auch Bedeutsamkeit – so haben das ganze Generationen, die in der Ära der Vormachtstellung motorisierter Mobilität sozialisiert wurden, gelernt. Deshalb scheint es alternativlos, die Mobilität in Städten durch strikte Phasen von Rot und Grün zu reglementieren.

Aber stimmt das eigentlich?

Eigentlich haben wir ja versprochen, aus Ihren Einsendungen die ärgerlichsten Ampeln Wiens zu küren – die Vorschläge waren dann aber so zahlreich, dass wir dieses Vorhaben aufgegeben haben. Hier ist stellvertretend eine: Will man die Floridsdorfer Hauptstraße an der Kreuzung mit der Jedlesdorfer Straße und der Matthäus-Jiszda-Straße im 21. Bezirk überqueren, hat man knapp 20 Sekunden – nach einer Wartezeit von 2:30 Minuten. © FALTER/Staudinger

Wir haben in den vergangenen Tagen sehr viele Mails von FALTER.morgen-Leserinnen und -Lesern bekommen, die anderer Meinung sind. „Vielleicht bräuchte es bei ein paar sehr belebten Kreuzungen Ampeln für Fuß-, Bus- und Straßenbahnverkehr, aber abgesehen davon ist die Ampel prinzipiell ein Zeichen der Disziplinierung aller Verkehrsteilnehmer, um ein Funktionieren des Autoverkehrs zu gewährleisten“, schreibt uns etwa Magda Katzlinger. Und weiter: „Während alle anderen Verkehrsformen perfekt ohne Ampeln funktionieren würden, würde eine Stadt mit Autos aber ohne Ampeln stillstehen.“

Da ist natürlich was dran – allerdings gleich so viel, dass dafür ein allumfassender Paradigmenwechsel nötig wäre, der die Verhältnisse von Grund auf umkehrt, indem er die Fußgängerinnen und -gänger an die Spitze der Mobilitätshierarchie setzt und die Kfz an ihr Ende.

Und das ist eher utopisch.

Aber man könnte zumindest damit beginnen, die Rot-Grün-Phasen an ausgewählten Kreuzungen so zu programmieren, dass Fußgänger bevorzugt werden: „Es mag verrückt klingen, aber wir müssen akzeptieren oder sogar konkret planen, Fahrzeuge an Ampeln zeitlich zu behindern – in Fällen, in denen das einen Vorteil für den Öffentlichen Verkehr, Radfahrer und/oder Fußgänger bringt“, schreibt uns der Mobilitätsforscher und Stadtplaner Andrew Nash.

Eine mehrfach erhobene Forderung von FALTER.morgen-Leserinnen und Lesern wäre auch der Umbau von Kreuzungen in Kreisverkehre. Allerdings: Dem steht in großen Teilen Wiens einerseits die enge Verbauung entgegen. Zudem werden dort, wo es möglich ist, die Wege für die Fußgänger umso länger, je größer der Radius eines Kreisverkehrs ist.

Auf eine spannende Alternative hat uns FALTER.morgen-Leser Stefan Eder-Kapl hingewiesen: Das Diagonalqueren. Dabei werden an einer Kreuzung alle Fußgängerampeln gleichzeitig auf Grün geschaltet, um – wie der Name schon sagt – den Leuten die Möglichkeit zu geben, den Fahrbahnbereich diagonal statt rechtwinkelig zu überqueren und sich so in der Regel einmal Warten zu ersparen. Gibt’s in den USA übrigens gar nicht selten, und besonders beeindruckend an der Shibuya-Kreuzung in Tokyo.

Ansätze gäbe es also. Was fehlt, ist der innerliche Abschied vom Primat des Individualverkehrs, zumindest in den Städten. Und der kündigt sich noch nicht wirklich an. Eine Petition der Initiative Platz für Wien, die unter anderem 500 fuß- und radfreundliche Ampelschaltungen forderte, wurde zwar von 57.000 Menschen unterzeichnet – von der Stadt Wien aber völlig ignoriert.

Und so werden einander wohl noch unzählige Fußgängerinnen und Fußgänger in unzähligen Rot-Phasen unzählige Briefe schreiben und unzählige Autos an sich vorbeifahren sehen, während sie bei Ampel 02/034 an der Brigittenauer Lände warten.

Frage des Tages

Wie viele städtische Bäder gibt es in Wien (Stand 2020)?

1. 38

2. 42

3. 54

Auflösung von gestern: In Wiens Straßen stehen rund 93.000 Bäume (nicht 64.000 oder 103.000). Quelle: Wiener Stadtgärten

Event des Tages
Bild von Lisa Kiss
AUSGEWÄHLT VON LISA KISS

Wieder einmal einmal erweist sich der Theatersaal des Nestroyhofs als perfekte Kulisse: Der Stuck, der Balkon und die Säulen schaffen die passende Atmosphäre (Bühne und Kostüm: Alina Amman) für Nino Haratschwilis „Herbst der Untertanen“. Seit Wochen tobt zum wiederholten Male ein Bürgerkrieg. Über den Verbleib des Hausherrn, General und erster Mann im Staat, und seiner Gattin ist nichts bekannt. Auch haben sämtliche Hausangestellte die Flucht ergriffen. Einzig Rina, die alte Köchin, Kaela, die Haushälterin, und eine junge Aushilfe, ein Flüchtlingsmädchen, sind geblieben. Während draußen die Schüsse fallen, wird die Villa ihrerseits zum Schlachtfeld zwischen den Frauen. (Sara Schausberger)

Theater Nestroyhof Hamakom, 20.00

Buchtipp

Aladin-El Mafaalani: Wozu Rassismus?

Als Rassist:in will heute keiner mehr gelten", schreibt Aladin El-Mafaalani gleich auf seinen ersten Seiten, der ostentative, gar biologisch begründete Rassismus (der von unterschiedlichen, sogar zu hierarchisierenden „Menschenrassen“ ausgeht) ist nicht einmal mehr bei Rechtsextremen heutzutage leicht zu finden, doch struktureller Rassismus“ ist „tief verankert in den Wissensbeständen“ einer Gesellschaft … (Robert Misik)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

Vogel der Woche

Putziger Priapismus / Team LBJ VI:

Der Zaunkönig

Bevor ich auf den Vogel der Woche zu sprechen komme*, möchte ich eine aktuelle Beobachtung kundtun, die zwar unspektakulär ist, mir aber dennoch erwähnenswert scheint. Beim Gang durch die Innenstadt vernahm ich unlängst in der Tuchlauben Bettelrufe. Zunächst konnte ich nur zwei erwachsene Stadttauben entdecken. Weitere Erkundungen und Schlussfolgerungen ergaben aber, dass sich dort, wo gerade die Fassadenverblendung zwischen dem Jimmy-Choo-Laden und der Rolex-Boutique  überholt wird, ein Nest mit Taubenküken befindet, die von ihren (meist monogamen) Eltern umsorgt wurden. Qua Netzrecherche (vulgo „Googeln“) erfuhr ich schließlich, dass die Hauptbrutzeit von Tauben zwar zwischen März und August  liegt, dass Bruten im Winter allerdings nicht ungewöhnlich sind. Wieder was gelernt!

Ansonsten möchte ich heute wieder einmal einen Angehörigen aus dem Team LBJ vorstellen. Zur Erinnerung: das Akronym wird englisch ausgesprochen („Ell Bie Dschäi“), stammt vom britischen Sportjournalisten und ornithologisch kundigen Autor Simon Barnes und steht für Little Brown Jobs, was sich auf Bayrisch mit „braunes Gschwerl“ übersetzen ließe und all die kleinen unscheinbaren Vögel von eher verwaschener Farbe bezeichnet, die im Gebüsch, Geäst und Unterholz herumwuseln.

Erinnert an eine fliegende Schokotrüffel: Der Zaunkönig © FALTER/Nüchtern

Das alles trifft (mit Einschränkungen) auch auf den Zaunkönig zu. Er ist der FLBJ des FaVoWa, der Favorite Little Brown Job des Falter-Vogel-Wartes, und als solcher Fixanwärter auf einen Stockerlplatz, wenn es um dessen persönliches Ranking der niedlichsten Vögel geht (die anderen werden noch vorgestellt). Ein solcher ist ihm übrigens auch in Sachen Körpergröße gewiss, denn bei der Wahl des kleinsten Vogels Europas landet der lediglich um die zehn Gramm schwere Zaunkönig auf Platz drei, abgeschlagen nur vom Winter- und vom Sommergoldhähnchen. 

Der Zaunkönig ist sehr klein und sehr braun, aber durchaus nicht unauffällig. Erstens macht er für einen Winzling einen ziemlichen Radau – ich finde er klingt irgendwie „metallisch“ –, und zweitens steht sein gleichsam dauererigierter Schwanz in einem ziemlich auffälligen Winkel von beinahe neunzig Grad ab. Darüber hinaus weist er das appetitlichste Braun unter den heimischen Vögel auf – als potentieller Konkurrent fiele mir nur die Wasseramsel ein** –, was vielleicht daran liegt, dass er an eine fliegenden Schokotrüffel erinnert. Zu Etymologie und Benennung des Zaunkönigs findet sich in dem äußerst informativen Eintrag auf Wikipedia (über die oberg’scheite Besserwisser gerne und zu Unrecht die Nase rümpfen) sehr viel Interessantes und Unterhaltsames – etwa der Hinweis darauf, dass der „Zaunkönig“ auch in Litauen, Polen, Frankreich, Italien und Japan als „König“ bezeichnet wird (die Begründung, die diverse Fabeln und Märchen liefern, ist köstlich!), und dass das altgermanische wrendo für „Winterkönig“ im Englischen überdauert hat, wo der Zaunkönig wren heißt, ein Name, den er mit Sir Christopher Wren teilt, einem der bedeutendsten Architekten Englands, der halb London mit seinen Kirchen, Palästen und Monumenten zugestellt hat.

Weniger nobel ist die Heimstatt des Zaunkönigs, dessen lateinischer Name ihn als Höhlenbewohner ausweist: Troglodytes troglodytes. Aber auch wenn er sich gerne im dichten Unterwuchs in Boden- und Wassernähe aufhält, kriegt man das kregle Kerlchen doch recht unschwer zu Gesicht. Er zählt allerdings  – gemeinsam mit den bereits erwähnten Goldhähnchen –  zu jenen Vögeln, die besonders schwer zu fotografieren sind. Zum einen, weil die Genannten nicht nur klein, sondern auch veritable ADHSler sind, zum anderen, weil die Automatik der Kamera garantiert auf den Zweig davor oder das Schilfrohr dahinter scharfstellt.    

 * Eigentlich: „zu schreiben“, aber metaphorischer Sprachgebraucht basiert gemeinhin auf einer gewissen Schlamperei; man sagt halt so, so wie man auch „sagt man so“ sagt, auch wenn’s frisch wieder nur geschrieben ist.

 ** Im „Svensson“ übrigens auf der gleichen Seite zu finden

 Übrigens: Klaus Nüchtern zwitschert als @ClousInTheSky auf Twitter.


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