Am Montag wurde bekannt, dass der ehemalige FPÖ-Politiker Gerhard Dingler der deutschen AfD 2,4 Millionen Euro spendete. Denn, so Dingler, er mache sich "große Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Ukraine-Krieges". Die einzige Partei, die sich seiner Meinung nach glaubhaft für Frieden einsetzt, sei die AfD. Eine Partei, die sich auch aus russischen Quellen finanziert, wie der Spiegel berichtete.
Vielleicht hat Dingler wirklich so tief in seine Weste gegriffen. Vielleicht aber war es auch wer anderer. Bei Westen ist Dingler ja Experte und Komödiant zugleich. Das zeigt ein Blick in die Archive des FALTER.
Der Buwog-Korruptions-U-Ausschuss sollte vor 14 Jahren unter anderem klären, wer die FPÖ und Karl-Heinz Grasser bestochen und dies mit Scheinrechnungen getarnt hatte. Der Lobbyist Peter Hochegger etwa hatte die Hintergründe von 25.000 Euro zu klären, die er von der Baufirma Porr für "Beratungsleistung Ungarische Autobahnen" erhalten hatte. War es Schmiergeld, verdeckt in einer Scheinrechnung?
Heute weiß man, dass Hochegger Schmiergelder der Telekom und der Immofinanz verteilte. Er gestand in der Buwog-Causa 10 Millionen Euro an Karl-Heinz Grasser und seine Partie verteilt zu haben. Ende März steht er mit KHG deshalb vor dem Obersten Gerichtshof, der über die in erster Instanz verhängten Freiheitsstrafen entscheiden wird.
Hochegger gab sich auch wegen der 25.000 Euro geständig. "Ich habe dazu schon zweimal ausgesagt", sagte Hochegger vor dem U-Ausschuss: "Einmal habe ich nicht die Wahrheit gesagt und beim zweiten Mal habe ich gesagt, dass das ein Betrag war, mit dem für das BZÖ Regenjacken angekauft wurden, und ich gehe davon aus, dass das eine Unterstützung für das BZÖ war."
Das mit Regenjacken geschmierte BZÖ entschlief kurz darauf. Aber was geschah mit den Westen? Wo landeten sie? Bei Gerhard Dingler.
Sie wurden vom BZÖ-Chef Hubert Gorbach an die Vorarlberger FPÖ geschickt. Und Gerhard Dingler, der damalige Landesgeschäftsführer der FPÖ und heutigen AfD-Spender, hatte damit seine liebe Not. Seine Aussage dokumentiert ein Stück Korruptionsgeschichte, so herzzerreißend und lustig, dass man sie in voller Länge dokumentieren muss. Am besten liest man sie sich im Vorarlberger Dialekt vor.
Dingler: "Ich kann angeben, dass ich (von Gorbachs Sekretärin, Anm.) kontaktiert wurde, ob ich Verwendung für Regenjacken hätte oder eine Idee hätte, was mit solchen gemacht werden könnte. (...) Ich weiß auch nicht mehr wie das ganze weitergegangen ist, jedenfalls habe ich offensichtlich einer Lieferung der Jacken an meine Adresse zugestimmt. (...) Nach ein paar Monaten wollte ich die Jacken loswerden und habe dann die Sekretärin oder Gorbach, wen genau weiß ich nicht, gefragt, was mit den Jacken passieren soll. Nachdem die Reaktion eher die war 'lass mich damit in Ruhe bzw. interessiert mich nicht' habe ich nicht mehr weiter nachgefragt und war für mich klar, die Jacken bzw. das mir im Weg stehende Material zu entsorgen".
Aber wie entsorgt man Tausende Regenjacken, ohne dass es jemand bemerkt? Dingler klärte das Parlament auf: "Ich habe in der Folge bei jeder Gelegenheit Jacken in nicht volle Müllcontainer im Hof meines Anwesens geschmissen. (...) Es dauerte einige Monate, bis ich sämtliche Jacken entsorgt hatte."
Der Kabarettist Florian Scheuba stellte damals im Standard die Frage, ob diese orange-blaue Jackenvernichtungsaktion als Eurofighter-Gegengeschäft anerkannt wurde. Die deutschen Korruptionsbehörden wiederum könnten in die Müllcontainer von Gerhard Dingler schauen. Vielleicht liegen dort ein paar weiße Westen aus Russland.