Mehrere Medien Berichten, dass ein Gericht die Scharia in Österreich erlaubt: Kann das stimmen? Eher nicht. >> Wie Sie sich und andere vor K.O.-Tropfen schützen >> Hundstage >> Filmtipps von Michael OmastaWetterkritik: Der vorerst letzte schöne Sommertag mit 30 Grad und Sonne, morgen kommt der Regen – ich höre schon jemanden sagen, „die Pflanzen haben das gebraucht”.
Guten Morgen! Hatten Sie gestern die Presse, Kurier oder Heute in der Hand? Dann haben Sie vielleicht auch solche Schlagzeilen gelesen: „Gericht erlaubt auch bei uns Islam-Scharia” und „Schiedsspruch nach Scharia in Österreich gültig”. Wie bitte? In Österreich soll das islamische Recht gelten? Ich habe mir die entsprechende Entscheidung des Landesgerichts für Zivilrechtssachen genauer angeschaut. Spoiler: Die Sache ist etwas differenzierter. Außerdem: Die Stadt Wien startet eine neue Kampagne gegen K.O.-Tropfen. Wie Sie sich und andere schützen können, erfahren Sie gleich. Viktoria Klimpfinger erzählt Ihnen, wie sich Fini einen Kurschatten im Hundehotel holte. Michael Omasta hat dann noch die Filme der Woche für Sie. Einen schönen Tag wünscht Soraya Pechtl
Marco Wanda wurde als Rockstar über Nacht berühmt. Nun hat er ein Buch über den Wahnsinn des schnellen Aufstiegs geschrieben. Stefanie Panzenböck hat ihn dazu interviewt, oder besser gesagt: versucht, das zu tun. Denn Herr Wanda gab sich im Gespräch pampig-wortkarg. Ob das daran liegt, dass er so ist? Oder daran, dass er sich jetzt so inszeniert? Lesen Sie selbst. Wenn Sie sich mit dem Gaza-Krieg beschäftigen, ist Ihnen die Kontroverse vermutlich nicht entgegangen: Anfang August wurde Anas Al-Sharif, Mitarbeiter des TV-Senders Al-Jazeera, durch gezielten Beschuss getötet. Seither tobt ein Kampf um die Deutungshoheit, was seine Rolle: War er Journalist? Propagandist? Vielleicht sogar Terrorist? Tessa Szyszkowitz hat sich auf schwierige Spurensuche in eine Grauzone begeben. Kürzlich ist unser Kolumnist Ruşen Timur Aksak bei einer Busfahrt in eine unangenehme Situation mit lautstark pöbelnden Migranten geraten – und alle haben weggeschaut. Bis ausgerechnet der afghanische Lenker den Störenfrieden eine Lektion in Sachen Integration erteilte.
|
|
Anzeige | | © Ingo Pertramer | „Dass es uns überhaupt gegeben hat“ – das erste Buch von Marco Wanda On the road mit Marco Wanda! Der Bandleader und Songwriter von „Wanda“ hat ein Buch geschrieben. Er erzählt die Geschichte eines Erfolgs und verschweigt nicht den Preis, den man dafür zahlt, er erzählt von Wien und den Menschen, die diese Stadt ausmachen, von einer Künstlergeneration, die „zum lebenden Kult“ geworden ist. – Ein literarisches Selbstporträt und ein bestechend ehrliches Buch über das Leben. Hier mehr zum Buch erfahren → |
|
|
RechtsfrageEin Urteil des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien sorgt für Aufregung. Mehrere Medien berichten, dass das Gericht die Scharia erlaubt habe. Aber stimmt das? Als Scharia wird das islamische Recht bezeichnet, das auf dem Koran beruht. Manche muslimischen Länder wie Saudi-Arabien und Syrien stützen ihre Gesetzgebung auf die Scharia. Gott ist in diesen Systemen der oberste Gesetzgeber. Allerdings gibt es keine einheitliche Scharia – sondern unterschiedliche Auslegungen. Was hat das nun mit Österreich zu tun? Das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien hat Anfang Mai entschieden, dass islamische Rechtsvorschriften „Rechtsregeln im Sinn des § 603 ZPO” sind und „für vermögensrechtliche Ansprüche als schiedsfähige Ansprüche in einer Schiedsvereinbarung wirksam vereinbart werden” können. Aus diesem komplizierten Satz machte die Heute die Schlagzeile: „Islamisches Recht gilt auch in Österreich”. Stimmt das? Nein. Schauen wir uns die Vorgeschichte und das Urteil genauer an. |
|
| Als Scharia wird das islamische Recht bezeichnet, das auf dem Koran beruht. (© Chan Factory auf Pixabay) |
|
Zwei Männer haben in Wien eine sogenannte Schiedsvereinbarung getroffen und zwar über „alle Streitigkeiten” in Zusammenhang mit Verträgen. Die zwei Männer hielten fest: „Das Schiedsgericht entscheidet anhand der islamischen Rechtsvorschriften (Ahlus-Sunnah wal-Jamaah) nach Billigkeit in der Sache nach bestem Wissen und Gewissen.“ Die Parteien haben sich also darauf geeinigt, dass der Vereinbarung die Scharia zugrunde liegt. Was sind Schiedsvereinbarungen? Mit einer solchen regeln zwei Parteien, dass in zivilrechtlichen, meist vermögensbezogenen Streitfällen kein staatliches Gericht entscheidet, sondern ein sogenanntes Schiedsgericht. „Bei Familien- oder Strafrecht kann ein solches Gericht überhaupt nichts entscheiden”, sagt Florian Stefan, Rechtsanwalt und Experte für Schiedsverfahren. Denn ein Schiedsgericht ist ein privates Entscheidungsorgan – die beiden Parteien machen sich selbst aus, welche Rechtsordnung der Schiedsvereinbarung zugrunde liegt. „Wir leben in einer freien Demokratie. Wir könnten theoretisch vereinbaren, dass nach klingonischem Recht entschieden wird, solange die Endentscheidung nicht den österreichischen Rechtsgrundsätzen widerspricht”, sagt Stefan. Dazu zählen die persönliche Freiheit, Gleichberechtigung, Verbot rassistischer und konfessioneller Diskriminierung, und und und. Werden diese Grundsätze verletzt, ist der Schiedsspruch ungültig. So steht es auch in der Entscheidung des Landesgerichts für Zivilrechtssachen. Damit zurück zum Fall. Es kam zum Streit zwischen A. und B. B. verlangte Schadenersatz, weil A. den Vertrag verletzt habe. Der Schiedsrichter E. entschied, dass A. 1,2 Millionen Euro innerhalb von 14 Tagen an B. zahlen muss. B. hat daraufhin einen Exekutionsantrag gestellt, um einen Teilbetrag von 320.000 Euro zu bekommen. Das Bezirksgerichtes Fünfhaus bewilligte den Exekutionsantrag. Zum Ärger von A., der den Beschluss anfocht. Seine Begründung: Das Schiedsgerichtsurteil sei nicht vollstreckbar, weil die Scharia gegen den ordre public – also die oben erwähnten Grundlagen der österreichischen Wertvorstellungen – verstoße. „Anhaltspunkte für einen ordre public Verstoß oder eine allfällige willkürliche Entscheidung liegen hier nicht vor, weshalb keiner der amtswegig zu prüfenden Aufhebungsgründe gegeben ist”, so der Richter. Denn der Schiedsrichter hat ja nur entschieden, dass A. an B. einen bestimmten Betrag zu bezahlen hat – nichts, was dem österreichischen Recht widerspricht. Was heißt das für Österreich? Nicht viel. „Zwei Parteien können vereinbaren, dass zivilrechtliche Streitigkeiten nach den islamischen Rechtsnormen entschieden werden, wenn die österreichischen Rechtsgrundlagen eingehalten werden”, sagt Anwalt Stefan. „Die Scharia gilt nicht in Österreich”. |
|
Falter-Radio | Ukraine: Putins Punktsieg in Alaska und die Folgen – #1451 | | Das Ziel eines Waffenstillstandes hat Donald Trump nach russischen Einwänden aufgegeben. Ukrainer und Europäer müssen sich darauf einstellen, dass die USA die Ukraine fallen lassen. Der Russland-Spezialist Gerhard Mangott (Uni Innsbruck) und die Journalistin Cathrin Kahlweit analysieren in dieser Folge. |
|
Stadtnachrichten | Vier illegale Schönheitskliniken konnte die Polizei in den vergangenen Wochen ausheben. Der Falter hat im Vorfeld hier berichtet. Eine davon entdeckte die Polizei Anfang August im 15. Bezirk im Bereich der Felberstraße. Dort sollen drei mutmaßliche Täterinnen Botox- und Hyaluron-Behandlungen ohne entsprechende medizinische Ausbildung durchgeführt haben. Vier Opfer sind laut Polizeisprecher Philipp Haßlinger mittlerweile bekannt, bei denen es nach den Behandlungen zu Komplikationen kam. Nun suchen die Ermittlerinnen und Ermittler nach möglichst vielen weiteren Opfern und Zeugen. Sie wurden ersucht, sich an das Kriminalreferat Fünfhaus per Mail an SPK-W-15-Referate@polizei.gv.at zu wenden. |
|
Stadtgeschichten | Unsichtbares GiftImmer wieder werden Wienerinnen und Wiener Opfer von K.O.-Tropfen. Die Stadt Wien startet nun eine neue Kampagne gegen die Mittel. K.O.-Tropfen sind schon länger ein Problem in der Wiener Partyszene. Damit gemeint sind Drogen, die – je nach Dosierung – eine betäubende Wirkung haben: Sogenanntes Liquid Ecstasy (GHB oder GBL), Benzodiazepine und andere Betäubungsmittel fallen darunter. Welche Substanzen Täter einsetzen und welche Symptome sie auslösen, haben wir hier aufgeschrieben. Täter mischen diese geruch- und geschmacklosen Substanzen in Drinks, um ihre Opfer – meist sind es Frauen – zu betäuben und anschließend zu vergewaltigen. Eine hohe Dosis kann auch tödlich enden. Rund 80 Verdachtsfälle wurden im Vorjahr beim Frauennotruf gemeldet – die Dunkelziffer dürfte höher sein. | | Symbolbild. K.O. Mittel (© APA/dpa/Nicolas Armer) | Die Stadt Wien startet nun eine neue Kampagne gegen die Mittel, mit der sie zu mehr Aufmerksamkeit und Zivilcourage aufruft. „Eine gefährliche Eigenschaft von K.O.-Tropfen ist es, dass man sie nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk – und auf andere – aufzupassen und zu handeln”, sagt Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Aber was tun? Wie kann man sich und andere schützen? Die wichtigste Regel: Lassen Sie Ihre Getränke nicht unbeaufsichtigt. Wenn Sie sich unwohl fühlen, gehen Sie in Begleitung nach Hause. Wenn Ihnen plötzlich schwindelig oder übel wird, wenden Sie sich an eine Vertrauensperson oder das Barpersonal (wir haben hier Kärtchen getestet, die K.O.-Tropfen erkennen sollen). In manchen Bars gibt es mittlerweile auch eigene Codes: Fragt man etwa nach Luisa oder bestellt einen Angel Shot, ist das Barpersonal darauf geschult, einzugreifen. Wer vermutet, K.O.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben, sollte sofort in die Klinik (AKH, Klinik Ottakring oder in die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene) gehen. Denn viele Substanzen sind nur kurze Zeit in Blut und Urin nachweisbar. Ob sie den Täter anzeigen wollen, können sie nach den Untersuchungen immer noch entscheiden. Was Dritte tun können: Wenn Sie beobachten, dass jemandem K.O.-Mittel verabreicht wurden, informieren Sie das potenzielle Opfer darüber. Sagen Sie auch dem Barpersonal Bescheid und rufen Sie die Polizei. Hilfe bekommen Sie auch beim 24-Stunden Frauennotruf unter 01/71719. Dort erfahren Sie, wie Sie sich schützen können und was K.O.-Mittel sind. Mehr Infos dazu finden Sie hier. |
|
Hundstage #33 | | Heartbreak Hotel Es gibt hundefreundliche Hotels und es gibt Hundehotels. In letzterem residierte Fini vor einiger Zeit und riss sich dabei prompt einen nervigen Kurschatten auf. „Ja, was ist denn das für einer?” Es gibt Gespräche, die gibt es eigentlich gar nicht. Die reproduzieren wir nur aus Reflex. Als Floskel. Weil man Hunden nicht die Hand schütteln kann. Ich stelle mir dann gerne vor, dass diese Frage Fini – bekennende Existentialistin – in eine veritable Sinnkrise stürzt. Wer kann schon sagen, wer man wirklich ist? Was macht uns aus? Wie definieren wir unser Selbst? „Ein wilder Mix”, sage ich, bevor der Gedankenstrudel Fini in die Tiefe reißt. „Waschbärpudel”, der Klassiker. Sie wedelt mit ihrem Waschbärschweif, sichtlich erleichtert. Dafür darf sie sich ein Spielzeug aus dem Spielzeugkorb aussuchen. Sie entscheidet sich natürlich genau für den einen quietschpinken, gerillten Gummiknochen, für den es kein besonders postpubertäres Gemüt braucht, um frivole Witze über ihn zu reißen. | | Fini in einem Hotel-Hundebett (© Falter/Klimpfinger) | Das war Finis Begrüßung im Hundehotel. In unserem Zimmer wartete ein Hundebettchen mit Leckerli und einer Begrüßungskarte mit den Hausregeln auf dem Polster, natürlich direkt an den Hund selbst adressiert. Fini durfte überall hin mit, außer in den Wellnessbereich. Dafür gab es aber einen hoteleigenen Hundespielplatz. Urlaub mit Hund bewegt sich zwischen zwei Polen: Da gibt es jene Hotels, die behaupten, Hunde sind „willkommen”, und damit offenbar „geduldet” meinen: Man zahlt mindestens 25 Euro Aufpreis pro Nacht, dafür dass der Hund weder alleine auf dem Zimmer gelassen noch in den Restaurantbereich mitgenommen werden darf. Essen in Schichtplänen, wer kennt es nicht? Und dann gibt es die dezidierten Hundehotels, in denen Hunde nicht nur willkommen sind, sondern sogar aktiv angeworben werden – zahlungskräftige Zweibeiner mitgemeint. Ein Hundehotel brüstet sich sogar damit, einen Saunabereich mit Fenster zum Hundespielplatz zu besitzen. Als würde es Fini nicht sofort ausnutzen, wenn sie spitz bekäme, dass ich splitterfasernackt in einer Schwitzkammer eingesperrt bin und nur zusehen kann, wenn sie mit den anderen Hunden den Umsturz des menschlichen Regimes plant. Üblicherweise gibt es in Hotelrestaurants bestimmte Bereiche, die für Hundebesitzer vorgesehen sind. Im Hundehotel ist es andersrum: Da können Nicht-Hundebesitzer in einem kleinen Hinterzimmer dinieren, der große Saal gehört den hechelnden Zungen und bettelnden Blicken. Und wie das eben so ist im Urlaub, riss sich Fini prompt einen Kurschatten auf, den sie blöderweise nicht mehr los wurde. Der zerrupfte Zwergspitz vom Nebentisch gab wirklich alles – was schmerzt mehr als unerwiderte Urlaubsliebe? Die Konversation beim Essen beschränkte sich dank Finis unwiderstehlicher Allüre also auf krampfigen Smalltalk mit dem Nachbartisch und krampfiges Schnüffeln unterm Tisch. Unsere Nachbarinnen hatten deutlich mehr Bock auf innige Urlaubsfreundschaften als Fini und ihre menschliche Entourage. Und sie hatten einen ähnlichen Rhythmus: Wir trafen sie zum Frühstück, wir trafen sie zum Abendessen, wir trafen sie nach dem Abendessen beim Ballschupfen in der Hundezone. Sie waren überall. Die Büchse der soziophobischen Pandora lässt sich leider nur schwer schließen, hat man sie einmal mit den Worten aufgestoßen: „Ja, was ist denn das für einer?” |
|
Lexikon | HeightismSchon bisher gab es auf der Dating-App Tinder Filter: Ob Frau lieber einen Mann will, der sich Kinder wünscht, eine langfristige Beziehung oder einfach nur Spaß. Jetzt aber wird es richtig ernst: Seit Juni gibt es einen Größenfilter. Dies erfülle den Tatbestand von „Heightism“, so die Kritik im Internet, auf Deutsch: Körpergrößendiskriminierung. Werden kleine Männer jetzt diskriminiert, oder folgen Dating-Apps einfach Vorlieben und vereinfachen die Auswahl potenzieller Dates? Laut einer Studie von Parship wünschen sich sechs von zehn Frauen Männer, die größer sind als sie. Mitbewerber Bumble hat schon lange einen Größenfilter. Wir erklären an dieser Stelle jede Woche einen Begriff, der durch die Medien geistert. |
|
Anzeige | | | Die Abenteuer eines Musikmanagers Der Musiker, Musikkritiker und Musikmanager Stefan Redelsteiner entdeckte den Nino aus Wien und Wanda, schubste als Verleger die Karriere der Autorin Stefanie Sargnagel an und betreut seit zehn Jahren den Musiker und Schauspieler Voodoo Jürgens. In „Der Problembär“ erzählt Redelsteiner seine Geschichte. Es ist die Geschichte eines großen Rock-’n’-Roll-Romantikers – und einer Schlüsselfigur im österreichischen Pop des 21. Jahrhunderts. Zugleich dokumentiert dieses Buch erstmals umfassend die Wiener Popkultur der vergangenen 20 Jahre mitsamt ihrer Höhen und Tiefen. Erhältlich auf faltershop.at |
|
|
Frage des Tages | Das legendäre Schild „Nach Kärnten", das den Wienerinnen und Wiener direkt an der Südausfahrt den Weg nach Kärnten weist, wurde gestohlen. Wer hat es dort überhaupt aufgestellt?1. Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ) und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) in den 90ern 2. Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner (SPÖ) und der Wiener Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) in den 70ern 3. Anonyme Aktivisten im Zuge des Ortstafelstreits in den 00er-Jahren Auflösung von gestern: 100 Tonnen Altwaren werden monatlich zum 48er-Tandler in Margareten gebracht (nicht 25 oder 50 Tonnen). |
|
Events des Tages | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| MusikNenda Neururer – als Musikerin nur kurz Nenda – ist eine österreichische Rapperin und Schauspielerin, die in London lebt und arbeitet. Dort widmet sie sich der Arbeit fürs Fernsehen und am Theater. Bei Heimatbesuchen in Tirol widmet sie sich ihren Rapsongs, die auf lässige Art Deutsch, Englisch und Tirolerisch vermischen. Schön langsam: Mit ihrem Song "Mixed Feelings" erreichte sie 2021 die Nummer 1 der FM4-Jahrescharts. 2023 gab sie ihr Wien-Debüt beim Popfest. Für November 2025 hat sie ihr Debütalbum angekündigt. Heute gibt sie bei der Reihe „Platzkonzerte“ im Wuk einen Vorgeschmack darauf. (Sebastian Fasthuber) Wuk, Hof, 20.30 (Eintritt frei)
BuchpräsentationGestern erschien das erste Buch von Marco Wanda, Sänger und Leader der Band Wanda. Der Zsolnay Verlag beschreibt es als „literarisches Selbstporträt und bestechend ehrliches Buch über das Leben“. Heute wird „Dass es uns überhaupt gegeben hat“ in großem Rahmen präsentiert. Der Musiker, der vor Wanda Sprachkunst studiert hat, stellt es bei einer Lesung und im Gespräch mit Alice Pfitzner (ORF) vor. Interessant: Ex-Wanda-Manager Stefan Redelsteiner erzählte in seinen von FALTER-Redakteur Gerhard Stöger aufgezeichneten Memoiren „Der Problembär“ eben erst von den frühen Tagen der Band und ihrem Aufstieg. Wandas Buch soll auch vom Preis handeln, „den man für den Erfolg zahlt“. (Sebastian Fasthuber) Theater im Park, 19.30 |
|
Buchkritik | Raphaela Edelbauer: Die echtere Wirklichkeit Raphaela Edelbauer stellt sich gern komplizierte Aufgaben. Zu Beginn ihrer Laufbahn kombinierte sie Kraftsport und Literatur zu mehrstündigen Performances. Auch das Schreiben ihrer Romane dürfte kein Spaziergang sein. Die Autorin wählt gerne Themen, die sich nur mit großer Anstrengung zu Romanplots verarbeiten lassen. In „Dave", 2021 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet, etwa erzählte sie von einer nichtmenschlichen Superintelligenz. Dabei gelang ihr eine interessante Kombination aus Science und Fiction. Die Figuren in diesem Roman waren großteils Programmierer – und Programmieren ist auch eine Leidenschaft von Byproxy, der Heldin von Edelbauers neuem Roman „Die echtere Wirklichkeit". Byproxy tüftelt an einem originellen Computerspiel, das anders funktionieren soll als handelsübliche Gaming-Kost. Wer es spielt, muss herausfinden, wie es zu einer bestimmten Situation gekommen ist. Edelbauers Ich-Erzählerin nennt das „Think-Backwards-Game". Wiewohl es sich nur um einen Nebenstrang handelt, legt Byproxy hier ein Nugget aus, wie man den Roman lesen soll. … (Sebastian Fasthuber) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
|
Film-Tipps | | | | In einer Nacht verschwinden alle Kinder einer Schulklasse. Bis auf eines. Die gesamte Gemeinde, ganz besonders aber die Lehrerin Ms. Gandy, fragt sich, was hinter diesem übernatürlichen Unglück stecken mag. „Zach Gregger verstörte 2022 mit dem Gruselrätsel ,Barbarians'; mit 'Weapons' inszeniert er nun Mystery-Thrill mit Zug ins Übernatürliche. Multiperspektivisch, zurückspringend, neu aufrollend, entfaltet er Prozesse, in denen die Kleinstadt offene Fragen und lastende Verluste konfrontiert" (Dr. Robnik). Regie: Zach Gregger, USA 2025
Als die Taliban am 15. August 2021 die Macht ergriffen, hatte Afghanistan eine repräsentative Vertretung an der Wiener Ringstraße und in Manizha Bakhtari eine engagierte Botschafterin. So uneindeutig von jenem Tag an deren Funktion war, so klar war ihre kritische Haltung gegenüber den neuen Machthabern. Beeindruckt von ihrem Mut wollte Natalie Halla die Wochen des Übergangs begleiten. Entstanden ist eine Langzeitdoku, denn dreieinhalb Jahre später hält ihre Protagonistin an ihrem Status fest und nutzt ihn, um angesichts der erschütternden Situation der Frauen in ihrem Land an die Welt zu appellieren. Regie: Natalie Halla, Ö 2025
Luis und sein kleiner Sohn Estéban suchen auf einem Rave in Marokko nach Mar, zeigen das Bild der vermissten Tochter und Schwester herum. Als das Militär die Party räumt, schließen sie sich einer fliehenden Truppe von Ravern an. Ihr Ziel: ein weiteres illegales Fest in der Wüste. Vielleicht ist Mar dort. Während die Einheimischen vor sich zusammenbrauenden Kämpfen in die entgegengesetzte Richtung fliehen, dringt die Gruppe, ohne es zu realisieren, ins Herz der Finsternis vor. „Oliver Laxes Werk ist eine bizarre Versuchsanordnung. Ein Film, der verstörend und faszinierend zugleich ist, manche abstößt, niemanden kaltlässt." (Martin Nguyen) Regie: Oliver Laxe, E/F 2025 |
|
|