17.000 Menschen gingen gestern in Wien gegen eine FPÖ-Regierung auf die Straße: Eine Reportage vom Demo-Abend >> Die Kultur kehrt ins Funkhaus zurück – zumindest vorübergehend >> Wochenend-Event-Tipps von Gerhard Stöger >> Grundkurs Kochen: Risoni mit Hühnerbällchen und TomatenWetterkritik: Die Aussichten werden nicht besser. Trüb, nass und ziemlich kühl ist es heute. Die Farbe des Tages ist Grau, regnen kann es auch immer wieder. Am Wochenende wird das Wetter übrigens auch nicht freundlicher, also bereiten Sie schon mal die Couch gemütlich vor.
Guten Morgen! Waren Sie gestern mit dabei? Tausende gingen in Wien auf die Straße, um gegen eine mögliche Regierungsbeteiligung der FPÖ zu protestieren. Kaum war das Wahlergebnis am Sonntag bekannt, schickte die Initiative Do! bereits die Einladungen aus, die vielfach in sozialen Medien geteilt wurden. Man war vorbereitet. Denn die Donnerstagsdemos haben in Österreich Tradition. Nachdem sich Anfang des Jahres 2000 abzeichnete, dass die ÖVP mit der FPÖ koalieren würde, organisierten Aktivistinnen, Künstler, Politikerinnen und Vertreter von NGOs Protestmärsche. Am 4. Februar, dem Tag der Angelobung, die der damalige Bundespräsident Thomas Klestil mit eisiger Miene vollzog, flogen Knallkörper und Farbbeutel gegen die Hofburg. Die Polizei setzte einen Wasserwerfer ein, mehrere Personen wurden verletzt (auch Polizisten). Zwei Wochen später versammelten sich zwischen 120.000 (Angabe der Polizei) und 300.000 Menschen (Angabe der Veranstalter) am Heldenplatz. Bis Mitte 2003 wurde wöchentlich demonstriert, die Teilnehmerzahl sank in dieser Zeit allerdings stetig, danach nur noch zum Jahrestag der Angelobung. 2018 gab es ein Revival der Donnerstagsdemos. Als die türkis-blaue Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz am 4. Oktober angelobt wurde, kamen erneut 20.000 Menschen zum Ballhausplatz. Auch damals demonstrierten die Aktivisten wöchentlich. Zumindest bis zur Ibiza-Affäre 2019, die das Ende der Regierung bedeutete. Ein Highlight: Am Donnerstag, dem 30. Mai 2019, traten die Vengaboys mit ihrem Hit „We are going to Ibiza” vor tausenden Menschen am Ballhausplatz auf. Wie die gestrige Kundgebung lief, erzähle ich Ihnen gleich. Was Sie heute sonst noch lesen: Das Funkhaus wird zum Atelierhaus. Künstlerinnen und Kulturschaffende ziehen dort zur Zwischennutzung ein. Wie es dazu kam, erfahren Sie im Anschluss. Gerhard Stöger ist aus dem Urlaub zurück und hat zahlreiche Event-Tipps für Ihr Wochenende mitgebracht. Und im Grundkurs Kochen zeigen wir Ihnen ein Rezept für Risoni – wer’s nicht weiß, das sind Nudeln, kein Reis! Ein schönes Wochenende wünscht Soraya Pechtl |
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Anzeige | | | Einmal in die Rolle einer Murakami Figur zu schlüpfen, klingt auf den ersten Blick ziemlich gefährlich. Unberechenbar sind die Verstrickungen in den Erzählungen des japanischen Autors. In der Theater-Adaption von „Die unheimliche Bibliothek“ kommt man seinen Figuren aber ganz nahe. Regisseurin Jacqueline Kornmüller und ihrem Ensemble gelingt im Theater Odeon, einem der schönsten Theaterräume Wiens, ein wundersam, fantastischer Abend rund um erste Liebe und Befreiung. Dank des großen Erfolges gibt es ab 23.10. neue Termine. Hier geht’s zu den Tickets! |
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„Willst du mich verarschen?”17.000 Menschen demonstrierten gestern in Wien gegen eine mögliche Regierungsbeteiligung der FPÖ. 18 Uhr, Station Schottentor: Die Straßenbahnen sind zum Bersten voll. In der Station warteten hunderte Menschen – nicht auf die nächste Bim (wenn die ausfallen, kann es am Schottentor auch schnell recht voll werden), sondern auf den Start der ersten Donnerstagsdemo seit mehr als fünf Jahren. Laut Veranstaltern (einem breiten Bündnis aus NGOs und Parteien, darunter SOS Mitmensch, Omas gegen Rechts, Links und die Sozialistische Jugend) sind zwischen 15.000 und 17.000 Menschen (Polizeiangaben zur Teilnehmerzahl gab es vorerst noch nicht) gekommen, um gegen eine mögliche Regierungsbeteiligung der FPÖ zu demonstrieren: Studentinnen, Migranten, Frauen, Homosexuelle, Jüdinnen, Muslime. Sie schwenken Regenbogenfahnen, halten Transparente mit Aufschriften wie „Nie wieder 1933” und „FPNÖ”. Die Menge repräsentiert ein buntes und vielfältiges Wien – und damit das erklärte Feindbild der FPÖ, die am Sonntag bei den Nationalratswahlen den ersten Platz erreichte. |
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| Laut Veranstaltern kamen bis zu 17.000 Menschen, um gegen die FPÖ zu demonstrieren. (© FALTER/Pechtl) |
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18:45: Die erste Rednerin betritt die Bühne. „Österreich, willst du mich verarschen?”, fragt Stefanie Stankovic, Comedian und Trans-Aktivistin die Menge: „Ich hasse es, dass wir hier sein müssen. Ich hasse es, dass wir rechtsradikale Faschisten haben.” Die Menge skandiert: „Widerstand, Widerstand!” Feministin Eva Geber warnt in ihrer Rede vor einem antifeministischen Backlash unter einer FPÖ-Regierung. Die Freiheitlichen würden „jeden Fortschritt für Frauenrechte” blockieren, sagt sie und verweist auf die in Salzburg geplante Herdprämie (mehr Geld für Familien, die ihre Kinder zuhause betreuen) oder die Budgetkürzungen für Gewaltschutzeinrichtungen unter Türkis-Blau. Dann tritt Alon Ishay, Präsident der jüdischen Hochschülerschaft, ans Mikrofon. Keine zehn Meter entfernt beginnen Pro-Palästina-Demonstranten Fahnen zu schwenken. Mit Rufen und Pfiffen versuchen sie, die Rede zu stören. Dass es hier um einen Protest gegen die FPÖ geht, scheinen sie nicht ganz zu begreifen. Ishay spricht in seiner Rede über rechten Antisemitismus. „Bei jungen Juden und Jüdinnen läuten die Alarmglocken”. Er überlege, das Land zu verlassen, sollte es einen blauen Kanzler geben. 19 Uhr, Universität: Der Demozug setzt sich in Bewegung. Im schwarzen Block werden bengalische Feuer gezündet. Später wird ein Feuerwerk abgebrannt (wobei unklar war, ob es mit der Demo in Zusammenhang stand). Ein Schwarzer DJ legt House-Musik auf. Die Menge tänzelte durch die Innenstadt, an der Oper vorbei und erreichte gegen 20 Uhr 15 das Parlament, wo die Abschlusskundgebung stattfindet. Die Demo wird zwar kaum einen Einfluss auf die Regierungsbildung haben, aber sie macht etwas mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Das Wahlergebnis war ein Schock”, sagte die Studentin Lisa: „Aber es ist cool zu sehen, dass heute so viele Menschen gekommen sind.” |
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Anzeige | | © TimTom | THE CHOSEN ONE Amelie Bauer, charismatische Vorsitzende einer neuen sozialistischen Partei, verschwindet kurz vor den wichtigsten Wahlen ihrer Karriere auf mysteriöse Weise von der politischen Bühne. Was ist geschehen? Amelies engste Gefolgschaft macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, in einer Welt, in der nichts so ist wie es scheint. Eine Produktion von toxic dreams in Koproduktion mit Theater am Werk. Vorstellungen in englischer Sprache. Termine: Mo, 7. Oktober bis Sa, 12.Oktober 2024 Mi, 16. Oktober bis Sa, 19. Oktober 2024 Vorstellungsbeginn jeweils um 19:30 Uhr Tickets gibt’s hier. |
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Falter Radio am Wochenende | Online ab Samstag, 5.10.2024 Das Jahr der Katastrophen im Nahen Osten - #1230Wie das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 und der israelische Krieg gegen Gaza im Westjordanland die Radikalisierung des Konflikts verschärft. Eine palästinensische Perspektive aus Bethlehem mit dem arabischen Christen und Gründer der Dar-al Kalima Universität, Mitri Raheb hören Sie hier.
Online ab Sonntag, 6.10.2024 Bomben auf den Libanon: Was bleibt von der Hisbollah? - #1231Woher kommt die schiitische Partei Gottes im Libanon? Wie geht die fundamentalistische Miliz damit um, dass Israel ihren Generalsekretär Nasrallah und große Teile der Führung getötet hat? Erklärungen aus Beirut bringt Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary im aktuellen Falter-Podcast.
Gefahr aus der Luft: Wie der Klimawandel die Pollensaison verlängert | | ©Falter/Bastl | In der neuen Folge des FALTER Natur-Podcasts erkundet Katharina Kropshofer, wie sich die Klimakrise auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Ein Stadtspaziergang mit den Pollenexperten Katharina und Maximilian Bastl. |
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Falter Arena | | Unseren Journalismus finden Sie jede Woche im gedruckten FALTER, in unseren E-Mail-Newslettern, unseren Podcasts und: Neuerdings auch bei unserem journalistischen Live-Event, der FALTER Arena. Mitglieder der FALTER-Redaktion bringen Ihnen gemeinsam mit unseren Gästen die brennendsten Themen unserer Zeit nahe. Live auf der Bühne – und mit musikalischer Begleitung von Anna Mabo. In der nächsten Ausgabe widmen wir uns dem Thema „Die zersplitterte Republik. Was wird aus Österreich nach der Wahl?". Tickets für die Aufführungen in Wien (6.10., 11h, Stadtsaal) und in Linz (16.10., 19:30, Kammerspiele) und alle weiteren Infos finden Sie hier. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind! |
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Stadtnachrichten | Gestern hat der Umbau des 12.000 Quadratmeter großen Naschmarkt-Parkplatzes begonnen. Zur Erinnerung: Die versiegelte Fläche soll bis Herbst 2024 begrünt werden. Dazu kommt ein überdachter Marktbereich in dem Bereich, wo der samstägliche Bauernmarkt stattfindet (hier sehen Sie die Pläne im Detail). Bei der gestrigen Pressekonferenz von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) war der Parklplatz bereits großflächig mit einem Bauzaun abgesperrt. Das könnte an den Bauarbeiten liegen. Aber vielleicht auch an Ankündigungen der Bürgerinitiative „Freiraum Naschmarkt“, die Baustelle zu besetzen. Warum? Die Aktivisten sind unzufrieden mit der Markthalle am Bauernmarkt (zu Beginn forderten sie vor allem mehr Grün und konsumfreie Räume, beides entsteht nun). Sima versuche, ihren eigenen Willen durchzusetzen, so der Vorwurf: „Obwohl bei einer Bürgerbefragung niemand den Wunsch nach einer Halle geäußert hat, ließ sie einen teuren internationalen Wettbewerb inszenieren, der einen Hallenbau miteinschloss.” Zur Erklärung: Die Architekten mostlikely und D\D Landschaftsplanung haben mit ihrem Projekt inklusive Markthalle den Architekturwettbewerb gewonnen. Die Entwürfe auf Platz 2 und 3 sahen keine großflächige Bebauung vor (hier mehr zu den anderen Projekten).
Die Vamed, einer der größten Gesundheitskonzerne Österreichs, wird zerschlagen. Das sorgt seit eineinhalb Jahren für massive Kritik. Denn ein Teil des Unternehmens geht an den französischen Private-Equity-Fonds PAI Partners und der dürfte – so der Vorwurf – vor allem an Gewinnen und weniger am Patientenwohl interessiert ist (hier lesen Sie mehr über die Hintergründe). Auch das Anton-Proksch-Institut (API), eine Suchthilfeeinrichtung in Wien, und zahlreiche Reha-Einrichtungen hätten an den Investor verkauft werden sollen. Dazu kommt es nun doch nicht. Das API und sechs weitere Einrichtungen werden vorerst nicht veräußert. Der Grund dürfte in der Eigentümerstruktur der Institutionen liegen. Am Anton-Proksch-Institut sind nämlich die Stadt über eine Stiftung beteiligt. Auch an den anderen sechs Einrichtungen ist laut Betriebsrat Harald Steer die öffentliche Hand involviert. Das macht den Verkauf schwieriger, weil diese ein Wörtchen mitzureden hat. |
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Stadtgeschichten | ComebackDas Funkhaus in der Argentinierstraße steht seit der Übersiedelung des ORF-Radios auf den Küniglberg leer. Nun kehrt die Kultur zumindest temporär zurück. In der Argentinierstraße 30a hat sich kaum etwas verändert und doch ist nichts mehr wie früher. Das überdimensionierte bunte Ohr vor der Eingangstür, die braunen und weißen Fliesen am Empfang, die schallgedämmten Aufnahmeräume gibt es noch – und sogar eine Mappe mit der Aufschrift „Feuerwehr Ordner” liegt herum. Vieles erinnert an die Zeit, als der ORF aus dem Funkhaus im 4. Bezirk sendete. Nur die Menschen fehlen. | | Die Studios und Räumlichkeiten des Funkhauses werden ab sofort an Künstler vermietet. (© Clara Grillmaier) | Über fünf Jahrzehnte produzierten hier ORF-Journalistinnen und -Journalisten ihre Beiträge. Die Sender Ö1, FM4, Ö3 und das Landesstudio Wien waren in dem denkmalgeschützten Haus beheimatet. Aber 2015 wurde das Funkhaus zum Verkauf ausgeschrieben, 2016 kaufte die Rhomberg Gruppe Teile der Liegenschaft, um dort Wohnungen zu errichten. Die Sender des ORF übersiedelten vor zwei Jahren allesamt an den Küniglberg. Nun soll die Kultur zumindest für einige Monate ins Funkhaus zurückkehren. Die Initiative „Never At Home” zieht temporär hier ein. Der Verein fördert Kunst und Kultur, kuratiert Ausstellungen und veranstaltet Workshops. 73 Räume des Funkhauses werden an Künstlerinnen und Kulturschaffende als Ateliers vermittelt. 15 Euro pro Quadratmeter kostet die Miete inklusive Strom und Heizung, die Räumlichkeiten sind zwischen 10 und 30 Quadratmeter groß (falls Sie Interesse haben, schreiben Sie eine Mail mit Ihrem Portfolio an welcome@never-at-home.at). Wie kam es dazu? Das Projekt basiert auf einer Idee der Rhomberg Gruppe. Das Unternehmen wollte das Funkhaus zur Zwischennutzung weitervermieten und zwar bevorzugt an Künstler. Also rief ein Mitarbeiter bei Uli Fries an. Er ist Geschäftsführer der Agentur „Kreative Räume”, die im Auftrag der Stadt leerstehende Gebäude an Künstler und Kreative vermittelt und sie während der Nutzung unterstützt. Fries hat die Rhomberg Gruppe mit Never At Home vernetzt. Von Oktober bis Juli werden nun Künstler im Funkhaus ihre Ateliers einrichten. Auch Ausstellungen sind geplant. Einen konkreten Termin gibt es dafür noch nicht. „Wir müssen erst die Studios vermieten und dann sehen wir weiter”, sagt Vera Grillmaier von Never At Home. |
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Anzeige | | | Anne Duk Hee Jordan: The End Is Where We Start From Faszinierende Organismen, Roboterkrabben und Pflanzen in einer Wasserwelt: Die Ausstellung The End is where we start from von Anne Duk Hee Jordan ist ein sinnliches und humorvolles Plädoyer, die menschliche Spezies als Teil eines Ökosystems zu verstehen. Die immersive Schau wurde eigens für das KunstHausWien entwickelt - multimediale Installationen, Skulpturen, Textilarbeiten und Sound verwandeln die Ausstellungsräume in eine geheimnisvoll belebte Welt. Bis 26.1.25 im KunstHausWien |
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Frage des Tages | Der Bisamberg ist aufgrund seines Mikroklimas besonders artenreich. Wieviele Schmetterlingsarten leben dort?100 300 700
Auflösung von gestern: Unser Satellitenbild zeigte gestern das sogenannte Jonasreindl, den Straßenbahnknotenpunkt beim Schottentor. | | ©Geoland |
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Wochenend-Events | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| Musik 1Bekannt wurden Christoph & Lollo im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends als Simon & Garfunkel des melancholischen Wintersportliedguts (Neigungsgruppe: Skisprung). Nach mehreren monothematischen Alben sattelte das Wiener Akustikgitarre-plus-zwei-Stimmen-Duo auf Protestlieder und so treffende wie ironische Alltagsbetrachtungen um. Nun stellen die beiden Schmähbrüder mit Tiefgang wieder ein neues Album und Programm vor, „Alles gut“. Stadtsaal, Fr 19.30
Musik 2Ein fetter, sehr vielfältiger Schwerpunkt bringt ab heute, Freitag, an sechs Abenden Jazz und mehr aus Slowenien auf die Bühne des Porgy & Bess. Gleich der Beginn von „Step Across the Border: Slovenia“ verspricht Spannendes: Es spielen das in Wien lebende, hochgradig experimentierfreudige Duo Maja Osojnik & Matija Schellander alias Rdeča Raketa, zum Quartett erweitert durch Irena Tomažin (Stimme) und Dieb13 (Turntables), sowie das elektro-akustische Jazztrio Lilamors. (Sebastian Fasthuber) Porgy & Bess, Fr 20.30 (Termine bis 9.10., Details und Livestream: www.porgy.at)
TheaterWilliam Burke und William Hare raubten in den späten 1820er-Jahren Leichen aus Gräbern und verkauften sie an Anatomieinstitute. 1828 schließlich, als die Friedhöfe besser bewacht wurden, ermordeten Burke und Hare 16 Menschen, um ihr einträgliches Geschäft nicht aufgeben zu müssen. Im deutschsprachigen Raum ist diese gruselige Geschichte nicht sonderlich bekannt. Regisseur Bruno Max bringt sie nun in eigener Fassung als bitterböse, kapitalismuskritische Komödie und sehr nahe an den Fakten auf die Bühne des Theaters zum Fürchten. „Burke & Hare – Eine Ballade über Angebot und Nachfrage“ ist ziemlich großartig, wenn auch bisweilen etwas derb. (Martin Lhotzky) Scala, Fr, Sa 19.45 (auch 8. bis 10.10.)
KinoErinnern Sie sich an „Thelma & Louise“, das tragisch-tolle feministische US-Roadmovie aus dem Jahr 1991? Die österreichische Produktion „80 Plus“ ist so etwas wie die Omi-Version davon. Ohne Brad Pitt, sexueller Gewalt und Pistole, aber mit einer zweiköpfigen Schicksalsgemeinschaft, unterwegs auf vier Rädern: Helene, Schauspielerin jenseits der 80, und Toni, einst Krankenpflegerin, brechen aus dem Sanatorium aus und machen sich auf den Weg in die Schweiz, um dort für die unheilbar kranke Helene Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Berühren, bei aller thematischer Schwere aber auch ziemlich unterhaltsam und teils geradezu komisch. Ein Porträt der wunderbaren Hauptdarstellerin Christine Ostermayer finden Sie in der aktuellen Ausgabe der FALTER:Woche. Ab Fr in den Kinos
Dies & Das„Radikal UND sanft“ lautet das erste Versprechen beim kunst.fest.währing 2024, „ein Festival zum Wundern und Staunen“ das zweite. Die ehemalige Semmelweisklinik sowie ihre Umgebung werden ab Samstag neun Tage lang zur Bühne für einen bunten Strauß aus Musik, Literatur, Performance, Filmvorführungen und Workshops. Der Eintritt ist stets frei, insgesamt stehen bis 13. Oktober 38 Veranstaltungen auf dem Programm. Semmelweisklinik, Sa 18.30 (Eröffnung); Details: www.kunstfestwaehring.at
Vortrag/DiskussionMit der Falter Arena verlegen wir die Redaktion am Sonntag wieder auf die Bühne. Unter dem Titel „Die zersplitterte Republik. Was wird aus Österreich nach der Wahl?“ analysieren Politikforscher Laurenz Ennser-Jedenastik und Christoph Hofinger den Wahlausgang und mögliche Koalitionen. Im Anschluss diskutieren Nina Horaczek, Florian Klenk, Armin Thurnher, Soraya Pechtl und Eva Konzett die Prognosen. Musikalische Unterstützung liefert einmal mehr die wunderbare Wiener Singer/Songwriterin Anna Mabo. (Nahla Hamula) Stadtsaal, So 11.00
Dies & DasDas Chelsea ist vieles, aber kein Ort der Hipster. Zeitgeist? Geh bitte! Zeitlos gute Musik? Ja, gern. Seit Jahren lädt das Gürtellokal auch in unregelmäßiger Regelmäßigkeit zur Schallplattenbörse. Oder genauer gesagt: zum Vinyl & CD Flohmarkt. „Von privat an privat“ lautet das Motto, Profihändler gibt es keine. Nicht selten verkaufen Stammgäste ausgewählte Stücke aus ihrer Sammlung, was aber nicht heißen soll, dass hier nur Gitarrenmusik zu haben wäre. Unter der Kundschaft des Flohmarkts finden sich inzwischen übrigens auch Hipster. Kein Wunder: Vinyl ist seit einiger Zeit ja wieder angesagt. Chelsea, So 14.00 bis 19.00 (Eintritt frei)
Kunst/letztmaligEine nackte Frau hinter Stacheldraht verbirgt ihre Scham mit einem Feigenblatt. Neben ihr halten sich drei Helmträger Augen, Mund und Ohren zu. Oskar Kokoschkas Bild „Anschluss. Alice in Wonderland“ von 1942 mokiert sich über die Alliierten, die nach Hitlers Einmarsch in Österreich nichts unternahmen. Dieses Hauptwerk des Künstlers zählt zu den vier Sammlungen der Vienna Insurance Group, die anlässlich des 200-jährigen Firmenjubiläum des Wiener Städtischen Versicherungsvereins noch bis 6. Oktober unter dem Titel „Unknown Familiars“ gezeigt wird. (Nicole Scheyerer) Leopold Museum, Fr–So, 10.00 bis 18.00 |
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Buch | Kurt Palm: Trockenes Feld Kurt Palm, geboren 1955 in Vöcklabruck und aufgewachsen im nahen Timelkam, ist nicht nur eine Legende als Gründer der Theatergruppe Sparverein Die Unzertrennlichen und Produzent von „Phettbergs Netter Leit Show“, sondern auch Autor von mehr als einem Dutzend Büchern. Sein jüngstes Werk „Trockenes Feld“ wird als Roman verkauft, tatsächlich handelt es sich um ein Memoir, bei dem nur die wenige Seiten umfassende Rahmenhandlung romanhafte Elemente enthält. Der Titel ist die Übersetzung des Ortsnamens Suhopolje, jenes kroatischen Dorfes, aus dem Palms Vorfahren stammen … (Kirstin Breitenfellner) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
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Grundkurs Kochen | Risoni bringen uns ins Strudeln: Nein, kein Reis – es sind Nudeln | | © FALTER/Archiv | Kennen Sie Risoni? Diese mutierten Riesenreiskörner, die aber eigentlich aus Pastateig sind? Da es offensichtlich großer Handwerkskunst und viel Zeit bedarf, diese Nudel von Hand zu formen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine eher neuere Sorte industriellen Ursprungs handelt. Doch was weiß man? Vielleicht kneten begnadete Köchinnen und Köche schon seit Menschengedenken Pasta nach dem Vorbild von Reis. In der griechischen Küche jedenfalls heißt diese Nudelsorte Kritharaki und dient als Suppeneinlage oder für risottoartige Gerichte. Wir machen sie als Auflauf mit scharfen Bällchen aus Hühnerfleisch: für 4 Portionen zwei geschälte Schalotten und drei Knoblauchzehen und zwei frische rote Chilis fein hacken. Ein halbes Kilo Hühnerfaschiertes mit einem Drittel des Knoblauchs, der Hälfte der Schalotten und allen Chilis vermischen, salzen, pfeffern und zu einer geschmeidigen Maße verkneten - notfalls Brösel dazumischen. Kleinen Kügelchen formen, die wir in einer Pfanne in heißem Öl rundum knusprig braten. Backofen auf 230°C Ober- und Unterhitze anwerfen. In der Pfanne die restlichen Schalotten und den Knoblauch anschwitzen, 300 g Risoni, 2 EL gehacktes frisches Basilikum kurz anbraten und dann mit 80 ml trockenem Weißwein ablöschen. Mit ½ l Gemüsesuppe aufgießen , 400 g halbierte Cocktailtomaten dazugeben und zugedeckt ein paar Minuten köcheln lassen, bis die Risoni al dente sind. Salzen und pfeffern. Gute schwarze Oliven entsteinen, vierteln und unter die Risoni mischen. Die Hühnerbällchen sowie 200 g kleine Mozzarellakugeln in die Nudeln drücken und im Rohr backen, bis der Käse geschmolzen ist. |
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