✍Seit dem Zusammenbruch des Imperiums von Rene Benko steht das Shoppingcenter-Luxusprojekt Lamarr in der Mahü als Bauruine still. Jetzt steigt der Wiene Immo-Milliardär Georg Stumpf ein. Was hat er mit dem Gebäudekomplex vor? >> Diskussion um die Deutschförderklassen: Hört endlich auf die Wissenschaft >> Lokaltipp: Veganes Plundergebäck im Moriz >> Der Fassadenleser über Goldbalkone in der Innenstadt Wetterkritik: Ein...
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Der große Kaufhaus-Hauskauf

Seit dem Zusammenbruch des Imperiums von Rene Benko steht das Shoppingcenter-Luxusprojekt Lamarr in der Mahü als Bauruine still. Jetzt steigt der Wiene Immo-Milliardär Georg Stumpf ein. Was hat er mit dem Gebäudekomplex vor? >> Diskussion um die Deutschförderklassen: Hört endlich auf die Wissenschaft >> Lokaltipp: Veganes Plundergebäck im Moriz >> Der Fassadenleser über Goldbalkone in der Innenstadt

Wetterkritik: Ein Lob auf das Übergangswetter: Die heutigen acht bis 15 Grad sind ideal, um sich vom warmen Spätsommer zu verabschieden und sich langsam an den kalten Winter zu gewöhnen. Die Wolkendecke wird zu dieser Jahreszeit schon dichter, aber die Sonne lässt uns trotzdem nicht ganz im Stich.


Guten Morgen!

Wenn Sie im Lauf des vergangenen Jahres auf der Mariahilferstraße unterwegs waren, haben Sie sich ja vielleicht auch gefragt, was es mit der Bauruine im unteren Bereich der Fußgängerzone auf sich hat: Hier sollte eigentlich ein Luxuskaufhaus entstehen, das nach der Schauspielikone Hedy Lamarr benannt ist.

Mit seiner präsumtiven Namensgeberin hatte der Bau zuletzt wenig gemein. Statt Glamour und Grandezza zu verstrahlen, ragte ein halbfertiges Gemäuer in den Himmel: Mit Baustellengittern notdürftig versperrt, behelfsmässig abgedeckt, von allen Arbeitern verlassen. Zuletzt waren ein paar Hackler da, als Wien und Umgebung im September von der Flut heimgesucht wurden. Und pumpten das Wasser aus den verwaisten Räumen. Das Kaufhausprojekt Lamarr ist aber davor schon abgesoffen – mit seinem Initiator und Financier, dem Immobilieninvestor René Benko. Wie es dazu kam und warum es jetzt dafür Hoffnung gibt, erzähle ich Ihnen gleich.

Außerdem: Soraya Pechtl argumentiert im aktuellen Falter, dass es keine gute Idee ist, die Deutschförderklassen weiterauszubauen, wie die ÖVP das fordert – ihren Kommentar lesen sie heute auch hier. Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer beschreibt ein prachtvolles Jugendstil-Haus im ersten Bezirk.

Einen schönen Tag wünscht

Eva Konzett

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Büşra Kayıkçı - Klangwelten jenseits der Genregrenzen

Die türkische Komponistin und Pianistin Büşra Kayıkçı eröffnet am
6. November die Konzertreihe Atmosphères im Wiener Konzerthaus mit minimalistisch-melancholischen Klavierstücken. Inspiriert wurde die vielseitige Künstlerin vom musikalischen Schaffen eines John Cage und eines Nils Frahm. Architektur spielt in ihren Werken eine wichtige Rolle, so entwirft sie mit ihren Kompositionen Orte, in denen sich die Zuhörer*innen frei bewegen und neue Klangräume erkunden können.

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Hurrican statt Hollywood

Die Baustelle des Lamarr-Kaufhauses auf der Mahü hat einen Käufer gefunden. Wird jetzt doch noch etwas aus dem Luxustempel in der Durchschnittsfuzo?

Der mittlerweile insolvente Immobilieninvestor René Benko wollte auf der unteren Mariahilferstraße ein Luxuskaufhaus errichten und erwarb dafür auffallend billig das ehemalige Leiner-Hauptquartier. Er hinterließ letztlich eine Bauruine, die den ganzen Straßenabschnitt bis hinunter zum Museumsquartier in Mitleidenschaft zu ziehen drohte. 

Seit Weihnachten 2023 waren die Bauarbeiten am Lamarr stillgestanden. Als sehr frühes Weihnachtswunder wurde nun bekannt, dass sich ein Käufer gefunden hat. Eine Tochterfirma des Milliardärs Georg Stumpf – die Stumpf Development GmbH – hat das unfertige Kaufhaus gekauft. Noch fehlt eine insolvenzgerichtliche Genehmigung. Sie soll am Freitag kommen. 

Lamarr-Bauruine: 250 Millionen dürfte es kosten, um das Projekt fertigzustellen. (© APA/Georg Hochmuth)

Was hat der Milliardär für die Ruine bezahlt?

Die Stumpf Development GmbH schweigt über den Kaufpreis. Und darüber, was mit dem Projekt geplant ist. Was wir wissen: Es geht um eine Baufläche von knapp 7.400 Quadratmetern entlang der Adresse Mariahilferstraße 10-18 und Karl Schweighofer-Gasse 2-6. In den Rohbau sollen bereits 300 Millionen Euro geflossen sein. 26.000 Kubikmeter Beton und 3.750 Tonnen Stahl hat man verarbeitet.

Der fortgeschrittene Baustatus macht eine zweite Überwinterung einfacher, eine Änderung der Bewirtschaftung aber schwer. Benkos Unternehmen Signa hatte einen Einkaufstempel mit angeschlossenem Hotel geplant. Und ganz oben eine Gastroarena. Die Glaskuppel, die sich über dem Gebäude wölbt, macht eine Aufteilung jetzt de facto unmöglich: Alles ist auf sie ausgerichtet.

Schätzungen gehen davon aus, dass der neue Eigentümer rund 250 Millionen Euro investieren wird müssen, um den Bau fertigzustellen. Auf dem unfertigen Lamarr-Projekt liegen zudem Pfandrechte von Banken in Höhe von 390 Millionen Euro. Diese sollen durch den Verkauf nicht gänzlich bedient worden sein.

Detail am Rande: Der Verkauf kam mittels Versteigerung zustande. Neben Stumpf sollen noch andere, darunter große Versicherungen und ein illustrer Investor mitgeboten haben.

Stumpf hat aber nicht die Liegenschaft an sich gekauft, sondern die Lamarr Projektgesellschaft. Sie gehörte zu 50 Prozent der zahlungsunfähigen Signa Prime Capital Invest GmbH, die wiederum im Mantel der Signa Prime Selection steckte. Letztere hat bekanntermaßen auch kein Geld mehr. Die andere Hälfte am Kaufhausprojekt hält die Skyred Holding 9 mit Sitz in Luxemburg, ein Tochterunternehmen der thailändischen Central Group, die mehrere Luxustempel mit Benko errichten wollte.

Was bedeutet der Verkauf für die Mariahilferstraße?

Bei den Händlern hat die Nachricht vor allem für Erleichterung gesorgt. Zuletzt wirkte die Erdgeschoßzone in diesem Bereich der Mahü gerupft: leerstehende Geschäfte, teils mit Holzplanen vernagelte Eingänge. Sehr viel Hurrican-Feeling. Sehr wenig Hollywood.

Das Signa-Kaufhaus hätte als neuer Ankerpunkt den unteren Teil der Mahü zwischen Zollergasse und Museumsquartier beleben sollen. „Da waren jetzt alle in einer Abwarteposition“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, zum Falter.morgen. Da die Zukunft des Kaufhausprojekts unklar war, hätten die Vermieter gezögert.

Auch für die Mariahilferstraße 10-18 gilt der Designgrundsatz des Form-follows-function. Der Rohbau ist auf eine Handelsnutzung zugeschnitten – und die wird wohl auch kommen. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass zumindest die oberen Stockwerke des Gebäudes – über dem Erdgeschoss sind es noch sechs weitere – zu Büroflächen umgewidmet werden. In solchen Höhenlagen ist eine Vermietung von Geschäftsräumlichkeiten besonders schwierig: Die Leute fahren schlichtweg nicht hinauf. Als Betreiber käme dann auch Central Group in Frage: Die Thailänder und früheren Geschäftspartner Benkos sind erfahrene Kaufhausleute. 

Die wichtigste Frage für den Durchschnittswiener: Kommt der grüne Garten für jedermann?

Die Stadt Wien hatte René Benko einen Dachgarten auf dem Lamarr abgerungen. 1.000 Quadratmeter groß sollte dieser sein, mit elf Bäumen in einer Höhe von vier bis sechs Metern, über die Öffnungszeiten hinaus geöffnet und konsumfrei. Der entsprechende Servitutsvertrag ist aber noch nicht unterschrieben. Ohne ein öffentlich begehbares Dach will die Stadt aber keine Fertigstellungsanzeige des Bauwerks durchführen, also die offizielle Abnahme durch die Baupolizei.

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Medardo Rosso, Ecce Puer, ca. 1906, Foto: Galleria Russo, Rome, Courtesy: Federico Fabbri, London

Heute Abend um 19 Uhr eröffnet die Ausstellung Medardo Rosso. Die Erfindung der modernen Skulptur. Rosso war einer der großen Pioniere der Moderne und schuf ein Œuvre, das die Grenzen zwischen Medien, Materialien und Präsentationsformen auslotet. In einer Retrospektive wird Rossos Werk – Plastiken, Fotografien und Zeichnungen – nun erstmals künstlerischen Positionen aus 150 Jahren gegenübergestellt.

Mehr Infos zur Eröffnung finden Sie hier.


Stadtnachrichten

Es gibt viele soziale Probleme und individuelle Probleme an den Schulen. Die Schule wird mit diesen Herausforderungen belastet und kann nicht damit umgehen, weil das Personal fehlt”, sagte IHS-Bildungsforscher Mario Steiner gestern im Falter.morgen. In Wien wird das psychosoziale Unterstützungsangebot nun ausgebaut.

Ab November werden an einigen Pflichtschulen in Favoriten und Margareten multiprofessionelle Teams bestehend aus Sozialarbeitern, Psychologen, Sozialpädagogen und je nach Bedarf Ergotherapeuten eingesetzt. Eine Person aus dem Team soll täglich an der Schule vor Ort sein und bei Krisen intervenieren oder psychische Belastungen frühestmöglich erkennen. 

Anfang 2025 soll das Projekt auf weitere Bezirke, in denen es Schulen mit besonderem Unterstützungsbedarf gibt, ausgerollt werden. Im Endausbau wird es 17 multiprofessionelle Teams zu je vier Personen geben, die permanent 52 Pflichtschulstandorte mit rund 15.000 Schüler*innen betreuen”, heißt es in einer Aussendung. Zwei mobile Teams sollen im Anlassfall zusätzlich Unterstützung in allen Schulbezirke anbieten (dafür wird eine Hotline für Direktoren eingerichtet). 


Falter Radio

Regierungsbildung: Doch wieder eine Große Koalition?

© APA/Hans Klaus Techt

Die Europaabgeordneten Lukas Mandl (ÖVP) und Andreas Schieder (SPÖ) über die Chancen, die sie einer schwarz-roten Neuauflage zusprechen und das Minenfeld von Koalitionsverhandlungen im Gespräch mit Barbara Tóth und Raimund Löw. Zu hören hier.


Meinung

Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Deutschförderklassen: Hört endlich auf die Wissenschaft!

Es ist höchste Zeit, wissenschaftlich fundierte Bildungspolitik zu betreiben, statt die Schulen die negativen Konsequenzen einer ideologiegetriebenen Politik ausbaden zu lassen.

Die Diskussion um die Deutschförderklassen (DFK) ist absurd. Schüler, die nicht ausreichend gut Deutsch sprechen, werden seit 2018 in separaten Klassen unterrichtet. Nur Fächer wie Turnen und Werken haben sie in den Regelklassen. Türkis-Blau hat das System vor sechs Jahren eingeführt. Kritik gab es schon damals. Mittlerweile ist sie sehr gut wissenschaftlich untermauert. Die Bildungsexpertin Susanne Schwab von der Universität Wien forscht seit Jahren zu den DFK, eine ihrer Studien hat auch die aktuelle Diskussion ausgelöst. Ihre Erhebungen zeigen:

Den Kids fehlt in den Förderklassen das Sprachbad mit Gleichaltrigen. Sitzen sie bloß für einige Stunden in der Woche in ihrer Stammklasse, fühlen sie sich von den anderen Schülern und den Lehrern ausgegrenzt. „Niemand redet mit uns, und wir reden auch nicht mit ihnen“, sagte ein Schüler in Schwabs Befragung. Nicht nur das, die Deutschförderklassen funktionieren auch nicht. Nach drei Semestern schafft nur die Hälfte den Übergang in die Regelklasse. Nicht wenige müssen Schulstufen wiederholen. Durch den Altersunterschied in der neuen Klasse finden sie noch schwerer Anschluss. Direktoren sprechen von „institutioneller Diskriminierung“. Auch Lehrer sind mit dem System unzufrieden. Abgesehen davon gibt es erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit des sogenannten MIKA-D-Tests, der die Sprachkenntnisse der Kinder beurteilt.

„Niemand redet mit uns, und wir reden auch nicht mit ihnen“, sagte ein Schüler in einer Deutschförderklasse. (© APA/Hans Klaus Techt)

Trotzdem wollen die ÖVP und das von ihr geführte Bildungsministerium an den Deutschförderklassen festhalten. „Wir sind gut aufgestellt“, sagte Sektionschefin Doris Wagner im Ö1-„Morgenjournal“ zu Schwabs Studienergebnissen. Die Volkspartei will die DFK sogar weiter ausbauen. Entgegen der wissenschaftlichen Evidenz. Dabei zeigt uns die Forschung, was sich die Schüler und Lehrer wünschen und welche Systeme international funktionieren.

Punkt eins: Die Schulen brauchen mehr Autonomie, um selbst zu entscheiden, wie sie die Kinder fördern. Derzeit umgehen viele Direktoren die strengen gesetzlichen Vorgaben.

Punkt zwei: Es braucht kleinere Klassen, in denen ein Großteil der Schüler Deutsch auf Muttersprachenniveau spricht. In manchen Bezirken Wiens müsste man die Schüler besser auf die Standorte aufteilen.

Punkt drei: Schulen benötigen mehr Personal und mehr Mittel für Sprachförderung. Mindestens zwei Lehrer pro Klasse sollen einen sprachbewussten und wenn möglich mehrsprachigen Unterricht anbieten. Für Schüler, die gar kein Deutsch sprechen, kann man immer noch zusätzliche Angebote schaffen.

Es wäre höchste Zeit für wissenschaftlich fundierte Bildungspolitik, statt die Schulen die negativen Konsequenzen einer ideologiegetriebenen Politik ausbaden zu lassen.


Lokaltipp

Moriz (1150, Mariahilfer Straße 204)

Im Moriz produzieren Paul Nähr und sein Team veganes Plundergebäck aus Bio-Zutaten. (© Heribert Corn)

In Österreich ist es schon ein Ding der Unmöglichkeit, die Herkunft von Lebensmitteln auszuweisen. Sagen wir so: Sich von Massentierhaltung und dem Menschenrecht aufs tägliche Schnitzi zu verabschieden, wird noch ein langer Weg.

Paul Nähr wollte nicht mehr warten und gründete daher Moriz, eine nachhaltige, vegane Bio-Patisserie, in der die Wiener Mehlspeis-Tradition mit Bedacht in die Gegenwart geführt wird. Und das ist absolut beachtlich. Zweieinhalb Jahre haben sie an den Rezepturen gearbeitet. Veganer Bio-Topfen, Schlagobers oder etwa Vanille-Eis aus heimischem Bio-Hafer und -Soja werden selbst produziert.

Der Plunderteig wird zweieinhalb Tage lang geführt, und ja, er enthält Margarine. „Wir haben alles probiert“, so Nähr, der sich des schlechten Rufs dieses Produkts bewusst ist. Sie wählten dann eine vegane Bio-Margarine aus Dänemark als „Ziehfett“ und eine völlig ungehärtete aus Deutschland als „Butter-Ersatz“ aus.

Ich probierte ein Plunder mit mediterraner Gemüse-Füllung, und das war großartig. Wem hier irgendein tierisches Fett fehlt, der muss ein weitaus sensibleres Sensorium haben als ich (€ 5,60). Topfengolatsche war schwieriger, der flaumig-knusprige Teig auch hier exzellent, die Fülle kam halt nicht ans Original heran, erinnerte aber zumindest daran (€ 5,50).

Das ist ein großartiges Projekt von engagierten Leuten. Klar, irgendeine Landwirtschaftskammer wird sich über irgendwas beklagen. Macht aber nichts.

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.


Frage des Tages

Was zeigt unser heutiges Satellitenbild?

© Geoland

Auflösung von gestern: Der „Lukasbund“, dessen Angehörige Anfang des 19. Jahrhunderts damit Aufsehen erregten, dass sie Frauen und Alkohol mieden und sich die Haare ellenlang wachsen ließen, war eine Vereinigung junger Künstler mit reaktionärer Ausrichtung (keine Weltuntergangssekte oder Goldschmiede-Innung).

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© Anne Bennent © Doris Kittler, Michou Friesz © Jeanne Degraa, Ingrid Lang © Marcel Köhler

Die Liebe, frei von patriarchaler Besetzung und romantischer Illusion, steht im Zentrum von Marlene Streeruwitz‘ „Handbuch für die Liebe.“ Am 23. und 24. Oktober lesen Anne Bennent, Michou Friesz und Ingrid Lang aus dem vielleicht wichtigsten Handbuch unserer Zeit.

www.hamakom.at/handbuchliebe


Events des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Vortrag

Passend zum 15-jährigen Jubiläum lautet das Motto der „ERDgespräche“ heuer „Back to the Roots“. Vorträge und Gespräche gibt es zu den Themen Schutz der Urwälder, indigener Aktivismus, naturnahe Bildung sowie zivilgesellschaftliches Engagement. Beiträge liefern die Klimaexpertin Lina Burnelius, der Natur- und Tierschützer Gabriel Paun, der Menschenrechts- und Umweltaktivist Ben Rawlence und die Protestsongcontest-Gewinnerin Laura Braun; die Schauspielerin Masengu Kanyinda gibt Michael Rufs dokumentarisches Theaterstück „Klima-Monologe“. (Nahla Hamula)

Museumsquartier, Halle E, 17.30


Kabarett

Mit 35 schon ein alter Hase? Ja, das geht: Clemens Maria Schreiner steht seit 20 Jahren auf den Kabarettbühnen des Landes. Der einmal mehr gelungene neue Abend „Fehlerlos“ ist sein bereits zehntes Programm, sein Debüt gab er einst tatsächlich schon als 15-Jähriger. „Politische Korrektheit macht das Kabarett kaputt? Schreiner gehört zu einer Generation von Satirikern und Satirikerinnen, die diese Einschätzung Lügen straft“, schrieb Stefanie Panzenböck in ihrem letztwöchigen Porträt im FALTER. „,Geschlechtergerechte Sprache‘, sagt Schreiner in seinem Programm etwa, ,ist wie Sex. Wenn man’s g’scheit machen will, ist es manchmal echt Arbeit – aber bist du narrisch, es zahlt sich für alle Beteiligten aus.‘“

Theater am Alsergrund, 19.30


Buchpräsentation 

Der Bodenverbrauch hat durch die Nutzung für Bauland ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß erreicht. Politisches und gesellschaftliches Handeln ist dringend erforderlich, um dieses Problem zu lösen. Doch was läuft schief? Welche Folgen hat der Bodenverbrauch für das Klima und warum betrifft dieses Thema uns alle? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich Autor Gernot Stöglehner im Gespräch mit Hanno Settele. Hier geht’s zur Anmeldung. 

Festsaal der Universität für Bodenkultur Wien, 19 Uhr


Buch

Florian Gantner: Eternal Partner

Hartnäckig haftet der Status „Geheimtipp“ am österreichischen Autor Florian Gantner. Mit „O.M.“ (2018) unternahm er einen wilden, halluzinatorischen Trip durch die Weltliteratur, der seinesgleichen sucht, in „Soviel man weiß“ (2021) erzählte er anhand einer autonomen Widerstandsgruppe von allgegenwärtiger Überwachung und Paranoia. Nun begibt er sich in dem schlanken Roman „Eternal Partner“ ins dunkle Herz des Spätkapitalismus.

Anton arbeitete als Datenerfasser, bis der Computer seinen Job ganz übernahm. Nun tut sich für ihn eine neue Gelegenheit auf: Eine Agentur engagiert ihn, um einen verstorbenen Konzern-CEO zu mimen. Stundenweise erst nur, doch Anton lebt sich in die Rolle ein. Ein ebenso witziges wie böses Buch über die Auswüchse der modernen Arbeitswelt, das Fans von Elias Hirschl gefallen sollte. (Sebastian Fasthuber)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Der Fassadenleser #181

Die Goldbalkone

Die Wollzeile 28 ist schon seit dem Jahr 794 bebaut. In diesem ersten Haus mit dem Hausnamen Im Arch wohnten vermutlich Fischer, die im nahen Wienfluss tätig waren. Genau bis zu diesem Eckhaus reichte damals die Wollzeile, wo der wichtige Handel mit Textilien aus Konstantinopel stattfand: ein Schlüssel für das rasche Wachstum der Stadt. Der Standort kam nicht von ungefähr: Die Wollzeile mündete direkt in die über Ungarn bis nach Byzanz führende Fernhandelsstraße. Ab dem Jahr 1396 war das Gebäude dann mehr als drei Jahrhunderte lang ein Stiftungshaus von St. Stefan und hieß In der GugelZum Haengleuchter oder – sehr poetisch ­– ­ Wo der Hahn den Hühnern predigt. Erst nach 1720 wurde dort ein neues Haus gebaut, das Zum scharfen Eck hieß.

Das dritte Haus an dieser Ecke entstand im Jahr 1901. (© Klaus-Jürgen Bauer)

Das dritte Haus an dieser Ecke entstand im Jahr 1901. Der Architekt des sechsgeschossigen Hauses mit den prägnanten Balkonen war Albert Hans Pecha aus Wien, Schüler von Friedrich Schmidt. Bauherren war der Wiener Bürgerladefonds, eine Sozialeinrichtung. Die Gesamtbaukosten des Hauses betrugen 365.000 Kronen, etwa 6 Millionen Euro. Die Decken im Erdgeschoss sind Ziegelgewölbe, die übrigen Decken wurden aber bereits aus Stampfbeton zwischen eisernen Trägern errichtet. Der Jugendstil-Fassadenputz mit den Bildhauerarbeiten war aus Marmorstaubmörtel aufgebaut, die Bronzegitter vergoldet. Die Pracht ist geblieben, nur das Gold hat sich verflüchtigt.

PS: Klaus-Jürgen Bauer hat auch mehrere Bücher geschrieben, die im faltershop.at erhältlich sind.


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