40 Jahre lang hat Günther Braun im forensisch-therapeutischen Zentrum in Göllersdorf gearbeitet – ein Blick hinter die Mauern >> Inside Generali Arena: Der Kaufpreis für das Austria-Stadion steht fest >> Der Fassadenleser über ein Haus mit vielen Blumen, das es nicht mehr gibtWetterkritik: Frühling? Bist du es? Auch heute strahlt uns die Sonne vehement entgegen, die Temperaturen klettern auf bis zu 14 Grad und selbst die Wolken haben sich offenbar ein paar Tage Urlaub genommen. Den hatten sie ja bitter nötig.
Guten Morgen! Wenn man Günther Braun zuhört, teilt sich die Welt auf in ein Drinnen und ein Draußen. Drinnen, das ist hinter den Mauern der Justizanstalt oder, wie es heute heißt, des Forensisch-Therapeutischen Zentrums (FTZ) Göllersdorf, in der Nähe von Wien. Hier und in einer zweiten Anstalt in Asten sind nicht zurechnungsfähige, geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht. In Wien selbst gibt es mit der Justizanstalt Wien-Mittersteig eine Einrichtung für zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher. Draußen liegt zumindest für Braun gute 60 Kilometer weit weg. 40 Jahre lang ist er täglich eine Dreiviertelstunde in die Arbeit gefahren. Eine bewusste Entscheidung: „Das schafft Distanz.” Draußen ist er Vater von Vieren und „Schlapf’nwirt”, wie die Familienkneipe heißt. Drinnen war er Justizwachebeamter und Mitglied des Einsatzkommandos. Sein Sohn hat im Kindergarten einmal gesagt: „Wenn mein Papa nicht im Gefängnis ist, dann ist er im Wirtshaus”, lacht Braun. Seit Anfang März gibt es für ihn kein Drinnen mehr – jetzt ist er in Pension. Anstalten wie Göllersdorf stehen immer wieder in der Kritik – man ist seit Jahren um Reformen bemüht, manches hat sich verbessert oder ist im Begriff dazu. Gleichzeitig zeigt ein Bericht des Rechnungshofes aus dem Vorjahr, dass die Reformbemühungen nur zum Teil umgesetzt wurden: „Offen blieben allerdings jene Punkte, die sicherstellen sollten, dass strafrechtlich untergebrachte Personen adäquat und zeitgemäß behandelt und betreut werden.” Ein Blick hinter die Mauern des Maßnahmenvollzugs. Außerdem: Der Kaufpreis für das Austria-Stadion steht fest – die Stadt soll es erwerben. Wir haben uns vor Ort umgesehen. Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer hat heute ein historisches Bild aus der Gumpendorfer Straße für Sie – ein Haus, das Anfang des 19. Jahrhunderts in ganz Wien durch seinen prächtigen Garten bekannt war. Einen schönen Tag wünscht Viktoria Klimpfinger |
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Hinter den Mauern 40 Jahre lang war Günther Braun Justizwachebeamter im Forensisch-Therapeutischen Zentrum Göllersdorf. Bereut hat er seine Entscheidung nicht. Sicher war er sich nicht, ob er das auch wirklich ein Leben lang machen will, als Günther Braun 1985 in der frisch eröffneten Justizanstalt Göllersdorf angeheuert hat. In Göllersdorf sind Insassen untergebracht, die schwere psychische Erkrankungen aufweisen und überwiegend zurechnungsunfähig sind. Sie befinden sich im sogenannten Maßnahmenvollzug. Der ist einer psychiatrischen Behandlung ähnlich und zeitlich ungebunden, eine Entlassung nur aufgrund einer deutlichen Verbesserung der Zurechnungsfähigkeit möglich. „Das dauert ewig”, sagt Braun. „Die Leute sind so lange bei uns angehalten.” An Göllersdorf habe ihn der therapeutische Zugang gereizt. Mit seinem Ansatz „Therapie statt Strafe” schuf Justizminister Christian Broda (SPÖ) in den 1970ern das erste Gesetz zum Maßnahmenvollzug. Der Ansatz war, die Rechtsbrecher nach Möglichkeit zu resozialisieren. Göllersdorf war eine der ersten spezialisierten Anstalten in Österreich. „Sogar in Europa waren wir ganz vorne mit dabei”, meint Braun. Wobei die Anstalt in Göllersdorf in der Vergangenheit auch in der Kritik stand, etwa vor 10 Jahren, als ein Patient verstarb, der mit massivem Brechdurchfall in Isolationshaft gesteckt wurde, statt ihn ins Spital zu bringen (der Falter hat damals berichtet). |
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| Bei unserem Gespräch steht Braun unmittelbar vor seiner Pensionierung. (© Falter/Klimpfinger) |
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Wenn Braun über die Insassen spricht, nennt er sie „Kerl”. Das ist nicht despektierlich gemeint, im Gegenteil – er spricht auch von sich selbst als „Kerl”. Was man dabei vor allem heraushört, ist ein großes Verantwortungsgefühl für die Patienten. Vor der Pension wird er noch einen von ihnen auf seinem ersten Sozialausgang begleiten, das ist ihm wichtig. Er ist seit 17 Jahren im System, zuerst im Normal-, dann im Maßnahmenvollzug, und wird nun allmählich resozialisiert. „Sozialtraining ist ein erster Schritt zurück in die Gesellschaft”, erklärt Braun. Der Weg dahin sei aber lang. Beim ersten Ausgang wird er mit dem Insassen ein paar Stunden in der Umgebung unterwegs sein, das erste Mal Schnellbahn fahren, oder ihm überhaupt erstmal zeigen, wie man sich ein Ticket löst. Seine Kollegen nannten ihn „Staubzuckerbläser”, sagt Braun. „Das sind Leute, die sehr nahe an den Insassen dran sind und mit mehr Offenheit und Verständnis als erforderlich agieren.” Dennoch sei er, das will er der Vollständigkeit halber dazusagen, vor ein paar Jahren wegen Körperverletzung verurteilt worden. Ein Insasse sei auf ihn losgegangen und er habe ihn weggeschubst. „Disziplinarrechtlich bin ich aber freigesprochen worden.” Man hätte die Situation damals nicht anders lösen können, da ist er sich sicher. Dass das ausgerechnet ihm passiert ist, wurmt ihn aber immer noch. Drinnen, hinter den Mauern, leitete Braun als gelernter Tischler eine Werkstatt, in der er mit den Insassen Dinge für das Haus oder den Jailshop produzierte. Dem Gesetz nach ist jeder arbeitsfähige Strafgefangene dazu verpflichtet, Arbeit zu leisten. In Göllersdorf gibt es dementsprechend eine Ergotherapeutische und eine Sonder- und Heilpädagogische Werkstätte. Als Braun in Göllersdorf angefangen hat, war das ein paar Monate nach der Besetzung der Stopfenreuther Au im Winter 1984, mit der er damals sympathisiert hat, sagt er. Generell bezeichnet er sich als einen der wenigen Grün-Wähler in seinem beruflichen Umfeld. Kein Hardliner, kein „Grund-und-Boden-Grüner”, wie er sagt. Aber: „Die grünen Anliegen waren mir immer wichtig.” Ob es dadurch Reibereien gegeben habe, etwa mit Kollegen? Braun bleibt vage, Kollegialität ist das oberste Gut. Er neigt den Kopf nach links und rechts, wiegt ab. Der Ton habe sich schon verändert, aber das gelte für die Gesamtbevölkerung. Früher sei er noch in Fahrgemeinschaften mitgefahren, „da war ich sozial noch verträglicher als jetzt”, lacht er. Jetzt gebe es mehr Diskussionsbedarf. Der Maßnahmenvollzug selbst ist ein kontroverses Thema: Die Anstalten sind chronisch überbelegt und unterbesetzt. Ab 2026 wird ausgebaut, Göllersdorf bekommt zusätzliche 105 Plätze. Zurzeit sind 161 Plätze vorgesehen, 19 davon für Strafgefangene, die für einfache Hilfsarbeiten in der Anstalt eingeteilt sind. Zellen gibt es nur auf einer Station, der Rest sind Wohngruppen. 2022 beschlossen ÖVP und Grüne das „Maßnahmenvollzugsanpassungsgesetz 2022”, aus der „Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher” wurde das „forensisch-therapeutische Zentrum” und seine Eingangsschwelle deutlich erhöht. Personen unter 18 können hier nur mehr untergebracht werden, wenn die Anlasstat eine Haftstrafe von über 10 Jahren vorsehen würde. Die Kritik: Wo sollen die Jugendlichen sonst behandelt werden, wenn es jetzt schon an Betreuungsplätzen mangelt? Braun sieht das etwas anders: „Man kann die Leute nicht mehr aufgrund eines Bagatelldelikts jahrelang verschwinden lassen. Viele würden draußen auch zurechtkommen, wenn sie in Behandlung sind. Bei uns sind sie aber völlig übersichert und teuer untergebracht.” Seit den Anfängen habe man viel dazu gelernt, dazulernen müssen, manchmal auf fatale Weise, sagt Braun. Ursprünglich habe man das therapeutische Klima nicht stören wollen. „Aber das Lehrgeld war hoch.” 1995 erstach ein Insasse in Göllersdorf eine Therapeutin. „Ich war damals der Bezugsbetreuer von dem Insassen”, erzählt Braun. Sein Blick rückt ab, er schüttelt leicht den Kopf. „Das war ein Gemetzel.” Ein Satz, den man nur flüstern kann. Dadurch habe man die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, schließlich kam auch eine Einsatzgruppe dazu, die im Notfall einschreitet. Braun hat viel erlebt in diesen 40 Jahren, sicher 15 Brände, die Insassen gelegt haben (erst 2023 ist ein Insasse bei einem Brand ums Leben gekommen). Oder das Jahrhunderthochwasser im November, bei dem auch die Anstalt evakuiert werden musste. „Leichte Übung ist es nicht, sich einen differenzierten und optimistischen Blick zu behalten”, resümiert er am Ende unseres Gesprächs. Dann fragt er: Ob das alles überhaupt jemanden interessieren wird? |
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Stadtnachrichten | In Simmering haben Archäologen ein Massengrab aus dem Römischen Reich entdeckt. Das Wien Museum spricht in einer Aussendung von einem „Sensationsfund“ und einem „möglichen Schlüssel zur Gründungsgeschichte Wiens”. Skelettfunde seien sehr selten. „Denn die Römer praktizierten in Europa bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. die Feuerbestattung.“ Die unzeremonielle Beerdigung deute „auf ein katastrophales Ereignis“ hin.
Vorige Woche haben wir berichtet, dass in Oberösterreich 14 Kinder mit Behinderung ab Herbst ihren Schulplatz verlieren könnten. Der Grund: Platzmangel. Nun wurde eine Lösung gefunden. Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) und Bildungsdirektor Alfred Klampfer sicherten der Stadt Vöcklabruck am Dienstag Unterstützung zu. Es soll eine Übergangslösung – in Form von Containern – für die Schülerinnen und Schüler gefunden werden, bis neue Klassenräume gebaut werden.
Gestern haben die Wiener Grünen ihre Plakate für die Wien-Wahl am 27. April präsentiert. Darauf zu sehen ist Spitzenkandidatin Judith Pühringer. Die Slogans lauten: „Harte Kante gegen Hass“ / „Zu Hause zu teuer“ – richtig, es geht um leistbares Wohnen – / „Ihr könnt ‚Klima‘ nicht mehr hören, wir die Vögel“ – gut, das erschließt sich wohl nicht allen. Soll aber heißen, dass sich nur die Grünen um Klimaschutz kümmern. Auch die KPÖ und LINKS haben ihre Sujets vorgestellt. Das Parteienbündnis hat das Ziel, in den Gemeinderat einzuziehen und eine „lästige, unbequeme soziale Opposition“ zu sein. Ihre Slogans: „Reiche kaufen Politik. Denken wir auch.” / „Ludwig g’winnt eh.” – Übersetzt: Eine Stimme für die SPÖ macht keinen Unterschied. / „Kannst du dir Wien noch leisten?”
Die Ergebnisse der diesjährigen Abwasserstudie der EU-Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA lesen sich beunruhigend. Der Konsum von Methamphetamin („Crystal Meth“) ist in Wien im Vergleich zum Vorjahr um 39,26 Prozent gestiegen. MDMA („Ecstasy“) verzeichnet einen Anstieg von 12,75 Prozent. Auch der Cannabiskonsum ist in der Hauptstadt um 9 Prozent gestiegen. |
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Falter-Radio | Hart gegen Smart: Kommt das Handyverbot an Schulen? - #1345 | | Die Initiative von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos), den Gebrauch von Smartphones in den Unterstufen unter Strafe zu stellen, löst Diskussionen aus. Brauchen wir tatsächlich eine Verordnung für ganz Österreich? In dieser Folge zu hören: Felix Stadler (Mittelschullehrer und grüner Landtagsabgeordneter) Lorenz Peer (Unterstufensprecher des Wiener Sperl-Gymnasiums) sowie FALTER-Stadtleben-Ressortleiterin Anna Goldenberg. |
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Stadtgeschichten | | Violetter Rasen Der Kauf der Generali Arena durch die Stadt Wien erntet viel Kritik – wir haben hier und hier berichtet. Nun steht der Kaufpreis fest. Wir haben uns das Corpus Delicti einstweilen von innen angesehen. Am Anfang der Stadiontour darf sich jeder einen violetten Fan-Schal nehmen, der ist im Preis von 17 Euro inkludiert. Die gut zweistündige Tour startet im stadioneigenen Austria-Museum, das nicht geizt mit Memorabilia. Wir werden die Umkleidekabinen sehen, die Gast- und Heimsektoren, die VIP-Loungen und den Kindergarten, in dem man die Kids während der Matches betreuen lassen kann. Am Ende werden wir sogar am Rande des Rasens stehen. Manche kommen ihm zu nah und werden prompt zurechtgewiesen – der Rasen ist in jedem Fußballstadion heilig. Wir sind eine Gruppe von gut 10 Leuten, manche sind Touristen, andere moderate Fans – Ultras sind keine dabei. Man spürt, dass man hier im Herzen des Vereins steht. Oder im Bauch. Je nachdem. Die Osttribüne zum Beispiel kann mit Sicherheit als Herzstück gelten, besonders für die eingefleischten Fans, die sie mit großflächigen Graffitis gestaltet haben. Hier gibt es keine Sitzplätze, echte Fans stehen. Die Sitzplätze auf den übrigen Tribünen sind violett, sogar der seitliche Rasenstreifen trägt die Vereinsfarbe. | | © Falter/Klimpfinger | Ursprünglich war die Austria ein Wanderverein, erfahren wir, während Do&Co hinter den VIP-Loungen das Catering vorbereitet. Die Tische im Restaurantbereich (der Bauch?) sind hübsch eingedeckt, fast könnte man vergessen, dass man sich hier in einem Fußballstadion befindet. Den Eindruck unterstreicht übrigens auch ein Besuch auf der Website der Generali Arena, die hauptsächlich mit sich als Eventlocation für Firmenfeiern oder Geburtstage wirbt. Seit 1973 ist die Austria am Verteilerkreis in Favoriten heimisch, zunächst dank des Präsidenten des Wiener Fußballverbandes Franz Horr, nach dem das ursprüngliche Stadion benannt war. 1999 übernahm der steirisch-kanadische Industrielle Frank Stronach die Austria und investierte. Es waren fette Jahre, man träumte sogar von einer 30.000-Arena in Rothneusiedl inklusive Shoppingcenter und, und, und. Doch daraus wurde nichts. Stronach überließ die Austria 2008 ihrem Schicksal. 2016 begann man mit dem Umbau des Stadions zur heutigen Generali Arena (auch wenn das Stadion schon ein paar Jahre vorher den Namen des Versicherungsunternehmens trug). Ausbau und Modernisierung des Stadions kosteten 42 Millionen Euro, doch Misswirtschaft und ausbleibende sportliche Erfolge konnten das nicht aufwiegen. Die Austria stand immer wieder knietief in den roten Zahlen, so tief, dass sie nun ihr Herzstück an die Stadt Wien verkauft, die daraus ein multifunktionales Stadion machen will. Ein Gutachter hat den Kaufpreis nun mit 42,3 Millionen Euro bewertet, abzüglich einiger Förderungen, die von der Stadt in den Bau geflossen sind, ergibt das 39,4 Millionen für die Stadt. Die Austria ist weiterhin für Betrieb und Management des Stadions verantwortlich und zahlt eine Miete in Höhe von 1,4 Millionen im Jahr. Die Miete ist angesichts der aktuellen Marktkonditionen aber zu wohlwollend angesetzt, oder der Kaufpreis zu niedrig, so Immobilienexpertin Birgit Kraml im Interview mit dem Standard: „Entweder die Stadt müsste für das Stadion weniger zahlen, oder die Miete müsste höher sein.” Ihrer Meinung nach reicht für eine derartige Investition eine einzige Bewertung auch nicht aus, die Gutachten würden teils weit auseinanderliegen. Am 23. April soll der Kauf im Gemeinderat beschlossen werden. |
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Lokaltipp | Kaffee Kunze (1080, Auerspergstraße 19) | | Der deutsche Gastronom Gert Kunzes serviert wirklich leckeres deutsches Essen (© Katharina Gossow) | Die Kunzes sind seit 35 Jahren fixer Bestandteil der heimischen Szene-Gastronomie, 2016 übernahmen sie das Café Eiles. Gleich gegenüber machten sie jetzte das Kaffee Kunze auf, sammelten Altmöbel in der Glasfabrik und nützten die U-Bahn-Baustelle vorm Lokal für die ganz spezielle Berlin-Atmosphäre. Auf die Karte setzten sie deutsche Hausmannskost, und zwar nicht nur beliebte Darlings wie Currywurst, Buletten, Rostbratwürste und Matjeshack. Sondern auch Underdogs wie Labskaus und überbackenes Mettbrötchen. Und das mit erfrischender Derbheit: Beim Büsumer Krabbenbrot etwa häufen sich aromatische Nordseekrabben mit Eierspeise auf einem etwas instabilen Sauerteigbrot (€ 14,–). Das mit Käse überbackene Mettwurst-Brot mit sauren Zwiebeln ist fantastisch (€ 6,50). Für Labskaus wird Rindsfaschiertes statt Corned Beef verwendet, Rote Rübe und Gurkerl kommen extra, auch Rollmops ist dabei (€ 12,50). Und wenn's später am Abend ganz nach Berliner Sitte eher ans Trinken geht, gibt's zu den Cocktails auch Solei als Unterlage. Dufte! Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier. |
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Anzeige | | | Forschen, entdecken, Zukunft schnuppern. Das Wiener Rathaus verwandelt sich am Wochenende vom 21. bis 23. März in die größte Forschungsstation der Stadt. Das von der Wirtschaftsagentur Wien organisierte Fest für große und kleine Forscher:innen und Entdecker:innen bietet mehr als 30 Stationen mit Forschung und Technologie aus Wien zum Angreifen und Mitmachen. Der Eintritt ist frei! Alle Infos: forschungsfest.at |
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Frage des Tages | Was zeigt unser Satellitenbild? | | © Geoland | Auflösung von gestern: Von 2014 bis 2015 hat die Stadtarchäologie Wien im Hofbereich des Rochusplatzes archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei hat sie den bislang ältesten Siedlungsbefund auf Wiener Boden und den Beleg für den ersten „Briefverkehr" nach Wien gefunden. gefunden. Die älteste Wasserleitung Wiens war aber nicht dabei. |
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Events des Tages | MusikDer 26-jährige New Yorker Rapper Mike zählt zu den herausragenden Vertretern einer Szene, bei der es weniger um Antuschen und ein möglichst lautes Auftreten geht. Sein Rap erwächst im Gegenteil aus einem Geist der Innerlichkeit; die im schlaftrunkenen Bariton intonierten Texte klingen wie vertonte Selbstgespräche. Gerade so, als würde der Mann nach dem Aufstehen seinen Tagebucheintrag vom Vortag oder seine Träume noch einmal durchgehen. Der Vortrag ist bewusst monoton gehalten. Er wird durch beseelte Samples und raue Beats jedoch ordentlich aufgepimpt. (Sebastian Fasthuber) Das Werk, 20.00
KunstmesseHeute eröffnet in der Marx Halle wieder die Kunstmesse Spark Art Fair, die ausschließlich Solopräsentationen zeigt. Jede der 90 Galerien widmet ihren Stand einer einzigen Position. So bringt die Galerie 1 Mira Madrid etwa Konzeptkunst der Kroatin Sanja Iveković mit und die Galerie Konrad Fischer fährt Arbeiten von Gregor Schneider auf, der für sein spooky „Haus Ur“ bekannt wurde. Achtung: Anders als sonst üblich, ist für die Vernissage ein Ticket nötig. (Nicole Scheyerer) Marx Halle, 17.00 (bis 23.3.) |
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Aus dem Verlag | Vortrag & Diskussion: Rettet die BödenDer Bodenverbrauch hat ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß erreicht. Politisches und gesellschaftliches Handeln ist dringend erforderlich. Doch was läuft schief? Welche Folgen hat der Bodenverbrauch für das Klima und warum betrifft dieses Thema uns alle? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich Autor Gernot Stöglehner beim Gesprächsforum „Das Donaufeld – Der Weg in eine zukunftsfitte Stadt“ am 20.03., um 18.30 Uhr, im Strandgasthaus Birner in Wien. Im Rahmen des Gesprächsforum „Das Donaufeld" Strandgasthaus Birner, An der Oberen Alten Donau 47, 1210 Wien // 18.30 Uhr Eintritt frei! |
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Buchtipp | Uwe M. Schneede: Gerhard Richter Die Werke des deutschen Malers Gerhard Richter zählen zu den teuersten eines lebenden Künstlers. Dessen Bilder würden „in mancherlei Gestalt" auftreten, schreibt der Kunsthistoriker Uwe M. Schneede: figürlich bis fotorealistisch, abstrakt und geometrisch. Nach den verwischten Fotos kamen die Farbtafeln, dann monochrom graue Bilder. All das sei keine fortlaufende Entwicklung, die Formen existieren zeitgleich, so Schneede. Schnörkellos porträtiert er den Stilwechsler. Die präzise und freundlich-distanzierte Darstellung passt zum Protagonisten – der mittlerweile 92-Jährige gilt als eher verschlossen –, lässt die Monografie aber mitunter ein bisschen fad wirken. Lebensumstände werden nicht greifbar, Charaktere bleiben unnahbar. Gerne hätte man mehr den Menschen und seine Beweggründe gespürt. (Juliane Fischer) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
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Buchpodcast #130 | Ein Gespräch über verschiedene Formen des Zusammenlebens, Demenz und gute Menschen | | In der neuen Folge des FALTER-Buchpodcasts ist Isabel Bogdan mit ihrem neuen Roman „Wohnverwandschaften" zu Gast. Mit Podcast-Host Petra Hartlieb spricht sie über verschiedene Formen des Zusammenlebens, übers Altwerden und über die Notwendigkeit für mehr Literatur über gute Menschen. Bevor Isabel Bogdan gegen Ende der Sendung einen Ausschnitt ihres Romans liest, stellt Feuilleton-Redakteurin Stefanie Panzenböck noch zwei Neuerscheinungen vor. Hier gehts zur Folge! |
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Fassadenleser #201 | | Ein Haus mit vielen Blumen, das es nicht mehr gibt | | Das heutige Bild zeigt Herrn Rupprecht’s Haus und Garten in der Gumpendorfer Strasse Nr. 54. Zeitgenossen kannten dieses Anwesen wegen der jährlich dort stattfindenden Chrysanthemen-Ausstellung. Der k. k. Rat, Bücherzensor, Hortologe und Schriftsteller Dr. Johann Baptist Rupprecht kaufte es 1811 und gestaltete den Garten nach dem Vorbild des damals sehr bekannten „Rosenbaumgartens“ um. Er pflanzte hier unter Einsatz bedeutender finanzieller Mittel seltene Gewächse und machte den Garten zugänglich. Selbst Metternich zählte zu den Besuchern. Für die Überwinterung der Topfpflanzen standen Glashäuser zur Verfügung. Nach dem Tod von Rupprecht wurde der Besitz im Jahr 1850 versteigert. Fünf Jahre später war der Garten vollständig verbaut. Der kleine kolorierte Stich mag um 1820, 1830 im Umkreis der großen Wiener Verleger wie Löschenkohl oder Artaria entstanden sein. Es ist die Biedermeier-Zeit. Der Schrecken der napoleonischen Kriege ist vorbei, das Kaisertum Österreich ist verarmt, aber politisch stabil – arm, aber sexy, würde man wohl im heutigen Jargon sagen. Das Haus selbst ist ein blockhafter Kasten mit Innenhof. Lediglich ein Balkon mit Sonnenschutz auf spanische Art betont die sieben Achsen. Die Färbelung ist sandfarben, die Fenster sind weiß oder hellgrau getreu der Mode des Klassizismus. Weil der gute Kaiser Franz in der Hofburg ein fast manischer Gärtner war, machten es ihm seine Untertanen nach. Das Zentrum des Gartens ist eine helle Sandfläche, viele Pflanzen stehen in grünen Töpfen, die gleichzeitig Rabattengrenzen sind. Ein noch sehr junger Baum schafft eine Vertikale. Im Garten tummelt sich viel Volk: Familien, junge Mädchen, Offiziere. Herr Rupprecht dürfte dieses Jahr zufrieden gewesen sein. |
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