Immer mehr junge Leute finden keinen Job. Wie bringt man sie in den Arbeitsmarkt? >> Das traditionsreiche Reparatur- und Service-Zentrum (R.U.S.Z.) steht wieder vor dem Aus – Schuld ist einmal mehr das Aussetzen des Reparaturbonus >> Lokaltipp: Das Doppler >> In Memoriam Klaus-Jürgen BauerWetterkritik: Holen Sie die Übergangsjacke zurück, heute wird's noch mal kühl! Maximal 22 Grad und gelegentliche Regentropfen, die sogar in ausgewachsene Gewitter münden können – die Sonne lacht sich hinter der Wolkenwand ins Fäustchen.
Guten Morgen! Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns angeblich allen gut. Blöd nur, dass es der Wirtschaft seit geraumer Zeit eher mittelprächtig geht. Wir befinden uns in einer Phase der Rezession. Besonders deutlich merkt man das, wenn man sich die Arbeitslosenzahlen bei Jugendlichen anschaut: Sie sind gestiegen. Das Thema Jugendarbeitslosigkeit beschäftigt die Stadt Wien schon länger. Bereits im Vorjahr wurden Förderprogramme ausgebaut. Bei der heurigen SPÖ-Klubtagung im März kündigte Bürgermeister Michael Ludwig eine „Joboffensive 18plus” an: Ab Herbst sollen in einem ersten Schritt 1.000 Jugendliche, die länger als neun Monate arbeitslos sind, am Programm teilnehmen. Förderungen für einen Zeitraum von vier Monaten sollen Unternehmen einen Anreiz bieten, sie anzustellen. Und sonst? Wo der Schuh am stärksten drückt, erzähle ich Ihnen gleich. Außerdem: Seit den 90er-Jahren werden im Reparatur- und Service-Zentrum (R.U.S.Z.) kaputte Haushaltsgeräte repariert – nun steht das Unternehmen vor dem Aus. Lale Ohlrogge hat mit Geschäftsführer Sepp Eisenriegler über die aktuelle Situation gesprochen. In Gedenken an Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer lesen Sie einen Text aus seinem neuen Buch „Sprechende Fassaden”. Einen schönen Tag wünscht Viktoria Klimpfinger
EXKLUSIV: Es gibt Unmut im Justizministerium, es geht um eine neue Abteilung von Justizministerin Anna Sporrer. Spitzenbeamte, Richter- und Staatsanwaltsvertretungen sowie die Personalvertretung schlagen Alarm – in einem internen Schreiben, das dem FALTER exklusiv vorliegt und gestern an Sporrer gegangen ist, warnen sie "in Besorgnis" vor einem Sündenfall im Ministerium. Florian Klenks Recherche lesen Sie hier. Seit die Koalition von ÖVP und FPÖ in Salzburg regiert, wird der Naturschutz attackiert. Dabei hat der Schutz der Umwelt und der Tiere in dem Bundesland eine lange Tradition, wie Laura Anninger hier aufgeschrieben hat. In Österreich gelten sie als Fahrräder: Elektromopeds, hauptsächlich von Essenszustellern gefahren, dominieren zunehmend die Radwege. Die Stadt will deshalb die Straßenverkehrsordnung ändern. Woher kommen die Fahrzeuge eigentlich? Dieser Frage geht Thomas Rottenberg nach. Der Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz wird auch mit 82 Jahren nicht müde, vor Donald Trump zu warnen. Lina Paulitsch traf ihn in der georgischen Hauptstadt Tiflis
|
|
Anzeige | | © Fonds Soziales Wien | Arbeiten mit Sinn & Haltung Vier Menschen. Vier Wege: Vier Mitarbeiter:innen zeigen, wie Entwicklung beim Fonds Soziales Wien gelingt – durch Vertrauen, Vielfalt und Menschlichkeit. Der Fonds Soziales Wien ist ein Arbeitgeber, der Entwicklung möglich macht, ohne dass man sich verbiegen muss. Mehr erfahren → |
|
|
Harte Tür am ArbeitsmarktIn einer wirtschaftlichen Abschwungphase ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt besonders schwer. Das merkt man an der gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit. Was hilft? Vom Schaden an der rechten, hinteren Autotür sieht man nichts mehr. Selina hat sie lackiert. Keine einfache Aufgabe, wie sie sagt. Sie ist nicht besonders groß, bei einer so riesigen Fläche fällt das ins Gewicht. Stolz posiert sie vor dem silbernen VW-Bus, der glänzt wie neu. Sie ist eine von 220 Jugendlichen, die im überbetrieblichen Lehrbetrieb „Moderne Berufsausbildung” von Jugend am Werk in Floridsdorf ihre Ausbildung machen. Die Lehrgänge reichen von der KFZ-Mechanikerin bis zum Goldschmied. Überbetrieblich bedeutet, dass die Jugendlichen nicht in einem laufenden Betrieb ausgebildet werden, sondern in Lernwerkstätten. In der KFZ-Werkstatt schrauben sie also an Autos, die sie von der MA48 (Abfallwirtschaft und Straßenreinigung) bekommen, weil sie ohnehin schrottreif sind. „Aufstehen, yallah!”, ruft ein Jugendlicher scherzhaft seiner Lehrlingskollegin zu, als er von der Pause zurückkommt. „Weiter arbeiten!”, er lacht, sie klatschen ein. |
|
| Selina vor dem frisch lackierten Auto (© Falter/Klimpfinger) |
|
Jugend am Werk bildet Jugendliche aus, die auf dem freien Arbeitsmarkt keine Lehrstellen finden oder Lehre oder Schule abgebrochen haben. Die Lehrausbildung wird begleitet von Lernhilfen, sozialpädagogischer Begleitung und Deutschtraining für jene, die es brauchen. „Unsere Lehrlinge haben fast alle einen Rucksack zu tragen”, sagt Martin Meinhart, stellvertretender Leiter des Lehrbetriebs „Moderne Berufsausbildung”. „Die ersten zwei, drei Monate sind hauptsächlich sozialpädagogische Arbeit, um zu schauen, wie wir die Jugendlichen unterstützen können.” Für junge Menschen wird der Einstieg in den Arbeitsmarkt immer schwieriger. Anfang des Jahres berichtete die APA, dass die Zahl der sofort verfügbaren, offenen Lehrstellen im Dezember 2024 im Jahresvergleich in ganz Österreich um 16,9 Prozent zurückgegangen ist, die Zahl der Suchenden aber um 20 Prozent zugenommen hat. In Wien blieb die Zahl der Lehrlinge vergleichsweise stabil. Allerdings gibt es hier laut Katharina Luger, stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Wien, dauerhaft eine Schere zwischen Lehrstellensuchenden und verfügbaren Stellen: „Auf eine offene Lehrstelle kommen in Wien im Regelfall sechs Lehrstellensuchende”, sagt sie. „In Salzburg kommen auf einen Lehrstellensuchenden vier bis fünf Lehrstellen.” Das liege daran, dass es in Wien sehr viele Jugendliche gibt, in den vergangenen 20 Jahren sei diese Altersgruppe stark angestiegen. Mit einem Durchschnittsalter von 41,1 Jahren gilt Wien als das jüngste Bundesland. Selina ist 20, hat ursprünglich eine Pflegeschule besucht, aber abgebrochen – zu groß war die psychische Belastung. Die Jobsuche danach blieb aussichtslos. Weil sie immer schon gerne mit Farben gearbeitet und ein Faible für Autos hat, sattelte sie auf Lackiertechnik um. Vermittelt hat ihr die Lehrstelle bei Jugend am Werk ihr Jugendcoach vom AMS. In ganz Österreich ist die Zahl der Arbeitslosen, die jünger als 25 Jahre alt sind, von Juni 2024 auf Juni 2025 um 11,2 Prozent gestiegen, in Wien um 4,8 Prozent – damit liegt die Arbeitslosenquote dieser Altersgruppe in Wien bei 11,6 Prozent. Wien ist das einzige Bundesland mit einer leicht positiven Wirtschaftsleistung, während sich in Österreich seit mittlerweile drei Jahren in einer Rezession befindet. Die Arbeitslosenquote ist laut Luger eng damit verknüpft: „Der Berufseinstieg ist in einer Rezessionsphase schwieriger als im Wirtschaftsaufschwung.” Betroffen seien hauptsächlich jene, die einen Pflichtschulabschluss haben, danach entweder keine Lehrstelle gefunden haben, aus weiterführenden Schulen ausgestiegen sind oder Fluchthintergrund besitzen. „Menschen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, haben schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt”, sagt sie. Das belegt auch die Statistik: Rund 40 Prozent der Arbeitslosen in Wien waren im Jahr 2023 Menschen, deren höchste abgeschlossene Ausbildung die Pflichtschule ist. Daher konzentriere sich das AMS darauf, diese Menschen weiter auszubilden: „Ungefähr ein Drittel dessen, was wir in diesem Jahr bereits an Arbeitsmarktförderung ausgegeben haben, ist in die Jugendlichen unter 25 geflossen”, sagt Luger. Um der Knappheit an Ausbildungsplätzen entgegenzuwirken, setzt das AMS unter anderem auf überbetriebliche Ausbildungen und kooperiert mit Organisationen wie Jugend am Werk. „Die Zahl der Lehrlinge, die uns das AMS vermittelt, ist zuletzt im Metallbereich wieder stark gestiegen”, sagt Meinhart. Nächstes Jahr treten am Standort in Floridsdorf insgesamt 130 Lehrlinge in die Ausbildung ein. Selina befindet sich im zweiten Lehrjahr, ihr drittes wird sie nicht mehr hier absolvieren. Eine KFZ-Werkstätte hat sie als Lehrling übernommen. Das ist das Ziel der überbetrieblichen Lehrstellen – die jungen Menschen sollen noch während ihrer Lehre von einem Betrieb übernommen werden. Selina ist eine vorbildliche Auszubildende, sagt Meinhart. Sehr fleißig. Engagiert. Dennoch musste sie zwei Jahre auf einen Ausbildungsplatz in einer KFZ-Werkstatt warten. „Man kann die Lehrlinge nicht mehr so gut vermitteln wie früher. Es gibt schon welche, die es schaffen, aber das werden immer weniger”, sagt Meinhart. Die Unternehmen seien aufgrund der wirtschaftlichen Lage zurückhaltender geworden. Die Jugendlichen können ihren Lehrabschluss auch bei Jugend am Werk machen. Wie es danach weitergeht, bestimmt der Arbeitsmarkt. |
|
Anzeige | | | Urlaubsfit in nur 10 Minuten Ob für den Strandurlaub in Spanien, die Städtetour nach Paris oder das nächste Abenteuer in Italien: Mit den kurzen, unterhaltsamen Lektionen von Gymglish frischen Sie Ihre Sprachkenntnisse ganz entspannt auf – oder lernen einfach etwas Neues. Sie erhalten täglich eine kurze, unterhaltsame Lektion per Mail, individuell auf Sie abgestimmt. Jetzt gratis testen – ohne automatische Verlängerung |
|
|
Stadtnachrichten | In den meisten Fällen weiß unser Smartphone heute ganz genau, wo wir uns herumtreiben. Geotracking war um 1900 deutlich schwieriger. Aber gänzlich unmöglich offenbar auch nicht! Zumindest dank akribischer Diaristen wie Arthur Schnitzler. In seinem Tagebuch findet man Einträge zu über 16.000 Tagen seines Lebens, in seinem Nachlass gibt es ergänzende Aufzeichnungen in Listenform. Damit lassen sich seine Wege seit seinem 17. Lebensjahr (1879) bis etwa drei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1931 rekonstruieren. Genau das hat sich das Projekt „wienerschnitzler.org” von Martin Anton Müller und Laura Untner zur Aufgabe gemacht. Es verortet Arthur Schnitzler in interaktiven Karten in Wien und ganz Europa. Die Karten sind nach Aufenthaltstagen, Aufenthaltstypen, Kalendermonaten und Jahren gegliedert. Besonders große Schnitzler-Fans können sogar nachschlagen, wo ihnen Arthur Schnitzler am nächsten stand oder wie weit ihr Standort von seinen besuchten Orten entfernt ist. Nicht nur die Seele ist ein weites Land.
Seit März 2024 besteht rund um den Reumannplatz eine Waffenverbotszone. Trotz mehrfacher Messerattacken in den vergangenen Monaten, zwei davon Anfang Juni, bei denen insgesamt vier Menschen verletzt wurden, hält Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) das Waffenverbot für wirksam. Seit der Einführung wurden 187 Waffen beschlagnahmt, darunter 131 Messer. Im März vorigen Jahres wurde außerdem eine eigene Einsatzgruppe zur Bekämpfung von Jugendkriminalität ins Leben gerufen. Seither wurden 2.470 Minderjährige angezeigt und 147 festgenommen, gab Karner am Dienstagabend bekannt.
Die Initiative „Rettungsanker” der Stadt Wien wird ausgeweitet. Damit sollen Partys und Clubnächte in Wien für Frauen sicherer werden. Für die Initiative werden Security-Mitarbeiter geschult, um auf sexuelle Belästigung aufmerksam zu werden. Außerdem sind sie mit einem Button erkennbar, damit von Belästigung betroffene Menschen sich an sie wenden und so Hilfe bekommen können. Bisher sind unter anderem die Nachtclubs U4 und Volksgarten bei der Initiative dabei, jetzt kommen auch der Gürtel Nightwalk und der Wiener Schulball hinzu.
Die Bundesregierung weitet das kostenlose Impfprogramm aus. Ab nächstem Jahr werden Pneumokokken- und Gürtelrose-Impfungen für über 60-jährige und Risikogruppen kostenfrei angeboten. Zu Risikogruppen gehören Personen mit Krebserkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Die Impfung gegen Gürtelrose schützt nicht nur vor der akuten Erkrankung, sondern auch vor möglichen Folgeerscheinungen und könnte so das Risiko einer Altersdemenz senken. |
|
Falter-Radio | Antizionismus und Zionismus: Worum es geht – #1435 | | Die von Theodor Herzl einst in Wien entwickelte Idee, dass die in der ganzen Welt verstreuten Juden eine eigene Heimstätte erkämpfen sollen, prägt die Identität des Staates Israel. In der Palästina-Solidarität gilt der Zionismus als Feindbild. In Wien fand diesen Sommer ein jüdisch-antizionistischer Kongress mit reger internationaler Beteiligung statt. Sie hören in dieser Sendung unterschiedliche Positionen vom antizionistischen HistorikerIlan Pappé, dem Schriftsteller Doron Rabinovici und der Leiterin des Jüdischen Museums, Barbara Staudinger. |
|
Stadtgeschichten | | Von der Werkbank in die InsolvenzDer Reparaturbonus ist weg -und mit ihm ging der Umsatz in vielen Wiener Werkstätten. Doch es gibt Hoffnung Defekte Rührstäbe, flimmernde Fernseher, kaputte Staubsauger: „Wir reparieren alles, durch das Strom fließt", sagt Sepp Eisenriegler. Seit 27 Jahren betreibt er das Reparatur-und Service-Zentrum (R.U.S.Z) in der Schwendergasse im 15. Wiener Gemeindebezirk. Mit seiner Arbeit möchte er „den Kapitalismus besiegen". Gerade steht es aber 1:0 für den Kapitalismus. Denn Anfang Juli musste Eisenriegler Konkurs anmelden. Es lief einfach nicht mehr. | | Sepp Eisenriegler ist seit 27 Jahren im Reparatur-Geschäft – trotz Konkurs will er weitermachen | Grund dafür sei die Aussetzung des Reparaturbonus gewesen. Dieser startete 2022 als Reaktion auf die „Right to Repair"-Richtlinie der EU, die Unternehmen verpflichtet, Geräte reparierbar zu machen, etwa indem sie Ersatzteile anbieten und Geräte so bauen, dass Defekte von Technikern behoben werden können. Zudem hält die EU in dieser Richtlinie ihre Mitgliedstaaten dazu an, Reparaturen finanziell zu fördern. Das übergeordnete Ziel: Klimaschutz. Reparieren ist ressourcenschonender als ein Neukauf. In Österreich übernahm der Staat seither 50 Prozent der Reparaturkosten für Elektrogeräte und Fahrräder, maximal jedoch 200 Euro. „Das Angebot wurde gut angenommen", sagt Martin Karall, Bundesberufsgruppenobmann Kommunikationselektronik bei der WKO. Insgesamt wurden 1,8 Millionen Bons eingelöst, heißt es vom Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Klima-und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK). Mit Abstand am häufigsten ließen die Österreicher ihre Handys reparieren, gefolgt von Geschirrspülern, Wasch-und Kaffeemaschinen. Insgesamt zahlte der Staat 188 Millionen Euro aus. Viel Geld -das auch Kriminelle auf den Plan rief: Sie stellten etwa falsche Rechnungen aus, erfanden kaputte Geräte und kassierten so die Fördersummen. 2023 wurde der Reparaturbonus deshalb erstmals ausgesetzt, kam aber wenig später betrugssicher zurück (damals schon stand Eisenriegler vor der Insolvenz, konnte das Geschäft aber noch retten – hier und hier mehr dazu). Dieses Mal liegt der Grund woanders: Das Geld ist aufgebraucht. Sepp Eisenriegler traf die Nachricht wie ein Schlag. „Wir haben erst aus den Medien von der Aussetzung erfahren" - und das aus gutem Grund: „Eine frühzeitige Ankündigung hätte vermutlich zu einem übermäßigen Ansturm auf die Förderaktion geführt", heißt es aus dem BMLUK. Eisenriegler hilft das wenig: „Ich habe elf Mitarbeiter, laufende Kosten - und jetzt fallen 70 Prozent des Umsatzes weg." Mit seinem Problem ist er nicht alleine. „Viele Werkstätten sind unter hohen wirtschaftlichen Druck geraten", sagt auch Martin Karall von der WKO. Die letzten Jahre sei es gut gelaufen, der Bonus brachte Kunden, die Kleinunternehmer hätten Personal aufgestockt, doch nun laufen ihnen die Kosten davon. Dennoch ist Karall zuversichtlich -denn der Bonus soll noch dieses Jahr zurückkommen. „Das Programm wird evaluiert, um künftig noch gezielter und effizienter zum Einsatz zu kommen", so der zuständige Minister Norbert Totschnig (ÖVP). Wann und wie genau, ist aber noch unklar. Auch Eisenriegler möchte zurückkehren. Das Wann ist noch ungewiss, das Wie aber schon ausformuliert: „Ich habe sehr viele fähige Mitarbeiter. Zwei von ihnen planen bald, ihre eigenen Betriebe unter dem Namen R.U.S.Z zu eröffnen." |
|
Loge 17 | „Es ist mir leider nicht gegeben, mich bei einem Match an beiden Kontrahenten zu erfreuen, egal ob es sich um Tennis, Fußball, Eishockey oder weiß-der-Geier-was handelt. Ich muss zu einer Seite, zu einem Spieler halten. Am Ende des Spiels kann ich dann aufspringen und jubilierend explodieren oder sitzen bleiben und depressiv implodieren."Harry Bergmann wendet sich in seiner aktuellen Kolumne von der Politik ab und dem Sport – genauer gesagt dem Wimbledon-Finale zwischen Sinner und Alcaraz – zu. |
|
Lokaltipp | Das Doppler | | Im „Das Doppler“ servieren Moritz Blank und Luca Presser Schmankerl und Weine (© Katharina Gossow) | Bauträger scheinen nur zu warten, dass die Heinestraße das nächste Karmeliterviertel wird, die Heinestraße scheint das aber nicht zu wollen – Gourmetprojekte scheiterten. Umso überraschender war es, dass die Macher vom DasDrittl aufschlugen. Sie mieteten sich bei einem Tattoo-Studio ein, vom befreundeten Winzer in Gumpoldskirchen ließ man sich Wein in Doppler abfüllen, nicht nur des Gags wegen, sondern um ein Signal zu setzen: billig, originell und retro. Luca Presser glaubt nämlich nicht, dass Haute Cuisine das endgültige Schicksal der kreativen Küche ist. Soweit so gut: Als „Schmankerl” gibt es zum Beispiel Brot mit „Butter der Woche”, aktuell mit Hollersirup, und schon wird das Butterbrot zum Erlebnis (€ 6,–). Oder gebratene Kirschtomaten mit einem süß-milchigen Büffelfrischkäse – Panzanella neu gedacht, herrlich (€ 14,–). Die in Essig eingelegten Sardellenfilets werden zu einer Art Ceviche für Arme (€ 9,–) und die „Hausfrauenchips“ kommen nach der Idee „Matjes nach Hausfrauenart“ mit einem Dip aus Räucherforelle, Sauerrahm, Apfel und Stangensellerie – köstlich (€ 11,–). Der Versuch von ein paar jungen, kreativen Köchen, mit geringem Budget lustiges Essen zuzubereiten. Funktioniert! Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier. |
|
Frage des Tages | Was zeigt unser Satellitenbild? | | © Geoland | Auflösung von gestern: Der Ländler gilt als Vorläufer des Wiener Walzers (es ist aber umstritten, welcher Tanz zuerst da war). Der Dreiertanz stammt dagegen aus Südtirol. |
|
Events des Tages | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| LiteraturDie Literaturwelt ist weiblich. Es sind vor allem Frauen, die Romane lesen – und auch beim Schreiben haben sie inzwischen die Oberhand. Insofern verwundert es nicht, dass beim Literaturfestival O-Töne heuer mehr Autorinnen als Autoren lesen. Wie deutlich sie dominieren, ist aber schon überraschend: Auf zwölf Frauen kommen nur drei Männer. Einen der Hits der Saison hat die in der Slowakei geborene Susanne Gregor mit „Halbe Leben“ gelandet, ihrem Roman über eine slowakische Pflegerin in Österreich. Zweite Autorin des Abends ist Annemarie Andre mit ihrem Debütroman „Nacktschnecken“. Auch sie arbeitet sich an sozialen Fragen und Klasse ab – allerdings aus der Sicht eines Kindes, das seine Welt nimmt, wie sie ist, sie nicht in Beziehung setzt und nicht wertet. (Sebastian Fasthuber) Museumsquartier, Haupthof, 20.00 (Eintritt frei)
ImpulstanzMatteo Haitzmann ist eigentlich Violinist, aber auch ein Künstler am Springseil. Es ist sein Sportgerät, aber auch sein Musikinstrument. Für die Konzertperformance „Make It Count“ tut sich Haitzmann – bekannt aus den Gruppenarbeiten von Simon Mayer – mit der Schlagwerkerin Judith Schwarz und Arthur Fussy am Modular Synthesizer zusammen. Einer springt, die andere perkussioniert, der dritte steht scheinbar ausdrucks- und bewegungslos an einem unübersichtlichen Apparat mit vielen leuchtenden Knöpfen und Kabeln. Obwohl sie einander nicht in die Quere kommen, entsteht ein gemeinsames, soghaftes Klangerlebnis. Dazu geiles Licht. (Martin Pesl) Nest – Die neue Staatsoper im Künstlerhaus, 21.00 |
|
Buchtipp | Hannes Werthner: Digitaler Humanismus „Wir müssen handeln und die richtige Richtung einschlagen!" So heißt es am Ende des „Wiener Manifests für digitalen Humanismus" von 2019. Vater der Idee ist der frühere Dekan der Fakultät für Informatik an der TU Wien, Hannes Werthner. Angelehnt an die philosophische Strömung des Wiener Kreises der Zwischenkriegszeit will der digitale Humanismus kritisch die Entwicklung der Informationssysteme, insbesondere der KI, begleiten und sich dabei der Grundsätze von Humanismus und Aufklärung bedienen. Dass nun erstmals Regulierungen beschlossen wurden, erscheint Werthner wie ein „erschrockenes Aufwachen". Der Autor beschreibt in seinem Buch anschaulich die Entwicklung von Internet und Web, um schließlich zur Eindämmung des Wildwuchses in der Informationstechnologie aufzurufen. Ein gewaltiges Vorhaben, denn Ziel solle es sein, die Innovationen für eine bessere und nachhaltige Gesellschaft nutzbar zu machen und dafür auf demokratische Weise alle gesellschaftlichen Kräfte zu mobilisieren. Vielleicht ist das der einzig vernünftige Weg für das künftige Zusammenleben von Mensch und Maschine, doch die gegenwärtigen politischen Entwicklungen machen nicht viel Hoffnung auf eine globale Durchsetzung dieser Forderungen. (Stefan May) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
|
In Memoriam Klaus-Jürgen Bauer | Der Fassadenleser #215 Wohnhaus Zum Jonas Carl Knoll (1844 errichtet, 1862 aufgestockt) | | 2., Praterstraße 19/Zirkusgasse 2 (© Charlotte Schwarz) | Dieses ursprünglich im Jahr 1844 errichtete biedermeierliche Miethaus war Teil eines wichtigen Wiener Stadtentwicklungsgebiets, das Kaiser Josef II. ab 1775 mit der baulichen Neuorganisation des Augarten-Geländes initiiert hatte und das mit der Errichtung der Praterstraße als Prachtboulevard zur Donau hin und dem Nordbahnhof als Endpunkt ihren formalen Abschluss fand. An diesem großen Werk arbeiteten etwa 100 Jahre lang eine ganze Reihe von Architekten und Baumeistern, die alle durch die Bauweise ihrer Gebäude – dem Klassizismus – verbunden waren. Einer davon war Carl Knoll, Sohn eines Seifensieders und damit Angehöriger einer der untersten sozialen Stände. Trotzdem war es damals möglich, dass er mit 16 Jahren an der Architekturschule der Akademie der bildenden Künste studierte. Sein Haus Zum Jonas hat den feinen, flachen Fassadenschnitt des Klassizismus. Die Fassade wird lediglich durch Linien und den Giebel akzentuiert. Aufgrund des städtebaulichen Zuschnitts des Grundstückes hatte dieses Haus für das Stadtbild so etwas wie eine Brückenkopf-Funktion. Die Aufstellung des Nestroy-Denkmals direkt vor dem Haus unterstreicht dies. Nach dem Tod von Carl Knoll führte seine Witwe im Jahr 1862 auch noch die Aufstockung des Gebäudes und die Neugestaltung der Fassade durch. Am 28. Juni ist unser Kolumnist Klaus-Jürgen Bauer im Alter von 62 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Wir haben mit ihm schon vor Längerem vereinbart, die Sommermonate mit Texten aus seinem neuen Buch „Sprechende Fassaden” zu bestreiten – und das möchten wir im Andenken an ihn und seine Arbeit auch tun. |
|
|