Extremisten eignen sich bewusst Symbole des Islam an und vereinnahmen sie. Aber was bedeuten sie überhaupt? >> Knochenjob Kindergarten, Teil III: Mediennutzung >> Event-Tipps zum Wochenende von Gerhard Stöger >> Grundkurs Kochen: Avocado-ToastWetterkritik: Ernsthaft? Schon wieder ein verregnetes Wochenende? Ab mittags geht es mit den Gewittern los – mit 28 Grad wird es heute auch so richtig schwül. Morgen wird es kühler, der Regen bleibt.
Guten Morgen! „Er hat die Hose bewusst über den Knöcheln getragen. Was heißt das?”, fragt der Richter den Mitarbeiter vom Verein Derad, der den Angeklagten Luca K. betreut, der sich vorige Woche nach dem sogenannten Terror-Paragrafen verantworten musste (Soraya Pechtl hat hier über den Prozess berichtet). Sein Betreuer antwortet dem Richter: „In unserer Klientel ist das Ausdruck von einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung – meist zum radikalen und extremistischen Dschihadismus.” Stimmt das? Welche Zeichen und Symbole verwenden Jugendliche, die sich dem islamistischen Extremismus zugehörig fühlen? Die Antworten darauf lesen Sie gleich. Am Montag sehen wir uns die Codes der rechtsextremen Szene an. Außerdem geht es im dritten Teil von Soraya Pechtls Kindergarten-Serie um die Mediennutzung. Gerhard Stöger verrät Ihnen, was Sie am Wochenende anstellen können. Und im Grundkurs Kochen kredenzen wir einen sommerlichen Avocado-Toast. Einen schönen Tag wünscht Viktoria Klimpfinger
Soll keiner sagen, dass das Thema nicht für alle Beteiligten zumindest ein bisschen peinlich ist, für Eltern genauso wie für Kinder: Aufklärung. Ganz früher redete man gar nicht darüber, später über Bienen und Blumen, dann wurde der Job an Dr. Sommer von der Bravo ausgelagert und mittlerweile gibt es das Internet. Alles suboptimal. Also: Was tun? Die Psychotherapeutin Vivien Kain gibt im Interview mit Barbara Fuchs Praxis-Tipps. Dass der Sommer zurückkehrt, ist dieses Wochenende nicht zu erwarten. Zum Trost hat Nina Kaltenbrunner ein besonders sommerliches Rezept für Sie: Erdäpfelsalat mit Bacalhau, wie man ihn in Portugal macht – das schmeckt nach Meer und Salz und Sonne. Und weil wir gerade dabei sind: Das Wetter ist keine Ausrede, das Haus nicht zu verlassen. Rund um Wien gibt es ganz wunderbare Wanderwege. Klaus Nüchtern, seines Zeichens nicht nur Literatur- und Vogel-, sondern auch Wanderwart des Falter hat für Sie seine vier liebsten Stadtrandgänge zusammengestellt - für jede Himmelsrichtung einen.
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Anzeige | | © Europäische Kommission | Kennen Sie Ihre Rechte? Die EU informiert! Die Europäische Kommission war mit dem Informationsstand „Let's Make it Work“ beim diesjährigen Donauinselfest. Die Besucher:innen konnten sich hier über soziale Rechte am Arbeitsplatz informieren und über Themen wie das ideale Arbeitsumfeld, berufliche Kompetenzen und Work-Life-Balance diskutieren. Erfahren auch Sie mehr über Ihre Rechte und wie Sie diese in Ihrer beruflichen Laufbahn optimal nutzen können. Jetzt weiterlesen →
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Junge Radikale, Teil I Extremisten übernehmen Symbole und vereinnahmen sie. Aber wie sehen diese Symbole in der Jugendkultur aus und welche Bedeutung hatten sie ursprünglich? Ahmad Mitaev trägt eine beige Leinenhose, umgekrempelt bis über die Knöchel, genauso wie den typischen Unterkieferbart mit rasierter Oberlippe. Beides geht auf Hadithe, also Überlieferungen des Propheten Mohammed zurück – „Friede und Segen auf ihm”, sagt Mitaev jedes Mal, wenn er über ihn spricht. Allerdings gebe es unter den Sunniten selbst auch Strömungen, die ihn mit aufgestrickter Hose, rasierter Oberlippe und Bart als Extremisten abstempeln würden. „Das passiert mir sehr oft.” Mitaev ist 26 Jahre alt. Mit 14 wollte er nach Syrien reisen, um für den IS zu kämpfen. Er war selbst Teil der extremistischen Szene, konnte aber aussteigen. Jetzt ist er ist der Che des Social-Media-Duos Cop und Che und klärt andere auf. Den muslimischen Glauben lebt er nach wie vor, allerdings gemäßigt und konform mit den geltenden staatlichen und gesellschaftlichen Regeln. |
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| Symbolbild (© Unsplash/Masjid Arrahman) |
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Extremisten eignen sich bewusst die Symbolik des Islam an und vereinnahmen sie. Bestes Beispiel dafür ist der Tauhid-Finger, der im Islam eigentlich die Einheit und Einzigartigkeit Gottes symbolisiert. Islamistische Interpretationen sehen darin aber auch das Bekenntnis zu Gott allein, neben dem kein Recht bestehen dürfe. Viele Jugendliche würden die Bedeutung der Symbole, die sie untereinander verwenden, gar nicht genau kennen. Das macht sie auch so empfänglich für radikalere Deutungsformen. „Jugendliche grüßen sich mit dem Tauhid-Finger, aber der korrekte muslimische Gruß ist die flache, erhobene Hand. Sie steht für Frieden”, sagt Mitaev. Ein eindeutiges Symbol des IS ist die bekannte Flagge – weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund. Der IS beziehe sich mit dem Schriftzug auf den Siegelstein des Propheten, eine islamische Reliquie. „Das ist mittlerweile zu 100 Prozent ein Symbol des IS, das wissen die Jugendlichen auch”, sagt Mitaev. IS-Sympathisanten tragen daher manchmal auch entsprechende Siegelringe. Worum es bei den Hosen geht, nennt der Islam „Isbal”: das Herunterhängenlassen der männlichen Kleidung über die Knöchel. Laut einer Hadith sind jene, die ihr Gewand über den Knöchel hängen lassen, hochmütig. Denn Stoff war teuer, wer seinen Stoff sorglos durch den Dreck zog, war arrogant, so die Deutung. Unbedeckte Knöchel allein müssen aber noch keine Merkmale des Extremismus sein. Alexander Weissenburger von der Dokumentationsstelle Politischer Islam sieht das ambivalent: Knöchelfreie Hosen können eine „spezifische Art der Religiosität”, nämlich eine salafistische Haltung, signalisieren, sie können aber auch bloß eine „mit salafistischer Symbolik kokettierende Modeerscheinung" sein, besonders unter Jugendlichen. Fabian Reicher von der Beratungsstelle Extremismus sagt, die Sache mit den Knöcheln sei schon längst ein alter Hut unter Jugendlichen. „Viele wissen nicht, was das für eine Bedeutung hat. Für sie ist es einfach ein Zeichen für Muslime, wie auch der Bart oder andere Symbole.” Gibt es also überhaupt extremistische Dresscodes? Auf die Kombination komme es an, meint Mitaev. Und auf die Altersgruppe. „Schwarze lange Shorts in Kombination mit schwarzen hochgezogenen Socken, generell schwarze Kleidung, lange Haare und verwuschelter Bart in einem jungerwachsenen Alter – wenn ich zehn davon getroffen habe, waren zwölf davon IS-Sympathisanten”, sagt er. Das sei eine spezielle Mode, die der IS geprägt habe. Genauso wie die Farbe Schwarz. „Viele Jugendliche heute denken, schwarze Kleidung ist ein Zeichen des Islam. Aber nur in Kriegszeiten hat man Schwarz getragen.” Wie die IS-Kämpfer. Und dann gebe es da auch noch die Umhängetaschen, schwarz mit weißem Schwert darauf und dem arabischen Schriftzug für „Tauhid” darunter. Gleichzeitig sind aber auch das mittlerweile Modeerscheinungen. Besonders bei Jugendlichen ist das schwer zu differenzieren. Viel hänge auch mit einem Aufbegehren zusammen. Ein Aufbegehren gegen ein System, indem man sich einem anderen mit weitaus strikteren Regeln unterwirft – ein Widerspruch? Nicht ganz, sagt Mitaev. „Die islamischen Regeln gelten für alle außer für diese Jugendlichen selbst.” Deswegen gilt Gras rauchen für einige als weniger verboten als Alkohol. „Wäre bei den Jugendlichen Alkohol beliebter, würden sie sagen, das Trinken ist weniger schlimm als das Grasrauchen.” Anderen wegen kleinster Verstöße gegen diese Regeln (oder generell) den Glauben abzusprechen, ist laut Mitaev eines der klarsten Merkmale des Extremismus – Takfîr nennt sich diese Praxis. Auf den Inhalt kommt es also an, nicht nur auf die Knöchel. Letztlich sind Symbole immer so gefährlich wie der Inhalt, für den sie stehen. |
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Stadtnachrichten | Das Parlamentsgebäude bleibt morgen dunkel. Am Samstag, den 2. August, ist Gedenktag für den Völkermord an den Roma und Sinti während des Zweiten Weltkriegs. Während der NS-Zeit wurden rund 90 Prozent der damals in Österreich lebenden Roma ermordet; es dauerte lange, bis die Republik ihr Leid anerkannte: erst 1988 wurden sie als NS-Opfergruppe, 1993 als Volksgruppe anerkannt. Der 8. April ist schon seit 1990 internationaler Roma-Tag. 2015 kam der 2. August dazu, beschlossen vom EU-Parlament. Seit 2024 gedenkt auch Österreich offiziell an diesem Datum. Heute um 10 Uhr gibt es eine Kranzniederlegung im Weiheraum am Äußeren Burgtor. Doch die Community wünscht sich mehr Präsenz: Zum Beispiel eine Bestrahlung des Parlamentsgebäudes in den Farben der Roma-Flagge. Darum bat der prominente Musiker Harri Stojka in einer Mail an die Regierungsspitze und das Nationalratspräsidium. Erfolglos. „Für eine Beleuchtung gab es keinen Konsens in der Präsidialkonferenz”, erklärt Parlamentssprecher Karl-Heinz Grundböck. Nur am 27. Jänner, dem Holocaust-Gedenktag, werde das Gebäude beleuchtet. Am Samstag, den 2. August, halten die beiden Roma-Vereine HÖR und Romano Centro eine Gedenkveranstaltung am Ceija Stojka Platz ab. Start ist um 18 Uhr. (Anna Goldenberg) Ein Porträt von Santino Stojka, dem Vorsitzenden der HÖR, lesen Sie im aktuellen Falter.
Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) will bis Herbst einen Gesetzesentwurf zum Verbot von E-Mopeds auf Radwegen ausarbeiten, wie er im Ö1-Mittagsjournal sagte. E-Mopeds sollen künftig nur noch auf der Straße fahren dürfen. Die Stadt forderte ein solches Verbot bereits seit Monaten (mehr dazu hier).
Die Polizei hat 14 Personen verhaftet, die mit einer Serie von Bankomatsprengungen in Zusammenhang stehen sollen. Die Verdächtigen seien vorwiegend Niederländer mit nordafrikanischen Wurzeln. Laut Bundeskriminalamt seien in Österreich insgesamt fünf Tätergruppen aktiv gewesen. Im Jänner konnten die Ermittler einen Verdächtigen bei einer Fahrzeugkontrolle in Deutschland festnehmen. Er soll am Vortag bei einer Bankomatsprengung in Wien aufgegriffen worden sein. Eine 24-jährige Österreicherin, auf die das Fahrzeug zugelassen war, wurde bereits rechtskräftig verurteilt. In Österreich gab es heuer 26 Bankomatsprengungen, 24 Beschuldigte wurden identifiziert, 14 verhaftet.
Von Montag, 4. August bis 31. August kommt es zu Einschränkungen auf der Strecke der Badner Bahn. Während der kommenden Wochen fährt die Badner Bahn zwischen der Wiener Oper und dem Landesklinikum Baden – von dort fährt im 15-Minuten-Takt ein Ersatzverkehr mit Bussen zur Endhaltestelle Josefsplatz. Grund sind Modernisierungsarbeiten an den Gleisen und der Oberleitung. |
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Falter-Radio am Wochenende | online ab Samstag Recht auf Wohnen. Eine Utopie? - #1443 | | Fast überall auf der Welt wird über Wohnungsnot geklagt. Wien geht mit seinem geförderten Wohnbau bis heute einen anderen Weg. Was vom historischen Roten Wien in Zeiten des neoliberalen Kapitalismus zu lernen ist, besprechen in dieser Folge die Architektin und Universitätsprofessorin Gabu Heindl, die Leiterin des Architekturzentrums Wien, Angelika Fitz, mit der Journalistin Marlene Nowotny im Rabenhof Theater in einer Wiener Vorlesung. |
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Knochenjob Kindergarten, Teil III | Tag drei: Justin wischt ein Buch In den elementaren Bildungseinrichtungen fehlt das Personal, immer mehr Kinder haben Probleme mit der deutschen Sprache und dann ist da noch der Medienkonsum. Eine Reportage vom Ausnahmezustand des Alltags Amira, 4, holt das Memory-Spiel aus der Schublade. Sie legt die Kärtchen verdeckt auf den Tisch, deckt zwei auf und sagt: „Ein Affe und ein Baum. Hassan setzt sich dazu, er zappelt mit den Beinen und will mitspielen. „Nein, du darfst nicht”, fährt ihn Amira an. Hassan ist mit seiner Familie aus Syrien nach Favoriten geflüchtet. Seit September besucht er den Kindergarten, zuvor lebte er in einem Flüchtlingslager in der Türkei. Deutsch spricht er kaum, Freunde hat er in der Gruppe keine. Amiras Worte versteht er nicht, doch ihre wütende Stimme erkennt er. Verlegen lächelt er, nimmt ein Kärtchen in die Hand, weiß aber nicht, was er damit tun soll. Da kommt Justin, kurzgeschorene Haare, Sonnenbrille, Schildkappe. Er wirft Hassan einen bösen Blick zu, packt ihn und boxt ihm in den Oberarm. Hassan weint. Pädagogin Sarah greift ein. Schon wieder. | | Illustration: PM Hoffmann | „Wir haben viele auffällige Kinder in der Gruppe“, sagt sie. Insgesamt werden an diesem Standort 17 Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten betreut – darunter einige, die nach der Flucht aus ihrer Heimat itraumatische Erfahrungen mitbringen, andere wie Justin, die sehr aggressiv sind und wieder andere, die in ihrer geistigen, sprachlichen oder sozialen Entwicklung zurückliegen. Nur eines der Kinder hat eine ärztliche Diagnose. „Eltern warten oft monatelang auf eine von der Krankenkasse finanzierte Diagnostik“, erklärt mir Leiterin Daniela. „Private Abklärungen gehen schneller, sind aber teuer.“ Das Problem: Ohne Diagnose gibt es keine zusätzlichen Mittel von der Stadt. Die St. Nikolausstiftung setzt zusätzliche mobile Teams aus Psychologinnen, Ergotherapeuten und Inklusiven Elementarpädagoginnen ein, die Kinder bei Bedarf unterstützen. Eine von ihnen ist die Inklusionspädagogin Miriam. Mehrmals pro Woche arbeitet sie am Standort in Favoriten. „Worin bestehen die größten Probleme”, frage ich sie. Ihre Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Handys und Tablets. “ Kinder blättern nicht mehr, sondern wischen die Seiten, als wäre das Buch ein Tablet.„Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einer Mutter, weil ihre fünfjährige Tochter durch den vielen Medienkonsum ein Verhalten zeigte, das an Autismus erinnert“, sagt Miriam. Fachleute sprechen von „virtuellem oder digitalem Autismus”. Kinder mit übermäßigem Medienkonsum plagen Entwicklungsstörungen, verfügen über kurze Aufmerksamkeitsspannen, reagieren nicht, wenn man sie beim Namen ruft und nehmen ihre Umgebung kaum wahr. Ein Satz Miriams blieb mir besonders im Gedächtnis: „Die Mutter hatte ihrem neun Monate alten Baby sogar im Kinderwagen ein Handy zum Spielen gegeben.” Als Miriam sie fragte, ob sie den Ernst der Lage nicht verstehe, antwortete die Frau: „Was soll ich machen, es hört sonst nicht auf zu weinen.” Kinder, so viel steht fest, kommen immer früher mit Handys und Tablets. in Berührung. Laut einer Safer-Internet-Studie 2020 waren 0 bis 6-Jährige zumindest gelegentlich im Netz unterwegs. Bei den 3 bis 6-Jährigen waren es 81 Prozent – mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2013. Im Favoritner Kindergarten liegt deshalb ein Folder am Eingangsbereich. Er trägt die Aufschrift: „,Mama darf ich dein Handy?’ Kinder bis 18 Monate, so lese ich darin, sollten überhaupt keine Zeit an Bildschirmen verbringen. Unter-dreijährige 15 Minuten und vier bis Sechsjährige gerade einmal 20 Minuten am Stück. Wie sieht die Praxis aus? In der Kindergartengruppe hat sich Justin derweil beruhigt. Beim Mittagessen erzählt er uns von seinen Erfolgen beim Computerspiel „Minecraft“, das er jeden Abend spiele. |
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Anzeige | | | Architektonische Fundstücke Wiens Wien ist eine Stadt voller Kontraste – und kaum irgendwo zeigt sich das so deutlich wie an ihren Fassaden. Vom imperialen Glanz der Inneren Stadt über die gründerzeitlichen Zinshäuser bis zu den funktionalen Wohnbauten und charmanten Villen der Vororte: Jede Fassade erzählt ihre Geschichte und das Buch Sprechende Fassaden verrät die interessantesten. Architekt und Autor Klaus-Jürgen Bauer folgt den Spuren der Fassaden Wiens. Begleitet von den Fotografien der Künstlerin Charlotte Schwarz eröffnet dieses Buch neue Perspektiven auf bekannte Straßen und verborgene Winkel. faltershop.at |
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Frage des Tages | Was war das Wiener Hetztheater?1. Ein Theater in dem viel gelacht wurde, man eine Hetz haben konnte 2. Ein Theater für Tierhetzen, dort fanden Tierkämpfe statt 3. Das Theater war benannt nach seinem Direktor Wolfgang M. Hetz Auflösung von gestern: Unser Satellitenbild zeigte das Ottakringer Bad. | | © Geoland | |
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Wochenendevents | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| PartyDer Sommer ist heuer ein ziemlich unzuverlässiger Geselle. Beim Kollektiv Techno Vienna endet er überhaupt schon mit dem ersten August-Wochenende: Seine Veranstaltung Techno am Wasser findet heute Freitag zum letzten Mal für 2025 statt. Los geht es bereits am Nachmittag, allerlei DJs bitten mit House und Techno zum Tanz unter freiem Himmel. Usus am Wasser, Fr 16.00
Kultursommer/MusikBekannt wurde der steirische Musiker Paul Plut (Jg. 1988) mit dem variantenreichen Indiepop von Viech und dem beherzten Rockgerumpel seiner anderen Band Marta. 2017 legte er ein eindringliches Soloalbum im muttersprachlichen Dialekt vor, auf dem er sich zu reduzierter Musik das Herz aus der Brust riss, „Lieder vom Tanzen und Sterben“; das Selbstverständnis lautete, durchaus treffend, „düsterer Mundart-Gospel“. Zuletzt erschien 2024 das Album „Herbarium“, weiterhin darf man sich den Solokünstler Plut als eine Art Nick Cave (oder Tom Waits) aus den südösterreichischen Bergen vorstellen. Nordwestbahnhof Kultursommer Bühne, Fr 18.30 (Eintritt frei)
SommerkinoMit acht Kinowerken bespielt das Volxkino heuer wieder das Otto-Wagner-Areal auf der Baumgartner Höhe (2. bis 24. August, Eintritt frei). Den Auftakt bildet ein Abend unter dem Motto „Immer Widerstand“ in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Gezeigt wird Karin Bergers Filmporträt „Ceija Stojka“ (1999) über die österreichische Schriftstellerin und Künstlerin, die als Romni drei Konzentrationslager überlebte und später als eine der Ersten auf die Verfolgung ihres Volkes in der Nazizeit aufmerksam machte. (Sabina Zeithammer) Garten vor Pavillon 9, Otto-Wagner-Areal, Sa 20.30 (Eintritt frei)
MusikNach wie vor singt niemand berührendere österreichische Mundart-Chansons als die im Mostviertel aufgewachsene Sigrid Horn (Gesang, Ukulele, Piano). Bereits als Teenager wurde sie durch die Dialektband Wosisig auffällig, 2018 debütierte die damals 28-Jährige als Solokünstlerin voll emotionaler Intensität der nicht eben frohnaturigen Art. Weitere Alben folgten, die Qualität blieb durchgängig hoch. Am Samstag spielt Horn im Trio mit Sarah Metzler (Gesang, Harfe) und Bernhard Scheiblauer (Gesang, Banjo-Ukulele, Concertina) einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens. Theater am Spittelberg, Sa 19.30
200 Jahre Johann StraussSie haben schön langsam genug von den Feierlichkeiten? Sorry to say, aber der Geburtstag des „Walzerkönigs“ Johann Strauss' jährt sich erst am 25. Oktober zum 200. Mal. Ein Weilchen hält das Hochlebenlassen also noch an. Die zweitägige Veranstaltung „Strauss mit Aussicht“ bietet nun ein nicht ganz alltägliches Programm in nicht ganz alltäglichem (Livemusik-)Ambiente. Am Samstag findet Am Himmel ein Open-Air-Konzert statt, bei dem „Strauss’sche Motive auf Hip-Hop, Rock, Operette und queer-feministische Choreografie treffen“, so die Idee. Beteiligt sind das Duo EsRAP, der Pianist Marino Formenti, das Klassikduo BarolomeyBittmann, der Schmusechor und das inn.wien ensemble. Tags darauf starten beim Peter Alexander Platz in Grinzing von 9 bis 10 Uhr alle zehn Minuten „Musikalische Spaziergänge“ hinauf zum Lebensbaumkreis Am Himmel. Dort folgt um 13 Uhr ein Ö1 KulturPicknick mit allerlei Programm. Am Himmel, Sa 19.00, So 13.00; Peter Alexander Platz, So von 9.00 bis 10.00 Abmarsch alle zehn Minuten
Kultursommer/LiteraturDer deutsche Autor und Übersetzer Yevgeniy Breyger hat 2023 den vielbeachteten Lyrikband „Frieden ohne Krieg“ veröffentlicht. Geboren wurde er 1989 im ukrainischen Charkiw. Als Zehnjähriger kam er mit seiner Familie als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland. Beim Kultursommer Wien tut er sich mit Katrin Köhler zusammen. Auch sie hat ukrainische Wurzeln, wurde 1987 in Iwano-Frankiwsk geboren, und wuchs in Deutschland auf. Heute lebt die Lyrikerin in Wien. Die beiden wagen unter dem Motto „Eins im Andren“ ein Experiment: Sie haben sich gefragt, wie ihre Texte in der Stimme des jeweils Anderen klingen. Und so tauschen sie die Rollen und lesen aus unveröffentlichten Werken. (Sebastian Fasthuber) Waldmüllerpark, So 18.30
ImpulstanzNur Pferden gibt man den Gnadenschuss. Eine seltsame Aussage, aber sie gab einem Roman und dessen Verfilmung den Titel. Es geht um einen Tanzmarathon in den USA zur Zeit der Great Depression: Die Letzten, die ununterbrochen tanzen, gewinnen Geld. Dieser Stoff und Rainald Goetz’ Buch „Rave“ haben den Briten Adam Russell-Jones zu einem Solo über Tanz als Ausdrucksform für verschiedenste Zustände inspiriert. In „Release the Hounds“ begibt er sich zu einer Soundcollage von Moritz Haas in einen veritablen Tanzrausch. Der dauert zwar nur 45 Minuten, aber da er der Einzige weit und breit ist, stehen Russell-Jones’ Chancen auf den Sieg ganz gut. (Martin Pesl) Schauspielhaus, So 21.00 (auch 5.8.)
Fotografie/letztmaligIm frommen Lateinamerika sind Figuren von „Niño Dios“, also Klein-Jesus in Windeln, allgegenwärtig. Peter Garmusch hielt die eingeschweißte Massenware auf einem Markt in Mexiko fest, wo der steirische Künstler als Artist-in-Residence (AIR) weilte. Sein Foto ist Teil der noch bis Sonntag zu sehenden Gruppenschau „Changing Perspectives“, die den Output solcher Auslandsaufenthalte von 16 AIR-Stipendiaten versammelt. (Nicole Scheyerer) Westlicht, Fr 14.00 bis 19.00, Sa, So 11.00 bis 19.00
Kunst letztmaligImmer noch ist es ein weit verbreiteter Wunsch: das Einfamilienhaus am Stadtrand. Die nur noch bis Montag zu sehende Ausstellung „Suburbia“ nimmt unter die Lupe, wie die Vorstadt (respektive: der Speckgürtel) in den USA zum Sehnsuchtsort wurde und geht auch auf deren popkulturelle Bedeutung ein. Ab den 1950er-Jahren setzte sich das Wohnideal vom Haus mit Rasen, Pool und Garage mittels Werbung und Unterhaltungsindustrie durch. Die negativen Folgen wie Flächenverbrauch, Bodenversiegelung und die Trennung sozialer Gruppen prägen urbane US-Zonen heute. Die Schau des Kulturzentrums CCC Barcelona hat auch einen Österreich-Schwerpunkt. Architekturzentrum Wien, tgl. 10.00 bis 19.00 (bis 4.8.) |
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Buchtipp | Ute Cohen: Glamour Ava Gardner verkörpert für Autorin Ute Cohen den Inbegriff von Glamour. Die Hollywood-Diva der 1940er-und 1950er-Jahre brach nicht nur mit Erwartungshaltungen wie dem amerikanischen Arbeitsethos, sondern schuf auch einen eigenen Stil, der Schule machte. „Glamour ist elegant und wild, entfaltet sich erst im Widerstreit. Er lässt sich nicht unter Begriffen subsumieren, ruft stets nach seinem Gegenteil -und stellt genau dadurch unsere Gewissheiten in Frage." Warum Glamour dennoch in Verruf geraten ist, das versucht Ute Cohen in ihrem Essay herauszufinden. Blendwerk, Zauber, dunkle Magie und fehlende Moral werden ihm zugeschrieben, meint sie. In Zeiten von Krisen und einer grassierenden Hypermoral seien das genügend Verdachtsmomente. Cohen bricht eine Lanze für diesen Lebensstil, weil sie in ihm ein rebellisches Potenzial auszumachen glaubt. (Kirstin Breitenfellner) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
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Grundkurs Kochen | Zum Frühstück oder Abendbrot tut Hass als Avocado gut | | © Shutterstock | Die Avocado lebt vogelfrei, weil keiner weiß, wann sie Saison hat. Im Sommer kommt sie aus ihrem Heimatland Mexiko, ab Oktober sind wieder spanische Avocados erhältlich. Wir kennen nur zwei Sorten: harte, grüne, nach nichts schmeckende - und Hass-Avocados (die alle von einem einzigen Baum aus den 30er-Jahren abstammen). Die reif dunkelgrünen bis fast schwarzen Früchte mit der knubbeligen Haut schmecken nussig-aromatisch. Die gute Nachricht: Avocados reifen bei Zimmertemperatur nach. „Avocado Toast" reist seit ein paar Jahren in Hipster-Cafés um die Welt. Er ist, obwohl (meist) vegan und auch von Gwyneth Paltrow empfohlen, tatsächlich einen Versuch wert. Am besten so, wie ihn das Kopenhagener „Atelier September" zum Kult gemacht hat. Man nehme pro Person zwei nicht zu dicke Scheiben saftiges Roggenvollkorn-Kastenbrot. Eine reife Hass-Bio-Avocado (gibt auf leichten Druck etwas nach und ist unter dem Stielansatz grün) längs halbieren, entsteinen, Schale abziehen. Fruchtfleisch wie einen Gurkerlfächer in Scheiben schneiden und auf gar keinen Fall zu Gatsch zermantschkern (Mundgefühl, die glatten Scheiben!). Spritzer Zitronensaft mit Salz verrühren, wenig Olivenöl dazu, dünn (!) auf die Avocado pinseln. Avocado auf (evtl. gebuttertem) Brot mit Chili (z.B. Piment d'Espelette oder Pul Biber), reichlich feinen Schnittlauchringen und Biozitronenzesten bestreuen. |
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