✍Ali Digme ist einer von zehntausenden Türken, die über das Gastarbeiterabkommen nach Wien kamen: Wie die Stadt ihn verändert hat – und er sie >> In Ottakring steht ein Traditionsheuriger vor dem Aus >> Was uns freut: Das Frühlingswetter >> Filmtipps von Michael Omasta Wetterkritik: Bis zu 23 Grad und viel Sonne. Die Bewertung des Wetters sparen wir uns an dieser Stelle. Sie finden aber eine Huldigung in der Kategorie...
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Ali Digme ist einer von zehntausenden Türken, die über das Gastarbeiterabkommen nach Wien kamen: Wie die Stadt ihn verändert hat – und er sie >> In Ottakring steht ein Traditionsheuriger vor dem Aus >> Was uns freut: Das Frühlingswetter >> Filmtipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Bis zu 23 Grad und viel Sonne. Die Bewertung des Wetters sparen wir uns an dieser Stelle. Sie finden aber eine Huldigung in der Kategorie Was uns freut".


Guten Morgen!

Heute vor genau 60 Jahren, unterschrieben Österreich und die Türkei ein bedeutsames Schriftstück: das Gastarbeiter-Abkommen. Es veränderte die österreichische Gesellschaft nachhaltig. 

„Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen”, schrieb der Schriftsteller Max Frisch 1965. Einer, der nach Wien kam, ist Ali Digme. 1945 wurde er in Dikmelér, einem 40-Häuser-kleinen Dorf in Mittelanatolien, geboren; 1966 betrat er das erste Mal österreichischen Boden. Dort Wurzeln, hier Zukunft. Dort Urlaub, hier Arbeit. Dort Heimat, hier Heimat. 

Geschichten wie jene von Ali Digme gibt es zu Tausenden. An diesem Jubiläumstag möchte ich Ihnen gern seine erzählen. Wie Digme in Istanbul von Batterieradios träumte, drei Tage Schlange stand, um sich von den Zähnen bis zu den Zehen untersuchen zu lassen und warum er von einem österreichischen Skistar einmal 350 Schilling bekam, lesen Sie gleich. 

Außerdem: Soraya Pechtl berichtet dann noch, warum der Traditionsbetrieb „Gitti's Heuriger” in Ottakring vor dem Aus steht. Und Michael Omasta weiß, welche drei Filme Sie diese Woche sehen sollten.

Einen schönen Tag wünscht

Daniela Krenn

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»Between Us« - Manu Delago und Anouska Shankar im Wiener Konzerthaus

Am 29. Mai präsentiert Handpan-Spieler Manu Delago gemeinsam mit Sitar-Virtuosin Anoushka Shankar sein Grammy-nominiertes Projekt »Between Us« im Wiener Konzerthaus. Seit über zehn Jahren arbeiten die beiden zusammen und gastierten u. a. in der Royal Albert Hall und an der Oper von Sydney – nun ist ihre Mischung aus sphärisch anmutenden Kompositionen und indischen Ragas erstmals in Wien zu erleben!

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Wie Herr Ali Wiener wurde

Ali Digme war einer von Zehntausenden Gastarbeitern, die in den späten 1960ern nach Österreich kamen. Und die Stadt veränderten. 

Ali Digme bestellt einen kleinen schwarzen Kaffee, wie er es, seit er in Pension ist, jeden Tag tut, immer im gleichen Kaffeehaus in der Galleria in der Landstraße, immer am gleichen Eckplatz. „Der türkische Kaffee wird immer der beste bleiben für mich, aber der hier ist auch sehr gut”, sagt er und nippt an seiner Tasse.

Für das Treffen mit dem FALTER.morgen hat er sich schick gemacht. Einen dunklen Pullunder trägt er, dazu ein Hemd. Auf seinem Handy scrollt er durch Bilder seiner Vergangenheit: Ein junger, dunkelhaariger Mann, ebenso schick gekleidet, auf einem Foto hält er einen Koffer. „Mit dem kam ich damals am Südbahnhof (heutiger Hauptbahnhof, Anm.) an.” 

Damals und heute: Zwischen diesen beiden Fotos liegen fast 60 Jahre und ein neues Leben in Wien (©Falter/Krenn und Ali Digme)

Ali Digme ist fast 80 Jahre alt. Mit gerade einmal 21 packte er in der Türkei seinen Koffer und zog nach Österreich. Das Land suchte damals händeringend Arbeitskräfte und schloss deswegen am 15. Mai 1964 ein Gastarbeiterabkommen mit der Türkei ab. Waren 1961 gerade einmal 217 türkische Staatsbürger im Land registriert, waren es vier Jahre nach dem Abkommen bereits 11.000. 50 Jahre später lebten knapp 250.000 türkische Staatsbürger in Österreich, heute sind es mehr als 75.000 allein in Wien

Sie prägten die Gesellschaft der Stadt in den vergangenen Jahren. Denn obwohl die meisten Gastarbeiter nur wenige Jahre bleiben wollten, gingen sie nicht mehr zurück. So wie Ali Digme. Seine Geschichte ist eine über Integration und Gastfreundlichkeit, Ablehnung und Fremdenhass der ersten Stunde im Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist eine von vielen Geschichten, die Wien verändert haben. Und eine, die heute, wo viele syrische Familien hier ankommen, die Frage aufwirft: Was hat Wien aus ihr gelernt? 

„Ich habe zum ersten Mal im Leben elektrisches Licht gesehen, als ich elf Jahre alt war”, sagt Ali Digme. Mit diesem Alter war er „zu alt für die Schule”, deswegen schickten ihn seine Eltern für die Schneiderlehre nach Istanbul. Strom – das gab es in seinem Dorf mitten in Anatolien damals noch nicht.

Bereits Anfang der 1960er-Jahre beobachtete er in der großen Stadt die Heimkehrer aus Deutschland. „Sie waren so schick angezogen”, sagt er. Sie brachten Batterieradios mit, etwas, das sonst nur die Reichen hatten. Aber nach Deutschland wollte Digme nicht. In der Nähe seines Schneidermeister war das österreichische Spital in Istanbul. Das gefiel ihm irgendwie. „Warum, weiß ich nicht mehr genau. Ich weiß aber, dass ich nur noch das Ziel hatte, nach Österreich zu gehen." Bleiben wollte er fünf Jahre. Es wurde sein ganzes restliches Leben.

Türkische Bekannte in Österreich halfen ihm dabei, eine erforderliche Einladung eines österreichischen Unternehmens zu bekommen. „Am nächsten Tag stand ich schon in der Schlange beim Arbeitsamt”, erzählt Digme. „Zwei Kilometer war sie lang.” Den Rücken, die Hände, die Knie, die Zähne, überall schauten die österreichischen Ärzte bei den Bewerbern genau hin. Sie schickten Digme zum Lungenröntgen, 400 Lira bezahlte er dafür. „8000 Schilling waren das!”, sagt Digme. Ob er lesen oder schreiben konnte, wollte kein Arzt wissen. 

Ende August 1966 schleppte er seinen Koffer in Istanbul zum Zug. Drei Tage später stieg er am Wiener Südbahnhof wieder aus. „Mein erster Gedanke war, dass die Landschaft in Europa auch nicht viel anders aussieht, als zu Hause.” An seine erste Wiener Adresse erinnert er sich noch: die Waldgasse in Favoriten. Mit acht Männern teilte er sich ein Zimmer, schlief auf einer Matratze am Boden. „Meine Familie in der Türkei war schockiert, als sie das erfuhren, sie dachten, das Leben hier sei luxuriöser.” 

In der Fabrik, die ihn nach Wien einlud, wollte er nicht arbeiten. Einem griechischen Schneider in Favoriten zeigte er „mit Händen und Füßen, dass ich auch Schneider bin”. Deutsch konnten beide nicht. Aber er bekam einen Job. Bis 1972 arbeitete er „wie ein Roboter”, sagt er. Seine erste Tochter kam während dieser Zeit in der Türkei auf die Welt. Er sah sie erst 1973 wieder, als er seine Frau nach Österreich nachholte. 

Die Wiener seien immer freundlich zu ihm gewesen, sagt er. Nur vor der Polizei hatte er Angst, weil die oft die Männer-WGs kontrollierten und dabei sehr ruppig waren. Jahrelang traute er sich nicht, bei einer „Trafik” vorbeizugehen, weil das Wort auf Türkisch Polizei bedeutet. Der Fremdenhass sei erst später gekommen, „Anfang der 90er Jahre hieß es auf einmal überall ,Ausländer raus!’”. 

Digme nähte Dirndln für die Firma Sportalm, Skianzüge für Dolomit. Einmal sei der berühmte Skirennläufer Karl Schranz in der Schneiderei gestanden und habe gefragt, wer seinen Anzug genäht habe. „Ich”, habe er gerufen. Daraufhin habe ihm Schranz 350 Schilling zugesteckt. Seine Augen leuchten heute stolz, wenn er davon erzählt. 

Deutsch lernte Digme von und mit seinen Arbeitskollegen. „Wenn ich ein Wort nicht kannte, habe ich es aufgeschrieben und geübt”, sagt er. Seine Kinder würden ihn aufziehen, weil er so schlecht spreche. „Gesetze kann ich wirklich nicht lesen und verstehen”, sagt er. Seine Töchter und sein Sohn könnten zwar kurdisch sprechen, seine Enkelkinder nur Deutsch. Seine Kinder studierten, sind heute Anwältin und Lehrerin: „Unser Land ist Österreich, sagen sie.” So ist das auch für ihn selbst. Nur in seinen Träumen lebt Digme manchmal noch im türkischen Dorf mit den 40 Häusern, in dem er aufwuchs. 

Am Ende des Gesprächs zeigt Digme eine Urkunde zum 50. Jubiläum des Gastarbeiterabkommens im Jahr 2014 mit der Unterschrift des damaligen Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ). „Sie haben mit Ihrer Arbeitskraft zum heutigen Wohlstand in Österreich beigetragen", steht darauf: „Wien ist heute eine der lebenswertesten Großstädte der Welt. Dies ist auch Ihnen zu verdanken.”  

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Die ethnocineca – International Documentary Film Festival Vienna 2024 findet von 16. bis 22. Mai im Wiener Votiv Kino und im Kino De France statt. An 7 Tagen zeigt die ethnocineca mit 47 Filmen aus 34 Produktionsländern aktuelles internationales Dokumentarfilmkino zum Thema RE-RENDERING PERSPECTIVES.

Auf dem Programm stehen zwei Weltpremieren, 29 Österreichpremieren und 6 Wien-Premieren. Begleitet werden die Filme von umfangreichen Rahmenveranstaltungen.

Mehr Informationen zu Programm und Tickets finden Sie unter www.ethnocineca.at


Falter Radio

Wie sich die Vorwürfe gegen die grüne Spitzenkandidatin auf ihre Chancen und die Dynamik des EU-Wahlkampfes auswirken, analysiert FALTER-Journalistin Barbara Tóth im aktuellen Podcast.


Stadtnachrichten

Die Leitung der Uni Wien lässt die meisten Höfe im alten AKH zwischen 22 und 6 Uhr sperren, wie der Kurier berichtet. Der Haupthof bleibt weiterhin geöffnet. Dort werden allerdings Sicherheitskräfte unterwegs sein. Die Unileitung nennt „Störaktionen und Beschädigungen” als Grund für die Maßnahmen. Vorige Woche besetzten einige Personen ein Stückerl Wiese im Campus und schlugen dort ein Protestcamp auf (wir haben berichtet). Dabei sei der Rollrasen beschädigt worden. Die Polizei räumte das Camp in der Nacht auf Donnerstag.


Stadtgeschichten

Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Ausg’steckt 

In Ottakring soll ein Traditionsheuriger schließen. Der neue Eigentümer will Wohnhäuser auf der Liegenschaft errichten. Anrainer wehren sich nun dagegen. 

Wenn Sie in Ottakring wohnen, kennen Sie ihn vermutlich: Gitti’s Heuriger (vormals Pepi's Heurigenschenke). Wenn nicht, stelle ich Ihnen das Gasthaus kurz vor: Auf der Ottakringer Straße 177 im 16. Bezirk schenken Wirtinnen und Wirte seit Jahrzehnten Wein aus. Seit sieben Jahren betreiben Brigitte Baschinger und Robert Francan das Lokal. Eine dicke Wand und ein grünes Tor trennen die viel befahrene Ottakringer Straße vom Schanigarten des Lokals. Alte Weinreben wachsen hier über Bierbänke. Der Innenraum ist rustikal eingerichtet (Holzmöbel, ein paar schwarz-weiß Fotos, ein wenig Chichi). Die Kellner führen Schmäh mit den Stammgästen, sind aber nicht um gespielte Höflichkeiten bemüht, und genau das macht sie sympathisch. Sie servieren typische Schmankerl wie Blunzngröstl, Surschnitzel, Erdäpfelsalat, saures Gemüse und natürlich Spritzer. 

Warum ich Ihnen das erzähle? 

Gitti’s Heuriger steht vor dem Aus. Anrainer rufen derzeit zur Rettung der Gaststätte auf. „Dieses Juwel Ottakrings ist ein Stückerl Wien”, heißt es in einer Petition, die sich an SPÖ-Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp und den Grundstückseigentümer richtet. Was ist passiert?

Gitti's Heuriger in der Ottakringer Straße 177. Eine Baugesellschaft will hier ein Wohnhaus errichten. (© Jakob Knabel)

Vor zwei Jahren hat die private Baugesellschaft Wohninvest die Liegenschaft in der Ottakringer Straße 177 gekauft. Die Heurigen-Betreiber Bischinger und Francan hätten zwar ein Vorkaufsrecht gehabt, konnten den siebenstelligen Betrag aber nicht aufbringen. Also schlug die Immobilienfirma zu und erwarb das 561 Quadratmeter große Grundstück für 1,375 Millionen Euro. 

Wohninvest saniert alte Häuser und bietet privaten Investoren dann Beteiligungen an den Projekten an. Auf der Homepage heißt es: „Man kann in alles investieren. Entscheidend ist, was es bringt. Mit einer Immobilie erhalten Ihre Werte Substanz: inflationsresistent, nachhaltig, für Generationen geschaffen.” Auch in der Ottakringer Straße 177 will das Unternehmen ein Wohnhaus errichten und die derzeitige Baulücke zwischen zwei mehrgeschossigen angrenzenden Häusern schließen. Der Heurige hat dann keinen Platz mehr.  

Den Vertrag mit Bischinger hat noch der Vorbesitzer gekündigt. Er läuft im Februar 2026 aus. Verlängert ihn der neue Eigentümer nicht, muss Gitti’s Heuriger in zwei Jahren schließen. 

SPÖ-Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp kennt die Problematik in der Ottakringer Straße. „Gitti’s Heuriger ist ein Traditionsbetrieb, der eine wichtige Funktion für den Bezirk hat”, sagt sie. Viel Spielraum hat der Bezirk nicht. Die Bezirksvorsteherin versuche zwar, mit der Wohninvest in Kontakt zu treten. „Wir haben aber keine Handhabe, wenn es um einen privaten Eigentümer geht.” 

Und wie wahrscheinlich ist es, dass der Vertrag doch noch verlängert wird? „Das kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Bis Februar 2026 ist noch einige Zeit hin”, sagt Gerold Pinter, Geschäftsführer von Wohninvest. Eine Verlängerung des Vertrages wird es wohl aber nur dann geben, wenn Wohninvest nicht in den kommenden zwei Jahren mit dem Bau des Wohnhauses beginnen kann. Francan glaubt nicht daran, dass er 2026 weitermachen kann.


Was uns freut

Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Lange-Hosen-Wetter

Ich weiß, ich lehne mich weit aus dem Fenster, wenn ich die Temperaturen lobe. Denn das Wetter besteht längst nicht mehr nur aus Niederschlag und Sonnenschein. Es ist in Zeiten der Klimakrise zum Politikum geworden. Und ja, ich weiß, dass der April viel zu heiß war. Und alle anderen Monate in diesem Jahr ebenso. 

Aber der Mai zeigt sich gerade von seiner besten frühlingshaften Seite. Temperaturen um die 20 Grad, Sonnenschein und am Wochenende kommt wohltuender Regen. Wenn ich morgens die Wohnung verlasse, trage ich lange Hosen und einen dünnen Mantel. Wenn ich das Rad nehme, komme ich nicht verschwitzt im Büro an. Und der Ventilator verstaubt noch unbenutzt im Eck. 

Lange-Hosen-Wetter in der Wiener Innenstadt

Dass ich mich über das angenehme Wetter freue, hat übrigens einen simplen Grund: Ich komme gerade von einer Fernreise zurück (shame on me!). 10.000 Kilometer gen Osten hatte es tagsüber 35 Grad, auch nachts sanken die Temperaturen selten unter die 30 Grad Marke. Die Sonne brannte derart stark vom Himmel, dass sogar der 50er UV-Schutz nicht vor Verbrennung schützte. 

Nochmals: Ich weiß, dass im Juli und August wahrscheinlich ähnliche Temperaturen auf Wien zukommen (immerhin ohne die hohe Luftfeuchtigkeit). Aber bis dahin genieße ich noch das Lange-Hosen-Wetter im Frühling. 


Lexikon

Prätorischer Vergleich

Im Zuge der Berichte über die grüne Spitzenkandidatin Lena Schilling tauchte ein juristischer Fachbegriff auf: prätorischer Vergleich. Einen solchen schloss Schilling, genau genommen ihre Anwältin, mit dem Anwalt des Ehepaars Veronika und Sebastian Bohrn Mena. Dabei handelt es sich um eine schriftliche Abmachung, die zwei oder mehrere Streitparteien schließen, bevor noch jemand überhaupt eine Klage beim Bezirksgericht einbringt. Der Vergleich wird gerichtlich protokolliert, das Gericht prüft das zwischen den Streitparteien Festgehaltene aber nicht inhaltlich. Weitere Klagen sind damit nicht ausgeschlossen. (Barbara Tóth)

Wir erklären an dieser Stelle jeden Mittwoch einen Begriff, der in den Medien herumgeistert.


Frage des Tages

In welchem Bezirk befand sich das Polizeikommissariat, in dem der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky 1933 von den damaligen austrofaschistischen Machthabern gefangen gehalten wurde?

  1. in Hietzing

  2. in der Leopoldstadt

  3. in Simmering

Auflösung von gestern: Die ältesten Gräber, die je im heutigen Wien gefunden wurden, tauchten vor 20 Jahren bei Ausgrabungen im Hof der Stallburg bei der Hofburg auf (nicht neben der Karlskirche oder im Garten des Belvedere).


Events des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Theater

Erst vor wenigen Jahren wurde die österreichische Autorin Maria Lazar (1895–1948) neu entdeckt, auch ihr Drama „Der Nebel von Dybern“ aus dem Jahr 1932. Das Stück handelt von einem tödlichen Nebel, wer ihn abbekommt, verbrennt von innen. Im Hamakom fand im Herbst die österreichische Erstaufführung statt: eine großartige, erschreckend aktuelle Inszenierung, die nun wieder aufgenommen wird. (Sara Schausberger)

Theater Nestroyhof Hamakom, 20.00 (weitere Termine: 15. bis 18.5.)


Musik

Die Mundart-Folkrocker Gravögl klingen ein Stück weit so, als wollten sie Neil Youngs klassisches Album „Harvest“ ins Mostviertel verpflanzen. Die Band um Sänger und Texter Thomas Gravogl macht Musik, in der nicht immer viel passieren muss. Die Kraft der Lieder liegt in der Ruhe, die sie ausstrahlen. Sie fließen langsam, aber keineswegs höhepunktlos dahin. Und erstaunlich vielschichtig sind sie obendrein. (Sebastian Fasthuber)

Sargfabrik, 19.30


Buchtipp

Bulat Okudschawa: Mein Jahrhundert, Lieder und Gedichte

Er war der Bob Dylan der Sowjetunion, nur dass seine Lieder mehr politische Brisanz besaßen. Bulat Okudschawa (1924-1997) wird von Ekkehard Maaß, dem Übersetzer und Kommentator dieser Auswahl, "russischer Biermann" genannt. Wolf Biermann steuerte zu dem liebevoll aufgemachten und informativen Band auch das Vorwort bei.

Okudschawas traurig-ironische, zärtlich-wütende Lieder wurden durch die Verbreitung illegaler Tonbandmitschnitte zu Volkshymnen, auch in anderen Ländern des Ostblocks. In einfachen Bildern -dem himmelblauen Luftballon oder dem nächtlichen Trolleybus -besingt er das Leid und die kleinen Freuden des Lebens in der Diktatur, beweint die Toten von Krieg und stalinistischer Verfolgung, der auch seine Eltern zum Opfer fielen, und überlässt sich nie der Verzweiflung. (Kristin Breitenfellner)

Mehr über das Buch unter faltershop.at

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Mysteriöse Homöopathie - warum das alternative Heilverfahren für Gerichtsmediziner interessant ist.

Staffel 3 von „Klenk+Reiter. Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin” ist da!

Jeden Freitag neu auf falter.at/gerichtsmedizin und überall dort, wo Sie Podcasts hören.

Foto: Christopher Mavrič


Filmtipps

Bild von Michael Omasta
VON MICHAEL OMASTA

Robo und Hund sind die besten Freunde. Robo putzt, Robo räumt auf, und Robo kocht Hund jeden Tag etwas Leckeres. Nach einem gemeinsamen Ausflug zum Strand kann Robo jedoch nicht mehr aufstehen, und Hund geht allein nach Hause. Was soll das? Robo hat doch bisher immer funktioniert! Hund beschließt, sich neue Freunde zu suchen, doch schließlich erkennt er, was wahre Liebe ist. Der im New York der 1980er-Jahre angesiedelte, dialoglose Animationsfilm ist eine bittersüße Tragikomödie über Freundschaft, Einsamkeit, Loyalität und die unausweichlichen Veränderungen im Dasein, basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel der Amerikanerin Sara Varon.

Regie: Pablo Berger, E/F 2023


Irdische Verse

Episodenfilm über neun Menschen aus dem Iran, die Opfer einer übermächtigen Bürokratie werden. Der iranische Staat redet nicht nur bei der Namenswahl für Neugeborene oder in Modefragen mit, sondern kontrolliert auch Tattoos oder den Hijab beim Autofahren. "Mit strenger Form gegen strenge Ideologie: In statischen Einstellungen jeweils ohne Schnitte gibt 'Irdische Verse' unaufgeregt, schnörkellos, oft auch humorvoll, der schikanösen Sitte zielsichere Tritte" (David Auer).

Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami, IRN 2023


Daughter of Genghis

Die alleinerziehende Mutter Gerel führt eine gewalttätige feministische Frauenbande an, die im Zeichen neo-nationalistischer Ideologie in Ulaanbaatar für die Reinheit mongolischen Bluts gegen ausländische Ausbeutung und Vereinnahmung kämpft. Sieben Jahre begleitet der Film Gerel und ihren Sohn auf einer emotionalen Reise des Wandels eines Landes und einer Mutter zwischen festgefahrenen Ideologien und neuen Lebensrealitäten.

Regie: Kristoffer Poulsen, Christian Als, DK/SWE/F/MNG 2024


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