✍Der Standard veröffentlicht neue Vorwürfe gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling. Aber erzählen die Chat-Schnipsel, auf die sich der Bericht beruft, wirklich die ganze Geschichte? >> Lokaltipp: Kao Soi >> Der Fassadenleser über ein ehemaliges Kloster in der Favoritenstraße Wetterkritik: Nicht nur die Politik, auch das Wetter bleibt spannend. Heute gibt es viel Sonne, bis zu 24 Grad und vielleicht das ein...
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Der Standard veröffentlicht neue Vorwürfe gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling. Aber erzählen die Chat-Schnipsel, auf die sich der Bericht beruft, wirklich die ganze Geschichte? >> Lokaltipp: Kao Soi >> Der Fassadenleser über ein ehemaliges Kloster in der Favoritenstraße

Wetterkritik: Nicht nur die Politik, auch das Wetter bleibt spannend. Heute gibt es viel Sonne, bis zu 24 Grad und vielleicht das eine oder andere Gewitter. Spannend, wenn man morgens nicht weiß, ob man abends wieder trocken zu Hause ankommt. 


Guten Morgen!

Es sind zwar noch 17 Tage bis zum EU-Wahltag, aber das Schlimmste, was man in Österreich den politischen Mitbewerber vorwerfen kann, wurde schon gesagt: „Silberstein-Methoden“. Genau das hat die Grüne Generalsekretärin Olga Voglauer gestern der SPÖ vorgeworfen – und zwar im Hinblick auf die nächste Runde an Vorwürfen gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling

Zuvor hatte der Standard nachgelegt: Nachdem er Anfang Mai als erstes über - anonyme - Charaktervorwürfe gegen Schilling berichtet hatte, ging es jetzt um einen angeblichen Plan von Schilling, nach den EU-Wahlen zur Linksfraktion im europäischen Parlament zu wechseln. Außerdem habe sie noch im November geschrieben, dass sie die Grünen „hasst“. Das alles sei unter anderem – milieutypisch naheliegend – durch Chat-Nachrichten belegt. Lena Schilling, nicht nur eine „Lügnerin“ (so die Gratiszeitung heute) sondern auch eine Verräterin, die sich den Grünen nur zum Schein andiente?

Aber was steht wirklich in den Chats? Ich hatte Gelegenheit, ihren Verlauf auch vor und nach den inkriminierten Zitaten, also im Kontext, zu lesen. Was ich dabei gelernt habe, erzähle ich Ihnen gleich.

Vorweg für alle, denen der Name Silberstein nichts mehr sagt: Tal Silberstein war ein israelischer Politik-Berater, der im Nationalratswahlkampf 2017 den damaligen SPÖ-Chef und Kanzler Christian Kern beriet. Dabei geriet er ziemlich außer Kontrolle und baute ohne Kerns Wissen eine Dirty-Campaigning-Schiene auf. Er bastelte False-flag-Facebook-Accounts, in denen die politischen Mitbewerber ÖVP und FPÖ verunglimpft wurden. Voglauer hat sich dann übrigens für ihren Silberstein-Vergleich bei der SPÖ entschuldigt.

Außerdem: Daniela Krenn berichtet dann noch von einem umstrittenen Stadtentwicklungsprojekt in der Donaustadt und einer ungewöhnlichen Allianz. Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer beschreibt ein Haus in der Favoritenstraße, das einst ein Kloster war und heute ein klassizistisches Zinshaus ist.

Einen schönen Tag wünscht

Barbara Tóth

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Literatur und Musik:
Herta Müller liest im Wiener Konzerthaus

Rätselhaft, abgründig und poetisch sind die Bilder, mit denen Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller die Ohnmacht beschreibt, der sie im Auffanglager einer deutschen Kleinstadt ausgeliefert war. Aufgewachsen als Schwäbin im rumänischen Banat, übersiedelte sie 1987 nach Deutschland und lebt heute in Berlin.

Am 10. Juni liest die Schriftstellerin im Wiener Konzerthaus aus ihrem aktuellen Buch »Der Beamte sagte«, begleitet von Bildprojektionen sowie Klängen aus Werken des rumänischen Komponisten George Enescu.

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Flohzirkus und Silberstein-Methoden

Was steht wirklich in den neuen Schilling-Chats? Wir haben sie im Kontext gelesen. 

Wer solche Freundinnen hat, braucht keine Feindinnen mehr. Fast täglich melden sich jetzt offenbar beim Standard ehemalige Weggefährtinnen und Weggefährten von Lena Schilling, um aus ihren digitalen und analogen Erinnerungen aus heutiger Sicht Unvorteilhaftes über die Ex-Aktivistin hervorzukramen. 

Eine davon lautet: Schilling habe überlegt, nach der Wahl der Linksfraktion im EU-Parlament beizutreten. „Dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen muhahha“, schrieb sie Ende Jänner an eine gute Bekannte, die einst als rote Nachwuchshoffnung in der Wiener SPÖ galt.

Lena Schilling, die Spitzenkandidatin der Grünen bei der Europawahl, musste sich gestern bei einer Pressekonferenz gegen neue Vorwürfe verteidigen. (© APA/MAX SLOVENCIK)

Eine weitere Freundin, mit der sie sich inzwischen aber zerstritten hat, trat gestern erneut als Kronzeugin der Anklage auf: Veronika Bohrn-Mena. Schilling habe ihr geschrieben, früher „niemanden so sehr gehasst“ zu haben wie die Grünen. Schilling dementierte die Überlauf-Pläne am Dienstag: „Ein solcher Schritt ist für mich absolut ausgeschlossen“, erklärte sie und trat als Beweis auch gleich den Grünen bei.

Aber ist mit diesen wenigen bekannten Zitaten die ganze Geschichte erzählt? Oder wurden da ein paar Sätze aus dem Zusammenhang gerissen? 

Wer auch den Verlauf der Nachrichten, die sich Schilling und Bohrn-Mena im Laufe des Dezember bis zum Bruch ihrer Freundschaft im Februar schrieben, vor und nach den inkriminierten Zitaten liest, bekommt ein differenziertes Bild. Da tauschen sich zwei Vertraute –  beide political Animals – ausführlich über die Vor- und Nachteile des Gangs in eine Partei und damit ins Establishment aus. 

Bohrn-Mena übernimmt die Rolle der Warnerin. Schilling schwankt, ist aber ab dem Moment, in dem sie sich Anfang Dezember zur Kandidatur entschließt, Feuer und Flamme. Dann wechselt auch Bohrn-Mena in die Rolle der älteren und politikerfahreneren Beraterin. Schließlich hätte sie zur Liste Pilz und unter Christian Kern in die SPÖ gehen können, behauptet sie.

„Siehst Du dich als Grüne?“, fragt Bohrn-Mena Schilling. 

„Nein, ehrlich gesagt, aber vielleicht kann ich das lernen. Ich hab niemanden so sehr gehasst wie die Grünen mein Leben lang”, antwortet Schilling. 

Bohrn-Mena: „Naja, was heisst lernen, Du musst die Leute aushalten und dich anpassen. Die anderen verteidigen, wenn notwendig und die Entscheidungen mittragen. Und dem Imagewandel nehmen können. Von der Aktivistin zum Establishment. Also dein Selbstverständnis muss sich dann vor allem ändern.“ 

Schilling: „Ja, dabei hängt es noch bei mir.“

Bohrn-Mena lässt nicht locker: „Das Risiko ist soooo hoch“, „Aber Du wirst dort alleine sein“, „Du könntest Dir was eigenes aufbauen statt dein ganzes Kapital in eine Partei zu hauen, die du hasst“. Sie textet Schilling regelrecht zu.

Als Schillings Entscheidung feststeht, will Bohrn-Mena wissen, wann und wie diese offiziell gemacht wird, wer sie berät, warnt sie, ihren X-Account nicht aus der Hand zu geben und dient sich als Beraterin an. „Bist du krank?“, „Warum antwortest du mir nicht?“, „Lass dir Twitter nicht wegnehmen?“, „Wer macht deine Presse?“ …

Wenn aus diesem Gespräch unter einstigen Freundinnen nur der Satz „Ich hab niemanden so sehr gehasst wie die Grünen mein Leben lang“ überbleibt, entstellt es. Im Kontext gelesen ist es ein vertrauter Austausch unter Aktivistinnen. Und um das Wort „hassen” in diesem Zusammenhang einordnen zu können, muss man auch die Geschichte der Proteste gegen die Wiener Stadtstraße kennen: Dabei stand Schilling in der ersten Reihe, die Grünen konnten sich nicht dazu durchringen, die Besetzung der Baustelle voll zu unterstützen – und waren dementsprechend unbeliebt bei den Aktivistinnen und Aktivisten.

Der Satz „Dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen muhaha“ fällt wiederum im launigen Kontext.

„Wie geht es Dir, Du Liebe?“, fragte Schilling ihre Bekannte Ende Jänner.

„Hahaha, mir gehts gut. Die Frage is eher, wie es Dir geht. Was macht das Herz und die Nerven?“

Schillings Antwort: „Bin bissi krank geworden durch den Stress aber noch ist alles ok. Bis 24. Februar (den Tag ihrer Kür als Spitzenkandidatin, Anm.) muss ich halbwegs lieb sein, dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen, muhahha.“

Darauf die Bekannten: „Hahaha, ich finde, diese Gratwanderung hast du bis jetzt fantastisch hinbekommen.“

Dieses Geplänkel sei ganz sicher ironisch gemeint gewesen, sagt der SPÖ-nahe Manager Gabriel Hofbauer-Unterrichter, der nicht nur Schilling, sondern auch die gemeinsame Freundin, der sie diesen Satz schrieb, gut kennt. Zu dritt seien sie zuletzt Anfang März zusammengetroffen und hätten sich im Privaten ausgetauscht. Schilling wusste, dass sie mit ihrem Wechsel in die Politik einen Teil ihrer Freundinnen vergrault, egal, für welche Partei sie sich entscheidet: SPÖ, Grüne oder KPÖ. Sie sei damit sehr offen und humorvoll umgegangen. In diesem Kontext müsse man das auch lesen, so Hofbauer-Unterrichter. Ausführliche Chats, die eine unabhängige Einordnung möglich machen würden, liegen vorerst nicht vor. Die Freundin war gestern bis Redaktionsschluss für den FALTER.morgen nicht erreichbar.

„Muhaha“ (oder, wie Schilling schreibt, „Muhahha“) steht in der Netzsprache übrigens für ein böses, schurkenhaftes Lachen und ist im Regelfall ironisch gemeint. 

Dass Schilling für die Grünen nur zum Schein antritt, dafür finden sich in dem seitenlangen Chat mit Bohrn-Mena überhaupt keine Hinweise. Im Gegenteil: „Ich fühle mich in der KPÖ einfach nicht wohl“, schreibt Schilling im November an Bohrn-Mena. Und später dann: „Ich hab irgendwie echt keine Lust mehr auf unseren Flohzirkus“ (womit sie die Aktivistinnen-Szene meint).

Lieber ab nach Brüssel: „Endlich mal raus aus Österreich.“

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Ein Sommertraum in den Tiroler Bergen

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Stadtnachrichten

Die Stadt muss den ehemaligen Betreibern der Weitsicht Cobenzl 13,5 Millionen Euro zurückzahlen. Die Unternehmer rund um den Gastronomen Bernd Schlacher investierten insgesamt 16 Millionen Euro in den Umbau des Ausflugslokals im 19. Bezirk. Im Vorjahr löste Schlacher aber den Vertrag mit der Stadt. Und darin war geregelt, dass ihm die Stadt seine Investitionen bei einer ordnungsgemäßen Kündigung zurückzahlen muss. Die Höhe hat ein Sachverständiger ermittelt. Öffentlich wurde die Summe im gestrigen Gemeinderat. Die Wiener Grünen hatten eine Anfrage zur Causa an den zuständigen Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gestellt.

Im März übernahm dann die DoN-Gruppe das Ausflugs- und Eventlokal im 19. Bezirk (wir haben darüber berichtet).


Haben Sie Kinder im Alter von 5 bis 20 Jahren? Wenn ja, kann ihr Nachwuchs ab sofort mitbestimmen, was die Stadtregierung mit einer Million Euro macht. 

Die Kinder und Jugendlichen können auf der Homepage Junges Wien zwischen 49 Projekten auswählen – darunter ein Fußballplatz für die Illgasse, Hygieneartikel für Mädchen an Schulen oder Beete für Bienen. Bei jedem Projekt sind die geschätzten Kosten angegeben. Die Kids haben ein virtuelles Budget von einer Million Euro zur Verfügung, das sie auf ihre Lieblingsprojekte verteilen können. 

Die Ideen mit den meisten Stimmen werden dann mit der Kinder- und Jugendmillion umgesetzt. Die Online-Abstimmung läuft noch bis 14. Juni. 


Der Freispruch gegen Christoph Chorherr ist rechtskräftig. Die WKStA hatte dem ehemaligen Planungssprecher der Wiener Grünen Amtsmissbrauch und Bestechlichkeit vorgeworfen. Das Straflandesgericht sprach ihn und die anderen Angeklagten im Vorjahr frei (einen Gerichtsbericht lesen Sie hier). Die WKStA legte Nichtigkeitsbeschwerde gegen das Urteil ein. Der Oberste Gerichtshof hat sie nun verworfen. 


Falter-Arena

Das FALTER.morgen-Quiz: Gewinnen Sie 3×2 Tickets für die FALTER Arena am 26. Mai 2024

© Jonás Mátyássy

Wie viel von Wiens Verkehrsflächen werden primär für Autos genutzt (als Fahrbahnen und Parkplätze)?

  • Zwei Drittel

  • Die Hälfte

  • Ein Achtel

Testen Sie jetzt Ihr Wissen und gewinnen Sie Tickets für die FALTER-Zukunftsarena am 26. Mai im Stadtsaal Wien. Mit Eva Konzett, Matthias Strolz, Theresa Imre und vielen mehr. Diskussionen und Ideen für alle, die nicht mehr jammern wollen. Hier gehts zum Quiz


Stadtgeschichten

Bild von Daniela Krenn
VON DANIELA KRENN

Vereint gegen eine Straße

Ein Teil des neuen Stadtviertels Oberes Hausfeld” in der Donaustadt darf laut Umweltverträglichkeitsprüfung nur besiedelt werden, wenn die Lobauautobahn gebaut wird. Jetzt haben sich eine Bürgerinitiative, eine Umweltorganisation und ein Bauträger zusammengetan, um diese Klausel zu beseitigen. 

Es ist ein Bündnis, das eher selten bis gar nicht vorkommt. Bürgerinitiativen, Umweltorganisationen und Bauträger haben meist unterschiedliche Interessen. Die einen wollen weniger Lärm, die anderen weniger Abgase, letztere den Bau ohne Verzögerungen durchbringen. In diesem Fall sind sie vereint.

Der Bauträger Kallco Development GmbH & Co KG, die Umweltorganisation Virus und die Bürgerinitiative BNWM haben zusammen eine Änderung der UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) beantragt. Sie wollen bewirken, dass rund 800 Wohnungen im neuen Stadtviertel „Oberes Hausfeld” in der Donaustadt auch dann bezogen werden können, wenn die S1-Spange Seestadt Aspern und die S1 Wiener Außenring Schnellstraße, besser bekannt als Lobauautobahn, nicht gebaut werden. Denn derzeit sind die Straßen noch eine Bedingung für die Besiedelung des Baufeldes, wie im UVP-Bescheid vom September 2023 der Wiener Landesregierung nachzulesen ist. Kurz: Wohnen nur dann, wenn die S1 da ist. Das Problem: Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) erklärte im Dezember 2021: „Die Lobauautobahn mit dem Tunnel durch das Naturschutzgebiet wird nicht gebaut.”

In schwarz: die Stadtstraße; in Blau: die S1-Spange; in Rot: die S1 Außenring Schnellstraße (Lobauautobahn) (Grafik: Andreas Rosenthal)

Aber von vorne: 

In der Donaustadt sollen in den kommenden Jahren ähnliche Siedlungen wie die Seestadt (20.000 Bewohner) entstehen. 10.000 Menschen sollen allein am „Oberes Hausfeld” wohnen. Insgesamt werden Wohnungen für über 60.000 Menschen in der ganzen Donaustadt errichtet. Es ist ein immenses Bauvorhaben für den 22. Bezirk, der derzeit rund 180.000 Bewohnerinnen und Bewohner zählt. 

Zusätzlich zu den neuen Stadtvierteln plant die Stadt in der Donaustadt seit über 20 Jahren neue Straßen: die Wiener Außenring-Schnellstraße S1 von Süßenbrunn bis Schwechat und der dazugehörige Lobautunnel, die Spange Aspern und die Stadtstraße. Denn dass diese 60.000 zusätzlichen Menschen auch Autos mitbringen, ist vorauszusehen. Die Straßen seien eine „notwendige Ausstattung für diese Stadtgebiete”, so Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien.  

Kritiker vermuten jedoch, dass der Verkehr die A23 nicht entlasten, sondern durch die neuen Straßen nur noch mehr zunehmen würde. Die Debatte gipfelte 2021, als Aktivistinnen und Aktivisten monatelang Baustellen in der Donaustadt besetzten. Gewessler stoppte in der Folge die Lobauautobahn. 

Was uns wieder zurück ins Heute und in den aktuellen Bescheid rund um das Baufeld „Oberes Hausfeld” führt. Denn dort ist der Bau der Schnellstraße S1 von Schwechat bis Süßenbrunn die Bedingung, dass überhaupt Bewohner in einen Teil der Siedlung einziehen können. Die Kritik des Konglomerats aus Bürgerinitiative, Umweltorganisation und Bauträger: Die Wiener Stadtregierung nutze die Genehmigung des Baufeldes aus, um Wohnbau und Straßenbau „zwangsmäßig zu verknüpfen”. 

Planungsdirektor Madreiter weist die Kritik zurück. „Im konkreten Rechtsverfahren wurde im Zuge des eingereichten UVP-Projektes die Verknüpfung von Wohnbau und S1 durch den Projektwerber hergestellt”, so Madreiter. Er vermutet, der Bauträger wolle das UVP-Änderungsverfahren jetzt, um aufgrund der Verzögerung des Straßenprojekts des Bundes schlicht und einfach weitere Behinderungen seiner Baustelle zu vermeiden. Denn sowas kommt immer teuer. Der Bauträger dementiert: Kein Gutachten hätte bei Erstabgabe der UVP-Unterlagen im April 2021 die Notwendigkeit der S1-Spange bzw. der S1 Schnellstraße für diesen Bauabschnitt vorgesehen.

Wie das UVP-Änderungsverfahren ausgeht, wird man in spätestens sechs Monaten sehen. Solange haben die Behörden Zeit für die Bearbeitung. 


Falter-Radio

Womit geflüchtete Kinder in Wien zu kämpfen haben und ob das Bildungssystem vor dem Zusammenbruch steht – darüber diskutieren in dieser Podcast-Folge Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer, die Psychologin Nora Ramirez Castillo (Hemayat), Schuldirektorin Daniela Jagsch und Falter-Chefreporterin Nina Horaczek.


Lokaltipp

Kao Soi (1010, Stubenbastei 12/2)

Das Kao Soi ist winzig und eng, in der Vitrine baumeln prachtvolle Hühner-Torsi. (© Heribert Corn)

Was ist es, das die Leute so an „Streetfood” fasziniert? Weder sitzt man bequem noch werden edelste Zutaten verkocht. Wahrscheinlich ist es die Unmittelbarkeit, die so glücklich macht. Gekocht vor den eigenen Augen, direkt serviert, ohne Besteck zu essen. 

Die Leute vom All Reis können das mit dem Streetfood-Glück ganz gut handeln. Die Streetfood-Spezialisten machten jetzt ein Streetfood-Lokal auf: Das Kao Soi ist winzig und eng, verfügt gerade über sieben Hocker, die thailändischen Biere und Softdrinks nimmt man selbst. In der Vitrine baumeln prachtvolle Hühner-Torsi, häufen sich gekochte und frittierte Hühnerbrüste. Ich nahm nicht das Khao-Soi-Huhn sondern den Khao-Man-Kai-Mix, eine Kombination von gekochter und frittierter Hühnerbrust. Die gekochte Hühnerbrust wird hier mit Knoblauch und Ingwer gekocht, was eine klare Hühnersuppe ergibt, von der man eigentlich gar nicht genug bekommen kann; außerdem tunkt man das zarte Fleisch ja in diese unglaubliche Soja-Tamarinden-Chili-Koriander-Sauce, ja bist du fertig. Da kommen die Streifchen vom knusprig frittierten Hendl mit süß-scharfer Chilisauce kaum mit, obwohl auch sehr gut (€ 16,90). Nach 15 Minuten ist man fertig, satt und glücklich. Und freut sich, wieder herzukommen.

Den ganzen Grätzelrundgang von Florian Holzer mit allen in der Karte erwähnten Lokalen finden Sie hier.

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Die Veranstaltung für nachhaltige Strategien am 6. Juni im The Social Hub Wien

Lernen Sie innovative Ansätze und Methoden kennen, um Ihr Unternehmen nachhaltiger zu gestalten und zukunftssicher aufzustellen. Mit Workshops und Vorträgen zu den Themen ESG, Nachhaltigkeit, Führungskräfteentwicklung und Kommunikation, Networking-Möglichkeiten sowie praxisnahen Diskussionsrunden ist die CASH Young Business Factory eine exklusive Plattform für Wissensaustausch und Weiterbildung, am 6. Juni in The Social Hub Wien.

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Es handelt sich um eine steuerlich absetzbare Weiterbildungsmaßnahme.


Frage des Tages

Was zeigt unser Satellitenbild?

©Geoland

Auflösung von gestern: Der Augarten wurde unter Kaiser Leopold I. erst die „kaiserliche Favorita“, später die „alte Favorita“ genannt, nicht etwa der Burggarten oder der Lainzer Tiergarten.


Events des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Literatur

Der österreichische Autor, Historiker, Journalist und Übersetzer Martin Pollack (Jg. 1944) gilt als verlässlicher moralischer Maßstab. Immer wieder hat sich der Oberösterreicher auch an der eigenen Familie abgearbeitet – sein leiblicher Vater war Gerhard Bast, der Chef der Linzer Gestapo. „Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater“ ist ein Meisterstück der Erinnerungsliteratur. Zum 80. Geburtstag steigt heute ein Fest, mit Pollack feiern Weggefährten und Kolleginnen. (Sebastian Fasthuber)

Österr. Gesellschaft für Literatur, 19.00 (Eintritt frei)


Wiener Festwochen

Inspiriert vom gleichnamigen Roman der ägyptischen Schriftstellerin und Feministin Nawal El Saadawi ist „Woman at point zero“ eine multimediale Oper über Ausbeutung, Emanzipation und die unendliche Suche nach Freiheit. Zwei Frauen begegnen einander im Gefängnis: Fatma, eine Frauenrechtlerin und Aktivistin, die wegen Mordes verurteilt wurde, und Sama, eine junge, ehrgeizige Dokumentarfilmerin, die Fatmas Geschichte erzählen will. Sie teilen ihre Erinnerungen, Erfahrungen und tiefsten Geheimnisse. (Sara Schausberger)

Jugendstiltheater, 20.00


Buchtipp

Michael Hampe: Wozu? Eine Philosophie der Zwecklosigkeit

Michael Hampe hat fulminante Werke zwischen Philosophie und Literatur vorgelegt, die Themen von verschiedenen Standpunkten beleuchteten: „Das vollkommene Leben. Vier Meditationen über das Glück“,„Tunguska oder Das Ende der Natur“,„Die Wildnis. Die Seele. Das Nichts. Über das wirkliche Leben“.

Nun versucht er einen radikal anderen Weg: Er enthält sich Festlegungen gänzlich. Denn es geht um den Zweifel, ob sich überhaupt etwas sagen lässt. Hampes häufigste Wendungen lauten denn auch: „wie mir scheint“ und „vielleicht“. Damit reiht er sich in die skeptische Tradition von Sextus Empiricus über Spinoza bis Samuel Beckett ein, nimmt aber auch Anleihen bei östlichem Denken. Ein anspruchsvolles, desillusionierendes Plädoyer für die Einübung in eine Aufmerksamkeit, ohne zu urteilen.

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

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#AusPrinzip Aktionstage für entkriminalisierten Schwangerschaftsabbruch

Von 27. bis 30. Mai finden in Wien Veranstaltungen rund um Schwangerschaftsabbruch und Selbstbestimmung statt. Unter anderem:

- Feministisches Beisl
- Film „Das Ereignis” und Diskussion
- Rave für Selbstbestimmung

Mehr Infos hier.

Jetzt auch die Europäische Bürgerinitiative „My Voice, My Choice” unterzeichnen!


Fassadenleser #162

Bild von Klaus-Jürgen Bauer
VON KLAUS-JÜRGEN BAUER

Die Klosterecke

An der Favoritenstrasse 2 stand früher ein Paulanerkloster. Es war der von Maria Theresia protegierte kontemplative Orden der Mindersten Brüder. Der Orden wurde um 1500 im italienischen Cosenza gegründet, dort also, wo Bildungsbürger bis heute nächtlich am Busento dumpfe Lieder lispeln hörenÜber die südböhmische Adelsfamilie Rosenberg kamen die Brüder nach Österreich. Ihre Haupteinnahmequelle war das Bierbrauen. Das Paulaner Bräu ist heute noch berühmt.  

Zur Stadt hin gibt es über drei Stockwerke reichende Kollossalpilaster, die Seitenfassade ist deutlich schlichter. (© Klaus-Jürgen Bauer)

Als Kaiser Joseph II. die kontemplativen Klöster aufhob, erwarb der Landkutscher Joseph Neumann die Liegenschaft. Heute würde man von einem Fuhrwerksunternehmen sprechen, das auch Personen befördern durfte, wenn sie damit nicht die Interessen der staatlichen Post berührten. 

Neumann beauftragte im Jahr 1802 den bürgerlichen Baumeister Franz Wipplinger – der 10 Jahre später in der Donau ertrank – mit dem Bau eines vierstöckigen Zinshauses. Das klassizistische Haus hat eine hierarchische Fassade. Zur Stadt hin gibt es über drei Stockwerke reichende Kollossalpilaster, die Seitenfassade ist deutlich schlichter. Die heutige Färbelung zeigt übrigens ein weit verbreitetes Unverständnis von klassischer Architektur. Es müssten nämlich nicht nur die Pilaster, die Fensterumrandungen und die Gesimse, sondern vor allem auch das Sockelgeschoß als „tragendes“ System einheitlich in der Steinfarbe Ocker gefärbelt sein. 

PS: Klaus-Jürgen Bauer hat auch mehrere Bücher geschrieben, die im faltershop.at erhältlich sind.


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