Die Stadt will den unübersichtlichen Radweg um die Innenstadt neu gestalten. Was wir über die Pläne wissen >> Die nervigsten Gastro-Trends, Teil II: Leser-Feedback >> Wiener Baumporträts: Silber-Linde >> Gibt es das Wort „entrisch“ überhaupt, Frau Andrea?Wetterkritik: Dieser Dienstag startet bewölkt und grau. Das bleibt aber nicht so. Bis zum Nachmittag setzt sich überall die Sonne durch und es wird warm bei maximal 24 Grad. Juhu!
Guten Morgen! Welchen Radweg in Wien finden Sie besonders schrecklich? Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich den Gürtel entlang fahre – ich sage nur Slalomfahren am Westbahnhof. Und am Ring. Entlang der fünf Kilometer langen Straße, die die Innenstadt umschließt, gibt es zwar seit den 90er-Jahren einen durchgehenden Radweg, aber der ist mehr Hindernislauf als sichere Radinfrastruktur. Verkehrrstadträtin Ulli Sima (SPÖ) will sich nun den Ring vornehmen. Was die größten Probleme am Ringradweg sind und was Sima sich vorstellt, erzähle ich Ihnen gleich. Außerdem: Falter.morgen-Leserinnen und Leser berichten, welche Unarten in der Gastronomie sie besonders nervig finden. Thomas Roth porträtiert heute eine Silber-Linde. Und Andrea Maria Dusl erklärt, was das Wiener Wort „entrisch“ bedeutet. Einen schönen Tag wünscht Soraya Pechtl |
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Nebenfahrbahnen für eine bessere Radverbindung?Verkehrsstadträtin Ulli Sima will den Ring-Radweg verbessern. Im Gespräch mit dem Falter verrät sie, wie das aussehen könnte. Wer hin und wieder zu Fuß oder mit dem Rad am Ring unterwegs ist, kennt folgende Situationen: Touristen oder unachtsame Flaneure, die auf dem Radweg spazieren – weil der vor zwei Metern schließlich noch ein Gehweg war – und beinahe Unfälle verursachen. Am Museumsquartier und am Burggarten teilen sich Fußgänger, Radler und E-Mopeds dieselbe enge Strecke. Radlerinnen stehen an der Ampel vor der Urania im Stau und müssen sich aneinander kuscheln, weil auf der schmalen Verkehrsinsel kaum Platz ist. Und und und … Der Radweg am Ring ist einer der meistbefahrenen der Stadt und auch einer der unübersichtlichsten: Er verläuft in Schlangenlinien, es gibt viele Engstellen und ergo viel Konfliktpotenzial. Der Querschnitt am Ring sei zu schmal für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer, sagt Klaus Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit zum Standard. |
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| Der Ring-Radweg am Julius-Raab-Platz: Viel Platz zum Überholen bleibt nicht. (© FALTER/Pechtl) |
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Rad-Aktivisten fordern deshalb seit Jahren eine bessere Infrastruktur am Ring. Ginge es nach der Radlobby Wien, würde der Autoverkehr deutlich reduziert werden (derzeit hat der motorisierte Verkehr drei Fahrspuren zur Verfügung). Nur Anrainer, Lieferanten und Taxis dürften weiterhin zufahren, der Durchzugsverkehr soll auf die Zweierlinie verlagert werden. Der Ring würde zur „Flaniermeile" und Hauptverkehrsroute für Radler werden. In einem ersten Schritt sollten die Nebenfahrbahnen zu durchgängigen Fahrradstraßen umgebaut werden. An den Stellen, wo das nicht möglich ist, braucht es „Lösungen, die die Hauptfahrbahn miteinbeziehen”, so die Radlobby. Und was sagt die Stadt? Auch Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) will den Ring-Radweg verbessern. Die zuständigen Magistratsabteilungen prüfen gerade, was möglich ist. Konkrete Details gibt es noch nicht. Aber auch Sima kann sich vorstellen, „die Nebenfahrbahnen teilweise für eine bessere Radwegverbindung” zu nutzen, wie sie im Gespräch mit dem Falter sagt (das ganze Interview lesen Sie ab Mittwoch in der gedruckten Ausgabe und online auf falter.at). Idealerweise kommt gleichzeitig eine Verkehrsberuhigung mit einer autofreien Innenstadt – dafür fehlt derzeit noch eine Novelle der Straßenverkehrsordnung vom Umweltministerium (mehr über diesen Streit lesen hier). Die Umbauarbeiten am Ring werden erst in der nächsten Legislaturperiode beginnen – also nach 2025. Denn für die kommenden zwei Jahre stehen die Pläne für den Radwegausbau bereits, die Abteilungen sind ausgelastet. „Noch mehr schaffen wir nicht”, sagte Sima. Bisherige Verbesserungen des Radwegs: Der Ring-Rund-Radweg wurde Anfang der 1990ern errichtet, fast genauso lange diskutieren Politiker darüber, wie sie ihn verbessern könnten. SPÖ-Planungsstadtrat Hannes Swoboda wollte 2003 eine Rundumerneuerung des Radweges. Auch eine Verlegung des Radwegs in die Nebenfahrbahnen stand zur Diskussion. Gekommen sind aber nur kosmetische Änderungen – Kreuzungen wurden sichtbarer gemacht, Radfahrer sollten mit Bodenmarkierungen (Gefahrensymbole und Rufzeichen) zur Vorsicht ermahnt werden und die roten Bodenmarkierung der Radwege wurden aufgefrischt. Von 2010 bis 2012 hat die grüne Stadträtin Maria Vassilakou Lücken am Ring-Radweg geschlossen und die Außenseite des Rings zu einem Zweirichtungsradweg ausgebaut. Der Rad- und Fußverkehr wurden dadurch aber nicht getrennt. Der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch schlug 2012 vor, den Ring für den Autoverkehr zu sperren. Vassilakou erteilte der Idee aber eine Absage. |
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Stadtnachrichten | | Brigitte Bierlein ist gestern im Alter von 74 Jahren gestorben. Die Juristin und Ex-Kanzlerin erlag einer kurzen, schweren Erkrankung, wie der Verfassungsgerichtshof mitteilte. Bierlein war von 2003 bis 2018 Vizepräsidentin des VfGH. Im Juni 2019 ernannte sie Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur ersten Kanzlerin Österreichs. Sie führte bis zu den Neuwahlen im Jänner 2020 die Expertenregierung an. Zuvor hatte der Nationalrat der Regierung von Sebastian Kurz aufgrund des Ibiza-Skandals das Misstrauen ausgesprochen. | | Brigitte Bierlein und Bundespräsident Alexander Van der Bellen während der Angelobung im Juni 2019. (© APA/HELMUT FOHRINGER) | Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte Bierlein gestern auf X: „Unser Land ist ihr zu großem Dank verpflichtet.” Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich ebenfalls betroffen: „Sie hat in vielen Funktionen der Republik treu gedient. Als Hüterin unserer Verfassung und auch als erste Bundeskanzlerin.” Und: „Ich habe Brigitte Bierlein als mutige, disziplinierte Frau kennengelernt, die Verantwortung übernommen hat, als ihr Land sie gebraucht hat. Sie wird für viele Mädchen und Frauen, für uns alle, auch in Zukunft als Vorbild wirken.”
Auf einem russischen Botschaftsgebäude in der Donaustadt ist laut der Wiener Baupolizei ein illegales Bauwerk errichtet worden. Es handle sich um einen „Zubau am Dach, in Form einer kleineren Hütte”, wie Gerhard Czech, Leiter der Baupolizei, gegenüber dem ORF erklärte. In den vergangenen Jahren sind auf manchen Dächern in Transdanubien immer mehr Antennen, Sat-Schüsseln und seltsame kleine Zubauten aufgetaucht – sie dienen zur „elektronische Spionage im großen Stil”, wie Journalist Erich Moechel hier erklärte. Was es mit dem neuesten Zubau auf sich hat, ist unklar. Aber diese Hütte hätte jedenfalls baurechtlich bewilligt werden müssen. Das sei aber nicht passiert. Und jetzt? Die Baupolizei hat eine Beschwerde an die russische Behörde weitergeleitet. Mehr könne man nicht machen.
Werden Sie die Servicetweets der Wiener Linien auf X (ehemals Twitter) vermissen? Gestern verabschiedete sich das Unternehmen nämlich von der Plattform: „Wir verlassen Twitter / X. Unkontrollierte Hassrede ist mit unseren Werten nicht vereinbar”, hieß es. 75.000 Follower folgten dem Account zuletzt. | | Das war's: Die Wiener Linien sagen Adieu zu X (ehemals Twitter) (©Screenshot X/Krenn) | Dass die Hasskommentare unter den Tweets der Wiener Linien zunehmen, bemerkte das Unternehmen besonders seit der Übernahme durch Unternehmer und Milliardär Elon Musk. Er entließ über 1.000 Mitarbeiter, die für die Moderation von Beiträgen und gegen die Verbreitung von Hassrede verantwortlich waren. Zugleich ließ er tausende zuvor gesperrte Accounts mit der Begründung der Redefreiheit wieder freischalten. Die Wiener Linien posteten auf X vor allem Hinweise, wenn eine Straßenbahn ausfiel oder eine Baustelle für Verzögerungen auf einer U-Bahnlinie sorgte. Eine Pressesprecherin sagt, sie wisse, dass „Öffi-Inhalte emotionalisieren”. Aber zuletzt seien keine „konstruktiven Diskussionen mehr möglich” gewesen. Vor allem während des Pride-Monats, wenn einige Straßenbahnen mit der Regenbogenflagge durch Wien düsen, kämen viele Hassnachrichten. „Selbst wenn wir das an X gemeldet haben, passierte nichts”. Der Abschied hat einen weiteren Grund: Die Wiener Linien brauchen die Plattform nicht mehr. Wenn Linien ausfallen oder sich Öffis verspäten, kommunizieren sie das über ihre eigene Mobil-App. Auf Instagram und Facebook bleiben sie den Usern allerdings erhalten.
Seit Montag gilt ein Badeverbot in der Neuen Donau. Das hat die Stadt Wien gestern verkündet. Grund dafür sind die starken Niederschläge. Den wenn der Pegel in der Donau steigt, fließt das Donauwasser in die Neue Donau. Die Stadt untersagt dann aus wasserhygiensichen Gründen das Baden. Wenn der Pegel sehr stark steigt, sperrt sie außerdem die Schwimmstege und den Copa-Steg bei der Reichsbrücke.
An Samstagen fällt es aufgrund der Menschenmassen kaum auf, aber fast ein Fünftel der Geschäftsfläche auf der Mariahilfer Straße ist derzeit geschlossen. Verglichen mit anderen Wiener Einkaufsstraßen hat die MaHü damit den höchsten Leerstand. Laut den Erhebungen des Beratungsunternehmens „Standort und Markt” hat das unterschiedliche Gründe: Einerseits sind die Verkaufsflächen auf der Mariahilfer Straße sehr groß. Mieter für größere Geschäfte sind in der derzeitigen Wirtschaftslage (Inflation, hohe Energiepreise und Mieten) schwerer zu finden als für kleine. Für den hohen Anteil an Leerstand sorgt zudem das riesige Lamarr-Gebäude (der ehemalige Leiner) am Beginn der Einkaufsstraße. Einige Händler meiden die Gegend, weil derzeit noch die Großbaustelle rund um die U2 und die U5 im Gange ist.
Der 15. Bezirk sucht nach Klimaheldinnen und -helden! Gemeinsam mit dem Klimabündnis vergibt der Bezirk den Preis „Klip 15” für Projekte und Ideen, die Rudolfsheim-Fünfhaus kühler und klimafreundlicher machen. 7.000 Euro Preisgeld sind zu gewinnen. Mitmachen können alle, die im 15. wohnen und werkeln. Auch Betriebe und Vereine können Projekte einreichen. Einsendeschluss ist der 31. Juli, weitere Infos finden Sie hier. |
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Nervige Gastro-Trends, Teil II | „Seit geraumer Zeit werde ich (Boomer) vom Personal geduzt“Am Freitag haben wir fünf Unarten in der Wiener Gastronomie beschrieben und wollten von Ihnen wissen: Was nervt Sie? In manchen Pizzerien müssen Gäste einen Euro bezahlen, wenn sie sich eine Pizza teilen und einen leeren Teller dazu bestellen (so erlebt in der Heinestraße und am Naschmarkt). Karin
Mich stört, wenn der Kellner anfängt, den Tisch abräumen obwohl die Partnerin noch isst. Oder wenn man eine Papierserviette nach dem Essen auf einen – womöglich noch halbvollen – Teller gatscht. Hannes | | Symbolfoto: In der Gastronomie hat sich so manch nervige Marotte eingeschlichen. (© Stanford Smith auf Unsplash) |
Zwei Anekdoten zu den nervigsten Gastro-Trends: Anfang April in einem Wiener Kaffeehaus im ersten Bezirk: Wir übersehen die Tafel (Platzzuweisung durch das Personal), wollen uns an einen freien Platz setzen. Ein Kellner schnauzt uns an, was uns einfällt, es gäbe ja beim Eingang eine Tafel ... Wir gehen. Mitte Mai in einem anderen Café in der Innenstadt: Im Lokal sind nur mäßig viele Gäste, aber auf jedem Tisch ist ein Reservierungsschild aufgestellt. Der Kellner sagt in unfreundlichem Ton: ,Nehmens Platz, wo keine Reservierung ist’. Wir gehen zweimal durch das Lokal und können keinen freien Platz finden. Der Kellner, wieder unfreundlich, weist uns einen Platz zu. Fazit: Wir gehen sicher nicht mehr in diese beiden Lokale. Sie werden es überleben, und irgendwann werden halt nur noch Touristen, wie im Cafe Central, dorthin kommen. Schade. Peter
Seit geraumer Zeit werde ich (Boomer) vom Personal verschiedenster Lokale geduzt, obwohl ich völlig sicher weiß, dass ich mit diesen Personen weder verwandt noch verschwägert bin und auch keinerlei freundschaftliche Beziehungen hege. Wie diese Unart in die Welt kam, ist mir unerklärlich. Da deutlich an meinen silbergrauen Haaren und diverser Lebensspuren in meinem Gesicht und an meinen Händen erkennbar ist, dass ich nicht jahrgangsgleich mit dem jugendlichen Personal bin und diese teilweise meine Enkelkinder sein könnten, frage ich mich, ob es sich dabei um eine Weisung seitens der Lokalleitung handelt oder ob diesen jungen Leuten niemand beigebracht hat, wie man mit bislang unbekanntenPersonen, die noch dazu als Gäste anwesend sind, umgeht. Soll auf diese eigenartige Art und Weise eine besonders gemütliche, entspannte Atmosphäre hergestellt werden? Selbstverständlich bestehe ich nicht darauf, dass die Empfehlungen des Freiherren von Knigge oder die von Herrn Elmayer zur Anwendung kommen, aber ein der Höflichkeit entsprechendes ,Sie’ sollte doch möglich sein. Brigitte |
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Wiener Baumporträts #13 | | Unter den Silber-Linden heißt unter den PalmenUnter den Linden in Wien finden gewiss auch politische Gespräche statt. Passend zur Sendung aus Berlin. In Wien kann man das zum Beispiel auf der Piazza am Yppenplatz erleben. Das Interesse des beobachtenden Dendrologen gilt aber mehr den dort wachsenden Baumarten und weniger den Gesprächen darunter. Im östlichen Teil des Platzes setzte die Stadt laut Baumkataster schon 1977 Silber-Linden, die südosteuropäischen Verwandten der heimischen Winter- und Sommer-Linden. Also noch vor dem Umbau der Payergasse zur verkehrsberuhigten Zone. Im westlichen Teil des Platzes wurden nach dem Umbau zur Piazza amerikanische Linden gepflanzt, die nicht lange überlebten und die Gärtner durch Zürgelbäume (siehe Falter.morgen #801) ersetzten. | | Silber-Linden am Yppenplatz in Ottakring. (© Thomas Roth) | Zwei Silber-Linden haben den Umbau gut überstanden, spenden wertvollen Schatten und liefern spürbare Verdunstungskühlung. Vor dem Hintergrund der Erderwärmung wird die Silber-Linde in Wien als zukünftiger Straßenbaum also an Bedeutung gewinnen. Aufgrund ihrer südlichen Herkunft verträgt sie nämlich Hitze sowie Luft- und Bodentrockenheit besser als heimische Linden. Tilia tomentosa, wie sie botanisch genannt werden will, hat eine Eigenschaft, die sie besonders hitzeresistent macht: Bei Sonneneinstrahlung drehen diese Linden aktiv ihre Blätter der Sonne entgegen und reflektieren das Sonnenlicht mit ihren weißen bis silbrigen, flaumbedeckten Unterseiten der Blätter. Dass sie dabei auch ihre Temperatur senken können, beweisen Messungen der Blatttemperaturen von Winter- und Sommer-Linden und Silber-Linden in Hitzeperioden. Sie zeigen, dass bei der Silber-Linde die Differenz zwischen Blatt- und Lufttemperatur geringer ist als bei den heimischen Linden. Dieser sogenannte Albedo-Effekt schützt die Bäume vor Überhitzung. Immerhin stammen die Silber-Linden ja auch aus Südost-Europa und haben sich dort genetisch an die klimatischen Bedingungen mit heißen trockenen Sommern angepasst. Die behaarten Blattunterseiten sorgen aber nicht nur für einen besseren Verdunstungs- und Hitzeschutz, sondern verhindern auch weitgehend den Blattlausbefall und damit den störenden Honigtau, der von den wohlbekannten Lindenarten gerne auf die darunter geparkten Autos tropft. Als Stadt- und Straßenbaum haben bisher die heimischen Winter- und Sommer-Linden vor allem in den Zentraleuropäischen Großstädten enorme Bedeutung. In Zukunft wäre es anzuraten, diese vermehrt durch Silber-Linden zu ersetzen. Aber Vorsicht! Auch wenn die Silber-Linde eine robuste Baumart ist, reagiert sie genauso empfindlich auf Streusalz. Bei der Blüte gehört sie zu den am spätesten blühenden Lindenarten. Den angenehm duftenden Blütenstaub verdächtigen manche kurzfristig als giftig für Hummeln. Ein fremdenfeindliches Vorurteil gegenüber Bäumen nicht heimischer Herkunft? Jedenfalls stellt sich das als völlig falsch heraus. Also: Kühlen Kopf bei den Gesprächen unter den Silber-Linden am Yppenplatz bewahren! Und kaufen Sie sich keine Klimaanlage wie Peter Fox im Song „Fieber”. Denn: Unter den Linden heißt unter den Palmen. Es werden hoffentlich Silber-Linden sein, unter denen wir in Zukunft politisieren. Musiktipp: Peter Fox: Fieber Adresse: Yppenplatz, 1160 Wien GLOSSAR Dendrologie: Lehre von Bäumen und Gehölzen Verdunstungskühlung: Verdampfendes Wasser zur Kühlung von warmer Luft Albedo-Effekt: Das Rückstrahl-Vermögen von reflektierenden (weißen oder glatten) Flächen Honigtau: Ausscheidungen von Insekten, die an Pflanzen saugen |
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Anzeige | | © VELLO | Ab in den Sommer Ob in die Arbeit oder zum Eissalon – im Sommer sind wir am liebsten auf dem Rad unterwegs! Besonders, wenn tolle Sachpreise wie Fahrräder und E-Bikes winken. Einfach bis 30.9. geradelte Kilometer bei „Österreich radelt“ eintragen. Jede Radfahrt zählt! Jetzt mitmachen! |
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Frage des Tages | Das Otto-Wagner-Spital in Penzing wurde von der Niederösterreichischen Landesregierung geplant und vom Niederösterreichischen Landesbauamt gebaut. Warum?1. Weil das Areal damals noch im Bundesland Niederösterreich lag 2. Weil die Niederösterreicher ihre Klinik in die Stadt verlegten 3. Es gab eine Kooperation zwischen Wien und Niederösterreich – Niederösterreich war für den Bau verantwortlich, Wien für den Betrieb. Auflösung von gestern: Das beliebte Etablissement von Carl Schwender am heutigen Schwendermarkt war ein Casino, nicht etwa ein Caféhaus oder ein Bordell. |
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Event des Tages | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| Kino„Fuck the pain away“ sang Peaches zu Beginn ihrer Karriere roh und direkt. Ein Vierteljahrhundert später zählt die kanadische Musikerin und Performerin zu den großen Ikonen der queeren Popkultur. Der inspirierende Dokumentarfilm „Teaches of Peaches“ zeigt diese lustvolle Revoluzzerin bei der Arbeit, vor und während der Tour zum 20. Geburtstag ihres 2000 erschienenen Debütalbums „The Teaches of Peaches“. Bei einer Pride Cinema Night läuft der Film heute um 21 Uhr im Rahmen der Reihe Kino am Dach; bereits ab 18 Uhr gibt es Drinks und DJ-Musik. Dachterrasse der Hauptbücherei, 21.00 |
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Buchtipp | Theodora Bauer: Glühen Die Frau als Muse. Der Mann als Genie. Diese Rollenverteilung hat Tradition in der Literaturgeschichte. Die Wiener Schriftstellerin Theodora Bauer dreht den Spieß nun um. In ihrem Roman „Glühen“ flüchtet eine junge Literaturwissenschaftlerin aufs Land, um sich selbst zu finden. Stattdessen begegnet sie dem schönen Michael. Es soll der Tag ihrer sexuellen Befreiung sein. Theodora Bauer, geboren 1990, veröffentlichte bereits vor zehn Jahren ihr Romandebüt „Das Fell der Tante Meri“ und landete sogleich auf der Shortlist des österreichischen Literaturpreises Alpha. Als Moderatorin der Sendung „Literatour“, ausgestrahlt von ServusTV, sprach sie mit Lisa Eckhart, Clemens J. Setz und vielen mehr über Bücher. Möglicherweise brauchte Bauer diese Erfahrung, um „Glühen“ schreiben zu können. Sie zeigt keine Scheu, sich mit literarischen Größen wie Arthur Schnitzler anzulegen und den Kanon zu kritisieren, der nur die Perspektive des Mannes auf seine Muse zulässt. … (Christina Vettorazzi) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
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Fragen Sie Frau Andrea | Jenseits alles EntrischenLiebe Frau Andrea, ich wohne im schönen Sonnwendviertel direkt am Helmut-Zilk-Park. Neulich, als ich abends im Bett lag und draußen noch die Kinder lachen hörte, dachte ich so bei mir: „Ursuper, unser Park ist gar nicht enterisch.“ Ich musste innerlich lachen, verwendeten diese Beschreibung für gefährliche, finstere Ecken, die wir Kinder meiden sollten, doch immer all meine weiblichen Verwandten. Ich hatte das Wort nie von jemand anderem gehört. Existiert es überhaupt? Liebe Grüße aus dem 10. Hieb, Jasmin Cay | | Der Helmut-Zilk-Park im Sonnwendviertel „ist gar nicht enterisch.“. (© APA/HERBERT PFARRHOFER) | Liebe Jasmin, ich darf Sie beruhigen, der Begriff „entrisch“ existiert. Er ist gutes altes Wienerisch und wurde von Ihren weiblichen Verwandten völlig richtig verwendet. Im sprachlichen Weichbild der Stadt ist das Entrische in Vergessenheit geraten, weil migrantische Bevölkerungkohorten (deren größte: die Deutschen) die Vokabel nicht kennen und die Stadt den Anteil entrischer Gegenden massiv verknappt hat. Was aber ist entrisch? Das mittelhochdeutsche entrisch bezeichnete Altes und Altertümliches, es kommt vom althochdeutschen entrisc, antrisc, fremd. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bedeutung verschoben und bezeichnete statt des Fremden das Unheimliche, Gruselige, Schaurige. „Mia is gands entrisch wuan", sagte man und meinte, man habe sich ganz unheimlich gefühlt. Zum psychodramatischen Aspekt von entrisch gesellte sich zudem ein ortsanzeigender, wenn man etwa von den „entrischen Gründen" sprach, den Äckern irgendwo „drüben“, oder vom entlegenen Stadtteil, „entn in Fluaridsduaf“ (drüben in Floridsdorf). Dieses „entn“ kommt ebenfalls aus dem Althochdeutschen, allerdings von ënont, mittelhochdeutsch ënent. Heute würde man dafür eher „drent(n)“, „drim“, „drimad“, also drüben sagen. Mit der Ente hat unser Begriff überhaupt nichts zu tun, auch wenn viele Wasservögel Floridsdorfer sind, heißt Anas platyrhynchos (die Stockente) im Wienerischen doch Antn. In Verwirrung befanden sich daher Wiener Giftler (Drogenkonsumenten). Nach Einwurf des Stimmungsaufhellers Antapetan®, genannt „Antn“, konnten sie sich auch außerhalb Floridsdorfs ganz schön entrisch vorkommen. Sie erreichen Frau Andrea unter dusl@falter.at |
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