Wie die Wiener Aktivistin Frederika Ferková den Mann verklagte, der ihr ein Dickpic sendete >> Demobericht: FPÖ-Sympathisanten protestierten trotz Verbot in der Innenstadt >> Warum es dem Klima nicht hilft, Luft aus SUV-Reifen zu lassen >> Grätzelrundgang rund um den Floridsdorfer SpitzWetterkritik: Die Sonne steigt heute wieder in den Ring. Ihr Gegner: Der Hochnebel. Wenn Sie es schafft, den grauen Giganten zu besiegen, erwarten uns acht Grad und ein strahlender Himmel. Wenn nicht, bleibt der Tag trist bei drei Grad. Wir drücken die Daumen!
Guten Morgen! Diese Mail könnte ein Dickpic sein. Zum Glück ist sie das nicht. Tatsache ist allerdings, dass virtuelle Postfächer wie Ihres hier sehr oft mit ungewollten Fotos fremder Penisse geflutet werden. Eine britische Studie legt nahe, dass fast die Hälfte der Frauen zwischen 18 und 36 davon betroffen sein könnte. Die Wiener Aktivistin Frederika Ferková bekommt solche Bilder regelmäßig zugeschickt, seit sie zwölf war. „Ich denke, dass man nie ein Einzelfall ist”, Ferková vermutet serielle Täter. Sie hat sich als Veranstalterin von Sex-Positive-Partys einen Namen gemacht, im Ballkleid gegen Corona impfen lassen und die Techno-Metoo-Bewegung angestoßen, die das strukturelle Ausmaß an sexuellen Übergriffen in der Wiener Techno-Szene offenbart hat. Kürzlich hat sie einen Mann wegen eines Dickpics geklagt und damit eine Debatte angestoßen, die auf politischer Ebene seit zwei Jahren im luftleeren Raum festhängt. Wie zieht man solche Täter zur Verantwortung? Außerdem berichte ich von der Kundgebung für eine FPÖ-Regierung in der Innenstadt. Soraya Pechtl kommentiert das Vorgehen jener Gruppe an Klimaschützern, die vor ein paar Tagen fast 100 SUVs in Hernals die Luft ausgelassen haben. Spoiler: Sinnvoll findet sie solche Aktionen nicht. Und Florian Holzer erkundet diesmal den Floridsdorfer Spitz. Einen schönen Tag wünscht Viktoria Klimpfinger PS: In der Auflösung unseres Bilderrätsels am Freitag haben wir den Hanslteich an die Höhenstraße verlegt – tatsächlich befindet er sich an der Amundsenstraße. Wir bedauern und tauchen zur Buße den Kopf ins kalte Wasser. |
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Präzedenzfall: DickpicDickpics sind in Österreich immer noch nicht strafbar. Wie man zivilrechtlich dagegen vorgehen kann und warum das nicht ausreicht, zeigt der Fall von Frederika Ferková. Als ihr im September wieder einmal zwei fremde Männer unaufgefordert Bilder ihres Geschlechtsteils übermittelt haben, beschloss Frederika Ferková, sich zu wehren. In Österreich ist das aber gar nicht so einfach – Dickpics sind nicht strafbar. Sexuelle Belästigung ist im Strafrecht auf eine „geschlechtliche Handlung”, also auf entsprechende Berührungen beschränkt. Bloß wenn dasselbe Opfer mehrere Dickpics vom selben Absender bekommt, wäre eine Anzeige wegen Stalking möglich. Den sogenannten „Dickpick-Paragrafen” gibt es noch immer nicht, weil sich ÖVP und Grüne bis zuletzt nicht einigen konnten, ob er im Straf- oder Verwaltungsrecht verankert sein soll. In Deutschland ist das unaufgeforderte Versenden eines Dickpics bereits strafbar und fällt unter den Tatbestand der Verbreitung pornografischer Schriften. Im Juni 2024 trat eine EU-Richtlinie gegen Gewalt an Frauen in Kraft, die Cyber-Flashing, also auch das Versenden von Dickpics, als Cyber-Mobbing und damit als Form von Cyber-Gewalt einstuft. Innerhalb von drei Jahren sollen die EU-Mitgliedsstaaten diese Richtlinie in nationales Recht umsetzen. |
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| © Paul Hanaoka auf Unsplash |
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Inzwischen hat Ferková zusammen mit ihrem Anwalt Philipp Springer eine zivilrechtliche Klage auf Unterlassung und Schadensersatz eingebracht. Um diese Klage durchzubringen, musste man aber zuerst die Identität des Täters feststellen. Sonst läge die Ausrede nahe, es habe sich um einen Hacker oder Identitätsdieb gehandelt, ähnlich wie im Fall Sigrid Maurer gegen Bierwirt. Die Klage ging an einen der beiden Männer, und zwar an den, der Ferková das Foto unter seinem Klarnamen auf Instagram geschickt hat. Von dem gebe es aber auch etwa 30 Namensvetter im ganzen Land, sagt Springer. Zuerst glich er die Fotos auf dem Profil des Täters mit geografischen Anhaltspunkten ab, zum Beispiel Gipfel, die er offenbar beim Wandern gepostet hat. Sie gaben wiederum Aufschluss darüber, in welchem Bundesland er sich wahrscheinlich befindet. Um ganz sicherzugehen, wurde ein Privatdetektiv beauftragt. Bei einem zweiten Täter ist man noch dabei, die Identität zu eruieren. Ein Anhaltspunkt ist etwa ein Selfie vor seinem Auto inklusive Nummerntafel. Ob die Zulassungsbehörde den Autobesitzer preisgeben wird, bleibt abzuwarten, weil es sich nicht um eine verkehrsbezogene Angelegenheit handelt. „Wenn man auf die Fotos in höchster Auflösung heranzoomt, liegen oft Dokumente im Hintergrund herum, man findet Türschilder oder Straßenschilder”, sagt Springer. Die Interaktionen mit anderen Profilen helfen manchmal ebenfalls weiter. Besonders wertvolles Identifikationsmerkmal sei aber die Telefonnummer, weil die ja auf einen Namen registriert ist. Um darauf zugreifen zu können, bräuchte es jedoch ein strafrechtliches Verfahren. Auch nach dem E-Commerce-Gesetz könne man laut Springer in einem Außerstreitverfahren wohl eine Auskunftsanordnung beim Handelsgericht geltend machen, um an Name und Adresse hinter dem betreffenden Social-Media-Profil zu gelangen. Ob die großen Plattformen, besonders jene, die ihren Sitz außerhalb der EU haben, dem auch nachkommen, sei aber fraglich. Außerdem beziehen sich die meisten dieser Kniffe eben auf soziale Netzwerke. Was aber, wenn man, wie so oft berichtet, in den Öffis ein Dickpic über Airdrop übermittelt bekommt? Da müsste man schon kiloschweres Funk-Equipment dabei haben, um die Frequenz festzustellen, meint Springer. Die zivilrechtliche Auseinandersetzung kann aber kaum der Weisheit letzter Schluss sein. Ein solches Vorgehen wäre nur ratsam, wenn man auch wirklich die finanziellen Mittel hat. Immerhin birgt es eine gewisse Gefahr: In einem zivilrechtlichen Prozess zahlt – salopp formuliert – der Verlierer. „Dann besteht das Risiko, dass man als betroffene Frau mehrere 1000 Euro an den vermeintlichen Täter zahlen muss”, sagt Springer. Im Falle Ferkovás hat sich der Täter mittlerweile entschuldigt und das geforderte Geld überwiesen. „Ich hab mein Schwanzgeld bekommen”, verkündet sie auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky. Der Betrag: 1000 Euro. Ums Geld sei es ihr dabei aber nicht gegangen, sondern um einen Präzedenzfall und die Forderung, Dickpics endlich zu kriminalisieren. Der Zeitpunkt scheint günstig: Angesichts der laufenden Regierungsverhandlungen hoffen Ferková und Springer, dass dieses Gesetz von der nächsten Regierung auf den Weg gebracht wird – „Gewalt gegen Frauen” ist eine von sieben Untergruppen in den Verhandlungen. |
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Stadtnachrichten | Können Sie sich noch an die Kleingartenaffäre erinnern? Es ging dabei um die Rolle des Donaustädter SPÖ-Bezirksvorstehers Ernst Nevrivy und einigen seiner Genossen bei Grundstücksumwidmungen und -geschäften an einem Schotterteich in Breitenlee – wir haben vergangenes Jahr ausführlich berichtet. Lange Zeit war es still um die Causa, seit ein Bericht des Stadtrechnungshof Nevrivy zu entlasten schien: Demnach hatte es bei der Umwidmung keine Einflussnahme oder Interventionen von SPÖ-Funktionären gegeben. Die Staatsanwaltschaft ließ die Sache aber nicht auf sich beruhen und leitete ein Verfahren gegen Nevrivy und eine weitere Person wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch ein. Jetzt weitet sie, wie der ORF Wien am Wochenende berichtete, ihre Ermittlungen aus. Das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung bekam neue Rechercheaufträge, außerdem wurden zusätzliche Einvernahmen angeordnet, so eine Behördensprecherin. Nähere Details sind vorerst nicht bekannt.
Nur noch ein paar Tage, dann kann man mit der U2 wieder vom Schottentor bis zum Karlsplatz fahren. Seit Mai 2021 war die Stammstrecke wegen Umbaurarbeiten gesperrt. Eigentlich hätte sie schon ein paar Mal wieder öffnen sollen, das hat sich aufgrund unterschiedlicher Komplikationen immer wieder verzögert. Diesen Freitag ist es aber wirklich so weit. Die Strecke wurde auf den vollautomatischen Betrieb vorbereitet – den soll die U5 dann ab 2026 übernehmen, während die U2 weiter halbautomatisch unterwegs ist. Neu sind übrigens die vollautomatischen Bahnsteigtüren.
Im Februar laufen 50.000 Parkpickerl in Wien ab. Vor allem die Bezirke 13, 21, 22 und 23 sind betroffen. Wenn Sie ein neues brauchen, sollten Sie sich rechtzeitig um den Antrag kümmern. Hier online oder beim zuständigen Bezirksamt. |
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Stadtgeschichten | | Fairlaufen Die Demo für eine FPÖ-Regierung, organisiert von der umstrittenen Gruppe „Fairdenken”, wurde zunächst aus Sorge um die Erwerbsfreiheit von der Exekutive abgesagt, dann wurde sie als Standkundgebung am Heldenplatz genehmigt. „Sind wir für den Frieden oder was?” ruft Musiker Ben Arslan am Samstag zu Füßen von Erzherzog Karl. Über seinem Publikum spannt sich ein großes Banner: „Bevölkerungsaustausch stoppen, Remigration starten”. Den Atomkrieg kündigt Arslan an und doch irgendwie nicht. Sollte er aber kommen, wäre das wohl schlimmer als alle Weltkriege zusammen. Das hat seine Youtube-Recherche ergeben. Dann singt er seinen Song „Schlüssel für die Ewigkeit” jenen vor, die „Frieden” schreien und sich im Widerstand wähnen. Sie jubeln Beifall. Dem „Frieden” und der „Ewigkeit”. Nachdem die Polizei die Demo kurzfristig abgesagt hatte und die Veranstalter sie verlegt haben, sieht man sich jetzt vollends im Kampf gegen das System bestätigt: Man sehnt sich nach dem „Volkskanzler Kickl” und fühlt sich um den Wahlsieg betrogen. Es werde sich schon herumsprechen, dass man „ein Volk” ist, droht es von der Bühne. | | Zur Demo am Samstag sind circa 1000 Menschen erschienen. (© FALTER/Klimpfinger) | 1,4 Millionen Menschen haben die Veranstalter auf Telegram angekündigt. Sie hatten aufgerufen gegen die Zuckerlkoalition und für eine FPÖ-Regierungsbeteiligung zu protestieren. Erschienen sind am Samstag ungefähr 1000. „Ich hätt’ mit mehr gerechnet”, zuckt einer mit den Schultern, während man auf der Bühne wahlweise die Banken oder die „Vermischung der Völker” für sämtliche Kriege verantwortlich macht. Was schreit so sehr „Frieden” wie Feindbilder und Sündenböcke? Davon findet man hier reichlich, es sind die üblichen. Ein Augustin-Verkäufer erntet von einem älteren Mann Widerstand gegen sein „Kommunistenblattl”. Ein Einzelkämpfer schwenkt eine Palästina-Flagge und hält Brandreden auf Netanjahu. Andere demonstrieren für die Impffreiheit oder gegen die Windindustrie. Manche haben sogar eine Rakete gebastelt, auf der „Nein zu Sky Shield” steht – ab und zu flatuliert sie rosa Rauch. Die heterogene Masse, die damals gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straßen ging, fühlt sich nun zu „Friedensstiftern” berufen. Geändert hat sich dennoch nicht viel: Nach wie vor werden Widerstandsbewegungen vereinnahmt und John Lennon zitiert, während man völkisches Gedankengut und antisemitische Codes bedient und Menschen das goutieren, mit denen man sonst im Hausflur übers Wetter spricht. Man trägt immer noch Warnwesten, schwenkt Fahnen, trommelt. Und sammelt Geld – „fairdenken” ist offenbar kostenintensiv. Oder lukrativ. Um kurz vor 14 Uhr verlautbaren die Redner, dass die Polizei die Veranstaltung gleich auflösen und absperren wird. Eine Gruppe junger Männer mit einem Look zwischen Skinhead und Sellner sucht nervös nach einem Ausgang und landet kurzzeitig im Welt Museum. Die trommelnde Menge schiebt sich zum Burgtor, weiter Richtung Michaelerplatz, dann weiter zum Ballhausplatz. Mittendrin wundern sich ein paar Touristen, die eigentlich nur die Hofburg fotografieren wollten. „Dann gemma zum Parlament und machen dort Wirbel”, ruft eine Frau mit Brille und Pagenkopf ihren Freundinnen zu. Wenig später werden Spontankundgebungen auf dem Ring den Verkehr lahm legen – in der Telegram-Gruppe ist der aktuelle Sündenbock eindeutig: Die „Polizei-Taktik" habe zu einem „Verkehrschaos" geführt. |
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Kommentar | | Falsch abgebogen Vorige Woche haben Aktivisten in Hernals die Luft aus den Reifen zahlreicher SUVs gelassen. Das hilft dem Klima nicht im geringsten. „SUVs töten! Sie sind eine Gefahr für Kinder und Fußgänger:innen, sie verpesten unsere Luft und zerstören unsere Umwelt”, schrieben Aktivisten des sogenannten Luftnot Kollektivs am Donnerstag auf X. In der Nacht hatten sie laut eigenen Angaben die Luft aus den Reifen von 94 SUVs in Hernals gelassen. Die Polizei bestätigte den Vorfall. Vor zwei Wochen gab es eine ähnliche Aktion in Hietzing. Die Umweltschützer mögen hehre Motive haben, das will ich ihnen nicht absprechen. Der Verkehr ist in Wien und Österreich schließlich das Problemkind der Klimapolitik. In der Hauptstadt ist er der größte Verursacher von Treibhausgasen. Und SUVs verbrauchen um rund 20 Prozent mehr Treibstoff als „normale Autos”. Zudem verursachen die schweren SUVs auch deutlich mehr Reifenabrieb, der wieder für die Kontaminierung der Umwelt mit Mikroplastik sorgt (eine lesenswerte Geschichte über SUVs finden Sie hier). | | Die Aktivisten legen den Autobesitzern Zetteln auf die Scheibe. Darauf zu lesen: „Wir haben bei einem oder mehreren Ihrer Reifen die Luft ausgelassen." (© Screenshot X) | Aber mit diesen Methoden erreichen die Umweltschützer wohl kaum ihr Ziel. Zudem treffen die Aktionen die Falschen. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Autos in Wien sind sogenannte Sport Utility Vehicle (SUVs eben). Im Vorjahr waren es exakt 23.887. Sprich: Es sind ganz schön viele Menschen, die sich mehr oder weniger bewusst für diesen Autotyp entschieden haben. Und ich wage die (wenig steile) These: Nicht alle von ihnen sind Klimawandelleugner. Ich würde aber wetten, dass keiner von den 23.887 Menschen sein Auto verkauft oder verschrottet, weil Klimaschützer ihm die Luft aus den Reifen ausgelassen haben. Im Gegenteil. Sie kennen vielleicht den Begriff der Reaktanz: Wenn Klimaschützer die Menschen mit solchen Maßnahmen unter Druck setzen, erzielen sie womöglich das Gegenteil dessen, was sie wollen. Sie erhalten nicht mehr Zustimmung für Klimaschutz, sondern weniger. Will man die nächsten 23.887 Menschen, die über einen Autokauf nachdenken, davon überzeugen, auf ein anderes ökologisches Fahrzeug, auf ein Rad oder die Öffis umzusteigen, braucht es sanftere Methoden. Gute Radwege zum Beispiel, Öffi-Verbindungen am Land und ein Ende des Verbrennermotors. Wer das umsetzen könnte? Die Politikerinnen und Politiker, die Besitzer von SUVs sind die falschen Adressaten. |
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Im Grätzel | Rund um den Floridsdorfer Spitz (1210) | | © ARGE KARTO | Das gastronomische Angebot in Floridsdorf ist - sagen wir es freundlich - ausbaufähig. Ein genauerer Blick lohnt sich aber doch. Am Floridsdorfer Spitz gibt es etwa eine der wenigen Aida-Filialen, die noch über ihr Retro-Design verfügen und nicht zum grellrosafarbenen Insta-Albtraum umgestylt wurden. Ein paar Häuser weiter das Mokka, eine multikulti Café-Konditorei. Hier treffen hausgemachte Baklava auf Topfengolatschen und Dubai-Schokolade. Und im Gasthaus Zum Nachbarn bekommt man Gerichte der ehemaligen Kronländer: etwa Langos, Kartoffelpuffer, slowakische Kuttelsuppe Držková, Erdäpfelnockerln mit Brimsen oder Svíčková. Wirklich gut wird's dann im Tasty Retro. Die einzige Filiale der ehemaligen Wiener Pferdefleischhauerei Schuller. Pferdeleberkäse, -dürre, -kabanossi, -gulasch & Co stammen natürlich aus Wels. Das Da Giovanni im historischen Amtshaus am Spitz hat zweifellos die beste Location im Grätzel, macht allerdings wenig draus. Aktuell ist es ein von Chinesen betriebenes Gasthaus, das Pizza und Wiener Küche anbietet. Das beste Gasthaus im Floridsdorfer Zentrum ist wohl der Schwaigerwirt. Es gibt hier nicht nur Unvermeidliches wie Ripperln und das breite Schnitzel-Spektrum, sondern auch Altwiener Küche der selteneren Art und aktuell eine Gansl-Karte, die wirklich was kann. Und: Mein Lieblingsbriefträger kommt gerne her, das ist ein gutes Zeichen. Den ganzen Grätzelrundgang von Florian Holzer mit allen in der Karte erwähnten Lokalen finden Sie hier. |
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Anzeige | | | Oh, du fröhliche! Der Adventkalender auf FALTER.at ist zurück! Klicken Sie täglich vom 1. bis 24. Dezember auf ein Türchen und entdecken Sie tolle Überraschungen. Die Teilnahme ist bis 31. Dezember möglich. Viel Glück und frohe Adventszeit! |
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Frage des Tages | Wie viele Wienerinnen und Wiener besitzen ein Parkpickerl?1. Rund 200.000 2. Rund 400.000 3. Rund. 800.000 Auflösung von Freitag: Das Original des Achmedbrunnen, der anlässlich der Weltausstellung 1873 im zweiten Bezirk errichtet wurde, steht in Istanbul (nicht in Sofia oder Madrid). |
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Events des Tages | | AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER |
| LiteraturGewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag – an 365 Tagen im Jahr. Dazu läuft derzeit – noch bis 10. Dezember – der Veranstaltungsschwerpunkt Gewalt an Frauen und Mädchen. Die Büchereien der Stadt Wien nehmen daran teil, es gibt Veranstaltungen, Performances und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Informationsstände und Büchertische. In der Hauptbücherei liest und spricht heute ein literarisch-journalistisches Trio zum Thema „Liebe und Tod im Patriarchat“: Yvonne Widler („Heimat bist du toter Töchter“), Barbara Rieger („Eskalationsstufen“) und Simone Hirth („Malus“). (Sebastian Fasthuber) Hauptbücherei, 19.00 (Eintritt frei)
TheaterBevor Martin McDonagh Filme wie „Brügge sehen und sterben“ oder „The Banshees of Inisherin“ machte, schrieb er Theaterstücke. Etwa das großartige „Der einsame Westen“. Zwei besoffene Brüder, die gerade ihren erschossenen Vater beerdigt haben, kommen darin vor, ein ebenso betrunkener Pfarrer mit Glaubenskrise und die junge Schnapsverkäuferin Girleen. Sie alle leben in einem Dorf, wo Mord und Totschlag, Alkoholmissbrauch und Selbstmord an der Tagesordnung stehen. Obwohl die Brüder einander ständig mit den ärgsten Ausdrücken beschimpfen, ist das Stück nicht derbe, sondern schwarzhumorig und rührend. (Sara Schausberger) Akademietheater, 20.00 |
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Buch | Alberto Grandi: Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche Ja, darf denn der das? Der Wirtschaftshistoriker Alberto Grandi behauptet im Buch "Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche", dass all die schönen, klassischen Speisen, deren korrekte Zubereitung zum Stolz Italiens beitragen, Fake sind. Vieles habe sich erst die Lebensmittelindustrie in den 1970ern ausgedacht und entsprechend vermarktet. Zuhause braucht der Mann, der das Selbstverständnis des Landes mit seinen Ausführungen ins Wanken gebracht hat, inzwischen vermutlich Polizeischutz. In Wien kann er sich noch frei bewegen und die deutsche Übersetzung des Buches vorstellen. (Sebastian Fasthuber) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at |
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Feedback | Man kann keinen „Fall“ mit dem anderen vergleichen, jeder ist individuell. Und gerade dieser Fall, den Sie beschreiben, gehört nicht in eine Zeitung, da er einen Spezialfall darstellt mit Vollnarkose konsekutive Eskalation des physiologischen Systems. Das kommt häufig vor, auch bei Demenzkranken, die operiert werden, etc. („Durchgangssyndrom“ nach OP). Die Frau im aktuellen „Fall“ lebte in einer türkischen Community mit Ablehnung des Babys, scheinbar von beiden Seiten und auch alleingelassen war. Der Druck und die althergebrachten Moralvorstellungen, Parallelwelten, dort sind enorm. Auch das kann zum sogenannten „Tunnelblick“ führen. Mit Verzweiflungstat. Denn es gibt die „transkulturelle Psychiatrie“ (1972, Eric David Wittcover), die sich mit KlientInnen kulturell anders geprägter Personenkreise befasst. (Jährliche Kongresse dazu auch in Wien, etc.). Sie hat also mit „vergleichender Psychiatrie“ nichts zu tun. Auch umfeldbedingt haben viele türkische Frauen riesige Ängste – bei einer Psychose hat man auch Ängste dabei, aber anderer Natur. Die Empathie in Ihrem Artikel ist wichtig und sensibilisiert. Der Rest macht mich unrund. Gabriela Sackl
Der Text über die postpartale Depression war ausgezeichnet: Informativ und berührend ohne kitschig zu werden. Weiter so! Ernst Polzer
Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Bericht über das derzeitig anhaltenende Öffi Desaster in Wien aufgrund des U-Bahn-Brandes der Linie U1. Ich bin auf den O Wagen angewiesen und erwarte mir von einer Ersatzlinie, die angeblich aufgestockt wurde, anderes als eine Anzeigentafel an einem Werktag um 9 Uhr vormittags, die 11 Minuten Wartezeit prognostiziert. Hinzu kommen Trauben an Menschen, die verzweifelt versuchen, sich in den völlig überladenen 0 Wagen zu pressen, sich dabei wüst beschimpfen, wobei es auch zu Rangeleien kommt. Leider spreche ich hier nicht vom ersten Tag und etwaigen Anlaufproblemen, diese Situation finde ich tagtäglich am Arthaberplatz sowie beim Hauptbahnhof vor. Dass dieser mobile Coronaherd an Menschenmassen ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei jeder Vollbremsung darstellt, sei ganz nebenbei erwähnt. Eine harte Zeit für Fahrgäste mit Gehbehinderung oder Personen mit Kinderwagen. Besonders ärgerlich: Anfragen per Mail an die Wiener Linien bleiben unbeantwortet, genauso wie die brennende (U1)-Frage, welchen Sinn diese Ersatzlinie hat. Livia Gruber
Sie schreiben: „Mögliche Lösungen? Es brauche ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, das die kommende Regierung – vermutlich mit Beteiligung der Neos – einführen könnte. Allerdings waren die außerordentlichen Schülerinnen und Schüler bereits im Durchschnitt 2,14 Jahre im Kindergarten – das sei eben nur ein Durchschnittswert, so Wiederkehr. Manche würden deutlich mehr Jahre in den Kindergarten gehen, manche weniger. Außerdem brauche es mehr Mittel für die Deutschförderung in Kindergarten und Schule und verpflichtende Angebote im Sommer.“ Ich glaube nicht, dass ein weiteres Kindergartenjahr helfen kann. Denn ich habe bemerkt, dass mit Einführung des verpflichtenden 1. Kindergartenjahres die rein türkischssprachigen (bzw. arabisch-sprachigen) Privat-Kindergärten zwar nicht ganz so schnell wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden geschossen sind, aber dennoch sehr rasch zugenommen haben. Dann geht das Kind zwar im Durchschnitt 2,14 Jahre in den Kindergarten, denn die Eltern müssen ja beim Billa, im Spital usw. arbeiten, um den Lebensstandard der autochthonen österreichischen Bevölkerung hochzuhalten. Aber zu hören bekommen die Kleinkinder dort auch „nur“ ihre Muttersprache. Somit geht auch die Forderung auf ein zweites, weiteres verpflichtendes Kindergartenjahr an der Realität vorbei. C.D. (auf eigenen Wunsch anonymisiert) |
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