✍Die Stadt Wien kauft das Generali-Stadion der Wiener Austria: Ist das gscheit? >> Warum die Leopoldstadt seit vier Jahren auf einen neuen Mistplatz wartet >> Lexikon: Alberich von Radenthein >> Film-Tipps von Michael Omasta Wetterkritik: Die morgendliche Kälte der vergangenen Tage war noch irgendwie angemessen für die Jahreszeit. Aber heute früh -10 Grad (vor allem am Stadtrand)? Das sind ja beinahe sibirische Temper...
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Die Stadt Wien kauft das Generali-Stadion der Wiener Austria: Ist das gscheit? >> Warum die Leopoldstadt seit vier Jahren auf einen neuen Mistplatz wartet >> Lexikon: Alberich von Radenthein >> Film-Tipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Die morgendliche Kälte der vergangenen Tage war noch irgendwie angemessen für die Jahreszeit. Aber heute früh -10 Grad (vor allem am Stadtrand)? Das sind ja beinahe sibirische Temperaturen und kann auch der Sonnenschein nicht mehr retten. Wir verkriechen uns bis zum Nachmittag im Bett – dann steigt das Thermometer immerhin auf +2 Grad.


Guten Morgen!

Am Sonntag wimmelte es am Verteilerkreis in Favoriten vor Veilchen. Die Fans der Austria Wien hatten schon Tage zuvor die Generali Arena ausverkauft. Rapidler laufen bei diesem Derby nur auf dem Rasen auf. Nach den Ausschreitungen zwischen violetten und grünen Fans im Zuge des Derbys im September finden die vier darauffolgenden Spiele der beiden Erzrivalen ohne Auswärtsfans statt. „Unser Heim-Derby. Unser Stadion. Unsere Austria”, hieß es vorab auf der Austria-Website. Eines davon soll sich bald ändern. Die Stadt will die Generali Arena kaufen. Aber ist das wirklich notwendig? 

Außerdem: Der Mistplatz Zwischenbrücken in der Leopoldstadt ist seit über vier Jahren geschlossen. Falter-Praktikantin Edina Rainer hat recherchiert, wie die Suche nach einem neuen Standort läuft. Die Hundekolumne entfällt heute wegen Krankheit. Und Michael Omasta weiß, welche Filme Sie diese Woche sehen sollten.

Einen schönen Tag wünscht

Viktoria Klimpfinger

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Kritische Jazz-Klänge: Maria Schneider live im Wiener Konzerthaus

Auf ihrem Album »Data Lords« setzt sich die siebenfache Grammy-Gewinnerin Maria Schneider kritisch mit dem Dualismus der realen und der digitalen Welt auseinander, vor allem wie die Digitalisierung unser Leben und soziales Miteinander verändert, und setzt dies in preisgekrönte Jazz-Kompositionen um.

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Am Sonntag hieß es wieder: Violett gegen Grün. Das Derby fand in der Generali Arena statt. Noch gehört sie der Austria Wien, bald geht sie an die Stadt. Kluger Spielzug oder Eigentor?

Dass es um die Veilchen finanziell nicht rosig steht, hat Tradition. Die Investition in den Um- und Ausbau des Austria-Stadions machte die Situation nicht besser. Man hatte sich verkalkuliert: Lukrative Spielertransfers und ein Aufstieg in die Europa League und damit Zugang zum UEFA-Geldtopf blieben aus, sogar die Bundesliga-Lizenz wackelte immer wieder. Jene für die vorige Saison hat der Verein unter Auflagen bekommen: Er muss die Bundesliga regelmäßig über seine finanzielle Lage informieren. 

Ein „Sell-and-Lease-Back”-Verfahren soll maßgeblich zur Konsolidierung des Vereinsbudgets beitragen. Soll heißen: Die Austria verkauft ihr Stadion und mietet sich ein. Lange hatte man nach Käufern gesucht, das Interesse hielt sich in Grenzen. Als ein Orban-naher Investor aus Ungarn Interesse bekundete, schritt schließlich die Stadt Wien selbst ein. Im April soll der Kauf im Gemeinderat beschlossen werden. Zurzeit ermittelt ein Gutachter, wie hoch der Preis tatsächlich ausfällt – man geht von 40 Millionen Euro aus. 

Das Austria Stadion in Wien Favoriten. (© APA/MAX SLOVENCIK)

Ob diese Investition angesichts eines drohenden Defizits der Stadt von 3,8 Mrd. Euro gerechtfertigt ist, ist wohl Ansichtssache. Worin man investiert, ist letztlich immer eine politische Entscheidung, sagt Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Die Stadt setzt beim Budget generell auf Investitionen statt Sparkurs. Allerdings nicht überall: Das Anton-Proksch-Institut, die größte Suchtklinik Österreichs, hat man nicht vor dem Kauf durch einen umstrittenen Fonds gerettet, obwohl der Fokus des aktuellen Budgets auf Gesundheit und Sozialem liegen soll. Das Betreiben einer Reha-Klinik durch die Stadt sei nicht üblich, heißt es dazu aus dem Büro von Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Außerdem wären durch Syndikatsverträge die Gemeinnützigkeit und der Erhalt der Klinik garantiert, beim Stadion wäre das infrage gestanden.

Aber ist der Kauf des Stadions rein wirtschaftlich betrachtet überhaupt sinnvoll? „Das hängt von den Mieteinnahmen ab”, sagt Fritz. „Prinzipiell investiert die Stadt hier in eine Infrastruktur.” Mindestens 1,5 Millionen soll die Jahresmiete für die Austria ausmachen.  

Die Stadt besitzt 200 Sportstätten. Bis 2030 will man 400 Millionen Euro in ihre Sanierung und Modernisierung stecken. Im Fokus des Investitionsprogramms steht die Mehrfachnutzung, das gilt auch für die Generali Arena: „Was uns fehlt in dieser Infrastruktur, ist ein Stadion in dieser Größe”, heißt es aus dem Hacker-Büro (das Allianz-Stadion nutzt Rapid exklusiv). Sportliche Großveranstaltungen von Beachvolleyball-EM bis Basketball-WM, die bisher auf der Donauinsel oder am Rathausplatz ausgetragen wurden, könnten in Zukunft in dem mindestens 15.000 Zuseher fassenden Generali-Stadion heimisch werden. Nächsten Sommer quartieren sich zwei Spiele der European Football League in Favoriten ein, eine Kooperation mit den Vienna Vikings gibt es schon länger. Die Rasenpflege, die in solchen Stadien teuer kommen könnte, sei im Mietpreis inbegriffen. 

Solche Rahmenbedingungen will man klar festschreiben, „dann wird nicht gestritten um den Platz”. Dem Verein werden vertraglich aber laut Hacker-Büro Vorrechte bei der Nutzung zugesichert. Könne er seine Miete an die Stadt nicht zahlen, wären diese Vorrechte weg. Darüber mache man sich aber keine großen Sorgen: „Die Austria steht finanziell deutlich besser da als in den vergangenen Jahren.” Tatsächlich konnte sie im vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von 11,24 Millionen verzeichnen, allerdings durch einen Einmaleffekt, weil ihr die Bank Austria 22 Millionen Euro und damit die Hälfte des Stadionkredits erlassen hat. Damit sank das negative Eigenkapital von -20,66 auf -9,42 Millionen. Dem gegenüber stehen aber immer noch rund 60 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Dennoch sieht Hacker den Verein auf einem guten Weg. Sportlich scheint es jedenfalls bergauf zu gehen: Die Austria steht nun an der Spitze der Bundesliga-Tabelle, gleichauf mit Sturm Graz. 

„Die Rivalität zwischen Rapid und der Austria ist ein Naturgesetz im Wiener Fußball und für alle vor allem dann spannend, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet”, sagt Hacker. Was passiert, wenn dieses Naturgesetz seinen Tribut fordert, haben die Ausschreitungen beim Derby im September allerdings gezeigt. Damals hat Rapid mit 2:1 gewonnen, am Sonntag ging die Austria mit 2:1 als Sieger vom Platz.

Morgen: Was die Fußball-Fans über den Kauf denken.

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Stadtnachrichten

Kurz vor der Wien-Wahl scheinen viele Parteien das Thema Sicherheit für sich zu entdecken. Ohne konkreten Anlassfall hat die FPÖ für gestern einen Sondergemeinderat zum Thema beantragt. Die Freiheitlichen forderten einen eigenen Sicherheitsstadtrat. Auch die ÖVP kann sich ein solches Amt vorstellen, die Volkspartei hatte sich im Vorfeld zudem für mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum und weitere Alkoholverbote ausgesprochen.

Die SPÖ hatte erst kürzlich „neue Schwerpunkt für mehr Sicherheit” präsentiert und unter anderem ein Trinkverbot am Franz-Jonas-Platz beschlossen. Zudem will der rote Bürgermeister Michael Ludwig vom Bund 1.500 zusätzliche Polizisten für Wien. 


14 Prozent der Ärztinnen und Ärzte waren schon einmal Opfer von Hass im Netz. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Wiener Ärztekammer. „Die Hemmschwelle für Beschimpfungen, herabwürdigende und geschäftsschädigende Kommentare und sogar die Androhung von Gewalt wird im digitalen Raum immer niedriger”, sagte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart. 

Die Standesvertretung hat nun eine Ombudsstelle für „Hass im Netz" eröffnet. Dort bekommen Mediziner erste Hilfe und Rechtsberatung. „Bei eindeutigen Verletzungen der Persönlichkeitsrechte können mit anwaltlicher Unterstützung weitere rechtliche Schritte gesetzt werden, wie Abmahnungen und Klagen", so die Medienanwältin Maria Windhager, die die Kammer bei dem Vorhaben unterstützte. Das gelte insbesondere für ruf- und geschäftsschädigende Bewertungen

Über die Anfeindungen gegen Ärztinnen und Ärzte während der Pandemie haben wir hier berichtet. 


Dieser Tage jährt sich der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zum dritten Mal. 

Die Caritas organisiert für morgen (20.Februar) 17 Uhr ein Lichtermeer am Stephansplatz. „Noch immer sind 12,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen – mehr als ein Drittel der Bevölkerung”, heißt es in einer Aussendung. Die Organisation will vor allem auf die verheerende Lage der ukrainischen Kinder aufmerksam machen. Ihr Appell: „Die Hilfe muss weitergehen”. 


Falter-Radio

Messerangriff in Villach – #1324

Ein Schüler stirbt, mehrere werden schwer verletzt. Ein syrischer Essenszulieferer verhindert noch mehr Tote. Warum die Tat in Villach ein Weckruf für den nächsten Innenminister sein muss, blitzradikalisierte Teenager-Dschihadisten in den Griff zu bekommen und ob Islamfeindlichkeit konterproduktiv ist, bespricht Florian Klenk mit Raimund Löw in dieser Ausgabe.


Deutschland-Wahl: Machtwechsel voraus. Und was dann? – #1325

Kommenden Sonntag wählt Deutschland. Umfragen sagen einen Machtwechsel voraus – von SPD-Kanzler Olaf Scholz zum Christdemokraten Friedrich Merz. Und was dann? Koalitionen werden unvermeidlich sein. Immerhin gilt ein Regierungsbündnis der CDU mit der rechtsextremen AfD nach dem Scheitern von Blau-Schwarz in Österreich als unwahrscheinlicher denn je. Was der ungewöhnliche Wahlkampf der vergangenen Wochen über den Zustand des Landes erzählt, erklärt die Journalistin Cathrin Kahlweit in dieser Folge.


Stadtgeschichten

Auf wen läuft dieser Mist?

Der Mistplatz in der Leopoldstadt ist seit mehr als vier Jahren gesperrt. Warum die Suche nach einem neuen Standort schwierig ist. 

von Edina Rainer

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Leopoldstadt warten, und das schon sehr lange. Seit dem Frühjahr 2020 gibt es im gesamten Bezirk keinen Mistplatz mehr. Die frühere Sammelstelle Zwischenbrücken in der Dresdner Straße ist seit mehr als vier Jahren gesperrt. Ein sicherer Betrieb war laut MA 48 nicht mehr möglich (wir haben berichtet). Die Wiener Grünen fürchten nun, dass der Mistplatz ins Nordbahnviertel verlegt werden soll. Und zwar ausgerechnet in die Freie Mitte, eine naturnahe Parkanlage, in der geschützte Tierarten leben. Stimmt das?

Die MA 48 hatte tatsächlich überlegt, den Mistplatz ins Nordbahnviertel zu verlegen. „Der alternative Standort in der Innstraße wäre aus der Sicht von der Magistratsdienststelle 48 optimal, er liegt zwischen Bahn, Park und Umspannwerk und ist von beiden Bezirken 2 und 20 sehr gut erreichbar”, heißt es auch von Bezirksvorsteher Alexander Nikolai (SPÖ). Aber dagegen hatten sich Anrainer gewehrt. Bereits 2017 stellte sich die Bürgerinitative „Lebenswerter Nordbahnhof” gegen die Umverlegung zur Freien Mitte. 

Man diskutiere daher noch über einen möglichen Standort, so Nikolai. 

Der Mistplatz „Zwischenbrücken" ist seit dem Frühjahr 2020 geschlossen (© FALTER/Pechtl)

Im Nordbahnhofviertel ist allerdings eine Umwidmung geplant. Sie soll vorrangig zusätzliche Wohn- und Gewerbeflächen schaffen. Aber auch Raum für die Abfallentsorgung. Dem Falter.morgen liegt der Vorentwurf für die geplante Flächenwidmung vor. Daraus ist nicht ersichtlich, dass die Freie Mitte zu einem Mistplatz werden soll. Sie ist vielmehr als „immergrün” kategorisiert, solche Flächen sind „immer als hochwertige Grünräume geschützt”. 

Die Wiener Grünen fürchten dennoch, dass die Umwidmung den neuen Standort für den Mistplatz besiegeln könnte. Eine Variantendarstellung der Stadtbaudirektion aus dem Jahr 2017 zeigt, dass nur die Dresdner-Straße und die Innstraße geeignete Standorte wären. In dem Dokument werden insgesamt vier Möglichkeiten vorgestellt, zwei davon gehen mit einer Verkleinerung der Freien Mitte einher. Allerdings hatte auch die Stadtbaudirektion Sicherheitsbedenken beim Standort Dresdner Straße. 

Die Oppositionspartei würde sich eine Wiedereröffnung und Modernisierung des Mistplatzes Zwischenbrücken wünschen. „Die MA48 hat nie erkennbar oder transparent geprüft, ob die Modernisierung und Vergrößerung der Dresdner Straße machbar wäre. Zumindest hat sie das nie kommuniziert”, sagt Bernhard Seitz von den Grünen Leopoldstadt.


Lexikon

Alberich von Radenthein

Vielleicht wird sich diese spöttische Bezeichnung für Herbert Kickl später in dem einen oder anderen Geschichtsbuch finden, wenn es darum geht, wie die FPÖ knapp vor Eroberung des Kanzleramtes scheiterte. Wenn ja, kann sich der nationalliberale Historiker Lothar Höbelt freuen. Er hat die Zuschreibung „Alberich von Radenthein“ für Kickl in einem Gastkommentar für den Blog des Ex-Presse-Chefredakteurs Andreas Unterberger nämlich erfunden. Der FPÖ-Chef wuchs in Radenthein am Millstätter See auf, Alberich ist der tyrannische Zwerg in Richard Wagners Opernepos „Ring des Nibelungen“.

Wir erklären an dieser Stelle jede Woche einen Begriff, der durch die Medien geistert.


Frage des Tages

Was war der Ganslwirt, den es bis in die 2010er Jahre in Mariahilf gab?

1. Ein Restaurant, in dem es die beste Martinigans der Stadt gab

2. Ein Bordell

3. Eine Drogenberatungsstelle

Auflösung von gestern: Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) war in den 60er Jahren in Wien das erste, das mit Fernwärme versorgt wurde (nicht die Klinik Ottakring oder das Bundesrechenzentrum).


Events des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Pop

Schon seit 1980 verstört und unterhält die slowenische Band Laibach. Die auf eine konzeptionelle Mischung aus Provokation und Ambivalenz bedachte Pop-Fraktion des Künstlerkollektivs NSK (Neue Slowenische Kunst) verbindet martialischen, häufig deutschsprachigen Gesang seit Jahr und Tag mit harten, technoiden Sounds. Dabei arbeiten Laibach meist lieber mit dem Holzhammer als mit der feinen Klinge, was aber kein Fehler ist. Die aktuelle Tour rückt das 80er-Jahre-Album „Opus Dei“ ins Zentrum. Unter anderem interpretieren Laibach darauf den Opus-Welthit „Live is Life“ – als brachiales Stück Marschmusik.

Arena, 20.00 (Einlass 19.00)


Theater

Das Grazer Theater im Bahnhof hat sich für sein Stück „Blind Date Europa“ die EU ganz genau angeschaut: Jedes Ensemble-Mitglied unternahm eine Reise. Nach einem ausgeklügelten Zufallsprinzip ging es an Orte wie Ostrava, Memmingen, Bastogne, Straßburg oder Cherbourg, und aus den Mitbringseln dieser Recherche-Ausfahrten entstand ein dreiteiliger Theaterabend. Um Ähnlichkeiten geht es darin, um Differenzen und die Frage „Sind wir noch zusammen?“. (Sara Schausberger)

Wuk, 19.30 (auch 20. und 21.2.)


Lokal/Global

Mit ihrem aktuellen Programm „Säulenheilige“ sind Birgit und Nicole Radeschnig als Kabarettistinnen unterwegs. Anfang Februar erschien nun das neue Album ihres Quartetts Klakradl, „Umatum“. Gemeinsam mit dem Akkordeonisten Stefan Kollmann und dem Klarinettisten Markus Fellner präsentieren die Kärntner Zwillingsschwestern weltmusikalisch ausschweifende und künstlerisch ausgefeilte Eigenkompositionen. Der muttersprachliche Dialekt spielt dabei eine große Rolle. Sätze wie „Fian Winta tuama einlogan“ werden zum Mantra und lösen sich von ihrer Bedeutung. So wie bei ihren Kabarettprogrammen die Musik nicht fehlen darf, ist auch beim Konzertabend der Humor stets präsent. (Stefanie Panzenböck)

Porgy & Bess, 20.00 (Livestream via www.porgy.at)


Buchtipp

Nenad Veličković: Nachtgäste

Der Kriegsbeginn 1992 katapultiert Maja aus ihrem Teenager-Alltag in den Keller eines Museums in Sarajevo. Ihre Welt besteht nun aus ihrem Vater, dem Museumsdirektor, ihrer auf Yoga eingeschworenen Mutter, ihrem intellektuellen Halbbruder, ihrer schwangeren Schwägerin und zwei ehemaligen Partisanen. Angst vor dem Winter und Paranoia greifen um sich.

Maja bleibt nicht viel anderes als zu schreiben, um das Unbegreifliche einzuordnen und einen Krieg zu verstehen, für den es keine logische Erklärung gibt. Der unverstellte Blick der Jugendlichen, die in tagebuchartigem Stil erzählt, ermöglicht einen tiefen Einblick in den Alltag der belagerten Stadt, auch noch Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung des Romans. „Nachtgäste" erschien 1995, im letzten Kriegsjahr, in Sarajevo. (Barbara Jany)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Film-Tipps

Bild von Michael Omasta
VON MICHAEL OMASTA
© Verleih

Die zwölfjährige Bailey (Nykiya Adams) lebt mit ihrem unberechenbaren Vater Bug (Barry Keoghan) und ihrem älteren Bruder Hunter in einem besetzten Haus am Rande von Nord-Kent. Als die neue Verlobte des Vaters mit ihrer Tochter einzieht, fühlt sie sich noch mehr als Außenseiterin. Nachdem sie auf einem Feld eingeschlafen ist, trifft Bailey einen seltsamen Mann namens Bird (Franz Rogowski). „Häusliche Gewalt, Coming of Age, ein gefiederter Befreiungsschlag: Die raue Milieustudie mit komplexen Figuren – einnehmend von Adams und Keoghan gespielt, Rogowski bleibt hingegen mystisch unnahbar – schneidet eine Vielzahl von Themen an. Am Ende unterstreicht Regisseurin Arnold aber berührend, was Bailey den ganzen Film schon gesucht hat: familiären Zusammenhalt." (Martin Nguyen)

Regie: Andrea Arnold, GB 2024


Willkommen in den Bergen - Eine Versetzung mit Aussicht

Grundschullehrer Michele Cortese zieht von der Metropole Rom in ein idyllisches Dorf, um an der örtlichen Schule zu unterrichten. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten lassen die freundliche Schulleiterin und die aufgeweckten Kinder ihn nach und nach ankommen. Plötzlich jedoch gibt es schlechte Neuigkeiten: Die Schule hat ihre Schülerzahl fürs nächste Jahr nicht erreicht und wird schließen müssen. Da bringen die aktuellen TV-Nachrichten Michele auf eine Idee, wie er seinen Arbeitsplatz retten könnte - und damit die Zukunft der ganzen Ortschaft.

Regie: Riccardo Milani, I 2024


Wunderschöner

Da capo von Karoline Herfurths tragikomischem Ensemblefilm „Wunderschön" von 2022: Fünf Frauen beschließen, ihr Leben nicht länger nach den gesellschaftlichen Konventionen auszurichten. Alle fünf befinden sich in unterschiedlichen Lebensphasen und pflegen verschiedene Beziehungen, doch ihr Umdenken verläuft ähnlich. Die Fortsetzung bringt „noch mehr Drama, das schmerzhafte und komplexe Themen wie sexuelle Belästigung, Prostitution, Misogynie oder feministische Erweckung behandelt" (S. Zeithammer).

Regie: Karoline Herfurth, D 2025


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