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FALTER.morgen – Der Wien-Newsletter / Taxi-Notruf / 26.11.2025 / Sie starten in den Tag mit Soraya Pechtl }}

Hunderte Taxifahrer demonstrieren heute in Wien: Über die wachsenden Probleme einer Branche >> Anrainer kritisieren Baumfällungen am Liesingbach: Was dahinter steckt >> Hundstage: Fini und der erste Schnee >> Film-Tipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Das Wetter diese Woche verläuft in einer U-Kurve. Seit Montag wurde es jeden Tag ein bisschen schiacher. Heute haben wir den Tiefpunkt erreicht: Es wird kalt, verregnet und windig. Ab morgen geht's wieder bergauf.


Guten Morgen!

Wann haben Sie zuletzt ein Taxi gerufen? Also ein richtiges Taxiunternehmen und nicht ein Uber oder Bolt? Das Bestellen über die App ist bequem, und meist sind die Fahrten bei Uber auch günstiger. Aber für die Taxler selbst werden die Plattformen immer mehr zum Problem. 

1.200 Taxifahrerinnen und -fahrer haben einen offenen Brief an die Stadt Wien, die Wiener Wirtschaftskammer und das Finanzamt unterschrieben. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen. Heute und am 9. Dezember protestieren rund 800 von ihnen in Wien. Sie treffen sich um 13 Uhr in der Arbeiterstrandbadstraße und fahren dann mit ihren Autos in die Innenstadt, um 15 Uhr ist die Abschlusskundgebung am Ring geplant. 

Die Plattformen wie Uber und Bolt sind nur eines ihrer Probleme. Welche Schwierigkeiten es sonst in der Branche gibt, lesen Sie gleich. 

Außerdem: Anrainer beschweren sich über Baumfällungen in Liesing. Wir haben recherchiert, was dahinter steckt. Viktoria Klimpfinger berichtet vom ersten Schneefall und wie Hündin Fini darauf reagierte. Und Michael Omasta weiß, welche Filme diese Woche im Kino laufen.

Einen schönen Tag wünscht

Soraya Pechtl

PS: Was für eine Ehre: Ein Preis bei den FPA Media Awards – auch als „Oscars des Journalismus“ bekannt – für den Falter. Unsere Cover-Geschichte über die Umtriebe russischer Spione und ihrer österreichischen Handlanger, verfasst von Florian Klenk und Tessa Szsyzskowitz, gewann in der Kategorie „Print & Web Story of the Year“. Hier gibt es den Text zum Nachlesen.


Heute für Sie auf falter.at

  1. Sebastian Kurz kann es nicht lassen: Immer wieder kokettiert er gegenüber Medien mit einer Rückkehr in die Politik. Und in der ÖVP, die ihm nach seinem Abgang eine Zeitlang die kalte Schulter gezeigt hat, stößt er damit inzwischen durchaus wieder auf Sympathie. Jürgen Klatzer und Barbara Tóth haben innerhalb und außerhalb der Partei recherchiert, was tatsächlich am Geraune von einem zweiten Projekt Ballhausplatz dran ist. 

  2. Ein altlinker Liedermacher, der den Vorzeige-Feministen gibt und sich gleichzeitig an Mädchen im Teenager-Alter heranmacht: Konstantin Wecker, der kürzlich von der Süddeutschen Zeitung damit aufgeblitzt wurde, ist so ein Fall. Aber leider bei weitem nicht der einzige im Musikbusiness, schreibt Gerhard Stöger. Was vor #MeToo ein Kavaliersdelikt war, wird heute zum Skandal – und zwar zurecht.

  3. Ein Bauprojekt ohne Proteststurm im Vorfeld? Das ist so gut wie undenkbar, wir sind ja in Wien. Folgerichtig gab es auch gegen die neue Markthalle am Naschmarkt heftigen Widerstand. Als sie vergangenes Wochenende endlich eröffnet wurde, war unser Architekturkritiker Maik Novotny natürlich sofort vor Ort, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Woran er sich erinnert fühlte? An den Staudamm eines Designer-Bibers.

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„Die Plattformen drücken die Preise”

Die Lage im Wiener Taxigewerbe habe sich in den vergangenen Jahren erheblich verschlechtert, heißt es in einem offenen Brief von 1.200 Taxifahrern. Ein Überblick über die Probleme der Branche:

Uber, Bolt & Co. 

Im Februar 2014 wurde in Wien die erste Fahrt über die amerikanische Plattform Uber gebucht. Inzwischen ist das Unternehmen in allen Landeshauptstädten Österreichs aktiv. „Wenn wir heute in eine neue Stadt gehen, bekommen wir hauptsächlich positives Feedback aus der Taxi-Community. Unternehmer*innen haben erkannt, dass wir für sie einen Mehrwert bieten”, sagte Uber-Österreich-Chef Martin Essl im Vorjahr. 

Hasan kann das nicht nachvollziehen. Er fährt seit acht Monaten Taxi, hat auch die Gewerbeprüfung gemacht, weil er sich eigentlich selbstständig machen wollte. Das ist derzeit aber keine Option für ihn. „Plattformen wie Uber und Bolt drücken die Preise”, sagt er. Es sei kaum möglich, ein Taxiunternehmen wirtschaftlich zu führen. Auch als angestellter Fahrer müsse er Überstunden machen, um über die Runden zu kommen.

© APA/dpa/Sven Hoppe

Die Preise für Taxifahrten sind in der Verordnung zu den Wiener Taxitarifen festgelegt – seit einer Reform im Jahr 2021 gelten sie auch für Uber und Co.. Zum Grundbetrag (tagsüber 3,80 Euro) kommt ein Wegstreckentarif (0,95 Euro für die ersten 5 Kilometer, dann 0,58 Euro pro Kilometer) und ein Zeittarif (0,58 Euro für jede Minute) dazu. Es gibt allerdings ein Preisband, das den Unternehmen für vorbestellte Fahrten einen Spielraum verschafft: Sie können um 20 Prozent vom festgelegten Tarif abweichen. „Uber reizt diese 20 Prozent nach unten systematisch aus”, sagt Hasan. 

Zudem legt die Plattform die Preise vor Fahrtantritt fest und verlangt Gebühren von den Fahrern (die genaue Höhe dieser Gebühr ist nicht klar, laut Hasan sind es bis zu 18 Prozent). „Ein Kollege ist vorige Woche eine Stunde im Stau gestanden und hat 12,80 Euro für die Fahrt bekommen. Da fährst du voll ins Minus.”

Die Plattformen sollen also die Preise drücken, gleichzeitig steigen die Kosten für Benzin und Löhne. Hasan sagt, dass er und viele Kollegen kaum noch über die Runden kommen. „Die Situation gefährdet die wirtschaftliche Existenz zahlreicher Betriebe”, heißt es in dem offenen Brief. 

Von Uber Österreich heißt es dazu: Für alle Marktteilnehmer würden seit der Reform 2021 dieselben Regeln gelten. „Uber hält sich stets an die rechtlichen Vorgaben in Österreich, vermittelt entlang des Preisbands gesetzeskonforme Fahrten und kann somit keine ,eigenen Preise' verlangen“. Das Preisband habe den Vorteil, „dass in nachfrageschwachen Zeiten, aufgrund eines niedrigeren Preises, mehr Fahrten gebucht und Stehzeiten reduziert werden und somit auch die Umsätze für Fahrer*innen steigen. In nachfragestarken Zeiten können höhere Preise angeboten werden, so können auch hier bessere Erträge erzielt werden.“

Fehlender Gebietsschutz

Ein anderes Problem seien Taxifahrer aus umliegenden Bundesländern, die den Wienern Kunden wegnehmen würden. „Sie fahren von Korneuburg oder Schwechat nach Wien und nehmen hier Bestellungen an”, sagt Hasan. Das sei unfair, ein Taxifahrer sollte schließlich auch die Routen und Adressen in der Stadt kennen, indem er unterwegs ist. 

Schwarze Schafe

In Wien gäbe es aber auch genug schwarze Schafe: Fahrer, die ohne Konzession unterwegs sind. „Die aktuellen Bußgelder werden von vielen als ,Betriebskosten’ eingeplant und stellen daher keine wirksame Abschreckung dar. Zudem erfolgen Kontrollen zu selten und nicht systematisch”, heißt es in dem offenen Brief.  Vor Kontrollen an stark frequentierten Orten wie dem Hauptbahnhof und der Innenstadt würde über Chatgruppen gewarnt.

Zusammengefasst fordern die Fahrer ein Ende des Preisbandes, einen Gebietsschutz und schärfere Kontrollen: „Wenn die Situation so bleibt, wird es weitere Proteste geben”, sagt Hasan.

Das Büro der zuständigen Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak (SPÖ) schreibt auf Falter.morgen-Anfrage: Man habe „eine Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen der Stadt Wien, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer ins Leben gerufen". Man wolle gemeinsam daran arbeiten, „die Qualität des Taxiverkehrs etwa durch moderne Standards, digitale Services und Nachhaltigkeit zu steigern”. Zudem seien der Stadt Wien „faire und transparente Preise ein großes Anliegen." Man ist „überzeugt, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden".

Auch von der Wiener Wirtschaftskammer heißt es, man wolle bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen. Es gäbe seit dem Sommer zudem verstärkte Kontrollen vom Wiener Marktamt. „Damit wird gewährleistet, dass illegale Fahrer ausgehoben werden und die Branche geschützt wird.“ Ein konzessioniertes Taxi erkennen Sie übrigens an den Fahrgastrechte, die im Wagen deutlich sichtbar ausgeschildert sein müssen.

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Stadtnachrichten

Der Flughafen Wien wird doch keine dritte Piste bauen. „Nach eingehender Analyse aller relevanten Entscheidungsfaktoren“ habe der Vorstand der Flughafen Wien AG gestern beschlossen, das Projekt nicht weiter zu verfolgen.

„Neben den auf rund zwei Milliarden massiv gestiegenen prognostizierten Baukosten haben sich auch die Rahmenbedingungen infolge der überlangen Verfahrensdauer grundlegend geändert“, wurden Julian Jäger und Günther Ofner, Vorstände der Flughafen Wien AG, in einer Aussendung zitiert. Durch größere Flugzeuge sei es inzwischen möglich mit weniger Flugbewegungen mehr Passagiere zu befördern. Man könne daher auch mit den derzeitigen 2-Pisten bis zu 52 Millionen Passagiere jährlich abfertigen (2024 waren es 41,4 Millionen Fluggäste).

Ein weiteres Argument gegen den Bau: Große Airlines seien dem Projekt negativ gegenübergestanden – vermutlich weil die dritte Piste höhere Tarife bedeutet hätte. Ohne die Refinanzierung durch die Tariferhöhung sei die Investition aber wirtschaftlich nicht „darstellbar“. Außerdem war noch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes zur Bauzeitverlängerung offen.

„Mit der heutigen Entscheidung wird aber nicht ausgeschlossen, dass bei Bedarf in fernerer Zukunft nach einem neuen Genehmigungsverfahren ein Pistenprojekt verfolgt wird", hieß es.


Die Taxifahrer sind nicht die einzigen, die protestieren. Heute gehen die Beschäftigten des privaten Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereichs in Wien auf die Straße. Grund sind die Kollektivvertragsverhandlungen, die die Gewerkschaften GPA und vida unterbrochen haben, weil das Arbeitgeberangebot „deutlich unter der Inflationsrate” lag, wie es in einer Aussendung hieß. Zudem protestieren sie auch gegen die Kürzungen der Stadt Wien im Sozialbereich (hier mehr dazu). Die Demo startet um 12:30 beim Parlament, zieht zum Rathaus und endet am Platz der Menschenrechte.


Die IG Kultur fordert die Wiener Stadtregierung in einem offenen Brief auf, „drohende Kürzungen” für den Kunst- und Kulturbereich zurückzunehmen. Was bisher bekannt ist: Ab 2026 gibt es nur noch 48 statt wie bisher 84 Arbeitsstipendien. „Kürzungen bei Förderungen für Kunst und Kultur treffen insbesondere die freie Szene”, heißt es. Die IG Kultur fordert unter anderem eine Erhöhung statt einer Reduzierung des Kunst- und Kulturbudgets und eine für Kultur zweckgebundene Tourismusabgabe. 


Gekürzt wird auch bei der Integration. Der städtische Fonds Soziales Wien (FSW) will mit dem kommenden Jahr die Deutschkurse für Flüchtlinge streichen, das gab Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Standard bekannt. Im Jahr 2024 förderte der FSW 1.700 Deutschkurse in Höhe von 1,9 Millionen Euro. Hacker argumentierte, dass eigentlich der Bund – besser gesagt der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) – für die Deutschkurse verantwortlich sei (eine ähnlich Linie verfolgte er auch bei der Schließung des Ankunftszentrums für ukrainische Geflüchtete). Der ÖIF hält dagegen, dass jeder anspruchsberechtigten Person ein Kurs angeboten wird.


Sind Sie auch schon genervt von den Rabattschlachten rund um den Black Friday? Wenn ja, hat die MA 48 ein Gegenprogramm für Sie. Von gestern bis einschließlich Samstag veranstaltet der 48er-Tandler die sogenannte Orange-Week, eine „bewusste Alternative zum Black Friday”. In der Siebenbrunnenfeldgasse 3 in Margareten und in der Percostraße 2 in der Donaustadt gibt es diese Woche Workshops und Veranstaltungen zum Thema Kreislaufwirtschaft. Außerdem können Sie Second-Hand-Shoppen oder kaputte Geräte zum Repair-Café bringen. Hier finden Sie das ganze Programm.


Falter-Radio

Wenn Postings zur juristischen Falle werden – #1521

Die Kabarettistin Malarina bezeichnete den ehemaligen Verfassungsschützer Egisto Ott, der derzeit wegen mutmaßlicher Kreml-Spionage vor Gericht steht, auf Social Media als „russischen Ex-Agenten“ – worauf Ott nicht nur Malarina klagte, sondern auch Follower, die ihr Posting teilten. FALTER-Chefredakteur Florian Klenk ordnet in dieser Folge ein, was die Medienprozesse für die Meinungsfreiheit bedeuten. 


Stadtgeschichten

Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Der Lauf der Dinge

Der Liesingbach wird fleißig renaturiert. Dafür müssen zahlreiche Bäume ihr Leben lassen. 

Im Hintergrund ragen die Türme der Harry-Glück-Wohnanlage Alterlaa in den Himmel. Im Vordergrund reißt ein Bagger Bäume aus dem Boden. Die Wiesen rund um das Flussbett des Liesingbachs sind bereits kahl geschlagen. Hier werde ein über Jahrzehnte entstandenes Ökosystem zerstört, schreibt uns eine Leserin, „sämtliche alten und neuen Bäume ratzeputz gerodet.”

Der Grund für den Kahlschlag: Der Liesingbach wird derzeit renaturiert. Aber müssen dafür wirklich alle Bäume ihr Leben lassen? Die kurze Antwort: Nein. Für die lange holen wir ein wenig aus. 

Der Liesingbach ist 30 Kilometer lang, fließt vom Wienerwald durch den 10. und den 23. Bezirk und mündet in Niederösterreich in die Schwechat. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Fluss begradigt, um Land zu gewinnen. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Liesing immer weiter eingeengt und reguliert – auch weil das Gebiet um den Fluss von Hochwassern betroffen war (die Regulierung reichte für den Schutz nicht aus, man baute zusätzlich Rückhaltebecken). 1955 waren zwei Drittel des Bachbettes verbaut.   

© privat

Ende der 90er-Jahre versuchte man, diese Entwicklung schrittweise rückgängig zu machen, denn die Tier- und Pflanzenwelt im und um den Bach litt unter den zahlreichen Verbauungen. Anfang der 2000er wurde das Bachbett naturnah umgestaltet, die Sohlpflasterung (Steine, die im Flussbett ausgelegt wurden) brach man auf und gab dem Fluss wieder mehr Raum. Im Herbst 2020 begann die Renaturierung der restlichen 9,2 Kilometer langen Strecke im Wiener Stadtgebiet. 3,5 Kilometer sind bereits geschafft. Vor wenigen Wochen starteten die Arbeiten zwischen der Gutheil-Schoder-Gasse und der Breitenfurter Straße. 

Die Liesing soll bis 2027 ihren natürlichen Lauf so weit wie möglich zurückbekommen, Pflanzen und Tiere erhalten dadurch wieder mehr Lebensraum, die Anrainer sind besser vor Hochwasser geschützt und durch einen neuen Regenwasserkanal wird zudem die Wasserqualität verbessert. 

Aber kann die Stadt diese Versprechen halten, wenn dort massenweise Bäume gefällt werden?

Die Sache ist die: Die Stadt will der Liesing ihren natürlichen Verlauf zurückgeben und der war eben nicht so geradlinig und schmal, wie er heute ist. Damit der Bach mäandrieren kann, werden sogenannte „Pendelstrecken“ angelegt und der Bachlauf deutlich aufgeweitet. „Auf diese Weise entstehen Flussareale mit variabler Strömungsintensität und sanften Sand- und Schotterbänken, die eine abwechslungsreiche Naturlandschaft bilden”, schreibt die MA 45 (Wiener Gewässer) auf Falter.morgen-Anfrage.

Wenn der Flusslauf breiter wird, muss das Ufer zwangsläufig schmaler werden und dafür werden Bäume gefällt. „Kein Baum wird leichtsinnig entfernt, alle Fällungen sind im Vorfeld streng geprüft und unterliegen gesetzlichen Auflagen, die selbstverständlich eingehalten werden”, heißt es von der MA 45.

Man habe während der Planungsarbeiten rund 200 Bäume identifiziert, die potenziell entfernt werden müssen. Eine endgültige Zahl kann man nicht nennen, weil die Detailplanungen für den letzten Abschnitt noch nicht abgeschlossen sind. Die meisten gefällten und zu fällenden Bäume seien aber krank, beschädigt (35) oder es handle sich um Sträucher (54) sowie invasive Arten (52). 

Man kontrolliere das Gehölz zudem danach, ob darin Vögel, Eichhörnchen oder Fledermäuse leben. „Wenn aktive Nester oder Quartiere gefunden werden, werden die Arbeiten verschoben, bis die Tiere den Baum verlassen haben.”

Nach Abschluss der Renaturierungsarbeiten werden am derzeitigen Bauabschnitt an der Liesing 1.000 heimische Bäume und Sträucher nachgepflanzt.


Hundstage #47

Bild von Viktoria Klimpfinger
VON VIKTORIA KLIMPFINGER

Schnee, schee, ojee 

Am Wochenende trug Wien das erste Mal in dieser Saison Schneekleid. Schön – und dann auch wieder nicht. Besonders wenn man ein Stadthund ist.  

Am Schnee scheiden sich in Wien die Geister. Vor allem jene, denen die Stadt auch ohne gefrorenes Kondenswasser schon ungemütlich genug ist, lassen sich nur schwer vom Gegenteil überzeugen. Ich hingegen mag den Schnee in Wien. Und Wien im Schnee. Wenn es klirrend kalt wird und plötzlich die ersten Schneekrümel vom dunklen Himmel tanzen wie Wolken, die aus der Atmosphäre purzeln, wirken sie wie kleine Stoßdämpfer auf den Weihnachtsstress, der schon hinter der nächsten Auslage lauert. Noch nicht, heute nicht. Heute legen wir den Kopf in den Nacken und staunen dem Universum entgegen. 

Zumindest für einen Moment. Denn was im warmen Schein der Straßenlaternen noch nostalgische Gefühle weckt, wird schon in wenigen Stunden am Gehsteigrand zu grauem Gatsch verkommen, auf Rodelstrecken zu zweifelhaften Bremsspuren verrutschen und zum Eisfilm gefroren das alljährliche Verkehrschaos anrichten. 'Tis the season. Leise rieselt der Wutausbruch. 

© FALTER/Klimpfinger

Während der erste Schnee mein verkümmertes Kinderherzerl erwärmt, friert es der zweite, dritte, vierte wieder ein. So viel Ambivalenz beanspruche ich für mich. Besonders seit ich einen Hund äußerln führen muss, der sich des Tragens eines Mantels mit einer solchen Vehemenz verwehrt, dass man meinen könnte, es ginge um einen Aufstand der Nudisten, aber die Kälte sofort in herzerweichendes Zittern übersetzt, wenn er beschließt, dass der Spaziergang beendet ist. Und dann stehe ich auch schon neben Fini mit diesem einen Fetzen, der ihr die Würde raubt. Mit verächtlichem Blick lässt sie sich ihre kleinen Hundefüße abrubbeln und gestattet mir in großer Gnade, sie mit Pflegebalsam einzureiben, um sie für Splitt und Salz zu entschädigen. Das Leben ist eben hart als Stadthund. Die Alternative wären übrigens Hundeschuhe, aber es gibt kein Szenario in meiner Vorstellung, in dem ich diesen Kampf nicht verliere. 

Aber auch Fini liebt den Schnee – eigentlich. Mittlerweile ist es Tradition, dass sie den Garten meiner Großmutter bei erster minimaler Schneelage stürmt. Sie rast gesenkten Hauptes von links nach rechts, verfolgt Spuren, die sich unter der Schneedecke konserviert haben, und malträtiert die filigrane, wunderschöne Flockenschicht so lange mit fröhlichem Gehüpfe, bis sie dem Tatort eines Gewaltverbrechens gleicht. Zum Andenken bringt sie ein paar gefrorene Schneeklümpchen an ihrem Beinhaar mit ins Innere und lässt sie auf dem großmütterlichen Fliesenboden zu traurigen Pfützen verenden. 

Dicke Schneedecken hat man in Wien schon lange nicht mehr gesehen. Dafür reist Fini mit mir bald wieder bis hinter den Arlberg zu meiner Schwiegerfamilie: Mit ihren kleinen Stummelbeinchen steckt sie dort dann bauchtief im Schnee, bis man sie zieht wie einen Weisheitszahn, pudelt sich auf, wenn man ohne Passierschein an ihr vorbeirodelt, und verliert den Glauben an das Gute im Menschen, wenn wieder einmal ein Schneeball in seine Bestandteile zerberstet, bevor sie nach ihm schnappen kann. Stadthund. 


Lexikon

Blackbox

Die Generation X will ihr Internet zurück. Wer in den 1970ern geboren wurde, kennt sie noch: Die „Blackbox“ war eine der ersten Online-Communitys Österreichs. 1992 gestartet, verband eine „Blackbox“-Mail-Adresse ihre User, so wie ein Falter-Abo. Jetzt wollen die damaligen Gründer rund um Michael Eisenriegler das Netzwerk wiederbeleben. Als „Social Web of Trust“, als Gegenprogramm zu toxischen Social Media. Dahinter steht die Sehnsucht nach den Anfängen des Netzes, als es ein freies und vor allem gutes Ding war. Auf Respekt.net läuft ein Crowdfunding fürs Blackbox-Revival, von den 22.980 Euro ist ein Drittel bereits finanziert.

Wir erklären an dieser Stelle jede Woche einen Begriff, der durch die Medien geistert.

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Frage des Tages

Im April 2015 wurde vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen ein Denkmal mit der Zahl 369 enthüllt. Wofür steht die Zahl 369?

1. Für die 369 Wochen andauernde NS-Herrschaft in Wien.

2. Für die 369 Richterinnen und Richter der während der NS-Herrschaft aus Wien fliehen mussten.

3. Für die 369 Personen, die während der Nazizeit am Landesgericht zum Tode verurteilt wurden.

Auflösung von gestern: Bei Wiener Wohnen gibt es heute noch rund 700 Hausbesorger und Hausbesorgerinnen (nicht 1.200 oder 1.800).


Events des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Pop

Klobiger, spröder Lärmrock, kombiniert mit eigenwilligen und definitiv anders als gut gelaunten Texten, intoniert von einem Zornbinkerl am Mikrofon: So verhielt sich das in den frühen Jahren bei Kreisky. Mit „Blick auf die Alpen“ (2014) und „Blitz“ (2018) hat sich das österreichische Quartett mit Hauptwohnsitz Wien zusehends dem Pop geöffnet, ohne dabei seine charakteristische Stacheligkeit aufzugeben. Brachial, jedoch zugänglich, teils tanzbar und manchmal geradezu ohrwurmig, lautete das modifizierte Motto, dem auch das Anfang 2021 erschienene sechste Studioalbum „Atlantis“ folgte. Auf dem neuen, zum 20-jährigen Bandjubiläum erschienenen Werk „Adieu Unsterblichkeit“ geht es wieder lärmiger zu.

Wuk, Saal, 20.00


Literatur & Diskurs

Die Auseinandersetzung mit der Herkunft und Kindheitsgegend im Süden Kärntens spielt im Werk von Peter Handke eine große Rolle. Anlässlich der Sonderausstellung „Woher wir kommen. Literatur und Herkunft“ im Literaturmuseum gibt es einen Abend zum Thema. Die Autorin Julia Jost, ebenfalls aus Kärnten, und der Germanist Hans Höller führen ein Gespräch, Dorothee Hartinger liest aus Texten Handkes. Moderation: Brigitte Schwens-Harrant. (Sebastian Fasthuber)

Literaturhaus, 19.00 (Eintritt frei)


Buchtipp

Peter von Becker: »Ich bin ein Magnet für alle Verrückten«

Unter all den Mathematik-und Physikgenies des letzten Jahrhunderts fasziniert Albert Einstein nach wie vor am meisten. Entsprechend umfangreich ist die Literatur über ihn. Dass noch immer Neues über sein Leben und Denken zu erfahren ist, belegt das Buch des früheren Feuilletonchefs des Tagesspiegel, Peter von Becker.

Darin präsentiert er unter anderem die in Vergessenheit geratenen Gesprächsaufzeichnungen von Einsteins letzter Freundin, Johanna Fantova. Es verblüfft, wie luzide Einstein das politische Geschehen in den USA und der Welt bis zu seinem Tod 1955 kommentierte. Er bewahrte sich auch die gedankliche Verspieltheit, wie sein Kalauer über den Logiker Kurt Gödel illustriert, mit dem er oft durch den Park spazierte: „Mit dem Gödel in der Hand kommt man durch das ganze Land." (André Behr)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Film-Tipps

Bild von Michael Omasta
VON MICHAEL OMASTA

Im postrevolutionären Teheran der 1990er wagt die Literaturprofessorin Azar Nafisi einen stillen Akt des Widerstands: In ihrer Wohnung versammelt sie heimlich sechs ihrer Studentinnen zu einem privaten Lesekreis. Gemeinsam tauchen sie in die verbotenen Werke der westlichen Literatur ein – von Vladimir Nabokov über F. Scott Fitzgerald und Henry James bis hin zu Jane Austen. „Der Israeli Eran Riklis rearrangiert Nafisis autobiografischen Bestseller chronologisch. Er schafft Raum für Golshifteh Farahanis einnehmende Darstellung rund um das Ensemble aus Exiliranerinnen und zeigt in Episoden die repressiven Facetten der Frauenschicksale, die von Gewalt in der Ehe bis zu unter Folter erzwungenen Geständnissen reichen" (M. Nguyen).

Regie: Eran Riklis, I/IL  2025


Melt

Im japanischen Tateyama erreichten Bulldozer meterhohe Schneewände, um den Weg für die Touristen freizuschaufeln. Im Skiparadies Val-d'Isère produziert man indes ein aus Kunstschnee bestehendes Wunderland. In der Schweiz ziehen Pistenraupen Furchen in die Gletscherlandschaft, um den Schnee bereits für die nächste Skisaison zu lagern, und in Island posieren Besucher vor riesigen Eisblöcken, die langsam vom Meer verschluckt werden. Nikolaus Geyrhalter reiste für seine Doku vier Jahre lang quer über den Globus, um weiße Landschaften in ruhigen Einstellungen einzufangen. Wo immer er hinkommt, erzählen seine Protagonisten vom Rückgang des Schnees, von leise dahinschmelzenden Gletschern und zunehmenden Extremwetterlagen.

Regie: Nikolaus Geyrhalter, Ö  2025


Du & Ich und alle reden mit

Die Möbelrestauratorin Lara und der frisch geschiedene Lehrer Piero treffen sich zu ihrem ersten Date. Von trauter Zweisamkeit allerdings keine Spur: Ihre personifizierten inneren Stimmen mischen sich unaufhörlich und ohne Rücksicht auf Verluste ein – rational, romantisch, instinktiv oder völlig verrückt. „Ein süßes Filmvergnügen mit einem äußerst spielfreudigen zehnköpfigen Cast – perfekt fürs erste, zweite oder dritte Date!" (S. Zeithammer)

Regie: Paolo Genovese, I  2025


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