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Studierende an der CEU beschimpften einen Vortragenden, der den Angriff der Hamas am 7. Oktober als Terror definierte: Wie der Nahost-Konflikt linke Intellektuelle spaltet >> Falter-Arena: Diskussion über die Verhältnismäßigkeit staatlicher Eingriffe während der Corona-Pandemie >> Lokaltipp: Amacord Alimentari >> Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer über einen ansehnlichen, großvolumigen Wohnbau

Wetterkritik: Journalismus ist Wiederholung und Wetter wohl auch. Anders gesagt: Es bleibt alles wie gestern: nebelig, bewölkt, nass und mit bis zu sieben Grad viel zu warm.


Guten Morgen!

Schon seit vielen Jahren spaltet das Thema Israel das akademische Milieu. In den USA gehört Antizionismus zum Standardprogramm selbsternannter progressiver Linker, Israel gilt ihnen als moderner Kolonialherr. In Österreich kann man diesem US-amerikanischen Diskurs im zehnten Bezirk, in der Quellenstraße zuhören. Dort residiert die Central European University, eine US-Privatuni.

Wie es dort kürzlich bei einer Veranstaltung zuging, lesen Sie gleich. Einen ausführlichen Text darüber, wie der Nahost-Konflikt Kunst und Wissenschaft polarisiert und warum Filmfestivals, Lesungen und Ausstellungen abgesagt werden, finden Sie im aktuellen Falter.

Außerdem: Am Freitag fand zum zweiten Mal die Falter-Arena statt. Im Stadtsaal diskutierten Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Filmemacher Kurt Langbein unter der Moderation von Falter-Journalistin Katharina Kropshofer über die Verhältnismäßigkeit staatlicher Eingriffe in der Corona-Pandemie. Eine Zusammenfassung der Debatte finden Sie weiter unten.

Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer hat einen großvolumigen, modernen Wohnbau gefunden, der durchaus gestalterische Qualitäten aufweist.

Einen schönen Tag wünscht

Lina Paulitsch

PS: Gestern haben wir für Verwirrung bei unseren Lesern und Leserinnen gesorgt, weil wir die Leyserstraße in die Brigittenau verschoben haben. Sie ist (und bleibt) selbstverständlich im 14. Bezirk. Verzeihen Sie bitte!

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Das jüngste Gericht

Studierende an der CEU beschimpften einen Vortragenden, der die Ereignisse des 7. Oktober als Terror definierte. Im linksintellektuellen Milieu scheiden sich die Geister an Israel. Wie kommt es dazu?

VON MATTHIAS DUSINI & LINA PAULITSCH

Sie brüllten: „Was ist mit Israel?“ Oder: „Sie sind böse!“ Im gläsernen Bürohaus der Central European University (CEU), Quellenstraße 51 in Wien, gingen am 7. November die Wogen hoch. An diesem Tag sprach ein Politikwissenschaftler über die Definitionen von Terrorismus. Rund die Hälfte des Publikums bestand aus Aktivisten. Sie hielten Schilder hoch, auf denen „Israel = Terrorist State“ stand, und riefen alle 30 Sekunden dazwischen.

Der Vortragende sagte kaum etwas, das nicht Common Sense wäre, und dennoch ging seine Vorlesung im Geschrei unter. „Es war schon zu viel des Guten, dass er die Ereignisse des 7. Oktober als Terror definierte“, sagt Bernhard Weidinger, Experte für Rechtsextremismus am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW), der die Veranstaltung privat besuchte.

Die CEU ist eine amerikanische Privatuni, finanziert vom jüdischen US-Philanthropen George Soros, der sein milliardenschweres Vermögen in den Kampf gegen den Autoritarismus investiert. Im Lehrplan stehen progressive Inhalte: Gender Studies, Philosophie und Menschenrechte.

„Das, was wir dort sehen, ist eine Entwicklung, die an liberalen US-Unis zu beobachten ist“, erklärt Bernhard Weidinger. Mit internationaler Lehrer- und Studentenschaft sei die CEU ein „exterritoriales Gebiet des Nahostdiskurses“. An der CEU zeige sich, wie die Debatte außerhalb von Deutschland und Österreich meist geführt wird – nämlich unter antiisraelischen Vorzeichen.

Mit internationaler Lehrer- und Studentenschaft sei die CEU ein „exterritoriales Gebiet des Nahostdiskurses“, sagt Bernhard Weidinger. (© Heribert Corn)

Seminare für postkoloniale Theorie an US-Unis stellen den „zionistischen Siedlerkolonialismus“ auf eine Ebene mit der Unterwerfung der Indigenen in Amerika. Progressive Linke, so die Selbstdefinition, wollen mit dem verbrecherischen Erbe des Kolonialismus aufräumen. Israel wird dabei oft als „weiße“ Kolonialmacht kategorisiert, die Palästinenser gelten als „farbige“ Unterdrückte. Andere Wissenschaftler sehen darin eine moderne Form des Antisemitismus, die Erzählung einer Weltverschwörung, in der den Israelis eine dämonisch allumfassende Macht zugeschrieben wird.

Die Zustimmung zu Israel ist auch eine Frage des Alters, das zeigen Studien aus den USA. Laut einer Umfrage des Pew Research Center haben nur 41 Prozent der 18- bis 29-Jährigen einen positiven Blick auf Israel. Bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 60 Prozent, bei 65+ gar 69 Prozent. Umgekehrt ist die Unterstützung der Palästinenser bei den Jungen erheblich größer. Vieles spricht dafür, dass der Trend in einer vernetzten Welt auch nach Europa schwappt.

Seit dem 7. Oktober häufen sich antisemitische Vorfälle an amerikanischen Elite-Unis wie Harvard. Vergangene Woche lud sogar der US-Kongress drei Uni-Direktoren vor. Ob der Aufruf zum „Völkermord an den Juden“ nicht gegen universitäre Richtlinien verstoße, fragte eine republikanische Abgeordnete. „Das hänge vom Kontext ab“, antwortete Harvard-Präsidentin Claudine Gay. Elizabeth McGill, Präsidentin der University of Pennsylvania, nahm den Hut, nachdem ihr vorgeworfen worden war, nicht genügend gegen Antisemitismus an der Hochschule zu unternehmen.

Die Sache wirkt paradox. Gerade die privat finanzierten Elite-Unis bemühen sich darum, Diskriminierungen abzustellen und Minderheiten einen Safe Space zu garantieren. „Für Jüdinnen und Juden gilt das aber nur dann, wenn sie ein antizionistisches Vorbekenntnis leisten“, urteilt Weidinger, der letztes Jahr an der Northwestern University in den USA forschte.

Weidinger illustriert die Stimmung mit einer Anekdote. Eine jüdische Studentin schrieb einen Artikel in der Unizeitung, in dem sie erklärte, sie empfinde den Slogan „From the river to the sea, Palestine will be free“ als verletzend und gewaltvoll. „Daraufhin haben Aktivisten den Artikel zigfach ausgeschnitten, daraus ein Transparent gebastelt, darüber genau diese Parole geschrieben und das am Campus aufgehängt.“

Die Parole wird auch von der Hamas verwendet und ist ein Code für die Vernichtung Israels.

Die übersteuerten Reaktionen auf die Themen Israel und Palästina belegen den großen Einfluss des Aktivismus auf Kultur und Wissenschaft. Ob nun für Israel oder für Gaza argumentiert wird: Auf beiden Seiten geht extremes Schwarzweißdenken einher mit ausgeprägter Dünnhäutigkeit, die persönliche Empfindungen über sachliche Analysen stellt.

Die Frage „Wie hast du’s mit Israel?“ spaltet Kulturschaffende und Forscher in unversöhnliche Lager. Über weitere Fälle, die Auskunft über die verfahrene und zugleich aufschlussreiche Kontroverse geben, lesen Sie im aktuellen Falter.

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Stadtnachrichten

Bild von Daniela Krenn
VON DANIELA KRENN

Im August berichteten wir im FALTER.morgen über ein Urteil mit vielen Fragezeichen.

Ein 41-Jähriger Mann bekam 15 Monate bedingte Haft wegen Verleumdung. Er hatte einem Polizisten vorgeworfen, ihn geschlagen zu haben. Das Gericht gab aber dem Polizisten Recht. Er gab an, dass der Mann während der Einvernahme zunehmend aggressiv geworden sei. Der Polizist habe befürchtet, dass er auf ihn losgehen würde, also habe er ihn nach unten gedrückt, um ihn am aufstehen zu hindern. Als der Mann ausweichen wollte, sei er mit dem Kopf auf eine „Tischkante“ geschlagen. Zu einem späteren Zeitpunkt sprach der Beamte von einer „Tischplatte“. Andere Polizisten der Wache gaben an, der 41-Jährige sei gegen einen Türstock gelaufen. Klar war auf jeden Fall: Der Mann verließ die Polizeiinspektion mit einem blutunterlaufenen Auge und Verletzungen im Nacken.

Weil die Aussagen des Polizisten widersprüchlich waren, legte Anwalt Helmut Graupner Berufung gegen das Urteil ein. Ein Gerichtssachverständiger hielt in seinem Gutachten fest, dass die Verletzungen zu einer Platte passen, jedoch nicht zu einer Kante.

Der 41-Jährige änderte seine Aussagen im Nachhinein auch. Er erzählte bei der ersten Einvernahme, der Polizist habe ihn mit der Faust in den Nacken geschlagen. Dem Gutachter sagte er, es sei ein Schlag mit der flachen Hand gewesen.

Für den Richter im Landesgericht Wien machten die abweichenden Aussagen des Polizisten „keinen Unterschied“. „Sie haben diese Geschichte erfunden“, sagte er in der Urteilsbegründung in Richtung des 41-Jährigen. In der gestrigen Berufungsverhandlung bestätigte das Oberlandesgericht das Urteil. Der Beamte habe sich aufgrund der Schnelle der Ereignisse in seiner ersten Aussage vertan, und deswegen von Kante statt Platte gesprochen.

Für den Anwalt ist es die Bestätigung des Urteils ein „Freibrief für Polizeigewalt“. Das Gericht hätte seinen Mandanten bereits im ersten Urteil freisprechen müssen, da die Version des Polizisten „widerlegt wurde“, so Graupner.


Falter-Arena

„Aus ethischer Perspektive ging uns der Arsch auf Grundeis“

Über die Verhältnismäßigkeit staatlicher Eingriffe während der Corona-Pandemie diskutieren Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober, der Filmemacher Kurt Langbein, die Medizinethikerin Alena Buyx und Kathrina Kropshofer (FALTER).

v.r.n.l.: Journalist Kurt Langbein, Medizinethikerin Alena Buyx, Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Falter-Redakteurin Katharina Kropshofer

Die WHO mag die Pandemie für beendet erklärt haben, aber das Thema Corona polarisiert nach wie vor (eine Mehrheit der Gesellschaft ist aber solidarisch, berichtet Medizinethikerin Alena Buyx in diesem Falter-Podcast). Wir merken das an den Mails, die wir bekommen, wenn wir über Covid schreiben. An den zahlreichen Fragen, die Sie im Vorfeld der Falter-Arena an die Redaktion geschickt haben (die meisten beantworten Florian Klenk, Katharina Kropshofer und Eva Konzett im Falter-Radio). Und an der Diskussion, die Journalist Kurt Langbein, Medizinethikerin Alena Buyx und Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag im Stadtsaal führten. 

Gestritten haben die drei vor allem über die Frage, wie notwendig die Lockdowns angesichts der Lage in den Spitälern war. Eine Zusammenfassung der Standpunkte:

Langbein: Die Infektionen in Spitälern mit multiresistenten Keimen haben nicht aufgehört, weil man dort die Maßnahmen verschärft hat. Sondern indem man die Leute dazu gebracht hat, sich an ganz einfache Hygieneregeln zu halten. So hätte das auch bei der Pandemie laufen können. Ist es aber nicht. Weil man offenbar von Beginn an davon ausgegangen ist, dass man mit dem Hammer die Infektionswelle in kurzer stoppen kann. Am Anfang waren die Leute weitgehend solidarisch mit den Maßnahmen, weil sie diesem Irrglauben aufgesessen sind. Ich bin auch solidarisch. Mit den vielen Tausend Menschen, die alleine im Krankenhaus sterben mussten und mit den Angehörigen, die ihre Liebsten nicht mehr verabschieden konnten. Das war eine völlig unsinnige Maßnahme, weil es Möglichkeiten zum Infektionsschutz gibt. Es ist auch nicht so, dass die Spitäler vor dem Kollaps gestanden sind. Das ist tatsachenwidrig. Man hat verabsäumt, die Kapazitäten in den Krankenhäusern umzuorganisieren. Welche Folgen das hat, sieht man in den Zahlen zur Übersterblichkeit. Da ist Österreich zum Beispiel schlechter dran als Schweden, ein Land, wo die Menschen die Chance hatten, ohne Maßnahmen und Freiheitsbeschränkungen zu leben. 

Buyx: Warum war das in Deutschland und Österreich so? Im Dezember 2020 wurde im Bundesland Sachsen sehr hart reagiert. Das war eine krasse Situation. Ein Schlaganfall- oder Herzinfarkt-Patient konnten nicht mehr behandelt werden, weil die Spitäler aus allen Nähten platzten. Ein Jahr später, wieder im Winter, war im gesamten Großraum München und Nürnberg kein Bett mehr frei. Deutschland hat zu dieser Zeit geschaut, wie man die Intensivpatienten über die Bundesländer verteilen kann. Sie haben völlig recht. Es war nie so, dass überall zeitgleich alles überlastet war. Aber wir hatten in Deutschland die Situation, dass wir Patienten herumfliegen mussten oder sie zum Teil ins Ausland verlegt haben. So etwas haben wir noch nie gehabt. Und in diesen Phasen ging uns aus ethischer Perspektive wirklich der Arsch auf Grundeis. Wenn jemand einen Autounfall hatte, hatte er innerhalb von 100 Kilometern kein Bett. Er musste mit dem Notarztwagen Gott weiß wohin gefahren werden. Und hoffen, dass er im Krankenhaus nicht allzu lange auf dem Flur stand. Diese Form der Überlastung hat alle betroffen, unabhängig davon, ob jemand Corona hatte oder nicht. 

Anschober: Lieber Kurt Langbein, bei aller Wertschätzung in vielen anderen Bereichen, aber ich war jede Woche auf den Intensivstationen. Ich habe teilweise selbst geschaut, wie wir zwischen den einzelnen Spitälern offenen Ressourcen verteilen können. Es hat auch bei uns Extremsituationen gegeben, wo wir Triagen hatten. Ich glaube, ich habe von Ihnen einmal den Satz gelesen, dass das die erste Pandemie war, bei der wir nicht zulasten der Schwächsten gehandelt haben. Das ist ein großer menschlicher Erfolg, dass die vulnerablen Menschen im Mittelpunkt standen, bei allen negativen Nebenerscheinungen, die es gab. Aber die Grundidee war, jeder Mensch, gleichgültig ob alt oder jung, ob gesund oder schwer vorerkrankt, hat das Recht, gesund durch diese Krise durchzukommen. Und in vielen Bereichen haben wir das zumindest am Beginn auch ganz gut geschafft. 

Die ganze Diskussion können Sie ab heute im Falter-Radio nachhören.


Lokaltipp

Amacord Alimentari

Das Amacord rief bei seiner Gründung im Jahr 1987 heftige Debatten in der Gemeinde der italophilen Cineasten hervor, weil Fellinis Ode an seine Heimatstadt Rimini halt AmaRcord hieß, mit „r“ in der Mitte.

Das erklärten die Amacord-Macher Erhard Auer und Dieta Eder nie ganz schlüssig, mit dem Effekt, dass sich jede neue Generation eilfertiger Cineasten in schwarzen Rollkragenpullovern echauffieren konnte.

Was nichts daran änderte, dass das Lokal zu einer unverzichtbaren Station der Schleifmühlgassen-Tour wurde (Freihaus, Trabant, Anzengruber, Amacord und Drechsler), eine Art Spät-Café und Weinbar, in der sich Boheme und Marktfahrer sehr viel homogener mischten, als es in der Innenstadt damals denkbar war.

Im Lauf der Jahre wurden aber auch Freihausviertel und Schleifmühlgasse hip, das Amacord versuchte sich in seinem ledergepolsterten Nebenraum als Gourmet-Restaurant, klappte nicht so, bis Dieta Eder im Sommer den Laden dichtmachte. Sehr schade. Doch seit zwei Wochen hat das Amacord wieder offen, heißt jetzt Amacord Alimentari, wird von Dietas Sohn David Azmann geführt, sperrt früh zu und sieht ein bisschen anders aus.

Die Bar wurde zu einer Art grell erleuchtetem Feinkostladen mit Regalen, in denen italienische Delikatessen und Weine wohnen, und einer Vitrine, in der Prosciutto, Mortadella, Salamis und Käse kühlen. Der Nebenraum erhielt einen neuen Anstrich, blieb sonst aber gleich.

Er versuche, das Amacord aus dem zermürbenden Nachtgeschäft rauszunehmen, erklärt Azmann und setzt daher auf einen Trend, den dieses Lokal vor Jahren eigentlich nach Wien brachte, nämlich den Aperitivo: ein Glas Afterwork-Wein mit ein bisschen Aufschnitt dazu.

Eh okay, nicht zuletzt, weil hier für neun Euro wirklich gute Ware auf den Teller kommt. Den einen oder anderen Teller Pasta gibt’s ebenfalls, dem Vernehmen nach von Davids Mutter zubereitet. Ob das als Konzept fürs neue Amacord schon reicht, ich weiß nicht. Denn die Konkurrenz rundher­um schläft nicht, beziehungsweise geht nicht früh schlafen.

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.

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© mumok, Foto: Julia Hürner

mumok Matinée: mdw meets mumok
Sonntag, 17. Dezember 2023

11 Uhr: Führung
12 Uhr: Konzert

Zur Einstimmung gibt es um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellungen. Studierende von Heinz-Peter Linshalm und Petra Stump-Linshalm geben im Anschluss um 12 Uhr im Museum ein Konzert. Die Besucher*innen sind eingeladen, diesem Dialog zwischen der Musik und den Werken in den Ausstellungsräumen zu folgen.

Buchen Sie gleich Ihre Tickets!


Frage des Tages

Was zeigt unser Satellitenbild?

@Geoland

Auflösung von gestern: Der Fiaker ist ein großer Mokka mit viel Zucker und einem Stamperl Sliwowitz oder Rum, Schlagobers und Cocktailkirsche, nicht etwa Zartbitterschokolade oder Orangenzeste.


Event des Tages

Bild von Gerhard Stöger
AUSGEWÄHLT VON GERHARD STÖGER

Theater

Die in Wien lebende deutsche Regisseurin und Autorin Bärbel Strehlau erzählt im semidokumentarischen Stück „Die Zeit verkehrt ­herum tragen“ von der Demenz-Erkrankung ihrer Mutter. Der zweistündige, respektvolle Abend findet eine wohltuende Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit. „Mein Gehirn hat einen eigenen Kopf“, sagt die kleine Mutti melancholisch-komisch. Überhaupt bringt sie immer wieder großartige Sätze hervor. (Sara Schausberger)

Kosmos Theater, 20.00


Musik

Die Mitglieder von Culk mögen zwar in den 1990ern geboren sein, die künstlerischen Wurzeln des Wiener Quartetts um die Kunststudentin Sophie Löw liegen aber in der Ära des Postpunk. Nachdem die Sängerin zuletzt mit ihrem Soloprojekt Sophia Blenda groß aufzeigte, tritt sie nun wieder mit ihrer Band auf. Zu getragenem, atmosphärisch dichtem Neo-Postpunk deklamiert Löw auf dem neuen Album „Generation Maximum“ kluge und poetische Texte. Das Vorprogramm zum Präsentationskonzert übernimmt Paul Plut. (Sebastian Fasthuber)

Arena, Kleine Halle, 20.00


Buchtipp

Regeln von Lorraine Daston

Lorraine Daston ist so etwas wie die Grande Dame der Wissenschaftsgeschichte. Die US-Amerikanerin besticht durch ihre Fähigkeit, Jahrhunderte umfassende Entwicklungen sichtbar zu machen. „Objektivität“ heißt ihr bekanntestes Buch. Nun hat sie „Regeln. Eine kurze Geschichte“ vorgelegt. Kurz? Die über 400 Seiten sind zumindest kurzweilig, pointiert und mit intellektuellen Schmankerln garniert. Daston fasst ihren Regelbegriff bewusst weit: Sie inkludiert alle Arten von Vorschriften, Normen und Gesetzen in einem großen historischen Bogen von Platon bis zur Corona-Pandemie. Also: Klosterregeln, Handwerkerwissen, Verkehrsregeln, Naturgesetze, Algorithmen, Rechtsprechung, Naturrecht.

Ist das nicht allzu beliebig? Nein, denn Daston verweist auf einen gemeinsamen Kern dieser Regelmanie: die Mühen der Menschen, die widerspenstige Wirklichkeit in den Griff zu bekommen. Denn jedes Regelwerk muss mit Ausnahmen und Unvorhergesehenem zurechtkommen. Und dann müssen die Vorschriften ja auch noch ausgelegt, angepasst und erneuert werden. Da keine Regel alle möglichen Einzelfälle abdecken kann, stellt sich stets die Frage nach individuellem Ermessen, Toleranz, Erfahrungswissen und Feingefühl, über das Äbte, Richter, Ärzte, Politiker und auch Mathematiker verfügen sollten. Denn selbst im Reich der Zahlen und Formeln lauert hinter mancher Gleichung begriffliche Unschärfe. So öffnet sich der Blick auf die unvermeidlichen Aushandlungen, Konflikte und Notlagen: Etwa: Wann darf sich der Herrscher über das Gesetz stellen? ... (Oliver Hochadel)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

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Reparieren statt Wegwerfen – die nachhaltige Alternative!

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Fassadenleser #141

Bild von Klaus-Jürgen Bauer
VON KLAUS-JÜRGEN BAUER

Die runden Ecken

Es gab Phasen, in denen der Wiener Wohnbau Weltgeltung hatte: etwa im Klassizismus, im Wiener Jugendstil, natürlich im Roten Wien. Gründerzeit und Historismus waren durchaus auf der Höhe ihrer Zeit, auch die Vor- und Nachkriegsmoderne konnten auf beachtenswerte Leistungen verweisen. Das allerdings kann man über die allermeisten großvolumigen Wohnbau-Hervorbringungen der letzten Jahre – was deren gestalterische Qualitäten betrifft – vielleicht nicht mit ruhigem Gewissen behaupten.

Eine wohltuende Ausnahme haben wir in der Aspangstrasse gefunden (@Klaus-Jürgen Bauer)

Eine wohltuende Ausnahme stellt die Wohnhausanlage Eurogate in der Aspangstrasse von Adolf Krischanitz aus dem Jahr 2012 dar. Es gibt hier zwei parallele Baukörper, welche die Bereiche klar in eine Straßenseite und eine Hofseite teilen. Der architektonische Ausdruck einer städtischen Fassade ist eben prinzipiell anderes als ein privater Hofbereich. Bauen bedeutet hier: Adressbildung mit den Mitteln der Architektur und mithilfe der Formensprache der Moderne. Die städtische Fassade hat als eine Art individueller Bekleidung eine elegante Bänderung und zusätzlich wurden die Gebäudeecken abgerundet. Mehr brauchte es nicht.

Zwischen den Blöcken liegt ein als sanfter Hügel angelegter und von Landschaftsarchitektin Anna Detzlhofer gestalteter Wohnhof. Zu diesem Hof hin – und eben nur dorthin und nicht in den öffentlichen Stadtraum– sind die Balkone und Loggien ausgerichtet. 


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