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Gemüse-Selbstversorgung in der Stadt: Julia Kospach weiß, wie's geht >> Ex-Familienministerin Sophie Karmasin ist nach mehr als drei Wochen U-Haft wieder frei >> Warum in den Kindergärten heute gestreikt wird >> Vogel der Woche: Star with Stripes

Wetterkritik: Schon wieder Wüstenwind – eine Südströmung bringt uns erneut Saharastaub, und das heißt: Kein blitzblauer, sondern eher beige-trüber Sonnenschein, aber trotzdem sehr warm bei bis zu 23 Grad.


Gute Morgen!

Dass ich mich beim Schreiben plage, kommt gar nicht so selten vor – meistens liegt es schlicht an einer temporären Hirnblockade, die erst gelöst werden muss; heute hat es andere Gründe: Einen Zustand, den ich nicht anders beschreiben kann als mit dem medizinisch inkorrekten Ausdruck „Fingermuskelkater“. Den habe ich mir beim Roden von Efeu geholt, das sich über alle Maßen und unter einige Holzschalungen am Haus ausgebreitet hatte. Aber ich schweife ab.

Was ich eigentlich sagen wollte: Willkommen in der Gartensaison! Erde unter den Fingernägeln, dornenzerkratzte Unterarme, dreckige Hosenknie, Bandscheibenvorfallsrisiko und Wadenkrampfgefahr, aber es ist einfach schön. Und man braucht dafür mittlerweile gar nicht mehr auf’s Land ziehen – all das geht in der Stadt auch: Sei es (so vorhanden) am Balkon oder auf der Terrasse, sei es bei einem der vielen Gemeinschaftsgärten und Urban-Gardening-Projekte (hier ein interaktiver Stadtplan mit Projekten), die es inzwischen gibt, etwa jenem vom Wiener Hafen.

Und angesichts der aktuellen Krisen-Überschneidung (Klima hier, Inflation da) haben Sie sich ja vielleicht auch schon überlegt, ein bisschen auf Selbstversorgung zu setzen. Gut, der eigene Erdäpfelacker wird sich nicht ausgehen. Aber anderes Gemüse lässt sich auch im dichtverbauten Wien auf vielerlei Arten selbst herstellen. FALTER-Gartenspezialistin Julia Kospach weiß jedenfalls, was Sie dazu brauchen. Ihr Bücher – etwa Glück im Grünen oder Der grüne Daumen – gibt’s unter faltershop.at; den prächtigen Band Gärtnern mit Paradeisern können Sie hier bestellen.

Außerdem erzählt Ihnen meine Kollegin Soraya Pechtl, warum heute die Elementarpädadoginnen und -pädagogen streiken, und FALTER-Vogelwart Klaus Nüchtern hat es endlich geschafft, den flinken Sperber für ein Foto zu gewinnen.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Martin Staudinger

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„Ende März ist ein guter Einstiegszeitpunkt“

Radieschen sofort, Tomaten ein bisschen später – FALTER-Gartenspezialistin Julia Kospach beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Gemüse-Selbstversorgung in der Stadt.

Ich wohne in der Stadt und möchte heuer noch mein eigenes Gemüse ziehen: Bis wann kann ich damit beginnen?

Ende März ist ein guter Einstiegszeitpunkt. Städte sind Wärmespeicher. Im Durchschnitt ist es wärmer als am Land, und vor Spätfrösten muss man sich weniger fürchten. Also nichts wie los! Wer’s gemütlicher angehen will, kann aber auch noch ein paar Wochen zuwarten.

Wo kann ich Gemüse anbauen?

Egal ob Balkon, Terrasse, Fensterbrett oder Innenhof: Gemüse braucht Sonne, zumindest ein paar Stunden am Tag. Am Nordbalkon wird’s schwierig. Am reinen Südbalkon leiden Blattgemüse schnell unter der Hitze und man kommt mit dem Gießen nicht nach, dafür freuen sich Sonnenanbeter wie Tomaten und Chilis. Sprich: Die Licht-Schatten-Verhältnisse zu beachten ist wichtig. Weil die Nutzlast auf Balkonen und Dachterrassen oft ein Thema ist, kann man große, schwere Töpfe auch durch viel leichtere – und sehr schicke! – Pflanzsäcke ersetzen (gut sind z.B. die der Marke Haxnicks). Für städtische Selbsternteparzellen und Urban Gardening-Beete muss man schon Glück haben, jetzt im März noch ein Restplätzchen zu ergattern. Besser ist es, sich bereits im Herbst fürs darauffolgende Jahr schlau zu machen.

Das wird schon noch: Urban-Gardening-Projekt vom Hafen Wien (Link siehe Einleitung oben) © Hafen Wien

Und an Ausstattung?

Basisausstattung für urbanes Gartel-Gerät: Handschaufel, kleine Gartenkralle, gute Gartenschere (z.B. Felco), Spagat und in die Töpfe gesteckte, am besten mit Bleistift beschriftete Pflanzschilder – letzteres, damit man nicht vergisst, was man wo eingesetzt hat.

Welches Gemüse eignet sich für den Eigenbedarf und wann pflanze ich es an?

Blattgemüse wie Pflücksalate, Rucola oder Kresse wachsen schnell und lassen sich alle paar Wochen nachsäen. Platzsparend via Rankgerüste in die Höhe garteln kann man mit kleinfrüchtigeren Balkonsorten von Zucchini und Snackgurken, natürlich auch mit Stangenbohnen. Die Pflanzsaison beginnt jetzt mit Radieschen, die oft nicht länger als vier, fünf Wochen von der Aussaat bis zur Ernte brauchen. Kräuter aller Art sind bestens geeignet. Bei Tomaten, Paprika und Chili ist jetzt noch keine Eile. Wenn man die Jungpflanzen Anfang Mai kauft und in ihren Töpfen ins Freie stellt, ist das früh genug. Bei Chilis sind Balkongärtnerinnen und -gärtner ganz vorne mit dabei: Chilis lieben das kuschlige Gedränge in Töpfen. Auch bei Tomaten gibt es jede Menge guter Topfsorten. 

Das ist schon was: Urban Gardening auf dem Archivbild © MA 49/Lammerhuber

Was mache ich im Herbst, wenn alle meine Kürbisse/Zucchini etc. gleichzeitig reif werden – und die meiner Nachbarn und Freunde auch?

Glücklich die, die dieses Problem haben! Zumeist lässt sich die Ernteflut in urbanen Balkon- und Terrassengärten aber gut bewältigen. Bei guter Sortenwahl (früh-, mittel- & spätreifende Sorten) verteilt sie sich außerdem auf mehrere Monate. Sollte einen der Erntereichtum trotzdem überrollen, gilt: Freuen, Aufessen, Verschenken, Einkochen!

Wohin wende ich mich am besten für einschlägige Informationen?

Eine erstklassige Fundgrube für alles Wissenswerte rund ums Garteln in Töpfen ist Andrea Heistingers „Handbuch Bio-Balkongarten: Gemüse, Obst und Kräuter auf kleiner Fläche ernten“ , das sie in bewährter Zusammenarbeit mit der „Arche Noah“ herausgebracht hat. Eine Top-Anlaufstelle für einschlägige Informationen ist natürlich die „Arche Noah“ selbst. Der gemeinnützige Verein für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt bespielt nicht nur eine Vielzahl von Märkten, wo man sich mit Jungpflanzen von Gemüsen, Kräutern, Beeren und Obst aller Art eindecken kann, er veranstaltet auch zahlreiche Kurse, Lehrgänge und Seminare – von Samengärtnerei über Klimagärtnern bis zu Gärtnern im Topf. Ein exzellentes Urban Gardening-Kursprogramm – vor allem auch für Kinder – bietet, mitten in der Wiener Innenstadt, die „ City Farm Augarten“. Im Mai finden dort die nächsten Gemüsejungpflanzenmärkte statt: Sie sind Pflichttermine für Gemüseraritäten-Jägerinnen und -Jäger!

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"Wir sind hier, weil wir gerade mit wenig durchkommen müssen."

Anton ist gemeinsam mit seiner Großmutter nach Österreich geflohen, seine Eltern sind noch in der Ukraine.

Immer mehr schutzsuchende Menschen kommen zurzeit ins neunerhaus Café.

Wir sind an der Grenze unserer Kapazitäten: Die Menschen warten in immer länger werdenden Schlangen auf ihr Mittagessen.

Unser Team versorgt zurzeit fast doppelt so viele Gäste wie im Normalbetrieb. Bitte unterstützen Sie uns.

Vor Gericht

Sie darf gehen, der Tatverdacht bleibt

Die ehemalige Familienministerin Sophie Karmasin ist wieder auf freiem Fuß.

Nach dreieinhalb Wochen Untersuchungshaft wurde die ehemalige Familienministerin Sophie Karmasin gestern nachmittag auf freien Fuß gesetzt. Das Oberlandesgericht Wien (OLG) gab damit einer Haftbeschwerde ihrer Anwälte Norbert Wess und Philipp Wolm statt.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen Karmasin in der ÖVP-Inseratenaffäre unter anderem wegen Untreue und Bestechlichkeit, sowie wegen Geldwäscherei und schweren Betrugs. 

Die Enthaftung der früheren Politikerin ändert freilich nichts daran, dass gegen sie dringender Tatverdacht besteht – dieser stütze sich „auf die überaus detaillierten und nachvollziehbaren Ausführungen der WKStA“, hält das OLG ausdrücklich fest.

Allerdings sei der Grund für die U-Haft – Tatbegehungsgefahr – nicht mehr aufrecht zu erhalten: Man könne davon ausgehen, dass Karmasin „unter dem Eindruck des verspürten Haftübels sowie des gegen sie geführten Strafverfahrens keine weiteren Straftaten begehen wird“, so das OLG in seiner Begründung abschließend.

Stadtnachrichten

Ihren Spritzwein (oder ihr Soda) können Sie ab Freitag wieder in der Buschenschank ihrer Wahl zu sich nehmen. Und zwar täglich. Denn heuer ist die Ausschank von 1. April bis Oktober durchgehend und – nicht wie im Buschenschankgesetz vorgesehen – auf das Wochenende beschränkt. 

Die Ausnahmeregelung begründet die Stadtregierung wie schon in den beiden Vorjahren mit der schwierigen finanziellen Lage durch die Corona-Pandemie.


Mit einer Protestaktion in der Wiener Innenstadt haben Aktivistinnen und Aktivisten von „Letzte Generation Österreich“ vergangenes Wochenende auf die Verschwendung von Nahrungsmitteln hingewiesen: Sie holten abgelaufenes und/oder entsorgtes, aber immer noch einwandfrei genießbares Essen aus den Müllcontainern von Handelsketten und verteilten es auf einer Art Gratis-Marktstand.

Einwandfrei genießbar, aber entsorgt: Lebensmittel aus den Müllcontainern von Handelsketten © Letzte Generation Österreich

„Warum? Weil Millionen Menschen vor einer Hungerkrise stehen. Klimabedingte Ernteausfälle und der Krieg in der Ukraine haben die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel explodieren lassen“, so die Gruppe auf Twitter. „Trotzdem werden in Österreich jeden Tag tonnenweise essbare Lebensmittel weggeworfen! Um unsere Böden zu retten fordern wir: Stopp der Vernichtung genießbarer Lebensmittel, um die gegenwärtige landwirtschaftliche Überproduktion überflüssig werden zu lassen und in Folge dessen, unsere wertvollen Ackerböden nachhaltig bewirtschaften zu können.“


Einen „Markt auf Probe“ bekommt demnächst der Bezirk Penzing: Ab 7. April bieten in der Goldschlagstraße 167-176 jeden Donnerstag bis zu 14 Produzentinnen, Marktfahrerer und Handelsunternehmen ein reichhaltiges Sortiment von Obst und Gemüse über Fleisch, Wurst und Käse bis hin zu vegetarischen, veganen und orientalischen Spezialitäten an. Dazu gibt's Produkte von in Penzing ansässigen Unternehmen wie der „Flotten Biene“ oder der „Genussgreisslerei“. Die Aktion ist zunächst bis 12. Mai befristet – findet der Markt entsprechendes Interesse, soll er danach zur Dauereinrichtung werden. Öffnungszeiten: 12 - 19 Uhr.

Falter Radio

Scheuba fragt nach… bei Andreas Babler

Florian Scheuba präsentiert in der aktuellen Folge verblüffende Dokumente der polizeilichen Ermittlungen in der Schmid-Chat-Affäre, und der Ahnungslosigkeit des Ex-Kanzlers über den von ihm unterzeichneten Sideletter. Mit dem SPÖ-Rebellen Andreas Babler spricht Scheuba über funktionierende Flüchtlingshilfe und nicht funktionierende Spitzenkandidaten.

Stadtgeschichten
Bild von Soraya Pechtl
VON SORAYA PECHTL

Hort des Aufstands

Heute streiken Elementarpädagoginnen und Pädagogen in Wien. Die privaten Kindergärten und Horten bleiben deshalb geschlossen. Die Hintergründe des Protests:  

Was passiert heute?

Die Gewerkschaft GPA, die Trägerorganisationen Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI-Kinder in Wien, der St. Nikolausstiftung und die Betriebsräte haben für heute 10 Uhr zu einer Kundgebung im Votivpark geladen (vergangene Woche protestierten die öffentlichen Kindergärten, wir haben berichtet). Gegen 12 Uhr startet ein Demozug zum Heldenplatz. 

Wegen der „Betriebsversammlung”, wie die Organisatoren den Streik nennen, bleiben die privaten Kindergärten und Horte heute von 6 bis 15 Uhr in Wien geschlossen. 

Warum streiken die Pädagoginnen?

Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr finanzielle Mittel für die elementaren Bildungseinrichtungen. Hintergrund der Proteste sind die laufenden Bund-Länder-Verhandlungen zu den ​​Finanzierungsvereinbarungen laut §15a: Der Streik soll den Druck auf die Bundesregierung und die Stadt erhöhen, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. 

Bereits im Oktober hielten die Träger und die Gewerkschaft eine Betriebsversammlung ab – 5.000 Mitarbeiter von privaten Betreuungseinrichtungen gingen damals unter dem Motto „Es reicht!“ auf die Straße. Allerdings ohne Erfolg. Deshalb wird der Streik heute fortgesetzt. 

Kundgebung des städtischen Kindergarten-Personals im Oktober 2021 © APA/GEORG HOCHMUTH

Wie lauten die konkreten Forderungen?

  • Kleinere Kindergartengruppen

  • Mehr Zeit für pädagogische Arbeit

  • Verbesserung des Betreuungsschlüssels

  • Mehr Budget für elementare Bildung, konkret 1 Prozent vom BIP und eine Ausbildungsoffensive

  • Gleiche Löhne und Rahmenbedingungen in allen Bundesländern

Kurz gesagt: Mehr Geld und mehr Zeit für die individuelle Betreuung. 

Was macht die Politik?

Die Wiener SPÖ und NEOS haben gestern angekündigt, im morgigen Gemeinderat 14,8 Millionen Euro Corona-Förderung für private Kindergärten zur Verfügung zu stellen. Ab September werden die Assistenzstunden verdoppelt.

Auch der zuständige Bildungsminister Martin Polascheck (ÖVP) hat sich in einer Aussendung im Jänner für mehr Geld im Bereich der Elementarbildung ausgesprochen. Nur: „Passiert ist bislang aber noch nichts. Die Regierung muss jetzt handeln”, sagt Martin Panholzer von der Gewerkschaft für Privatangestellte

Wie geht’s nach dem Streik weiter?

Bestenfalls mit besseren Arbeitsbedingungen für die Pädagogen. Im schlechtesten Fall mit weiteren Streiks: „Wenn heute nichts weitergeht, werden wir wieder streiken”, sagt Panholzer. 

Frage des Tages

Wann wurde zum erste Mal in der Geschichte ein Elefant nach Wien gebracht?

1) 211 v. Chr. während der Punischen Kriege als Beute einer Schlacht gegen Hannibal

2) 1522 als Geschenk des späteren spanischen Königs Philipp II.

3) 1734 als Attraktion eines ungarischen Wanderzirkus'

Auflösung von gestern: Die SPÖ-Bundesgeschäftsstelle und die Wiener Landespartei zogen 1945 (nicht 1938 oder 1955) in das Gebäude in der Löwelstraße 18 ein. Quelle: SPÖ

Event des Tages
Bild von Lisa Kiss
AUSGEWÄHLT VON LISA KISS

Literatur

Die junge Literaturszene präsentiert sich höchst rege, an allen möglichen Orten finden regelmäßig selbstorganisierte Lesungen statt. So ist vor einigen Jahren die Reihe Blumenmontag (jeden letzten Montag im Café Stadtbahn) entstanden. Einmal jährlich präsentiert der Blumenmontag einen Querschnitt der heimischen Lyrikproduktion. In der Roten Bar im Volkstheater lesen Timo Brandt, Hannah Bründl, Marko Dinić, Verena Dürr, Katharina Ferner, Cornelia Hülmbauer, Jörg Piringer, Angelika Stallhofer und viele andere. (Sebastian Fasthuber)

Volkstheater, Rote Bar, 20.00

Kinderbuch

Nikolaus Heidelbach: Marina

Das kleine Mädchen auf dem Cover steht am Strand und trägt eine Schwimmweste. Diese ist zwar nicht orange, trotzdem lautet die Assoziation: Flucht. „Marina“ heißt das Buch von Nikolaus Heidelbach, und so nennen die beiden Brüder auch das Mädchen, das sie am Strand aufgegabelt haben. Es trägt einen hohen Dutt, isst gerne Fisch und schweigt. Marina versteht die Sprache ihrer neuen Umgebung und Familie nicht.

Als sie auf dem Spielplatz beleidigt wird, versteht Marina das aber sehr wohl. Kurz darauf beginnt sie zu sprechen und erzählt von ihrer Mama, der Meerkönigin, ihrem Papa, dem Meerkönig, und ihren Schwestern, von Unterwasser-Shoppingmalls und Autos mit Flossen. Heidelbach nimmt das Mädchen ernst und illustriert ihre magische Unterwasserwelt – im Gegensatz zu dem größeren Bruder, der denkt, dass Marina lügt. Das Ende der Geschichte soll nicht verraten werden, hingegen schon, dass es genug Raum zum Nachdenken über schwierige Themen schafft. (Kirstin Breitenfellner) 

Mehr über das Buch unter faltershop.at

Vogel der Woche

Star with Stripes:

Der Sperber

Vielleicht kann sich mancher Leser und manche Leserin noch an „CSI Hinterhof“ erinnern. Ich hatte im Jänner in den Folgen, die eigentlich dem Zwergtaucher und dem Gimpel gewidmet waren, von dem Mordfall in meinem Hof erzählt, bei dem das Opfer eine Taube und der Täter ein Sperber war – den vorzustellen ich versprach, „sobald es mir gelungen ist, ein brauchbares Foto zu schießen“.

Meister halsbrecherisch anmutender Flugmanöver: Der Sperber © FALTER/Nüchtern

An dieser Stelle ist vielleicht ein kurzer Exkurs zum Thema Birdwatching mit der Kamera angebracht. Ich halte mich zwar für keinen besonders talentierten Vogelfotografen – wobei: Schwanzmeise kann ich mittlerweile ganz gut –, aber die Kamera ist nun einmal ein unerlässliches Tool für diese Kolumne, da der Vogel der Woche mit einem authentischen Sichtungsbeleg vorgestellt wird. Darüber hinaus gelingt mir die Identifizierung des graubraunen Flecks im Gebüsch mitunter auch erst in der entsprechenden Vergrößerung auf dem Computermonitor. Der FaVoWa schnürt übrigens nicht mit unterarmlangen Teleskopen durch Wiesen, Röhricht, Wald und Flur, sondern verwendet eine Bridgekamera mit einem 1.0-Bildsensor und 25fachem Zoom. Die Sony RX10 III (falls es jemanden interessiert – Geld krieg ich für das Product Placement leider keines) wiegt gut ein Kilo und ist schon ein anständiges Trumm, aber sie passt in jeden Rucksack und man kann sie sich um den Hals hängen, ohne sofort ein Zervikalsyndrom zu erleiden.

Ohne Kamera gehe ich jedenfalls nicht in die Landschaft. Die zählte zuletzt zum Marchfeld, da ich der von mir initiierten Neigungsgruppe Stadtwanderweg, in der ich den Altersschnitt ganz zart zu senken vermag – was mir ansonsten nur noch bei Besuchen von Bundesgartenschauen und Bob-Dylan-Konzerten gelingt –, vorgeschlagen hatte, beim Schloss Marchegg nach den Störchen zu sehen, die denn auch wie bestellt in ihren Horsten hockten.

Fotomäßig stellt der Weißstorch keine große Herausforderung dar, und wir haben ihn an dieser Stelle ja bereits abgehakt. Greifvögel sind da schon ein bisschen schwieriger, zumal, wenn sie nicht geduldig auf ihren Warten posieren, sondern in großer Höhe im Äther kreisen. Während sich Ossi, Alf und Stoffl auf dem dem nicht ganz unlangen und architektonisch zutiefst deprimierenden Weg vom Bahnhof zum Schloss Marchegg über den filmusikalischen Einsatz von Beethoven-Streichquartetten bei Jean-Luc Godard unterhielten, gewahrte ich im Blau eines strahlenden Frühfrühlingstages einen Greif, der deutlich kleiner war als ein Bussard und etwas größer und weniger schlank als ein Turmfalke.

Die Flugsilhouette eines Sperbers ist von den breiten Flügeln und dem relativ langen Stoß bestimmt, die ihn zu einem extrem wendigen Angreifer machen. Wer die schöne, Rekordeinschaltungen erzielende „Universum“–Doku „Gefiederte Nachbarn“ von Mario Kreuzer und Leander Kihl gesehen hat, wird sich an die packenden Close-Up-Einstellungen der halsbrecherisch anmutenden Flugmanöver des Sperbers vielleicht noch erinnern.

Mein Sperber-Foto ist – herangezoomt und aufgeblasen – von der Auflösung her zwar grottig, aber dennoch brauchbar, denn das hervorstechende Merkmal des Sperbers, die quergebänderte Zeichnung des Gefieders, kommt doch sehr gut zur Geltung. Dieses findet sich auch bei anderen Vogelarten, vor allem bei Hühnern, aber weil der Sperber offenbar das Copyright drauf hat, wird sie Sperberung genannt.

Jetzt schnell noch ein paar Funfacts zum Abschluss: Beim Sperber sind die Weibchen – so wie beim Habicht – deutlich größer als die Männchen (die beim Sperber allerdings „Sprinz“  und nicht, wie bei anderen Taggreifern, „Terzel“ heißen). Der Name selbst leitet sich vom mittelhochdeutschen sperbaere ab, eine Kombination aus den Worten für Sperling und Adler (Aar). Der Sperber ist also ein kleiner Adler beziehungsweise – im Englischen, morphologisch noch triftiger – ein kleiner Habicht: Sparrowhawk.


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