Gegen Ende des Jahres neige ich zum Optimismus, weil schlechte Laune unterm Christbaum führt zum Magengeschwür. Deshalb setze ich nun fort, was wir in der letzten und dicksten FALTER-Ausgabe dieses Jahres begonnen haben: Meine Kollegin Katharina Kropshofer und ich schrieben auf, was uns 2023 jubeln ließ. Wir haben für die umweltpolitische Jahresbilanz nicht nur die Archivmeldungen von 2023 durchforstet, sondern auch Expert:innen aus der Umwelt-, Klima- und Energieszene um ihre Einschätzungen gebeten. An dieser Stelle ein Shoutout ans Umweltbundesamt, die Umweltorganisationen Global 2000, Greenpeace, WWF und Umweltdachverband sowie an den Dachverband Erneuerbare Energie Österreich, die uns dankenswerterweise ebenso ausführlich wie kompetent geantwortet haben. Weil in der Print-Ausgabe nicht alles Platz hatte, will ich hier zehn weitere Highlights aus diesem Jahr aufzählen, um Ihre Laune rechtzeitig vor den Feiertagen zu heben: 1. Die Klimabilanz in Österreich entwickelt sich endlich in die richtige Richtung. Laut der neuesten Berechnung des Umweltbundesamts (sie betrifft das Jahr 2022) sank die Menge an klimaschädlichen Gasen um 6,4 Prozent. 2. Die Zahl an Flussdelfinen nahm in den vergangenen Jahren rasant ab. Seit heuer gibt es aber ein neues internationales Abkommen, das diese Tiere schützt. 3. Die EU will die sich auftürmende Mikroplastik-Welle brechen. Sie hat nicht nur den Verkauf von Mikroplastik verboten, sondern auch jenen von Produkten, denen Mikroplastik absichtlich zugesetzt wurde. Auch Österreich will gegen Mikroplastik vorgehen und hat dazu einen Aktionsplan ausgearbeitet. Wissenschafter:innen haben derweil Pilze und Bakterien entdeckt, die Plastik fressen können. 4. Die Ecuadorianer:innen stimmten in einem Referendum für den Stopp der Ölförderung im Yasuní-Nationalpark, die Schweizer:innen für ein strenges Klimaschutzgesetz. Hierzulande hat sich die neue rotschwarze Koalition in Kärnten der Nachhaltigkeit verschrieben und will die Energiewende vorantreiben. Im Spätsommer ging Kärntens erster Windpark in Betrieb. 5. Streuobstwiesen gelten als Hotspots der Biodiversität. Die Österreichische Unesco-Kommission hat vor wenigen Tagen den Streuobst-Anbau ins nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. 6. Die Population der wild lebenden Tiger in Bhutan stieg zwischen 2015 und 2022 von 103 auf 131 Individuen. Die Sumatra-Nashörner – von denen es geschätzt nur noch 80 weltweit gibt – haben heuer zwei Mal Nachwuchs bekommen. Und die Population des westafrikanischen Löwen, der vom Aussterben bedroht ist, wächst im Senegal. Heuer kamen drei Junge zur Welt. 7. Die EU hat eine neue Ökodesign-Verordnung auf den Weg gebracht. Sie verbietet die Vernichtung von Gewand und Schuhen, die nicht verkauft wurden. Nachhaltige Produkte, die bislang die Ausnahme waren, sollen durch diese Verordnung zur Regel werden. Die Waren sollen unter anderem umweltfreundlicher hergestellt werden, länger halten, wiederverwendbar und reparabel sein. Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. 8. Auch in Österreich gibt es starke Initiativen für die Kreislaufwirtschaft. Seit etwa einem Jahr liegt die Kreislaufwirtschaftsstrategie vor. Der Reparaturbonus, mit dem Sie sich die Hälfte der Reparatur Ihrer Elektrogeräte sparen können, wurde erneut aufgelegt und sicherer gegen Betrug gemacht. In der Hauptstadt gibt's außerdem zum wiederholten Mal den Wiener Reparaturbon, "um die Reparatur von Gegenständen gegenüber dem Neukauf finanziell attraktiver zu gestalten". Ich habe ihn diese Woche fürs Radlservice eingelöst und mir rund 60 Euro gespart. Sehr lässig. 9. Europas letzter Wildfluss – die Vjosa in Albanien – steht seit heuer unter strengem Schutz. Die Pläne, den Fluss zu verbauen, waren bereits weit gediehen. Im Frühjahr sagte Albaniens Premierminister Edi Rama schließlich alle Damm-Bauprojekte ab und erhob die Vjosa samt ihrer Zuflüsse zum ersten Wildfluss-Nationalpark. 10. Der Attenborough-Langschnabeligel ist doch nicht ausgestorben. Der Ohrlose Graslanddrache auch nicht. Und sechs Arten aus der Pflanzengattung Nasa auch nicht. Nachdem sie mehrere Jahrzehnte als verschollen oder ausgestorben gegolten hatten, wurden alle Arten heuer wiederentdeckt. O Jubel, o Freud. Glückselige Zeit! Kommen Sie gut in die Feiertage! |
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| Ihr Benedikt Narodoslawsky |
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Bilanz und Ausblick | Falls Sie eher der Melancholie frönen: Wir haben im aktuellen FALTER auch niedergeschrieben, was uns in diesem Jahr deprimierte. Keine Angst, war eh genug. Und der Ausblick auf 2024 ist – bedingt durch den europaweiten Rechtsruck und die kommenden Richtungsentscheidungen bei wichtigen Wahlen – auch eher mau. Sollten Sie jetzt wieder Balsam für die Seele brauchen: Die Deutsche Welle präsentiert Ihnen hier fünf positive Klimatrends. Und die Plattform Future Crunch hat 66 gute Nachrichten aus diesem Jahr gesammelt, die auch über den Klima- und Umweltschutz hinausgehen. |
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Sachen zum Lachen | Ein Känguru, das Luftgitarre spielt, ein Grünfink, der seinen Eltern zeigt, wo's langgeht und ein Bartkauz, der kaum verhehlen kann, wie sehr ihn Paparazzi nerven: Den umweltpolitischen Jahresrückblick und den Ausblick auf 2024 in der aktuellen FALTER-Ausgabe haben wir mit den Siegerfotos des diesjährigen "Comedy Wildlife Photo"-Wettbewerbs illustriert. Diesen hatte Natur-Fotograf Paul Joynson-Hicks gegründet, nachdem er einmal seine eigenen Bilder durchsah und bei den kuriosen Tierfotos laut auflachen musste. Er erkannte, dass die Fotos nicht nur unterhaltsam waren, "sondern auch ein Mittel, um die Menschen für die Bedrohungen zu sensibilisieren, denen eben diese Tiere ausgesetzt sind". Ich kann dem sehr viel abgewinnen. Witze bringen Kompliziertes auf den Punkt, sie machen selbst Schweres leicht. Als Witzeliebhaber habe ich mich lange Zeit darüber geärgert, dass die Humorist:innen die ökologischen, lebensbedrohenden Krisen ignorieren – und damit eine gesellschaftspolitische Vermittlungsaufgabe auslassen. Das hat sich in den vergangenen Jahren zum Glück geändert. Die für mich beste Satireseite des Landes – die Tagespresse – beschäftigt sich etwa immer wieder mit der Klimakrise, wie schon das Cover des neuen Tagespresse-Buches zeigt. Die Comedy-Truppe Science Busters leistet im Kabarett hervorragende Aufklärungsarbeit, hat vor drei Jahren auch dieses feine Buch herausgebracht und sich heuer mit den Aktivist:innen der Letzten Generation solidarisiert. Und der diesjährige Kaktus-Cartoon-Award hat die besten Bilder internationaler Cartoonist:innen zusammengetragen, die sich mit der Klimakrise beschäftigen. Wenn Sie sich die vier Sieger-Cartoons ansehen, werden Sie bemerken, welche Deutungsmacht Humorist:innen entfalten können. Die Ausstellung des Kaktus-Cartoon-Awards tourt übrigens gerade durch den deutschsprachigen Raum, bis zum Ende des Jahres ist sie noch im Museum Arbeitswelt in Steyr zu sehen. |
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Hilfe für die Vögel | Witz und pointierte Zeichnungen finden Sie außerdem wöchentlich in der FALTER-Tierkolumne, die unser legendärer Tierexperte Peter Iwaniewicz gemeinsam mit seinem kongenialen Illustrator Georg Feierfeil bespielt. In der aktuellen Ausgabe geht Iwaniewicz der Frage nach, ob man Vögeln wirklich einen Gefallen tut, wenn man sie im Winter füttert. Iwaniewiczs Urteil: Es ist kompliziert. Denn die Fütterung hat auch Schattenseiten. Aber was soll man stattdessen tun? "Vögel benötigen eher mehr Wohn- und Nistmöglichkeiten als Meisenknödel", schreibt Iwaniewicz. Falls Sie gerade nicht in der Stimmung für Vogelhausbasteleien sind und nun nach einer weiteren sinnvollen Möglichkeit suchen, unseren gefiederten Freunden zu helfen: Die Naturschutzorganisation Birdlife organisiert die alljährliche "Stunde der Wintervögel", Österreichs größte Vogelzählung. Sie findet vom 5. bis 7. Jänner 2014 statt, mitmachen kann jede:r, das zeitliche Investment ist mit einer Stunde überschaubar. Alle Infos dazu gibt's hier. |
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Der Wert der Natur | Die "Stunde der Wintervögel" ist übrigens auch eine der wichtigsten Citizen-Science-Veranstaltungen des Landes. Unter Citizen Science versteht man jenes lohnende wissenschaftliche Feld, in dem Hobbyforscher:innen Expert:innen helfen und damit Großes bewirken können. Die Daten, die Tierfreund:innen etwa bei Vogelzählungen erheben, lassen auch insgesamt Rückschlüsse auf den ökologischen Zustand im Land zu. Warum gerade bei der Vogelzählung so viele Menschen mitmachen, hat wohl auch damit zu tun, dass man die Arten leicht unterscheiden kann und weil wir sie cool und schön finden. Wen Vögel kalt lassen, hat noch nie zugeschaut, wie sich Webervögel oder Schneidervögel ein Nest bauen. Und wem wird nicht warm ums Herz bei der jüngsten Weihnachtsgeschichte, in der eine Familie in Kentucky einen Christbaum aufstellte und erst nach mehreren Tagen bemerkte, dass eine supersüße Baby-Eule darin wohnt, die sich irre gut getarnt hat. Dass das Glück a Vogerl is, zeigt diese Studie: Demnach steigt unser Wohlbefinden, wenn sich die Zahl der Vogelarten in unserer Umgebung erhöht und wir werden so zufrieden, als ob wir eine Gehaltserhöhung bekommen hätten. Falls Sie Kindern die Welt des Federviehs näherbringen wollen, kann ich Ihnen "Noah zeigt dir die Vögel" empfehlen, das ich erst gestern wieder meinen Töchtern vorgelesen habe. Sind Sie spät berufen und wollen nun ins Birder-Business einsteigen, könnte für Sie das abgespacte Buch "Famose Vögel" meines Kollegen Klaus Nüchtern das Richtige sein. |
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Danke | Dieser Newsletter ist heuer der letzte, den nächsten bekommen Sie am 5. Jänner vollautomatisch ins elektronische Postfach geworfen. Am Ende des Jahres – und so kurz vor Weihnachten – ist nun der richtige Moment, Danke zu sagen: Danke, dass Sie unsere Community stärken. Danke, dass Sie uns vertrauen, uns wöchentlich Ihre Zeit schenken und uns treu bleiben. Ein spezielles Danke an all jene unter Ihnen, die im Kleinen und Großen dabei mithelfen, die großen ökologischen Krisen unserer Zeit zu meistern. Und schließlich ein Danke an all die Leser:innen, die uns so wertschätzend Feedback geben, damit auch wir unseren Beitrag dazu leisten können. Wir lesen jeden einzelnen Ihrer Kommentare, jedes einzelne Mail. Sie helfen uns, besser zu werden, Sie inspirieren und motivieren uns. In diesem Jahr haben wir das Newsletter-Team erweitert, um thematisch breiter zu werden und Ihnen mehr Perspektiven zu liefern. Ich danke an dieser Stelle meinen Kolleg:innen Gerlinde Pölsler, Katharina Kropshofer und Florian Klenk, die unser internes FALTER.natur-Newsletter-Rad seither am Laufen halten und von denen auch ich jede Woche Neues lernen darf. Last but not least möchte ich auch die stillen Helden im Hintergrund würdigen, die für den Erfolg dieses Newsletters unerlässlich sind und die ich zum Finale 2023 vor den Vorhang holen will: Danke an Miriam Hübl und Florian Jungnikl-Gossy aus dem Maschinenraum, unsere Social-Media-Beauftragte Elena Novak und das gesamte FALTER-Sales-Team. Im Namen des FALTER wünsche ich Ihnen super Feiertage. Wir hoffen, Sie bleiben/werden gesund. Die nächsten Tage machen wir Urlaub. Sollten Sie eine süße Baby-Eule im Weihnachtsbaum finden, melden Sie sich bitte trotzdem bei uns! |
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