Guten Abend,

am Montag sperren die Schulen in Wien wieder ganz auf. Die Volksschulkinder haben jeden Tag Schule. Ab der 5. Schulstufe gibt es zwei Tage in der Schule, dann Hausarbeit und am Freitag Distance Learning.

Von der Schulöffnung bis zum Schulschluss Anfang Juli sind es im Osten nicht einmal fünfzig Schultage. Wie geht es im Herbst weiter? Wie wird die Matura 2022 für die derzeitigen Siebtklässler aussehen? Schließlich hatten sie seit Mitte der 6. Klasse kaum "normalen" Unterricht gehabt. Sie zu einer Matura wie immer antreten zu lassen, wäre nicht fair. Im Bildungsministerium heißt es, man sei sich dieser Problematik bewusst. "Aber jetzt kommt einmal die heurige Matura, dann schauen wir weiter", sagt die Sprecherin des Bildungsministers.

Wird es im Herbst CO2-Ampeln in den Klassenzimmern geben und Lüftungsgeräte, die für eine bessere Luft beim Lernen sorgen und das Infektionsrisiko senken? "Der Bildungsminister sieht sich die Forschungslage immer sehr genau an", sagt dessen Sprecherin. "Momentan sind die Ergebnisse der Studien zum Nutzen von Lüftungsanlagen in Klassenräumen sehr unterschiedlich." So habe eine Studie der technischen Hochschule Mittelhessen belegt, dass regelmäßiges Lüften besser wirke als Lüftungsanlagen. "Deshalb bleibt es derzeit bei alle 15 bis 20 Minuten im Klassenzimmer die Fenster öffnen", heißt es aus dem Ministerium.

Aber nicht alles war schlecht im vergangenen Schuljahr. Dafür sorgten zahlreiche engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Ein Beispiel: Bei einem Wandertag in den Donau-Auen fragte ein Schüler aus einer Volksschule in Transdanubien seine Lehrerin, was das für ein Boden sei. Bis sie endlich verstand: Der Bub kannte nur Asphalt. Einen Waldboden hatte er noch nie gesehen. Die Lehrerin startete daraufhin mit Unterstützung des Seed-Programms das Projekt "Growing Experiences: Hochbeete im Schulgarten". So lernen städtische Kinder, wie sie selbst Pflanzen im Schulhof ziehen können und kommen so in Kontakt mit Natur. Seed unterstützt gezielt Schulen, die vor allem von Kindern besucht werden, deren Eltern wenig Einkommen haben und die oft auch nicht so gut Deutsch können.

Im vergangenen Schuljahr organisierte auch der Verein Sindbad mit finanzieller Unterstützung von Seed "Bewerbungscamps" in Mittelschulen. Ein professioneller Fotograf schoss Bewerbungsfotos für die Viertklässler und sie erhielten Unterstützung beim Erstellen ihrer Bewerbungsmappe für eine Lehrstelle.

Nun sucht Seed neue Ideen für Wiener Kindergärten, Volksschulen, Mittelschulen und Polys. Bis 9. Mai können Lehrerinnen und Lehrer auf www.seedprogram.at Projekte einreichen. Eine Jury wählt die Siegerinnen und Sieger aus, deren Projekt mit bis zu 5.000 Euro unterstützt wird. Damit auch in Schulen, die von Kindern aus ärmeren Familien besucht werden, ein reicher Schatz an Ideen verwirklicht werden kann.

Ihre Nina Horaczek

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