Nach 35 Jahren in Wien: Uni-Prof bekommt keinen Pass - FALTER.morgen #390

Versendet am 18.08.2022

Warum ein verdienter Wissenschaftler nach 35 Jahren Forschung und Lehre in Wien kein Österreicher werden darf >> Ist die linke Beisl-Institution KuKu noch zu retten? >> Der Fassadenleser über eine grüne Wand in der Vorstadt

Wetterkritik: Wie gestern schon angekündigt, wird es heute extrem heiß – auf bis zu 37 Grad könnte das Thermometer im Lauf des Tages steigen, angetrieben von einer starken Südströmung, die auch wieder Saharastaub über die Stadt weht. Aber ein Ende der aktuellen Hitzewelle ist in Sicht …


Guten Morgen!

Gestern haben wir darüber berichtet, wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine Gegner im Ausland jagen lässt. Heute gibt's eine weitere Geschichte mit Türkei-Bezug – diesmal allerdings unter anderen Vorzeichen. Es geht um den verdienten Universitätsprofessor Selim Aslan. Er stammt aus Ankara, hat den Großteil seiner akademischen Karriere an der Vetmeduni geforscht und gelehrt, ist seit Jahrzehnten mit einer Österreicherin verheiratet ist und betrachtet Wien nicht ganz überraschend als seinen Lebensmittelpunkt.

Jetzt, in der Pension, möchte er Österreicher werden. Aber Österreich will ihn nicht – und lehnt seinen Antrag auf Staatsbürgerschaft mit der Begründung ab, er sei in den vergangenen sechs Jahren durchschnittlich 86 Tage pro Jahr zu viel im Ausland gewesen. Dass er sich in dieser Zeit nicht zum Vergnügen außerhalb von Österreich aufhielt, sondern für wissenschaftliche Projekte, die auch der Wiener Vetmed zugute kamen, spielt keine Rolle. Von „strukturellem Rassismus“ wird derzeit ja gerne, oft aber ohne konkrete Beweise, geredet: Der Fall von Selim Aslan scheint mir das aber zu sein. Mehr darüber gleich unten.

Außerdem: Josef Redl trauert um eine Beisl-Insitution, die nach dem Tod des Wirten zusperren muss – will die Hoffnung, dass es mit dem KuKu doch weitergeht, aber auch nicht ganz aufgeben. Katharina Kropshofer hat in Zeiten der Inflation Freizeittipps in Wien für Sie, die wenig oder gar kein Geld kosten. Und unser Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer war in der Vorstadt und ist dort auf einen grüne Wand gestoßen.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Paul Sonnberger

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Nicht erwünscht

Warum die Stadt Wien einem emeritierten Professor die Staatsbürgerschaft verwehrt.

Selim Aslan ist wohl das, was man in Wien einen honorigen Professor nennt: Der gebürtige Türke hat eine astreine akademische Karriere hingelegt – einen Großteil davon in Österreich.

Hierher ist er bereits vor 35 Jahren gekommen, nachdem er in Bursa Veterinärmedizin studiert und in Ankara als Universitätsassistent gearbeitet hatte. 1987 gewährte ihm die österreichische Agentur für Bildung und Internationalisierung (ÖAD) ein Stipendium für ein Doktoratsstudium an der Vetmeduni Wien, wo Aslan mit einer Arbeit über „Die Auswirkung verschiedener Behandlungen während der Periode auf die Fruchtbarkeit von Kühen“ promovierte. Auch später war er immer wieder wissenschaftlich in Wien tätig.

Verweigert: Selim Aslans Staatsbürgerschaftsantrag wurde nach viermonatiger Bearbeitung abgelehnt © privat

Danach nahm seine akademische Laufbahn so richtig Fahrt auf: Dozent, später ordentlicher Professor an der Uni Ankara, parallel dazu Gastprofessor an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Vetmed in Wien. Aslan publizierte, hielt Vorträge in Österreich, Deutschland und der Schweiz und kooperierte mit Universitäten in ganz Europa.

Währenddessen war Österreich längst zum Lebensmittelpunkt für Aslan geworden. Er erhielt eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, verliebte sich in eine Österreicherin, heiratete und kaufte eine Wohnung in Liesing. 

Seine türkische Staatsangehörigkeit spielte für ihn dabei nie eine große Rolle – seine Verbundenheit zu Österreich hingegen eine immer größere. Deshalb entschloss er sich nach seiner Pensionierung, die Staatsbürgerschaft zu beantragen.

Das sollte, nach so vielen Jahren und Verdiensten, eigentlich kein Problem sein. Dachte Selim Aslan. Aber er irrte.

Auf seinen Antrag bei der MA35 (die Wiener Behörde für Einwanderung und Staatsbürgerschaft) im Mai 2021, dem er Empfehlungsschreiben der Vetmeduni Wien, der Universität Gießen und der Uni Zürich und eine achtseitige Liste mit wissenschaftlichen Publikationen auf Deutsch und Englisch beifügte, kam zunächst drei Monate lang keine Reaktion. Und dann ein Brief mit der Aufforderung, seine Deutschkenntnisse nachzuweisen. Aslan wunderte sich und reichte seine auf Deutsch verfasste Dissertation nach. 

Ein weiterer Monat verging, ehe sich die Behörde erneut meldete. Diesmal mit der Aufforderung, all seine Auslandsaufenthalte in den vergangenen zehn Jahren aufzulisten. Die Staatsbürgerschaft bekommt nämlich nur, wer vier Fünftel des jeweils gesetzlich geforderten Mindestaufenthaltszeitraums (bei Aslan sechs Jahre) auf österreichischem Staatsgebiet verbringt.

Aslan wunderte sich erneut, machte sich aber an die Arbeit, seinen Kalender für die geforderte Dokumentation zu durchforsten. Dass er immer wieder längere Phasen im Ausland verbracht hatte, schien ihm nicht von Belang zu sein: Er war ja schließlich nicht auf Urlaub dort gewesen, sondern im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten und akademischen Tätigkeiten. In Summe kamen so 954 Tage außerhalb Österreichs zusammen. Hingegen war er 1.263 Tage in Österreich.

Diesmal reagierte die MA35 rasch – und ließ ihn wissen, er sei 516 Tage zu viel im Ausland gewesen, um Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft zu haben: Antrag abgelehnt. 

So bizarr es auch klingen mag: Aslans Engagement für die Wissenschaft, mit dem er die Vetmeduni Wien und damit Österreich quer durch Europa, auf Kongressen und in Forschungsprojekten repräsentierte, wurde dem Universitätsprofessor zum Verhängnis.

„Es ist vollkommen unverständlich! Wäre ich die ganze Zeit in meiner Wohnung in Liesing gesessen und hätte Däumchen gedreht, wäre mein Antrag vermutlich angenommen worden”, sagt Aslan gegenüber FALTER.morgen

Inzwischen hat er der MA35 eine Email geschrieben, um sein Unverständnis darüber zum Ausdruck zu bringen. Auf eine Antwort wartet er bislang vergebens.

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Stadtgeschichten

Josef Redl

Ende Legende?

Dem KuKu, einer Institution der linken Beislszene droht nach dem Tod seines Wirts das endgültige Aus.

Wohin gehen wir noch? Das war in meiner Jugend eine deutlich kniffligere Frage als heute. Zumindest bilde ich mir das ein. Ohne Handy wussten wir ja nicht, wo die anderen waren. Ohne Social Media wussten wir ja nicht einmal, wer die anderen überhaupt waren. Und außerdem hat es damals viel weniger Lokale gegeben, wo junge Streuner mit zweifelhaften Manieren und wenig Geld in der Tasche als Gäste willkommen waren. Das KuKu war so ein Ort.

Der vor wenigen Wochen im 63. Lebensjahr verstorbene Beislwirt Ulrich Domforth © Foto: KuKu

Das Kellerlokal in der Linken Wienzeile war seit Jahrzehnten einer der Fixpunkte der linken Beislkultur in Wien wie sonst nur Wuk, EKH, Arena oder das verblichene Schwarze Café. Ein Ort, wo Punks sich zu später Stunde ihren Liebeskummer von der Seele geredet haben, während einen Tisch weiter ergraute Studenten der Volkswirtschaft dem Kapitalismus zornige Thesen entgegenschleuderten.  

Betreiber des Lokals ist der Verein zur Förderung von Kunst, Kultur, Kommunikation. Damit ist es aber bald vorbei. Der langjährige Präsident und legendäre Beislwirt Ulrich Domforth ist im Juni verstorben. Mit ihm ist auch die Kraft verloren gegangen, weiterzumachen.

„Das KuKu mit seinen mittlerweile über 40 Jahren linker Beisl-Tradition einfach zu schließen, bringen wir aber auch nicht übers Herz“, heißt es auf der Facebook-Seite des KuKu. Noch gibt es Hoffnung, dass ein Nachfolger gefunden wird. Es wäre ewig schad' drum. Wo sollen wir sonst heute noch hingehen?


Stadtnachrichten

Eine ungute Entwicklung im 10. Bezirk konnte nach Auskunft der Polizei durch eine monatelange Fahndungsaktion gestoppt werden: Rund um die U1-Station Keplerplatz hatte sich im vergangenen Winter sehr rasch eine offene Suchtgiftszene gebildet, die von einem nordafrikanischen Drogenring dominiert wurde. Ermittlungen führten dazu, dass nicht nur sieben subaltern Dealer – so genannte „Streetrunner“ – verhaftet wurden, sondern auch ihre Bosse: Neun Personen, sechs davon algerischer Herkunft. Insgesamt wurden im Lauf der Operation 19 Kilogramm Cannabisharz sichergestellt, so Oberst Gerhard Winkler, Leiter der Außenstelle Süd des Landeskriminalamtes Wien. Dass das Kleinkartell vom Keplerplatz damit endgültig zerschlagen ist, hofft der Favoritner Stadthauptmann Erich Zwettler zwar – kann es aber nicht mit Sicherheit sagen: „Wir müssen beobachten, wie schnell der Nachschub kommt. Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.“


Ab morgen, Freitag findet im 19. Bezirk wieder der jährliche Neustifter Kirtag statt. Das heißt: Der Heurigenort ist ab 7 Uhr früh im Bereich Rathstraße – Neustift am Walde – Hameaustraße für den Verkehr gesperrt. Die um Umleitung stadtauswärts erfolgt über die Agnesgasse, die Mitterwurzergasse und die Salmannsdorfer Straße, stadteinwärts nur großräumig über Höhenstraße oder Neuwaldegg.

Wer den Kirtag besuchen möchte, sollte jedenfalls auf das Auto verzichten – Parkplätze gibt es nämlich praktisch eh keine. Dafür wird die Buslinie 35A verstärkt im Einsatz sein und bis zur Agnesgasse kurzgeführt. Gut hinkommen tut man auch mit dem 41er bis Pötzleinsdorf bzw. mit dem 41A bis Neustifter Friedhof (Pötzleinsdorfer Höhe). Von da sind es fünf bis zehn Gehminuten nach Neustift, was sich angesichts der bevorstehenden Abfüllung ohnehin empfiehlt.


Falter Radio

Sommergespräch mit Gerhard Zeiler

APA/Helmut Fohringer

Der Medienmanager Gerhard Zeiler (SPÖ) über Österreichs Präsidentschaftswahlkampf, warum die NATO ihn nicht abschreckt und wie unter Pamela Rendi-Wagner eine Ampel mit Grünen und Neos Österreich erneuern könnte: Ein Sommergespräch mit Eva Konzett und Raimund Löw, zu hören hier.


Frage Des Tages

Jeder Wiener Gemeindebezirk hat ein (selten verwendetes) Bezirkswappen, das sich aus den Wappen der einzelnen Ortsteile zusammensetzt. Im Wappen welchen Bezirks werden die meisten Ortsteile (9) dargestellt?

  1. Alsergrund

  2. Döbling

  3. Donaustadt

Auflösung von gestern: Von 1938 bis 1954 hatte Wien 26 Gemeindebezirke (nicht 17 oder 31) und war im Vergleich ungefähr dreimal so groß wie heute. Gemeindebezirke waren beispielsweise Groß-Enzersdorf (22.), Schwechat (23.), Mödling (24.) und Klosterneuburg (26.). Die unter den Nazis erfolgte Grenzziehung wurde schließlich größtenteils rückgängig gemacht.

Orangetöne: dunkel (bis 1938), mittel (heute), hell (bis 1954; auch als ​​„Groß-Wien” bekannt)


Lokaltipp

Eh Wurst

Raphael Rosdobutko ist DJ und Eventmanager, hatte während der Lockdowns also viel Zeit zum Nachdenken und beschloss, ein zweites Standbein zu entwickeln. Eins, das ihm Spaß bereiten solle, noch dazu.

Also eine vegane Würstelbar namens Eh Wurst. Er recherchierte online, was es da so gebe, ließ sich bemustern, „vieles davon war sehr schlecht“. Einiges aber auch erstaunlich gut. Leberkäse auf Sojabasis vom Ottakringer Traditionsfleischer Gissinger zum Beispiel: perfekte Farbe, perfekte Würzung, Geschmack und Mundgefühl täuschend ähnlich, in irgendwelchen Bahnhofscafés hatte ich schon schlechtere (€ 4,90). Die Bratwurst für die Bosna wird in der Brigittenau aus Kräuterseitlingen und Austernpilzen gemacht, wirklich verblüffend aber die bayerischen Bockwürste auf Seitan-Basis, aus denen im Eh Wurst Currywurst gemacht wird – saftig, würzig, wurstig, zum Verwechseln (€ 5,20).

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.


Wir Schicken Dich Da Raus

Katharina Kropshofer

Die Energiepreise steigen, im Briefkasten lauert die nächste Stromrechnung, die Inflation geistert durch die Geschäfte. Bereits jetzt haben 800.000 Menschen in Österreich laut einer Umfrage des Sozialministeriums Schwierigkeiten, die laufenden Kosten zu decken.

Wer nicht bei Ausgaben des täglichen Bedarfs sparen will, muss das also wohl oder übel in der Freizeit tun. Deshalb schicken wir Sie diese Woche raus zu kostenlosen oder zumindest sehr günstigen Angeboten, mit denen man die Stadt fast oder ganz gratis erleben kann. 


Grünes Wien

Sehen, riechen, lernen: Im Botanischen Garten der Uni Wien © Universität Wien

Immer mittwochs um 16.30 Uhr präsentieren akademische Expertinnen und Experten ihre Leidenschaft, in diesem Fall: die Schätze des Botanischen Gartens der Universität Wien (Landstraße). Was hier so gelehrt wird? Alles über Färberpflanzen, die heimische Flora, aber auch Infos, wie Bäume für den Bau von Musikinstrumenten benutzt wurden und werden.

Nicht nur unter der Woche gibt’s hier Programm. Freitag und Samstag, jeweils um 15 Uhr auf Englisch und um 16 Uhr auf Deutsch, führen Pflanzenfreunde zu den Höhepunkten des Gartens: den seltenen Orchideen Madagaskars oder den Bambushain, der schneller wächst, als es manchem lieb ist. Sonntags um 15 Uhr gibt’s all das noch für Kinder. Kosten? Fünf Euro für Erwachsene, drei für Schüler und Studierende, freier Eintritt für unter Sechsjährige.

Wer selbst den Dreck unter den Nägeln spüren will, meldet sich bei den Blumengärten Hirschstetten: Dort kann man nicht nur Dienstag bis Freitag vor 14 Uhr eine kostenlose Führung bekommen (Anmeldung nötig), sondern auch Kurse für klimafittes Garteln belegen – ebenfalls Dienstag bis Freitag.

Auch mitten in der Stadt gibt’s Gemüse, die Gemeinschaftsgartenkurse der City Farm Augarten sind zwar nicht kostenlos, ehrenamtlich werden aber einmonatige Praktika vergeben.


Schlendereien

Das günstigste Fortbewegungsmittel sind immer noch die eigenen Füße. Da wir während der Pandemie viel zu lange in unseren Wohnzimmern hocken mussten und zum Wochenende auch wieder erträgliche Temperaturen angesagt sind, steht deren Benutzung nichts im Wege. 

Bei Spaziergängen durch das Rote Wien gilt es etwa einiges zu entdecken: zum Beispiel den längsten Wohnbau der Welt, den Karl-Marx-Hof (Führungen jeden Sonntag um 13 Uhr, Döbling). Wer statt dem Roten das abgründige Wien erleben will, kann um zehn Euro die Vienna Ugly Tour buchen, die etwa zum – nennen wir es gewöhnungsbedürftigen – Ungarischen Kulturinstitut in der Leopoldstadt führt.

Und wer einmal 16,90 Euro in den Street Art Guide Vienna investiert, kann dauerhaft von der Wiener Straßenkunst profitieren: Er zeigt Wandgemälde und Graffiti in 23 Bezirken zum Selbsterkunden.


Sport und Sehnsuchtsort

Klar: Die Unikurse, die Schulstunden, sie alle beginnen erst im Herbst. Aber wer sagt, dass man sich nicht sogar im Sommer weiterbilden kann? Die Volkshochschulen bieten auch während der Ferien Kurse an – gratis noch dazu.

Für die Kleinen gibt es bis 25. August Yoga im Freien, jeden Donnerstag von 15 bis 16 Uhr im Esterházypark (Mariahilf). Mittelalte gehen am 19. August von 17 bis 19 Uhr zum Skateboard-Workshop zur The Ramp Simmering, Ältere bis Ende des Monats an die Alte Donau – nicht zum Schwimmen, sondern zum Gedächtnistraining, mittwochs von 17.30 bis 18.30 Uhr.

Und für Polyglotte sowie alle, die es noch werden wollen, bietet die VHS Sprachkurse: Spanisch zum Kennenlernen am 19. August von 19 bis 20.30 Uhr im Wilhelmsdorfer Park (Meidling), Persisch am 26. August von 17.30 bis 19.30 Uhr an der VHS Favoriten.


Event Des Tages

Lisa Kiss

Musik

Hysterisch, aber richtig: Das explosive japanische No-Wave-Noiserock-Duo Melt-Banana zählt seit 30 Jahren zu den aufrechten Fackelträgern einer widerborstig-avantgardistischen Punkauslegung auf höchstem handwerklichem Niveau. Dank stets druckvoller und agiler Konzerte genießen Yasuko Onuki und Ichiro Agata den Ruf als zuverlässig aufregende Liveband. Agata trägt übrigens nicht erst seit Corona, sondern schon seit Mitte der 1990er auf der Bühne Maske. (Sebastian Fasthuber)

Chelsea, 20.30


Buchtipp

Esther Kinsky: Rombo

59 Sekunden lang erschütterte am 6. Mai 1976 ein Erdbeben den Landstrich rund um das Kanaltal im oberitalienischen Friaul und zerstörte Dutzende Dörfer und Städte. Mehr als 40 Jahre danach erkundet Esther Kinsky das Gebiet und lässt sieben Überlebende von damals mit ihren Erinnerungen zu Wort kommen.

„Rombo“ - so nennen die Einheimischen das unheimliche, tiefe Dröhnen aus dem Erdinnern, das dem Erdbeben unmittelbar vorangeht … (Sigrid Löffler)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Der Fassadenleser Von Klaus Jürgen Baür

Die grüne Wand

Die Speisinger Gallgasse bekam ihren Namen im Jahr 1894 von einem Wiener Gemeinderat, der von Beruf Hausbesitzer und Wohltäter war. Hier ist man weit weg von der pulsierenden Großstadt und manchmal gibt es noch die traditionelle eingeschossige Bebauung, die früher das Erscheinungsbild dieser Vororte bestimmte.

Die Wände solcher Häuser wurden meist ohne Keller und Fundamente direkt auf den tragenden Boden gesetzt. Nach vorne, zur Straße hin, gibt es die obligatorischen zwei Fenster, die früher klimagerecht adaptiert wurden. Die äußeren Teile der Kastenfenster waren im Sommer nämlich Holzjalousien, meist grün gestrichen, weil diese Farbe die Fliegen fernhielt. Im Winter jedoch wurden die Jalousien ausgehängt und durch sogenannte Winterfenster ersetzt.

Ein Zeichen eines höheren Alters sind auch die beiden gemauerten Kamine. Auf die Tüchtigkeit dieser Kamine wurde früher behördlicherseits besonderen Wert gelegt, da Brände ganze Ortsteile vernichten konnten. Der Bau und die Gestaltung solcher Kamine oblag daher besonders ausgebildeten Maurern.

Das visuell stärkste Merkmal des Hauses ist die Feuermauer. Verkleidungen mit Platten kamen erst in den 1960-er Jahren auf: Vorher waren Feuermauern verputzt und gekalkt.


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