Taxi-Demo gegen Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes am Mittwoch, 25. November 2020, in Wien
APA/HERBERT PFARRHOFER
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Verkehr

Uber möchte Ortskundeprüfung abschaffen

Uber-Österreich-Chef Martin Essl kritisiert den Mangel an Fahrerinnen und Fahrern, hervorgerufen durch eine nicht mehr zeitgemäße strenge Prüfung der Ortskenntnisse. Dies kann man laut Uber abschaffen, Navigationsgeräte seien ohnehin „effizienter“. Die Taxiinnung ist aber gegen eine Abschaffung.

Über die vergangenen Monate war das System am Limit, das Service nicht mehr so zuverlässig wie früher, die Wartezeiten zu lange, die Bedingungen nicht transparent – so die harte Kritik von Essl. 80 bis 90 Prozent der Mietfahrer hätten seit Umstellung auf den Taxischein mit Jahresbeginn 2021 keine Fahrerlaubnis erworben, über 60 Prozent von ihnen seien arbeitslos.

Essl hofft auf eine Nachschärfung des Gelegenheitsfahrgesetzes, und dies müsse rasch kommen, weil es fast ein dreiviertel Jahr dauere bis ein Taxifahrer seine Prüfung abgeschlossen hat. Die Kosten für den Schein würden bei 500 Euro liegen.

Ortskenntnisse als „übertriebene Hürde“

Die Ortskenntnisse, die auf mehreren Dutzend Seiten abgefragt würden, sind für Essl eine übertriebene Hürde – wo es doch ohnehin in jedem Auto bereits ein Navigationsgerät gibt. Er vermutet, dass diese Vorgaben auch dazu geeignet sind, den etablierten Markt gegen Konkurrenz abzuschotten. Uber wünscht sich daher im Wesentlichen die Abschaffung der Ortskundeprüfung.

Uber fährt in Wien, Graz und Salzburg, angeboten werden vorbestellte Fahrten zu einem im Voraus fixierten Pauschalpreis. Die Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagengewerbes, auch bekannt als „Lex Uber“, trat heuer zu Jahresbeginn in Kraft. Alle Fahrer müssen nun einen Taxischein besitzen.

Taxiinnung: Navi alleine reicht nicht

Die Forderung nach der Abschaffung der Ortskundeprüfung lehnt die Wiener Taxiinung wenig überraschend ab. „Es könnte sein, dass die Technik einmal ausfällt. Und außerdem gibt es Sonderspuren und Schleichwege, die das Navi nicht kennt“, sagte Resul Ekrem Gönultas, Obmann der Wiener Taxiinnung gegenüber Radio Wien.

Von der Taxizentrale 40100 heißt es außerdem, dass die Ortskundeprüfung ohnehin schon vereinfacht worden sei. „Die Kritik an der Ausbildung und an der Prüfung ist nicht nachvollziehbar. Wenn wir uns den Fragenkatalog zur Taxilenkerprüfung ansehen, wurden die Ortskundefragen bereits von 250 auf 149 herabgesetzt. Und in Wien sind die zu absolvierenden Kursstunden von 40 auf 25 herabgesetzt worden“, so eine Sprecherin. „Wenn Uber einen Fahrermangel hat, dann wird das wohl am Geschäftsmodell von Uber liegen.“

Im ersten Halbjahr gab es laut Wiener Wirtschaftskammer insgesamt 2.884 Prüfungsantritte zum Taxischein. 1.028 wurden positiv abgelegt. Laut Kammer „eine ca. 35-prozentige Erfolgsquote also“. Ausgestellt wurden vom Verkehrsamt mit Stichtag 30. Juni rund 600 Taxilenkerausweise.

Wartezeiten auf Taxis „zurückgegangen“

Im Sommer war es sowohl bei den Taxis als auch bei den Fahrdienstvermittlern zu längeren Wartezeiten gekommen. Urlaub und Pandemie bremsten die Branche, hieß es damals seitens der verschiedenen Unternehmen – mehr dazu in Kunden leiden unter Taxi-Not in Wien. Laut dem Taxi-Obmann seien die Wartezeiten auf Taxis jetzt aber wieder zurückgegangen, weil viele Fahrer aus dem Urlaub zurück seien. „Der punktuelle Lenkermangel vom Sommer ist vorbei“, meinte auch die Sprecherin von Taxi 40100.