Klimawandel und Biodiversität

Die Eindämmung des Klimawandels ist vermutlich die größte Herausforderung, denen sich die Menschheit stellen muss. In Österreich stieg die Jahresdurchschnittstemperatur bereits im letzten Jahrhundert um 1,8° Celsius. Das ist ein fast dreimal höherer Temperaturanstieg als auf der gesamten Nordhalbkugel. Prognosen zur Folge wird die Erderwärmung in Österreich, im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt, fast doppelt so stark sein.

Foto Kind mit Weltkugel als Eis

Für das Jahr 2100 wird ein Temperaturanstieg von bis zu 5° Celsius erwartet, sogar ein Anstieg um mehr als 6° Celsius ist nicht auszuschließen. Am stärksten werden von dieser Erwärmung Gebiete in den hohen Lagen Vorarlbergs, Tirols, Salzburgs und Kärntens betroffen sein. Die Alpen Österreichs bekamen die Erderwärmung schon relativ früh zu spüren: Die Gletscher der Ostalpen haben in den letzten 150 Jahren bereits 60% ihrer Masse und 52% ihrer Fläche verloren.

Parallel zum Anstieg der Temperaturen ist eine Erhöhung von Temperaturextremen zu erwarten. Es wird in den meisten Landesteilen zu einer Verlagerung der Niederschläge vom Sommer in den Winter kommen, Starkniederschläge und Dürreperioden werden häufiger auftreten.

Veränderungen durch den Klimwandel

  • Längere  Hitzeperioden
  • Zunehmende Trockenperioden
  • Steigende Windgeschwindigkeit bzw. Sturmintensität
  • Steigendes Hochwasserrisiko, vor allem durch lokale Starkregenereignisse
  • Veränderung von Lebensräumen und Artenzusammensetzungen
  • Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten

Die Klimawandelfolgen betreffen die biologische Vielfalt auf verschiedenen biologischen Organisationsebenen:

  • Arten: Klimaänderungen wirken direkt auf die Entwicklung, Phänologie (z. B. Austrieb von Blättern und Brutzeiten bei Vögeln) und das Verhalten von Arten. Die Verbreitungsschwerpunkte mancher Arten verschieben sich sowohl nach Norden als auch in höhere Lagen.
  • Lebensgemeinschaften: Die Auswirkungen des Klimawandels führen zwangsläufig auch zu Veränderungen von Lebensgemeinschaften.
  • Ökosysteme: Biodiversitätsverluste haben häufig, ebenso wie direkte Veränderungen im Energie- und Wasserhaushalt, einen negativen Einfluss auf Prozesse und Funktionen von Ökosystemen.

Ein Ökosystem ist als ganzheitliches Wirkungsgefüge von Lebewesen und deren Umwelt definiert, das bis zu einem gewissen Grad zur Selbstregulation fähig ist. Je geringer die Vielfalt an Arten und Lebensräumen ist, desto anfälliger  sind Ökosysteme gegenüber veränderten Umweltbedingungen oder dem Klimawandel.

Natur- und Klimaschutz gehen Hand in Hand

Der Erhalt der Biodiversität, der Schutz vor Klimawandel und die Anpassung an den Klimawandel sind eng miteinander verbunden.

Der Rückbau von Flüssen und Naturlandschaften kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Artenvielfalt zu bewahren, die für die Landwirtschaft unverzichtbar ist. Gleichzeitig schützt dieser Ansatz unseren Boden und das Grundwasser und trägt zum Klimaschutz bei. Renaturierte Flüsse und Naturlandschaften bieten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wieder wertvolle Lebensräume. Mit der Renaturierung wird auch die Resilienz unserer Ökosysteme gefördert. Schutz und Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen müssen daher forciert werden, um die Landwirtschaft langfristig zu unterstützen und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Im Dezember 2022 versuchten 196 Staaten, darunter auch Österreich, Abhilfe zu schaffen, indem sie das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF) verabschiedeten, in dem sie sich verpflichten, den Naturverlust bis 2030 aufzuhalten und umzukehren.

Link

Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF)

Beispiel Lebensraum Wald

Wälder reagieren langsam auf Veränderungen ihrer Umwelt. Der Klimawandel bringt höhere Temperaturen, mehr Feuchtigkeit im Winter und trockenere Sommer.  Insekten und Krankheiten, die den Wald schädigen, werden in gehäufter Form auftreten. Auf Standorten in den tieferen Lagen ist damit zu rechnen, dass Trockenperioden und Schädlinge die Produktivität herabsetzen werden und sich die Zusammensetzung der Baumarten grundlegend verändern wird. Extreme meteorologische Ereignisse werden künftig eine maßgebliche Rolle spielen. Der klimaaktive Wald muss also zahlreichen Anforderungen gewachsen sein.

Adaptierungsmaßnahmen als notwendiger Schritt in Folge des Klimawandels

Neben Maßnahmen zur Eindämmung des fortschreitenden Klimawandels sind auch Adaptierungsmaßnahmen  erforderlich, da ein frühzeitiges Handeln hohe Folgekosten erspart.  So wird z. B. die Ausweisung von Korridoren oder "Trittsteinen" zwischen Schutzgebieten als wichtige Anpassung an den Klimawandel gefordert. In Österreich ist es auch wichtig, die Migration von Arten entlang der Höhengradienten zu ermöglichen.

Naturbasierte Klimaschutzmaßnahmen

Maßnahmen, die Synergien zwischen Natur und gesellschaftlichen
Herausforderungen wie dem Klimawandel bilden, werden als naturbasierte Lösungen ("ecosystem based/nature-based solutions") bezeichnet, wie z. B. Schutz und Schaffung  von Lebensräumen (Wälder, Hecken, Teiche etc.), Renaturierung von Lebensräumen (Moore, Auwälder). Naturabasierte Lösungen bieten Ökosystemen in Städten viele Vorteile, beispielsweise durch Baumpflanzungen, Fassaden und Dachbegrünungen oder die Neugestaltung und Vergrößerung von Grünflächen und Parkanlagen. Mit der Schaffung von Naherholungsgebieten haben naturbasierte Maßnahmen positive Auswirkungen für ältere Menschen und Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status.  

Der Erhalt natürlicher Ökosysteme ist als effektivstes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel rasch voranzutreiben.

Wir haben nur diesen einen Planeten!

Weltweit verbrauchen wir Menschen weit mehr Ressourcen, als unser Planet bereitstellen kann. Die Art und Weise, wie wir die Waren und Dienstleistungen, die wir konsumieren, produzieren, verursacht den Klimawandel und zerstört die biologische Vielfalt. Die Kosten, die der Klimawandel verursacht, sowie die Umweltzerstörungen werden noch zunehmen. Letztlich wird jeder von uns in unterschiedlicher Weise und Intenstität davon betroffen sein. Es liegt nun von uns, dass wir uns anpassen und bereits heute neue Gewohnheiten annehmen. Es muss allen bewusst sein, wie sehr unser Wohlbefinden und das unserer nachfolgenden Generationen von einer gesunden Natur und einem stabilen Klima abhängig sind.