Neue beste Freunde

Peter Iwaniewicz findet, morgen wird heute gestern sein

Natur, FALTER 14/2022 vom 06.04.2022

Zeichnung: Georg Feierfeil

In launiger Runde witzelte ich unlängst mit Freunden darüber, dass die immer populärer werdenden Saugroboter bald in Haushalten die öko-soziale Nische von Hund und Katze erobern werden. So wie diese laufen sie uns ständig zwischen die Beine, machen klägliche Geräusche, wenn sie sich unter Möbeln eingeklemmt haben, randalieren vor geschlossenen Zimmertüren, wollen regelmäßig mit Strom gefüttert werden und kommunizieren mit uns durch Signale und Laute. Wir geben ihnen Namen wie Robbie (unoriginell) oder nach berühmten Menschen (Dirty Harry, Helene Wischer).

Die Saugbeutel müssen wie Windeln bei Kleinkindern regelmäßig gewechselt werden und Diskussionen über optimale Reinigungsprogramme sind ebenso abendfüllend wie Gespräche von Eltern über die besten Schulen. Im Unterschied zu unseren Hausfreunden mit Gesicht und Pelz nässen, stinken und schmutzen sie nicht. Man muss sie nicht mit Fleisch füttern und auch längere Urlaube sind kein Problem. Sind das die besseren anorganischen Lebewesen? Vor bald 80 Jahren veröffentlichte der Nobelpreisträger Erwin Schrödinger einen schmalen Band "Was ist Leben? Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet". Das Buch wurde, noch bevor man Biologie in molekularen Strukturen zu denken begann und die Doppelhelix-Struktur der DNA bekannt war, ungemein populär. Eine finale Antwort auf diese Frage gibt es immer noch nicht, eher eine Aufzählung von Eigenschaften. Zum Leben gehört jedenfalls der ständige, geregelte Austausch von Energie, Materie und Informationen mit der Umwelt.

Diese Definition würde auch Saugroboter noch miteinschließen. Fehlt Ihnen in der Liste die Fähigkeit zur Reproduktion? Wir Säugetiere haben dazu leider ein eher beschränktes Verständnis von Fortpflanzung und patriarchalen Begattungsritualen. Saugroboter sind in diesem Punkt eher wie soziale Insekten organisiert: Eine Entität, die große Mutterfabrik, hat sich ganz auf die Produktion einer sterilen Arbeiterinnen-Klasse spezialisiert. Genauso wie die meisten weiblichen Nachkommen eines Nests von Ameisen, Bienen oder Termiten alle sexuellen Aufgaben den Königinnen als Brut-"Maschinen" überlassen.

Eine weitere Techno-Spezies kann man bereits im Freiland beobachten: Drohnen. Ähnlich wie Stadttauben sind sie bei uns nicht sehr beliebt, weil sie ebenso lärmen und in unsere Privatsphäre eindringen. Ich konnte schon Menschen mit Steinschleudern auf Drohnen schießen sehen.

Ein symbolhaftes Bild?

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