Die Pandemie der Ungeimpften: Soll der Staat sie zur Kasse bitten?
Die Intensivstationen füllen sich mit ungeimpften Covid-Infizierten. Schon droht eine Überbelastung, zum Schaden der Allgemeinheit. Wie hoch ist das Gut der Freiheit? Und wer soll dafür aufkommen?
PRO
Die Pandemie sei nun Privatsache, meinte Bundeskanzler Sebastian Kurz vor ein paar Wochen. Nichts könnte falscher sein als dies. Die Intensivstationen füllen sich wieder mit Covid-Erkrankten, durchgängig ungeimpft. Die Freiheit, die sie sich nehmen, geht zulasten der Allgemeinheit: Schon werden wieder Operationen verschoben.
Man fühlt sich in den Herbst 2020 zurückversetzt, mit einem Unterschied: Damals war die Impfung ein Heilsversprechen für die Zukunft. Heute bekommt man den Stoff an jeder Straßenecke. Im Bus. Im Einkaufszentrum. Im Gotteshaus. Rund jeder Fünfte, der sich impfen lassen könnte, sagt trotzdem nein. Er schlägt das Angebot aus, er umschlängelt die Impfausgabe wie der gewöhnliche Wiener den Tierschutzkeiler vor der U-Bahn-Station.
Ein jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung. Aber nicht auf seine eigenen Fakten. Die Immunisierung schützt in den meisten Fällen vor der Corona-Infektion, fast immer vor einem schweren Verlauf. In welchem anderen Fall spannen sich Wirkung und Einsatz (durchaus auch finanziell) so groß auf? Ein Intensivbett kostet immerhin mehrere tausend Euro pro Tag.