Ein neuer minimalistischer Film von Meister Hong Sangsoo, der die Aufmerksamkeit ganz auf die Dialoge, die Interaktion zwischen den Schauspielern, die Bildgestaltung in Schwarz-Weiß, die Kamerabewegungen lenkt: Eine Schriftstellerin besucht eine befreundete Buchhändlerin, die früher selbst geschrieben hat - warum, erfahren wir nie. Denn schon bald trifft die Autorin eine Schauspielerin, die sie bewundert und die sie überzeugen möchte, mit ihr einen Film zu realisieren. Aja, und es wird gegessen und bis zum Rausch getrunken. (Sabina Zeithammer)
Regie: |
Regie:
Hong Sangsoo
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Darsteller: |
Darsteller:
Lee Hyeyoung, Kim Minhee, Seo Younghwa, Park Miso, Kwon Haehyo, Cho Yunhee
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Land/Jahr: |
Land/Jahr:
KR 2021 |
Dauer: |
Dauer:
92 min
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Altersfreigabe: |
Altersfreigabe:
Keine Angabe
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Kinostart: |
Kinostart:
4. November 2022
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Ein Meister der "realen" Fiktion: Hong Sangsoo
Sabina Zeithammer
| 02.11.2022
Der Tag ist noch hell, aber bald dunkelt es. Lass uns spazieren, solang es hell ist." Lässt sich eine Filmfigur diese Sätze von einer anderen in Gebärdensprache beibringen, geht dies üblicherweise sehr schnell. Im Film ist alles zusammengezogen, ob Lernprozesse oder Dialoge: Die Wiederholungen und Leerläufe, das mitunter unangenehme Schweigen zwischen den Äußerungen sieht man nicht. Anders beim südkoreanischen Regisseur Hong Sangsoo: Wenn Kim Junhee, die Titelfigur seines neuen Films "Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall", die erwähnten Zeilen lernt, werden die Gebärden viele Male wiederholt.
Auch, weil die selbstbewusste Autorin es so will und von Hong damit wie nebenbei charakterisiert wird. Sie besucht in einem Vorort von Seoul eine Freundin, trifft dabei durch Zufall andere Künstler und lernt eine Schauspielerin kennen, die sie dazu überredet, mit ihr einen Film zu drehen. Junhee dominiert jedes Gespräch, mal bemerkenswert offen, mal angriffslustig. Sie und die anderen Kreativen arbeiten sich an ihrem Beruf ab: Will ich, kann ich noch Kunst machen? Welche Kunst soll ich machen? In ihren Begegnungen suchen sie neuen Lebenszunder, während sie sich zusammen betrinken und Ideen schmieden.
Hong Sangsoo ist ein Meister darin, alltägliche Situationen im Detail aufzufalten. Diese "reale" Fiktion freilich kontrastiert er mit einer starken formalen Handschrift: im Fall von "Die Schriftstellerin" mit schwarz-weißen Filmbildern und starren Einstellungen, in die unvermittelt hineingezoomt wird.
Von der speziellen Kunst des 62-jährigen koreanischen Regisseurs, das Menschsein schlechthin, hier mit sanfter Komik, auf die Kinoleinwand zu bringen, kann man sich nicht nur anhand seines aktuellen, mit dem Silbernen Bären prämierten Werks überzeugen. Das Österreichische Filmmuseum würdigt Hong Sangsoo mit einer zweiteiligen Retrospektive: Vom 2. bis 30.11. stehen unter dem Titel "Frühe Werke -Come Drink with Me" zuerst zehn Arbeiten aus den Jahren 1996 bis 2010 auf dem Programm.
Ab Sa im Metro Kinokulturhaus (OmU), Retrospektive im Filmmuseum (OmenglU)