Goli Jan

Wider die verschleierten Verhältnisse

Großmachtstreitkräfte ziehen ab, überlassen einer Terrorbande Unmengen militärisches Material - und die Menschen vor Ort ihrem traurigen Schicksal. Schon davor gab es aber genug Gründe zur Flucht aus Afghanistan für viele, die wiederum ihr Hab und Gut zurücklassen mussten.

"Goli Jan -Afghanistans stille HeldInnen", der neue Film des Ösi-Iraners Houchang Allahyari, spielt natürlich noch vor dem Abzug der westlichen Truppen. Und handelt von einer Jugendlichen, die sich mit einem Freund aufmacht, ihr afghanisches Heimatdorf Richtung Iran zu verlassen, da ihr, nach der Ermordung ihres Vaters durch die Taliban, die Zwangsheirat droht. Als Mädchen in einem islamischen Land stellt sich Flucht schwieriger dar denn als Bub, weswegen sie ihre Haare unter einer Haube verbirgt und die Burka durch Hose und Hemd ersetzt.

Cross-Dressing statt als genderpolitisches Statement also aus Versteck-Notwendigkeit -in einem Film, der zwecks seiner Entschleierungsabsicht aufs "Notwendigste" reduziert ist. Die Kamera ist statisch, die Machart spartanisch, lowest budget, dabei schnörkellos unprätentiös, die sympathischen Laien hölzern: ein Hauch von Neo-Realismus. Muss man mögen; fällt aber leicht, weil "Goli Jan" trotz des schweren Stoffes nicht allzu sehr erdrückt.

Muss sich als Bub verkleiden: Goli Jan (Fatemeh Jaffari)

Ab 9.9. im Metro Kinokulturhaus (OmU)