Alte Donau, Neue Reiche

Einst war die Alte Donau die Riviera der Armen – inzwischen gilt sie als eine der teuersten Wohngegenden der Stadt und Ort unbemerkter Bauskandale. Mitverantwortlich ist das Stift Klosterneuburg

Stadtleben, FALTER 38/2018 vom 18.09.2018

Foto: Heribert Corn

Auf den ersten Blick beginnt diese Geschichte an einem kühlen Abend im Mai, als vier Männer im Strandgasthaus Birner zusammenfinden. Sie bestellen Bier, führen mit dem Kellner Schmäh. Das alte Strandgasthaus ist so etwas wie ihr verlängertes Wohnzimmer – schließlich wohnt man gleich ums Eck und kennt die Leute, die hier ein und aus gehen. Hier, in Floridsdorf an der oberen Alten Donau ist Wien mehr Dorf als Millionenstadt. Mit ein Grund, warum Thomas Anton, Erik Stadler, Robert Zwickelsdorfer und Peter Bier vor einigen Jahren Genossenschaftswohnungen in einem Block in der dritten Reihe vom Ufer gekauft haben.

Die Ruhe, das Grün, der dörfliche Charakter des Grätzels – all dies gehe nach und nach verloren, meinen die vier Männer. Der Grund ist der Bauboom, der die Gegend entlang der Alten Donau allmählich in eine Luxusapartmentsiedlung verwandelt. Aktuelles Ärgernis: das geplante Gebäude auf dem Grundstück in der zweiten Reihe, direkt vor dem Genossenschaftsblock, in dem Anton, Stadler, Zwickelsdorfer und Bier wohnen. Das Einfamilienhäuschen, das da einst stand, ist bereits abgerissen, die Bäume sind gefällt, das Schild des Bauunternehmers Glorit montiert. Neun Meter hoch – das Maximum, das die Bauklasse I erlaubt – soll das Gebäude werden. Etwa halb so hoch wie der Wohnbau, in dem die vier Männer wohnen. Dennoch fällt am Tisch immer wieder das Wort Bauskandal. Ein Wort, das man in dieser Gegend oft hört, wenn man mit Anrainerinnen und Anrainern spricht. Es gehe nämlich nicht nur um dieses einzelne Haus und um eine verbaute Aussicht aufs Wasser. „Es geht ums Stadtbild“, sagt Peter Bier.

  2910 Wörter       15 Minuten

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