Wölfe, Füchse, Piraten und ein toter Hund
Kirstin Breitenfellner in FALTER 18/2022 vom 06.05.2022 (S. 30)
Die meisten Buben haben schon einmal davon geträumt, Pirat zu werden, und die Blockbuster-Serie "Fluch der Karibik" hat diese Sehnsucht noch verstärkt. Wie es bei den "echten" Piraten zugeht und dass es tatsächlich noch solche gibt, wissen schon nur noch wenige. In Somalia im Osten Afrikas, das zu den sogenannten failed states gezählt wird, gehören Plünderungen und Piraterie zu den Haupteinnahmequellen. Geedi ist 15, sein älterer Bruder Aayan hat sich vor vier Jahren den Piraten angeschlossen und damit den Eltern viel Kummer bereitet.
Eines Tages ist Aayan wieder da. Er erklärt Geedi, dass er nur diejenigen bestehle, die ihnen die Zukunft geraubt hätten, dass er sich nur zurückhole, was andere ihnen genommen hätten. Die Schiffe, die den Golf von Aden passierten, würden illegal Giftmüll aus der ganzen Welt versenken. Somalia sei das Land, aus dem man das Richtige verjagt habe. "Darum können wir alle immer nur das Falsche tun, und das macht uns alle überall zu Piraten."
Gegen den Willen seines Bruders folgt Geedi diesem zu den Piraten und muss sich plötzlich in einem brutalen Überlebenskampf bewähren. Nicht nur gegen die Küstenwache, sondern auch gegen die skrupellosen Methoden von Aayans Rivalen Dayax. Die Dialoge klingen bisweilen ein bisschen zu europäisch, aber dem Autor gelingt hier eine Sozialreportage als Abenteuerroman, der einen in eine raue Welt entführt.