Empfohlen Filmkritik

Apples

Mila

© Alpha Violet

Foto: Alpha Violet


Eine rätselhafte Pandemie hat Teile der Menschheit befallen. Die Betroffenen können sich an ihr bisheriges Leben nicht erinnern und stranden im Nirgendwo, wie der Protagonist Aris, der in einem Bus in Athen aufgegriffen wird. Dank seines lakonischen Humors wurde der Film beim Festival Crossing Europe zum Publikumsliebling.

Regie:
Regie:
Christos Nikou
Darsteller:
Darsteller:
Aris Servetalis, Sofia Georgovasili, Anna Kalaitzidou, Argiris Bakirtzis
Land/Jahr:
Land/Jahr:
GR/POL/SLO 2020
Dauer:
Dauer:
90 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe

Beißt in den sauren Sozial-Apfel: "Apples"

David Auer | 03.08.2022

Plötzlich kann sich Aris an nichts mehr erinnern. Aber egal, denn in "Apples" (Regie: Christos Nikou) ist Amnesie so normal, dass der Protagonist just dem staatlichen "Lerne wieder leben"-Programm unterstellt wird. Als einer von vielen nun Gedächtnis-,also Identitätslosen soll er sich qua Anleitungen vom Tonband zum vollwertigen Bürger mausern. Er bekommt Wohnung, Kleidung etc. zugewiesen und muss dafür Aufgaben erfüllen: Liebe, tanze, bau Unfälle, hab Spaß!

Das klingt trotz des "Lebensvollzug als Setzkasten"-Ansatzes humaner als das, was Sans-Papiers und Co an Integrationsleistungen üblicherweise zugemutet wird. Wäre da nicht der Zwang zum Fun und dazu, jeden gemeisterten Task mit Fotos zu dokumentieren und überhaupt auf Privatsphäre zu verzichten. Komfort für die vielen gerät so als etwas in den Blick, das nur mit Dauerkontrolle zu haben ist.

Das ist sozialdiagnostisch hellsichtig, aber auch problematisch, spielt dieser griechische Film damit später doch Freiheit und Sicherheit gegeneinander aus. Angesichts des beengenden Quadratformats und der melancholischen Tonlage, in der beide "Optionen" gleichermaßen inszeniert sind, stellt er jedoch auch bloß, was daran scheinkonflikthaft ist. Klug, lakonisch, unaufgeregt und dank der trockenen Situationskomik auch witzig.

Dieser Film bei Video on demand

Diese Filme könnten Sie auch interessieren


12 Wochen FALTER um 2,50 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!