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Es mag fantastisch klingen, jetzt über ein Russland nach Wladimir Putin nachzudenken. Aber tatsächlich ist genau die richtige Zeit dafür. Denn wenn wir eines über die Geschichte meines Landes wissen, dann dies: Politischer Wandel hat sich in Russland immer sehr plötzlich vollzogen – so schnell, dass er selbst für die Beteiligten überraschend kam.

Ich denke dieser Tage oft an den Russisch-Japanischen Krieg von 1904. Damals schwadronierte der Innenminister des Zaren, Wjatscheslaw von Plehwe, von der Notwendigkeit eines "kleinen, siegreichen Krieges" gegen Japan, der alle innenpolitischen Probleme des Reiches lösen sollte. Ganz gewiss hat er nicht erwartet, dass nur ein Jahr später – auch infolge des eben nicht ganz so kleinen, nicht ganz so siegreichen Krieges – die erste Revolution in Russland ausbrechen würde. Der Zar musste der Einrichtung eines Parlaments zustimmen, Presse- und Parteienfreiheit garantieren. Und als Lenin Ende Januar 1917 vor einer Gruppe junger schweizerischer Sozialdemokraten in Zürich diese berühmten Worte sprach: "Meine Generation wird die entscheidenden Schlachten der kommenden Revolution nicht mehr erleben" – da hat er auch nicht gedacht, dass genau diese Revolution sechs Wochen später ausbrechen würde.