Thomas Leitner in FALTER 16/2022 vom 22.04.2022 (S. 31)
Der vielseitige Leonardo Padura ist durch den Krimizyklus "Havanna-Quartett" bekannt. Nun steht wieder ein vermutliches Verbrechen, diesmal aus dem schicksalsträchtigen Jahr 1989, im Zentrum. Die durch Mauerfall und Untergang der UdSSR ausgelösten Schockwellen reichen bis nach Kuba und erschüttern den Sozialismus mit seinem allzu menschlichen Antlitz zwischen Korruption und Pragmatismus.
Zeitgleich mit der ökonomischpolitischen Krise sprengt ein rätselhafter, nie aufgeklärter Todesfall einen Clan. Seine Mitglieder - Künstler und Wissenschaftler -werden in die Emigration gedrängt. Der Autor, der selbst Kuba nie länger verlassen hat, schildert einfühlsam die Welt dieser von Heimat und Ideologie Enttäuschten. Das Genre Krimi erlaubt es ihm, ungeschminkt Fehlentwicklungen im tropischen Arbeiterparadies aufzuzeigen.