Bauer und Bobo

Wie aus Wut Freundschaft wurde
160 Seiten, Hardcover
€ 20.6
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ISBN 9783552072596
Erscheinungsdatum 27.09.2021
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Verlag Zsolnay, Paul
Sammlung Besser lesen mit dem FALTER - Die Bücher zum Podcast Folge 1-50
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Kurzbeschreibung des Verlags

„Wahrheit aufdecken und damit die Realität verbessern: bei großen Staatsaffären und auch bei den Nöten eines kleinen Bauern. Dass Klenk das Kleine nicht zu klein ist, macht ihn groß.“ Robert Menasse
Begonnen hat es mit einer Beschimpfung. Christian Bachler, der den höchstgelegenen Bauernhof der Steiermark bewirtschaftet, schimpfte in einem Video aus dem Schweinestall über den „Oberbobo“ Florian Klenk (Bobo = Ökospießer). Der Chefredakteur des Falter hatte zuvor ein Urteil gutgeheißen, das einen Bauern zu Schadenersatz verpflichtete, nachdem seine Kuh eine Frau getötet hatte. Bachler forderte Klenk auf, ein Praktikum auf seinem Hof zu machen, und der Bauer und der Bobo kamen ins Gespräch: über Klimawandel, Fleischindustrie, Agrarpolitik und Banken. Als Bachlers Hof Ende 2020 vor dem Ruin stand, fanden die beiden Freunde aus zwei Welten binnen 48 Stunden 12.829 Spender, die bereit waren, zu helfen. Warum es sich lohnt, mit Leuten zu reden, deren Meinung man nicht teilt.

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FALTER-Rezension

DIE BANK GEWINNT DOCH NICHT IMMER

Florian Klenk in FALTER 39/2021 vom 01.10.2021 (S. 48)

Wie es einem Team aus politisch völlig unterschiedlichen Menschen gelang, 12.829 Spender dazu zu bringen, einen visionären Bergbauern zu retten

Der Bergbauer Christian Bachler schuftete jeden Tag, aber er wurde die Schulden nicht los. Er teilte das Schicksal tausender Bauernfamilien, die von der industrialisierten Landwirtschaft überrollt werden. Die Bank und ein paar Nachbarn waren bereits hinter seinem Hof her. Die Bauern, sagt Bachler, sind Leibeigene der Bank geworden. Nur zahlen sie keinen Zehent, sondern 14 Prozent Überziehungszinsen und die Anwaltskosten.

Ja, man kann es sich einfach machen: Da ist der Schuldner Christian Bachler, der sich eindeutig übernommen hat, der vom zu früh verstorbenen Vater einen maroden Betrieb geerbt hat und nun sein Land hergeben muss. Aber so simpel ist es nicht. Da ist auch die Bank, die ihm einen Kredit nach dem anderen nachgeschmissen hat -wissend, dass der Bauer ihn nie wird zurückzahlen können, aber auch wissend, dass das Geld mit Grund und Boden besichert ist. Das Risiko bei diesem Deal trug Bachler in Wahrheit ganz allein. Denn zur Not kann die Bank -anders als Privatschuldnern oder Kapitalgesellschaften -die gesamte Existenz ihres Kunden verwerten, seine Weiden, Almen, Wälder, ja sogar sein Ausgedinge.

460.000 Euro Schulden, davon 160.000 schon exekutierbar. Das sah wirklich nicht gut aus für Bachler. Wie sollte er das aus eigener Kraft je zurückzahlen? Schon die Zinsen, bis zu 14 Prozent, waren erdrückend. Der Hof war verloren. Oder?

Bachler sagte: "Wenn wir es schaffen, 150.000 Euro an Spenden aufzutreiben, kann ich meinen Bergbauernhof und die Alm retten. Dann muss ich immer noch einen Kredit mit rund 120.000 Euro bedienen, aber das ist zu schaffen. Dann wird mein Leben nicht versteigert."

Erstens musste also ein Sanierungskonzept her. Zweitens eine Umschuldung, also eine neue Bank, die Kredite zu besseren Konditionen bot. Drittens brauchten wir Spender, die Bachler halfen; das musste doch zu schaffen sein, Bachler war ja seit unserem Streit über das "Kuhurteil" eine Art Influencer geworden. Wieso sollte hier nicht auch eine Heile-Welt-Insel entstehen, eine Art Bauern-Kooperative, ein bisschen Kommunismus, wenn man so will. In Deutschland ist das längst etabliert. Aber die Spendenaktion war der Punkt, der Bachler besonders widerstrebte. "Denn ein Bauer wie ich, der das Maul aufreißt, der kann dann nicht betteln gehen. Das ist mein sozialer Tod", glaubte er.

Wie aber stand es überhaupt um Bachlers Hof? Hatte er eine Chance, zumindest Teile zu retten? Gab es irgendeine Hilfe aus dem Landwirtschaftsministerium für ihn? Ich rief einen Mann an, dem ich zutraute, zu helfen: Daniel Kosak.

Kosak ist eine sehr ambivalente Persönlichkeit. Er ist ÖVP-Vizebürgermeister in einer kleinen Speckgürtelgemeinde, und er arbeitet im Kabinett von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. (...) Ich bat ihn um Hilfe des Ministeriums. Kosak sagte Hilfe zu. Bachlers Fall überrasche ihn nicht, erklärte er. Bauern, die in existenzielle Schulden geraten, das ist offenbar nichts Neues für die Ministerialbürokratie. Kosak versorgte uns nun mit zwei wichtigen Infos: Erstens, das Ministerium könne Bauern Notfallkredite vermitteln, wenn dies nötig sei. Die von uns erhoffte Umschuldung sei daher machbar. Und zweitens: Das Ministerium kann über die Landwirtschaftskammern auch Betriebswirte organisieren, die überforderten Bauern Sanierungskonzepte liefern. Ein Service, von dem Bachler nichts wusste.

Schon wenige Wochen später hatte er erstmals in seinem Leben ein richtiges Sanierungskonzept auf dem Tisch. Ein Profi rechnete ihm vor, was er einnimmt und was er ausgibt. "Zukünftige Investitionen können nicht aus dem laufenden Betrieb finanziert werden -bei Beibehaltung der aktuellen Situation kommt es unweigerlich zu einer weiteren Verschuldung des Betriebs", stellte der Betriebswirt der Landwirtschaftskammer Steiermark fest. Bachlers Einkommen betrage etwa 32.000 Euro im Jahr. Die Kreditraten an die Raika allein betragen 3500 Euro im Monat. Das könne sich nie und nimmer ausgehen. Aber noch etwas sagte der Sanierer zu Bachler: Er habe schon viel schlimmere Höfe gesehen. Bachler sah eine Chance.

So fasste er einen Plan: Er verkauft einen Anteil an einer Agrargemeinschaft um rund 160.000 Euro, er nimmt einen Kredit über 200.000 Euro auf, und 100.000 Euro versuchen wir über Crowdfunding zu organisieren. Wir brauchten jetzt rasch eine neue Bank, die ihm hilft. Doch so leicht war das mitten in der Corona-Krise nicht. Wer will schon einem völlig überschuldeten Bauern helfen? Und die Versteigerung rückte immer näher.

Wir klopften bei einigen großen Kreditinstituten an. Vergebens. Dann versuchte ich es bei der PR-Beraterin Christina Aumayr-Hajek. "Kannst du helfen?", fragte ich sie. "Ja, aber ich muss einmal mit Christian Bachler telefonieren."

Aumayr-Hajek arbeitet in einem eleganten Büro am Wiener Franziskanerplatz, Blick auf das Kloster, die Räume sind sicher mehr als fünf Meter hoch. An der Wand hängen moderne Gemälde und der "Blick auf Venedig" von Ernst Huber. Aumayr-Hajek berät auch Politiker der Neos, sie ist keine deklarierte Sozialdemokratin wie Michael Pilz, der Anwalt, der Christian Bachler in diesem Fall ehrenamtlich half, sondern eine Liberale. Nichts hier lässt erahnen, dass auch sie die Tochter eines Bauern ist.

Er war kein armer Landwirt, sondern ein oberösterreichischer Agrarunternehmer. "Wir waren die Luxusbauernkinder", erzählt Aumayr-Hajek: "Ich hatte ein Pferd, mein Bruder spielte Tennis. Wir hatten einen Vierkanter mit Arkaden, einen Badesee, ein fast gräfliches Landleben." Ein hochmaschineller Ackerbaubetrieb sicherte der Familie den Wohlstand.

Doch der Vater war unglücklich, wie sie erzählt, so wie die meisten Bauern. Er übernahm, so wie Bachler, einen schwer überschuldeten Hof. Seine Eltern brummten ihm hohe Zahlungen auf. Er musste später auch eine Trennung finanzieren. Denn er trifft auf einen AWS-Anlageberater, spekuliert auf steigende Kursgewinne, finanziert dieses Börsenglücksspiel mit einem Kredit von der Raiffeisen-Bank, bezahlt wahnwitzige Zinsen und verliert fast alles.

Die Bank, die das Hochrisikogeschäft ermöglicht, geht hingegen kein Risiko ein. Sie steht im Grundbuch des Bauern und kann sein Land verwerten. Aumayr-Hajeks Vater muss riesige Äcker verkaufen. Aumayr-Hajek erlebte damals diese "Sprachlosigkeit der Männer am Land in den zutiefst patriarchalen Strukturen". Eine tiefe Einsamkeit quäle die Bauern, erzählt sie weiter. "Alle haben Schulden bis unters Genick", aber wenn einer einen John-Deere-Mähdrescher hat, müssen ihn die anderen auch haben. Und wenn es nicht mehr reicht, wird eben der Grund verkauft, im besten Fall umgewidmet und im schlimmsten Fall versiegelt.

Christina kontaktierte also ihr Netzwerk, PR-Experten, die sich auf Crowdfunding spezialisierten. Auch hier winkten die meisten ab. Niemand würde einem in Not geratenen verschuldeten Bauern etwas spenden, waren sie sich sicher (...).

Mir schwirrte der Kopf. Also rief ich Niko Hofinger an, meinen Schwager in Innsbruck. Er ist nicht nur ein anständiger Mensch, sondern er kann auch Websites programmieren, und er hat das Herz am rechten Fleck, wenn es um widerständige Bauern geht. Niko unterstützte etwa den Blogger und Schafhirten Markus Wilhelm, eine der wohl interessantesten Figuren Tirols. Auf seinem Blog "dietiwag. at" deckt Wilhelm immer wieder die unglaublichsten Skandale und den Filz in Tirol auf. Er enthüllt, wie Landesräte von Seilbahnunternehmern angefüttert werden, er schreibt offen über den Mief aus Medien, Politik, Energieunternehmen und Tourismusindustrie. Niko kümmerte sich gewissermaßen im Maschinenraum um die Website von Wilhelm, er half aber auch immer wieder bei der Organisation kleiner Crowdfunding-Kampagnen, wenn er von Tiroler Machthaberern mit Klagen bedroht wurde.

Niko war unser Mann. "Macht die Seite nicht zu teuer", riet er und bastelte noch in der gleichen Nacht an einem ganz normalen Word-Press-Blog. Ich klaute ein paar Fotos von Bachlers Facebook-Seite. Niko montierte sie in die Website, Christina passte auf, dass die Bilder auch eine gewisse Fröhlichkeit und Zuversicht ausstrahlten und nicht zu erdig wurden; und dann gaben wir der Seite noch einen schönen Namen: "Wutbauer.at."

Auf einmal steckte ich in einer richtigen Spendenkampagne, das erste Mal in meinem Leben. Wir tüftelten an der Seite, feilten an den Texten, Anwalt Michael Pilz sorgte für den juristischen Beistand. Eine Botschaft war uns allen wichtig: Hier ging es nicht nur um einen einzigen Bauern in Not, hier ging es um eine Systemfrage. Bank gegen Bauer. Aber auch Intensivtierhaltung gegen eine nachhaltige Landwirtschaft. "Die Bank gewinnt immer", sagte Christina, "das müssen wir den Leuten klar machen." (...)

Ich glaubte an Bachlers Zugkraft. Ich sah, wie er die Leute im Netz mobilisieren konnte. Das war nicht nur seiner Bauernschläue im Internet geschuldet, sondern auch seiner Vision einer Landwirtschaft, die das Tierwohl heiligt, die einen anderen Zugang hat zu Viechern als jenen, sich die Tiere bedingungslos zu unterwerfen und auszubeuten. (...)

Es konnte losgehen. Wir schalteten die Seite wutbauer.at frei und informierten zuerst Josef Fröhlich, einen Reporter der Kleinen Zeitung, der vor Wochen von Bachlers schwieriger Lage erfahren hatte und helfen wollte, statt eine schnelle Schlagzeile zu produzieren. "Verschuldeter Wutbauer bekommt Hilfe von seinem besten Feind", titelte er und erzählte den Leserinnen und Lesern noch einmal vom Bauern Bachler und seinen beliebten Videos, die er immer mit den Worten "Liebe Leute da draußen!" startet und mit einem kleinen Grant gegen das System beendet.

Als der Artikel am ersten Adventsonntag 2020 erschien, postete auch ich einen Aufruf und bat: "Jeder Cent hilft jetzt!" Kaum hatte ich das Posting am Sonntag früh abgesetzt, ging es drunter und drüber. 4400 Mal wurde es geliked, 4166 Mal geteilt, so viel Interaktion bekamen nicht einmal die Enthüllungen über die Ibiza-Affäre. Die Geschichte von Bachlers Not emotionalisierte die Leute. Auch Bachler selbst war völlig perplex. Unentwegt brummte sein Handy, erzählte er mir später. Er hatte sein Smartphone so eingestellt, dass es bei jedem Paypal-Eingang kurz vibrierte.

Ein veritabler Spendensturm setzte da am ersten Adventsonntag ein. Die Leute schickten kleine Summen, aber auch stattliche Beträge, immer wieder blickte ich auf den Paypal-Pool, der den aktuellen Stand anzeigte. In dreißig Minuten waren 15.000 Euro gespendet, nach nicht einmal zwei Stunden waren es 33.772 Euro. Ich konnte gar nicht oft genug aufs Handy schauen.

11 Uhr 20.43.000 Euro 11 Uhr 28: 50.000 Euro.

Da kam mir noch eine kleine, subversive Idee. Da war noch jemand, der helfen könnte. Einer mit einem wirklich großen Facebook-Account und einer riesigen Fangemeinde, der Mann, dessen Lied ich damals im Bus von Bachler nach Murau hörte. Ein Steirer wie Bachler. Ebenfalls Halbwaise, weil sich der Vater selbst angezündet hatte, wie er in seiner Biografie erzählte. Einer, den jeder kennt, weil er immer wieder das volkstümliche Leben besingt, die Bauern, Almen und den ganzen Kitsch der Berge. Der aber auch provoziert mit reaktionären Interviews und Machotum.

Ich hab zwar wenig zu tun mit und noch weniger Ahnung von Volksmusik. Aber der damals 34-jährige sogenannte Volks-Rock'n'Roller Andreas Gabalier hatte zwei Eigenschaften, die mich neugierig machten. Er füllte viermal hintereinander das Münchener Olympiastadion, ist also einer der erfolgreichsten Musiker des Landes, weil die Leute Sehnsucht haben nach der Melange aus Landkitsch, Volksmusik, Rock 'n'Roll, Antifeminismus und Ressentiments gegen die Stadtleut.

Und dann hatte er ja noch etwas getan, was mich kitzelte: Er hatte mich beschimpft, so wie einst Bachler. In einem Facebook-Video, aber auch auf offener Bühne hatte er mich als seinen arroganten Feind aus Wien ausgemacht. Ich würde "nichts von Traditionen und christlichen Festen halten", rief Gabalier zu seinen Fans in die Stadthalle und schlug vor, dass ich am 24. Dezember, der Tag, den ich als linker Städter angeblich nicht feiere, zu ihm in die Steiermark kommen möge, denn es würden ihm in der Krippe "Ochs und Esel fehlen".

14.000 Besucher johlten damals begeistert. Sie wussten natürlich nicht, wie gut ich Vanillekipferln backen und Christbaum schmücken kann.

Als Gabalier dann auch noch dem Publikum den Schmäh erzählte, ich sei "undercover in der Halle" unterwegs, um "verheerende Geschichten" über ihn zu schreiben, weil Blätter wie der Falter Presseförderung "in Millionenhöhe" bekommen, "um diesen Quargl abzudrucken", ging ein "Buh!" durch die Halle, das unheimlich war. Gabalier hatte also fesch provoziert, das schafft Interaktion im Netz. Er weiß auch, was mein konservatives Heimatland gerne hört. Eine Bundeshymne, in der die Söhne, aber nicht die Töchter besungen werden. Und ein bisserl Wehmut, denn "man hat's nicht leicht auf dera Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht" (...).

Ich hatte also eine Rechnung offen mit Gabalier. Der sollte mich kennen lernen.

Ich besorgte mir seine Handynummer: "Grüß dich, Volks-Rock'n'Roller, hier spricht der Ochs, du erinnerst dich."

"Haha, ja." "Ich brauche jetzt was von dir. Also nicht ich, sondern einer jener Bauern, die du so gerne besingst." Es wäre doch wunderbar, sagte ich, wenn er jetzt sein Smartphone in die Hand nähme, wieder ein kleines Selfievideo aufnehme und die Spendenaktion für Bachler über seine Facebook-Bühne unterstütze.

"Das mach ich", sagte Gabalier, ließ sich über den Fall ausführlich informieren, und ja, ich gestehe es, ich war ziemlich erstaunt, denn ich war davon überzeugt, er würde auflegen. Am Apparat war ein interessierter Mann, der unprätentiös wirkte. Einer, der das Leben in Not aus eigener Erfahrung kennt, wie ich in seiner Biografie nachgelesen habe. Nicht nur Gabaliers Vater hatte sich umgebracht, sondern auch seine Schwester. Aus diesen Katastrophen hatte er sich mit seiner Musik befreit. Er unterstützte Flüchtlingsvereine. Hinter den Kulissen war er alles andere als der tumbe Recke, für den ihn Teile der sogenannten linken Öffentlichkeit hielten (weil er angeblich in einer Hakenkreuz-Pose auf einem Plattencover posierte).

Er schickte mir den Link zu einem Video, das er in seinem Studio aufgenommen hatte, 10.000 seiner Fans hatten es geliked. "Ich habe heute einen lieben Anruf bekommen vom Chefredakteur des Falter", sagte Gabalier zu seinen Fans, einer Zeitung, "die meiner Musik kritisch gegenüber gestanden ist". Man müsse endlich "aus dem Schubladendenken kommen", schob er nach, und daher wolle auch er mithelfen. "Denn gemeinsam mit euch schaffen wir es, den Pott voll zu machen. Da hänge ich mich gerne an. Und würde mich freuen, wenn das der eine oder andere Fan auch macht. Vielleicht werdet ihr Teil der Wirklichkeit eines Weihnachtswunders."

11 Uhr 51: 60.000 Euro.

12 Uhr 41: 85.000 Euro

13 Uhr 07: 100.000 Euro

Christina per Whatsapp: "Unpackpar! Alle Social-Media-Stars in der Branche haben gesagt, das schafft man nicht. Raiffeisen ist erledigt. Zumindest heute."

15 Uhr 55: 171.000 Euro

19 Uhr 33: 231.278 Euro

Christian Bachler: "Es is soooooo irre." 21 Uhr 26: 250.000 Euro "Irre. I werd ma jetzt an satten Schnapstee machen. Einfach nur irre. I geh hiaz heian. Vielen Dank", schrieb er mir. Ich antwortete: "Ich gehe auch schlafen." Wir konnten nicht erahnen, was uns am nächsten Morgen erwarten sollte.

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