Die drei Hochzeiten von Manolita

Roman
672 Seiten, Hardcover
€ 30.9
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ISBN 9783446274013
Erscheinungsdatum 26.09.2022
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Roberto de Hollanda
Sammlung Hochzeit
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Kurzbeschreibung des Verlags

Almudena Grandes´ Vermächtnis – ein großer Roman über Solidarität und Liebe in finsteren Zeiten

Manolitas einziger Vorsatz ist es, „nie den Fehler zu begehen, einen schönen Mann zu heiraten“. Sie ist bekannt als Señorita „Zählt-nicht-auf-mich“, doch als ihre Eltern nach Francos Machtergreifung im Gefängnis landen, muss sie sich um die Familie kümmern. Obwohl sie mit dem kommunistischen Widerstand nichts zu tun haben will, wird sie heimlich zur Botin für die Oppositionellen. Um Informationen ins Gefängnis zu schmuggeln, gibt sie vor, mit dem schüchternen und stotternden Silverio liiert zu sein. Ist dieser politische Häftling wirklich der Mann, den sie dreimal heiraten wird? Ein Roman voller Farben, Wendungen und Überraschungen. Das meisterhafte Vermächtnis der großen spanischen Autorin Almudena Grandes.

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ISBN 9783446274013
Erscheinungsdatum 26.09.2022
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Drei Hochzeiten und viele Todesfälle

Julia Kospach in FALTER 42/2022 vom 21.10.2022 (S. 9)

Als in ihrer Familie die Schönheit zugeteilt wurde, stand Manolita nicht ganz vorne in der Reihe. Während das unverschämt gute Aussehen ihres Vaters Antonio und ihres älteren Bruders Tonito nachgerade legendär sind in der Madrider Nachbarschaft, fällt Manolita, an der irgendwie alles zu klein und zu kurz geraten ist, nicht weiter auf. Auch ihr Naturell scheint vorerst das von jemanden zu sein, der mehr oder weniger unbemerkt mitläuft. Mehr noch: Manolita hält sich gern heraus. „Zählt-nicht-auf-mich“ ist der Spitzname, den ihr ein Freund ihres allseits bewunderten Bruders verpasst.

Und doch ist gerade diese Senorita „Zählt-nicht-auf-mich“ die Figur, die im Zentrum von Almudena Grandes’ dicht bevölkertem jüngstem Roman steht, der auch ihr letzter ist – die spanische Erfolgsautorin, Jahrgang 1960, verstarb im November 2021 an einem Krebsleiden. Er heißt „Die drei Hochzeiten von Manolita“, umfasst fast 700 Seiten und ist einer der gewichtigen Romanziegel dieser insgesamt an Romanziegeln reichen Büchersaison. Die anfangs so farblose Manolita macht darin eine rasende Entwicklung durch. Sie ist weniger eine Antiheldin als vielmehr eine Heldin wider Willen, die sich verwandelt und unvermutete Kräfte mobilisiert, weil ihr nichts anderes übrig bleibt.

Grandes’ Roman spielt im und in den Jahren nach dem Spanischen Bürgerkrieg. Kurz nach dessen Ende, im Frühjahr 1940, ist Manolita gerade 17 und von einem Tag auf den anderen für vier jüngere Geschwister zuständig. „Diese Aussicht war derart erschreckend, dass ich nachts keinen Schlaf mehr fand.“ Ihr Vater, Gewerkschafter und Sympathisant der Sozialisten, sitzt im Gefängnis, ebenso die dünkelhafte Stiefmutter, „eine echte Gaunerin“. Und ihr Bruder Tonito, der einer aktiven Gruppe von Kommunisten und Anarchisten angehört, ist angesichts des Sieges der Franquisten dauerhaft in den Untergrund abgetaucht.

Erschöpfung, Überforderung, Angst, Hunger, Not und Mangel sind die Kräfte, die Manolita in der Folge formen. Grandes entwirft ein gewaltiges Panorama von Kriegsfolgeschäden.

Es sind einfache Frauen, viele von ihnen blutjung, die in diesem Pandämonium im Alltag über sich hinauswachsen müssen und die in diesem Roman die eindringlichsten Charaktere stellen. „Der Krieg hatte das Beste, aber auch das Schlechteste in uns allen hervorgebracht. Am Ende waren wir alle andere Menschen als die, die wir gewesen wären, hätten wir weiter in Friedenszeiten gelebt.“

Diese Sätze, die eigentlich ein Gemeinplatz sind, stehen gleich am Beginn des Romans und werden in der Folge auf hunderten Seiten und an einem Dutzend von Figuren durchdekliniert. Manolita selbst lässt sich schließlich von ihrem Bruder als Botin für den Widerstand rekrutieren. Sie schleust Botschaften ins und aus dem Gefängnis, gibt vor, mit einem der Insassen, dem stotternden Manitas, liiert zu sein und lernt die von Bestechung und Demütigungsritualen bestimmten Regeln kennen, die an den Besuchstagen zur Geltung kommen, an denen die Angehörigen der Insassen Schlange stehen. An diesem unwahrscheinlichsten aller Orte lernt sie aber auch Solidarität.

Der Roman macht die Verheerungen von Krieg und Diktatur in all ihren Facetten sichtbar. Da ist der ehemalige Sympathisant des Widerstands, der zum Denunzianten wird und schließlich in Francos Diktatur als Folterknecht Karriere macht. Da ist die schöne, zornige Flamencotänzerin Eladia, die ihren Geliebten Tonito versteckt. Da ist der traurige, schwule Marquis de Hoyos, der mit der Linken sympathisiert, in seinem Palais Orgien veranstaltet und sich weigert, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Da sind die spanischen Widerstandskämpfer im französischen Exil, die von jenseits der Grenze Sabotageakte gegen Francos Spanien durchführen.

Man verirrt sich leicht in diesem Roman, dessen Personal farbig und stark, dessen Struktur allerdings vom Wechsel der Handlungsebenen, von Zeit- und Perspektivsprüngen geprägt ist, was die Orientierung in diesem Gewusel aus Schicksalen und Ereignissen gelegentlich ziemlich schwer macht.

Worum es sich bei den drei Hochzeiten von Manolita handelt, die dem Roman den Titel geben, kann nicht verraten werden, ohne diesem viel von seiner Spannung zu nehmen. Im Spanien nach dem Bürgerkrieg stehen Manolita und die Ihren jedenfalls auf der falschen Seite.

Dass sich unter den qualvollen Umständen von Willkürherrschaft, Gefängnisstrafen und Straflagerleben für sie am Ende doch so etwas wie ein Happy End ergibt, ist eine der erstaunlichen Volten dieses Romans, dessen Haupthandlung in den Jahren nach dem Spanischen Bürgerkrieg spielt, der sich aber bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt.

Auch im Rückblick von Jahrzehnten bleibt der spanische Alltag vom Kriegsgeschehen geprägt und vergiftet. Die Leserinnen von Grandes’ Roman wissen sehr bald, wer der Denunziant in der Widerstandsgruppe rund um Tonito ist. Ihre Figuren erfahren es erst nach Jahrzehnten.

Eines der großen Themen dieses spanischen Geschichtspanoramas ist die Liebe in Zeiten des Krieges. Die Zeitläufte dieses Romans lassen den Liebespaaren darin wenig Handlungsspielraum – umso mehr spielt sich das Sehnen und Begehren in deren Köpfen ab.

Die große Liebe, die Manolita schließlich beschieden ist, wäre unter den Bedingungen des Friedens wohl niemals zustande gekommen. Wenn Manolita auf den Satz „Du hast etwas Besseres verdient“ mit „Ich habe nichts Besseres gefunden“ antwortet, wird das im Kontext dieser Erzählung von der Bankrott- beinahe zur Liebeserklärung.

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