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Umwelt

Neue Diskussion um Wolfsabschüsse

Die Landwirtschaftskammer entfacht die Diskussion rund um die Rückkehr des Wolfes in Kärnten neu. Es wurde ein Biologe aus der Schweiz eingeladen, der Parallelen zum Kanton Graubünden zog. Dort hätten sich hohe Investitionen in den Herdenschutz nicht rentiert.

Mit 14 Rudeln und etwa 140 Tieren auf 7.000 Quadratkilometern zähle Graubünden – das ähnlich groß wie Kärnten sei – zu jenen Regionen mit der dichtesten Wolfspopulation im Alpenraum. Auch wenn hierzulande die Risszahlen im letzten Jahr zurückgegangen seien, sei es zu früh zum Aufatmen, so der Schweizer Biologe Marcel Züger. Er betonte zudem, dass sich hohe Investitionen in den Herdenschutz in der Schweiz nicht ausgezahlt hätten.

Biologe: „Frühzeitig mit Abschüssen beginnen“

In Kärnten sind die Wolfsrisse von rund 400 im Jahr 2022 auf 130 im Jahr 2023 zurückgegangen. Laut dem Schweizer Biologen sei es wichtig, „dass man nicht wartet sondern frühzeitig mit Abschüssen beginnt.“ Der Herdenschutz sei ein „Wettrüsten gegen den Wolf“, das nicht gewonnen werden könne. Seit Dezember dürften in der Schweiz auch Rudel entnommen werden, weil der Wolfsbestand trotz aller Maßnahmen und Millionen für den Herdenschutz dabei sei, völlig aus dem Ruder zu laufen, so Züger.

Der Wolf sei schlau und lernfähig. Das zeige sich in Forschungen nicht nur in der Schweiz. Züger: „Wir haben gemerkt, am Anfang hatten die Schutzzäune geholfen, mittlerweile werden die übersprungen. Es werden Herdenschutzhunde ausgetrickst oder – wenn die Nutztiere nachts geschützt werden – greifen die Wölfe tagsüber an.“

Landwirtschaftskammer: Wolf bedrohe Artenvielfalt

Der EU-weite Schutzstatus des Wolfes bedrohe die Artenvielfalt auf der Alm – gebe man die Bewirtschaftung auf, dann würden viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden, sagte Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins: „Unsere Almen werden derzeit noch flächendeckend bewirtschaftet, aber wir merken schon, es sind allein vom letzten auf das heurige Jahr 2.000 Schafe weniger aufgetrieben worden.“

Schafsherde im Nebel
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Schafe im Nebel auf einer Alm

Drei Wolfsrudel bzw. 30 Tiere nachgewiesen

In Kärnten gibt es drei Wolfsrudel mit drei bis fünf Tieren, insgesamt konnten 30 Tiere im Land genetisch nachgewiesen werden. Viele Almbewirtschafter könnten sich gezwungen sehen, ihre Tätigkeit aufzugeben, sagte Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber: „Dann würde eines passieren, die Biodiversität würde zurückgehen, der Tourismus würde in ein paar Jahren sehr leiden – warum kommen die Gäste nach Kärnten? Wegen dieser schönen Kulturlandschaft, die die Bäuerinnen und Bauern gestalten. Das ist die Symbiose im Lande und auf die müssen wir schön schauen.“

Unbürokratischere Abschüsse durch neues Gesetz

Die Kärntner Landesregierung hat die Wolfsverordnung soeben verlängert. Das neue Alm- und Weideschutzgesetz soll Abschüsse unbürokratischer ermöglichen. Acht sogenannte Risikowölfe wurden in Kärnten bisher entnommen.