Fehlende Medikamente: Drei Gründe für die Engpässe - FALTER.morgen #533

Versendet am 17.03.2023

Die Ursache für den anhaltenden Mangel an Medikamenten ist in China und Indien zu finden – aber nicht nur dort >> Warum zur Aufklärung der Causa Wien Energie noch immer wichtige Puzzleteile fehlen >> Grundkurs Kochen: Bärlauchpesto

Wetterkritik: Gute Nachrichten – wie es aussieht, dürfen wir uns auf ein sehr angenehmes Wochenende freuen. Heute noch eher kühl, am Samstag und Sonntag aber überwiegend sonnig und mild bei bis zu 15 Grad. Perfektes Wetter, um die Zutaten für unser heutiges Rezept zu sammeln.


Guten Morgen!

Wenn man (noch dazu am Wochenende) den Apotheken-Notdienst braucht, ist das wohl nie vergnüglich – es war aber selten so wenig vergnüglich wie derzeit. Grund sind die Engpässe bei Medikamenten, über die wir im FALTER.morgen und im Falter bereits mehrfach berichtet haben (etwa hier und hier). Der Versuch, ein Rezept einzulösen, kann sich durchaus zur Odyssee auswachsen, weil Arzneien nicht überall, nicht in der ärztlich verschriebenen Form oder gleich gar nicht mehr erhältlich sind.

Gerade für Kinder fehlen Medikamente wie Sultanol, Ospen und Nureflex. Also Mittel gegen Bronchitis, Antibiotika gegen Infektionen, Schmerzmittel fürs Fieber, vor allem in Saftform – Tabletten schlucken die wenigsten, in Zäpfchenform gibt es Antibiotika nicht. Und die Lage scheint sich nicht und nicht zu entspannen.

Da drängt sich natürlich eine Frage auf, die auch von FALTER.morgen-Leserinnen und Lesern immer wieder gestellt wurde: Was sind die Gründe für die Mangellage? Wie konnte es dazu kommen? Und warum hat es niemand verhindert?

Darüber gleich mehr. Spoiler: Es hat nicht nur mit China und Corona zu tun, sondern auch mit einem Hang zum Hamstern.

Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Soraya Pechtl bleibt am Fall Wien Energie dran und erzählt Ihnen, was einer der Hauptverantwortlichen – Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) – dazu gestern vor der Untersuchungskommission gesagt hat. Und im Grundkurs Kochen packen wir den Frühling ins Einmachglas – es gibt Bärlauchpesto.

Ein schönes Wochenende wünscht

Katharina Kropshofer


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Viele Medikamente sind derzeit knapp. Aber warum?

Schon seit Herbst warnen Experten, dass es zu Engpässen kommen könnte, weil manche Wirkstoffe nicht in den notwendigen Mengen lagern. 23.000 Packungen Rückstand stehen auf den Listen der Apotheken. 1257 Arzneispezialitäten, die nicht oder nicht ausreichend verfügbar sind, listete das Bundesamt für Sicherheitswesen und Gesundheit 2022. Ein Rekord.

Ist da noch was? © APA/Barbara Gindl

Dass es dazu kommen konnte, hat mit Corona in China und einer unerwartet starken Infektionswelle in Österreich zu tun – letztlich aber mit fehlender Fähigkeit zur Selbstversorgung.

1. China und Corona

Zwischen 80 und 90 Prozent der Antibiotika kommen aus China und Indien – schließlich lassen sie sich dort billiger herstellen. Und weil vor allem China bis vor kurzem selbst noch mit einer großen Corona-Welle kämpfte, wurde dort weniger produziert. Daher fehlt es nun an Verpackungsmaterial und Wirkstoffen.

2. Vitale Viren

Anfang des Jahres wurde Österreich dann von einer unerwartet starken Infektionswelle erfasst: Verursacht durch RSV- und Influenzaviren, dazu Bakterien, die die oberen Luftwege befielen – und entsprechend behandelt werden mussten. Ein solches Infektionsgeschehen sei nicht abzusehen gewesen, meint Alexander Herzog, Chef von Pharmig, der Interessenvertretung der Pharmaindustrie im Land. Um mehr als 125 Prozent stieg die Nachfrage nach Antibiotika von Dezember 2021 auf 2022. Bei Kindersäften wie dem Antibiotikum Ospen war es sogar ein Plus von 377 Prozent.

Derzeit sind es vor allem die Streptokokken, die den Kindern Angina bescheren. Man behandelt sie am besten mit Ospen-Saft, zehn Tage lang. Als dieser – übrigens schon vor sechs Wochen – ausging, trat zunächst Plan B in Kraft: auf ein anderes Antibiotikum wie Cephalosporin umsteigen. Allerdings wirkt das nicht so gut und löst manchmal Resistenzen aus. Tage später ging es manchen Patienten wieder schlechter, erzählt Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Einige Kollegen wählen also Plan C: Tabletten für Erwachsene, die in den Apotheken per Mörser auf Kinderdosis gebracht werden.

3. Hang zum Hamstern

Dazu kommt noch , dass viele Österreicher in Pandemiezeiten das Horten lernten: Anfangs bunkerten sie Klopapier, inzwischen Medikamente.

Die Präsidentin der Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayer, will Rohstoffe aus dem Ausland bestellen, um fehlende Mittel selbst herzustellen. Das würde die Engpässe zwar nicht beheben, aber die Situation abfedern. Das Gesundheitsministerium ist dagegen: Schließlich fehlt dafür eine gesetzliche Grundlage, etwa um die Wirkstoffe auf ihre Reinheit zu prüfen. Wer also trägt die Verantwortung?

Der Falter bekam weniger Antworten als Beruhigungen: Die Lage sei ernst, doch noch könne man ausweichen. Vor allem, weil Ärzte sich selbst helfen: Der Wiener Kinderarzt Christoph Male stellte eine Liste mit Alternativen zusammen, die ÖGKJ schickt diese an ihre Mitglieder. Der pharmazeutische Großhandel wünscht sich eine Inflationsanpassung der Arzneimittelpreise sowie eine Diskussion über die Produktion innerhalb der EU. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, es gebe „Gespräche mit dem pharmazeutischen Großhandel und den Arzneimittelhersteller:innen“ über die Erhöhung von Reserven. Auch sei es gelungen, für März Medikamentenlieferungen, auch für Antibiotikasäfte, sicherzustellen.

Wie viel? „So, dass es sich ausgeht“, heißt es vage.


Der Fall Wien Energie

Soraya Pechtl

Fehlende Puzzleteile

Mittlerweile lässt sich eine Chronologie rund um den Fall Wien Energie nachzeichnen. Aber die Opposition hat nach wie vor ein großes Problem.

„Ist da noch irgendwo ein Platz frei, das ist ja unpackbar”, sagt ein Zuschauer fünf Minuten vor Beginn der Befragung von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Die Ränge sind dicht gefüllt. Kameras fangen die Stimmung im Arkadenhof des Wiener Rathauses ein, bevor die Befragung um Punkt zehn Uhr losgeht. 

Hanke ist bislang der hochrangigste Zeuge vor der U-Kommission zur Causa Wien Energie. Und er ist vor allem der erste Politiker, der sich vor den Abgeordneten verantworten musste. Entsprechend groß ist das Interesse. 

Zur Erinnerung: Die Abgeordneten wollen herausfinden, ob es gerechtfertigt war, dass Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Kreditlinien im Rahmen von zwei mal 700 Millionen Euro mittels Notkompetenz freigab, ohne vorerst die Opposition zu informieren. Nach sieben Sitzungen fügen sich die einzelnen Aussagen langsam zu einem Puzzle zusammen. 

Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) vor seiner Befragung durch die U-Kommission © APA/ROLAND SCHLAGER

Am 11. Juli, kurz bevor die russische Gazprom ankündigte, die Pipeline Nordstream 1 eventuell nicht mehr in Betrieb zu nehmen, erfuhr Hanke von Peter Weinelt, Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke, dass die Wien Energie einen erhöhten Liquiditätsbedarf befürchtete. Der Grund: Bei einem Lieferstopp von russischem Gas wären die Preise am Energiemarkt rasant gestiegen. 

Tags darauf trudelte bei der MA 5 (Finanzwesen) eine Mail der Stadtwerke ein: Im Anhang ein Antrag über die Bereitstellung einer Kreditlinie in Höhe von zwei Milliarden Euro mittels Notkompetenz. 

Die Beamten prüften, ob eine Notkompetenz die richtige Vorgehensweise sei und bearbeiteten den Antragsentwurf der Stadtwerke. Am Abend des 13. Juli standen in den Unterlagen „nur” mehr 700 Millionen Euro. Diesen Betrag hatte die MA 5 aufgrund der Höhe der von der Wien Energie zu zahlenden Sicherheitsleistungen errechnet. 

Am 15. Juli waren alle Dokumente fertig und von mehreren Dienststellen geprüft. Die Notkompetenz über die erste Kreditlinie wurde an diesem Tag beschlossen. Die Öffentlichkeit erfuhr von alledem erst Ende August. „Das war die richtige Vorgehensweise”, sagte Hanke. Man habe die Märkte nicht mit den Infos verunsichern wollen. „Wir haben im August gesehen, wie andere Parteien mit der Situation umgehen", so der Stadtrat in Anspielung auf ein ZiB2-Interview von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Das sei ein „politisches Foul” gewesen.

Abgesehen von den parteipolitischen Streitereien haben bisher alle Zeugen diese Vorgangsweise bestätigt. Unter Wahrheitspflicht wohlgemerkt. Es gibt aber nach wie vor ein paar Widersprüchlichkeiten (hier mehr dazu). Der Kreditrahmenvertrag wurde erst Wochen später, am 4. August, geschrieben. War die Angelegenheit also wirklich so dringend oder in Wahrheit doch eher ein von der Stadtregierung aufgespannter Finanz-Schutzschirm, wie die Opposition vermutet? In der Mail vom 12. Juli stand „wie besprochen” und „es wird ersucht, die vom Bürgermeister gewünschte Änderung” vorzubereiten. Könnte es also sein, dass es vorab schon Absprachen gab? Dass die Politiker schon früher mehr gewusst haben? 

Das sind freilich nur Annahmen. Konkrete Anhaltspunkte gibt es wenige und das wird sich vermutlich nicht ändern. Denn der Opposition fehlen wichtige Puzzleteile. Indizien würden die Abgeordneten am ehesten in Akten, Mails oder Chats von Ludwig & Co. finden. Diese werden bislang aber nur punktuell geliefert.

Hanke hat etwa kurz vor der gestrigen Sitzung ausgewählte Kalendereinträge (zu Terminen mit den Stadtwerken) bereitgestellt, um „einen Schritt auf die Opposition zuzugehen", wie er sagt. Gutachten zu einer Sonderprüfung der Wien Energie hat er nicht im Volltext, sondern nur zusammengefasst geliefert. Sie seien nämlich nicht Teil des Untersuchungsgegenstandes. Der Vorsitzende Martin Pühringer sieht das allerdings anders: „Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, dass diese Gutachten nicht im Untersuchungsgegenstand drinnen sein sollen”, sagte er.

Nicht zum ersten Mal bat Pühringer einen Zeugen, die Akten bitte doch noch vollständig bereitzustellen. Hanke sagt, er habe hier wenig Spielraum. Denn die Entscheidung, was geliefert werden können, treffe die Magistratsdirektion Recht. Und zur Lieferung zwingen kann der Vorsitzende das Magistrat und die Stadtwerke nun einmal nicht. 


Falter-Radio am Wochenende

Samstag, 18.3.2023

Politik „wieder von unten“ denken

Robert Misik (links) und SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler (rechts)

Andreas Babler, der SPÖ-Bürgermeister von Traiskirchen, zeichnet einen Weg von Solidarität, Mut und Empathie für sozialdemokratische Politik. Zur gegenwärtig praktizierten Selbstzerstörung der SPÖ sieht Babler eine Alternative. Das Gespräch mit Robert Misik im Bruno Kreisky Forum hören Sie hier.


Sonntag, 19.3.2023

Die Zerstörung der Ersten Republik 1933

Günter Kaindlstorfer im Gespräch mit den Historikern Lucile Dreidemy und Wolfgang Maderthaner

Mit der Ausschaltung des Parlaments durch Engelbert Dollfuß vor 90 Jahren begann die Zerschlagung der österreichischen Demokratie der Zwischenkriegszeit.  Die Historikerin Lucile Dreidemy und Historiker Wolfgang Maderthaner im Gespräch erörtert das mit dem Journalisten Günter Kaindlstorfer in einer Wiener Vorlesung.


Stadtnachrichten

Hans Peter Doskozil gegen Pamela Rendi-Wagner: Das Match um die sozialdemokratische Parteispitze ist eröffnet - aber ist dieses Duell auch eine gute Idee? Die SPÖ-Sektion Acht findet nicht. 

„Wir wollen einen fairen Wettbewerb zwischen mehreren Kandidat:innen”, heißt es in einer Aussendung. Und zwar in Form einer Direktwahl, bei der jedes Parteimitglied abstimmen kann. Alle Interessierten sollen mit einem inhaltlichen Programm für den Vorsitzposten kandieren können. Die Parteimitglieder würden die Kandidaten dann auf einem Wahlzettel nach ihrer Präferenz reihen. Jene Person, die am Ende auf über 50 Prozent der Stimmen kommt, ginge als Siegerin oder Sieger hervor. Anderswo funktioniert das bereits.

Linke Parteien in vielen anderen Ländern hätten bereits „Direktwahlen durch die Mitglieder implementiert”, so die Sektion Acht. Der „Einfluss der Mitglieder auf die Auswahl des Bundesparteivorsitzes” sollte nun auch in der SPÖ erhöht werden.


Ein neuer Schädling macht den Wiener Alleebäumen zu schaffen: Das Bakterium Pseudomonas syringae befällt vor allem (aber nicht nur) Rosskastanien. Im Augarten mussten gerade 111 daran erkrankte Bäume umgeschnitten werden, wie der ORF Wien berichtet. Pseudomonas syringae selbst greift zunächst nur die Rinde an – sie beginnt quasi zu bluten. Durch die dabei entstehenden Verletzungen können in der Folge aber Pilze in den Baumkörper selbst eindringen.

Gefällte Bäume im Augarten © FALTER/Staudinger

Entdeckt wurde die Krankheit erst vor 20 Jahren. Von den Niederlanden ausgehend hat sie sich inzwischen aber über große Teile des Kontinents ausgebreitet. Übertragen wird das Bakterium unter anderem durch Schnee und Regen. Die Mikroorganismen sind extrem kälteresistent und können hoch in der Luft zu Kristallisationskeimen für Flocken werden.

Andererseits haben Forscher an der Universität in Wageningen in den Niederlanden herausgefunden, dass Pseudomonas syringae empfindlich auf Hitze reagiert. Sie behandelten junge Bäume mehrere Tage mit einer Temperatur von 39°C – und konnten sie damit heilen.


Die Hälfte aller Wege, die in Österreich zurückgelegt werden, sind laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) kürzer als fünf Kilometer – das wäre eigentlich eine ideale Distanz, um sie mit dem Fahrrad zurückzulegen. Die Bedingungen dafür sind allerdings nicht immer einladend.

Deshalb will der VCÖ jetzt wissen, wie radfahrfreundlich die Städte und Gemeinden in Österreich sind. Wer darauf anworten möchte: Zur Umfrage geht es hier.


Allergikerinnen werden es schon bemerkt haben: Die Pollensaison ist inzwischen voll im Gang. Derzeit ist in Wien vor allem die Belastung durch Eschen hoch, Erlen und Hasel machen ebenfalls bereits Probleme. Die von vielen besonders gefürchtete Birke gibt vorerst noch Ruhe. Eine gute Möglichkeit, sich über die Lage zu informieren, bietet die Prognosekarte des Pollenwarndienstes.

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Freiheit auf dem Rad

Nach dem ersten Band Grenzenlos Radeln 1, welcher die österreichisch-tschechische Grenze erkundet hat, führt Grenzenlos Radeln 2 nun durch die reizvollen österreichisch-slowakischen Landschaften. Ein wahres Paradies für Genussradler, Naturliebhaber und historisch Interessierte, das heute beste Voraussetzungen für einen sanften Tourismus in der Grenzregion bietet.

Erhältlich auf faltershop.at


Frage des Tages

Das Akademische Gymnasium im 1. Bezirk feiert heuer den 470. Geburtstag, es ist damit die ältestes höhere Schule Wiens. Wer war der Gründer?

  1. Der Jesuitenorden

  2. Kaiser Ferdinand I.

  3. Das Professorenkollegium der Universität Wien

Auflösung von gestern: Unser Satellitenbild zeigte das Belvedere im dritten Bezirk.

© Geoland


Wochenend-Events

Lisa Kiss

Musiktheater

Regisseur Barry Kosky inszeniert Mozarts Meisterwerk „Le nozze di Figaro“ mit viel Humor und jeder Menge Slapstick. Die vier Akte gestaltet er in einem Ambiente zwischen stilisiertem Rokoko und elegantem ­Minimalismus mit Kostümen im 70er-Retro-Chic. Philippe Jordan, der die Rezitative am Hammerklavier selbst begleitet, formt am Pult des Staatsopernorchesters einen ebenso frischen wie innigen Mozart. (Miriam Damev)

Staatsoper, Fr 19.00, So 14.00


Performance

Kuhglocken, Peitschen und Penisse: Im Fokus des Stücks „Sons of Sissy“ steht der Kosmos von Traditionen, Volkstänzen und volkstümlicher Musik. Auf experimentelle Weise bedienen sie sich die Tanzenden alpiner Livemusik, diverser Gruppentänze und ritualistischer Praktiken: Simon Mayers Performance feierte 2015 ihre Uraufführung und tourte dann durch die ganze Welt. In Wien war das Stück des gebürtigen Oberösterreichers nur ein paar Mal zu sehen. Nun gibt es eine weitere Chance – dringende Empfehlung! (Sara Schausberger)

Odeon, Fr, Sa 20.00


Musik

Die Band A Wedding Anniversary hatte ihren Ursprung im Wien der späten 80er, kam mit ihrem düsteren Gothic-Sound bei einem französischen Label unter Vertrag und war um 1990 unter europäischen Grufties ein bekannter Name. Fast 30 Jahre nach der Auflösung findet sie sich wieder in Originalbesetzung zusammen. Support: Totgeglaubt (Reunions-Projekt der Wiener Neustädter Punk-/New-Wave-Szene) und Ballyhoo. (Sebastian Fasthuber)

Szene Wien, Sa 19.30


Letzte Gelegenheit

Zwei Publikumsmagnete schließen an diesem Wochenende: Die Harry Potter Ausstellung in der MetaStadt und The Mystery of Banksy in der Wiener Stadthalle. Beide Ausstellungen haben verlängerte Öffnungszeiten, Restkarten sind noch vorhanden. 

MetaStadt, Fr, So 9.00 bis 22.30, Sa 9.00 bis 23.30, harrypotter-ausstellung.at

Wiener Stadthalle, Studio F, Fr, Sa 10.00 bis 22.00, So 10.00 bis 18.00, www.stadthalle.com


Buch

Annabelle Hirsch: Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten

„Frauen und Objekte? Aber Frauen sind doch Objekte!“ Mit diesem Ausruf fiel ein alter Mann Annabelle Hirsch ins Wort, als sie von ihrer Buchidee berichtete. Das sprach umso mehr für das Projekt. Die Journalistin – sie hat Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Philosophie studiert – erzählt mit klarer feministischer Haltung entlang von Gegenständen „history“ als „herstory“ und kämpft dagegen an, dass Frauen selbst als Objekte gesehen werden.

Hirsch widmet sich Mythen, in die man Frauen seit jeher zu zwängen versuchte, und Alltagsgegenständen, die „dem Leisen, dem Übersehenen“ Bedeutung zukommen lassen. Diese Dinge entstammen dem privaten Bereich, „der lange als weiblich und somit als unwichtig galt“. Das startet beim Oberschenkelknochen von vor circa 30.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung und endet mit dem Pussy Hat 2017, in Reaktion auf Donald Trumps „Grab them by the pussy“-Sager entstanden. (Juliane Fischer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Grundkurs Kochen

Sprießt der Bärlauch aus der Erde, aus den Blättern Pesto werde!

© Shutterstock

Eine Begegnung im Grünen ist derzeit beinahe unvermeidlich: die mit dem Bärlauch, der gerade aus dem Boden schießt. Der wilde Bruder von Knoblauch und Schnittlauch verbreitet seinen intensiven Duft auch in den Stadtwäldern von Wien. Das Kraut kann man zu Suppen, Nockerln und auch zu Pesto verarbeiten. Und das extrem einfach. Ein Tipp gegen die Verwechslung mit giftigen Lookalikes: Die Bärlauchblätter sind auf der Unterseite matt, jene von Maiglöckchen und Herbstzeitloser beidseitig glänzend.

Beim Pesto kann man die Zutaten nach dem eigenen Gusto bemessen, Mengenangaben sind daher nicht nötig. Bärlauch ist sehr intensiv im Geschmack und verträgt sich deswegen gut mit milderem Grünzeug. Den gebrockten Bärlauch – wir gehen hier ungefähr von der Menge eines halben Einkaufssackerls aus – gründlich waschen und ein paar Minuten gemeinsam mit einem Bund Petersilie blan- chieren. Abtropfen lassen und einen halben, klein geschnittenen Salatkopf (Eisberg oder Häuptlsalat) dazugeben. Wer es würziger mag, nimmt einfach weniger Salat. Mit Olivenöl, geriebenem Parmesan, einer schwachen Hand voll gerösteter Kerne (Mandeln, Kürbis- oder Pinienkerne bieten sich an) pürieren. Mit dem Saft einer halben Zitrone, Salz und Pfeffer abschmecken. Am besten das Pesto in zwei Tranchen machen, dann ist nach der ersten Mischung von allen Zutaten noch genug da, um das Mengenverhältnis dem eigenen Gusto anzupassen. In Gläser füllen und mit einer dünnen Schicht Olivenöl bedecken. Dadurch bleibt das Pesto länger haltbar.


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