Weniger ist mehr
Der Wiener Maler Friedensreich Hundertwasser gilt als Kitschkünstler. Höchste Zeit, ihn als Vordenker der ökologischen Revolte zu recyceln
Foto: Stefan Moses / Hundertwasser Archiv Wien
Als Peter Kastner, heute 79, den Maler Friedensreich Hundertwasser zum ersten Mal sah, rief er die Polizei. Der Waldviertler Unternehmer beobachtete Mitte der 1960er-Jahre beim Fischen im Kamp eine Gruppe von Fremden, die einen bunt bemalten Citroën DS in eine Scheune schoben, und dachte an Diebe. Der zu Hilfe gerufene Gendarm beruhigte den Bürger. Ein Wiener habe das Anwesen, die Hahnsäge, gekauft. Ein bekannter Maler namens Hundertwasser.
Vor 20 Jahren starb ein Künstler mit einem schlechten Ruf und einem unterschätzten Werk. Inzwischen gab es in Wien einige Versuche, Hundertwasser als Künstler zu rehabilitieren. 2013 rief das Belvedere dessen Wirken in der Nachkriegsavantgarde in Erinnerung. Das Leopold Museum stellt derzeit den Einfluss des Expressionisten Egon Schiele auf Hundertwasser dar. Vielen gilt der Mann mit dem Bart und den bunten Häusern jedoch noch immer als Spinner, der den Umweltschutz zur Unterhaltung verkommen ließ.