Österreichs Luft schlechter als von der WHO empfohlen

Natur, FALTER 39/2021 vom 29.09.2021

Foto: iStock

Dreck in der Luft kann das Hirn schädigen, das Herz und die Lunge zerstören sowie Krebs und Schlaganfälle verursachen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr sieben Millionen Menschen wegen der Luftverschmutzung. Das macht sie zur größten umweltbedingten Gesundheitsbedrohung der Welt.

"Luftverschmutzung bedroht die Gesundheit in allen Ländern", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangenen Mittwoch, als er die lang erwarteten neuen Luftgüte-Leitlinien vorstellte. Das letzte Mal hatte die WHO diese vor 16 Jahren überarbeitet.

Die WHO hat Grenzwerte für Feinstaub (PM), Ozon (O₃), Stickstoffdioxid (NO₂), Schwefeldioxid (SO₂) und Kohlenmonoxid festgelegt. Nun führt sie den Beweis, dass manche Luftschadstoffe dem Menschen schon in viel geringeren Dosen als bislang angenommen gefährlich werden können. Die WHO hat deshalb die Grenzwerte von Feinstaub und NO₂ deutlich gesenkt.

Das Umweltbundesamt verglich die neuen WHO-Werte umgehend mit jenen, die im Vorjahr in Österreich gemessen wurden, und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis. Auch wenn die Luft in Österreich sauberer wurde, lagen die Werte bei Feinstaub und NO₂ beim Großteil der Messstationen über den neuen WHO-Grenzwerten. Wie wichtig das ist, zeigt der Bericht "Air Quality in Europe", den die Europäische Umweltagentur im Vorjahr veröffentlichte. Ihm zufolge starben im Jahr 2018 allein in Österreich 6100 Menschen vorzeitig durch Feinstaub und 790 durch NO₂. In der EU raffte die Luftverschmutzung insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen dahin.

Die neuen WHO-Leitlinien sind nicht rechtlich bindend, gelten aber als Richtschnur für die Politik. Die EU-Kommission eröffnete nun eine öffentliche Konsultation, um die EU-Vorschriften zur Luftqualität an die neuen WHO-Empfehlungen anzupassen. An der Konsultation kann sich jeder beteiligen, sie läuft bis 16. Dezember.

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