Wie intelligent sind Tiere, Herr Huber?
Der Wiener Kognitionsforscher Ludwig Huber, Leiter des Messerli Forschungsinstituts für Mensch-Tier-Beziehungen, über schwindelnde Schweine, kluge Jagdspinnen und einen Test, bei dem Tauben besser abschneiden als Menschen
Mia ist motiviert, aber Michel freut’s heute nicht recht. Dabei sollen die beiden Hunde im Seminar des Kognitionsbiologen Ludwig Huber bei Verhaltenstests mitmachen. Der Professor selber kniet am Boden und verteilt Futter in Dosen. Er sieht es Michel nach, dass er heute nicht so mag – Hunde haben eben auch Launen und Vorlieben, außerdem ist Michel schon 17. Außer Hunden hat Ludwig Huber über die letzten Jahrzehnte auch Kakadus und Tauben, Weißbüschelaffen, Schildkröten und Schweine als Persönlichkeiten gut kennengelernt.
Der Leiter des interdisziplinären Messerli Forschungsinstituts für Mensch-Tier-Beziehungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien geht Fragen nach wie: Können Tiere rational sein? Wie denken sie? Haben sie Sprache? Können sie in die Zukunft schauen? Die Botschaft des 57-Jährigen, nachzulesen in seinem kürzlich erschienenen, fast 700 Seiten dicken Opus magnum „Das rationale Tier“: Tiere treffen Entscheidungen, wägen ab und finden spontan Lösungen für neue Probleme. „Eine ernsthafte Herausforderung für das menschliche Selbstverständnis“, sagt Huber.