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Historischer Beschluss: Weltweit erster 5 Länder-Biosphärenpark der UNESCO

Mit dem heutigen Tag steht fest: Die Länder Kroatien, Serbien, Slowenien, Ungarn und Österreich arbeiten fortan zusammen, um den weltweit ersten 5 Länder-Biosphärenpark der UNESCO umzusetzen. Damit bleibt die einzigartige Flusslandschaft im Delta der Mur, Drau und Donau mit ihrer enormen Artenvielfalt und ihrem besonderen Ökosystem auch künftigen Generationen erhalten.

Im Rahmen seiner 33. Sitzung am 15. September 2021 in Abuja, Nigeria, hat der zwischenstaatliche Koordinierungsrat des „Man and the Biosphere Programme“ der UNESCO (MAB ICC) den Beschluss zur Einrichtung des weltweit ersten 5 Länder-Biosphärenparks gefasst. Damit ruft die UNESCO ein Schutzgebiet ins Leben, das ein besonderes Erbe antritt: Entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs gelegen, steht der Biosphärenpark „Mura-Drava-Danube“ dafür, dass Naturschutz Grenzen überwinden kann.

Artenvielfalt im „Amazonas Europas“

Flüsse schaffen komplexe Ökosysteme, die besonders vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Seeadler, Kormorane, Schwarzstörche, Zwergschwalben - etwa 290 Vogelarten leben im Gebiet des neuen Biosphärenparks; mehr als eine Viertelmillion Wasservögel rasten hier. Der bedrohte Seeadler ist sogar mit etwa 140 Brutpaaren in der europaweit höchsten Dichte vertreten. Darüber hinaus haben 40 Fischarten und zahlreiche andere Lebewesen hier ihr Zuhause.

Das sensible, auch als „Amazonas Europas“ bekannte Flusssystem, ist von einem grünen Gürtel mit streng geschützten Auenlandschaften umgeben, die aufgrund des Eisernen Vorhangs lange vor menschlichen Interventionen verschont geblieben waren. Jetzt, da die Gefahr der menschlichen Nutzung das Naturparadies bedroht, ist die internationale Zusammenarbeit im Sinne des Natur-, Umwelt- Klima- und Wasserschutzes von hoher Dringlichkeit.

Naturschutz überwindet Grenzen

Der UNESCO Biosphärenpark „Mura-Drava-Danube“ erstreckt sich über die Staatsgrenzen von Kroatien, Serbien, Slowenien, Ungarn und Österreich mit einer Gesamtfläche von rund 930.000 Hektar und einer Länge von 700 Kilometern und ist damit Europas größtes Flussschutzgebiet.

Der Weg dorthin verlief alles andere als einfach: Bereits in den 1990ern startete der WWF, in Kooperation mit EuroNatur und zahlreichen anderen Naturschutzorganisationen und Partnern aus allen fünf Ländern, seine Arbeit für den Erhalt des Gebietes. Im Jahr 2011 beschlossen die Umweltminister der fünf Länder schließlich die Gründung eines gemeinsamen Biosphärenparks. Es folgten nach und nach nationale Biosphärenparks, bis zuletzt Österreich im Juni 2019 den UNESCO Biosphärenpark „Unteres Murtal“ in der Südoststeiermark einrichtete.
Im Jahr 2021, mehr als dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, konnten sich nun die ehemals getrennten Staaten darauf einigen, gemeinsam mit internationalen Expert*innen, NGOs und der UNESCO das komplexe Projekt eines gemeinsamen UNESCO Biosphärenparks umzusetzen.

„Die Einrichtung dieses Biosphärenparks – über fünf Staatsgrenzen hinweg und unter Einbindung internationaler Expertise – kann als Sinnbild schlechthin für die Anliegen der UNESCO gelten. Die globalen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach gemeinsamen Lösungen auf der Basis von grenzüberschreitender Kooperation und internationalem Austausch. Der Schutz und die nachhaltige Entwicklung des besonderen Ökosystems des „Amazonas Europas“ fördert genau diese Zusammenarbeit und ermöglicht die Umsetzung zukunftsweisender, innovativer Projekte, die wesentlich zur Erreichung der Ziele der UN-Agenda 2030 beitragen“, betont Patrizia Jankovic, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO Kommission.

Mensch und Biosphäre

Die UNESCO Biosphärenparks sind nicht ausschließliche Schutzgebiete, sondern stellen als Modellregionen nachhaltiger Entwicklung das Gleichgewicht von Mensch und Biosphäre ins Zentrum. Der 5 Länder-Biosphärenpark bietet auch für die rund 900.000 Menschen, die hier arbeiten und wohnen, Lebensraum und -grundlage. Damit sind auch Themen wie kulturelle Identität, interkultureller Austausch, Tourismus und Regionalentwicklung wichtige Anliegen in der Umsetzung des Biosphärenparks.

Österreich ist im Rahmen des MAB-Programmes prominent vertreten und war an der Einrichtung des neuen 5 Länder-Biosphärenparks „Mura-Drava-Danube“ maßgeblich beteiligt.

„Mit der Genehmigung des TBE MDD wurde nicht nur die Basis für den Schutz dieses einzigartigen Flussökosystems, sondern auch für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region gelegt. Sowohl die Identität der Region als auch die Lebensqualität der Menschen hängen stark von den Lebensadern Mur, Drau und Donau ab. Dieser Biosphärenpark bringt die Menschen in fünf Ländern Europas wieder stärker zusammen und ist damit ein Paradebeispiel für multilaterale Zusammenarbeit“, betont der Vorsitzende des MAB-Nationalkomitees, Arne Arnberger (Universität für Bodenkultur).

„Sicherlich werden in den nächsten Jahren noch einige Herausforderungen auf den Fünf-Länder-Biosphärenpark zukommen, die nur gemeinsam gelöst werden können. Ich bin aber davon überzeugt, dass das der neue Biosphärenpark das bleiben wird, was es heute schon ist, nämlich ein herausragendes Beispiel für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Bereich Naturschutz und nachhaltige Entwicklung und damit ein Leuchtturmprojekt nicht nur für das MAB-Programm, sondern für die gesamte UNESCO.“ so der Vize-Vorsitzende des MAB Programms und Rapporteur des MAB-ICC, Günter Köck.

Historische Beschlussfassung

Die Beschlussfassung des MAB ICC zur Einrichtung des weltweit ersten 5 Länder-Biosphärenparks ist ein historischer Schritt im europäischen Umwelt- und Naturschutz. Sie zeigt gerade im Jubiläumsjahr 2021, in dem das 50 Jahr-Jubiläum des MAB Programmes gefeiert wird, dass internationale Zusammenarbeit im Sinne von nachhaltigen, friedlichen und inklusiven Gesellschaften Früchte trägt.

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