Wo ist Anne Frank

Magisches Erinnern: "Wo ist Anne Frank"

Broadwayshow, Film oder verpflichtende Schullektüre: Das Tagebuch der 13-jährigen Anne Frank, die sich 1942 mit ihrer Familie vor den Nazis in einer Geheimwohnung in Amsterdam versteckte, ist zum weltumspannenden Symbol geworden. Regisseur Ari Folman, selbst Kind KZ-Überlebender, adaptiert das Tagebuch nun mit einem Kunstgriff: Der Animationsfilm "Wo ist Anne Frank" erweckt Annes imaginäre Freundin Kitty zum Leben, die Adressatin zahlreicher Einträge war. In einem grauen Amsterdam der nahen Zukunft macht sich Kitty mit dem Tagebuch auf Annes Spuren bis zu ihrem Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Brücken, Schulen und Theater tragen Annes Namen, doch ist da mehr als gewerbsmäßige Erinnerungskultur?

Zwischen magischen Sequenzen und düsteren Rückblenden fängt Folman die humanistische Kraft des Tagebuchs ein. Mit Blick auf ein jüngeres Publikum zeigt sich in den geradlinigen Botschaften des Films der didaktische Zugang: Um Geflüchtete vor der Abschiebung zu retten, wird Kitty plötzlich zur Aktivistin und droht das Tagebuch zu verbrennen. Doch selbst ohne den forcierten Gegenwartsbezug hat die Aufarbeitung des Holocausts nichts an Aktualität verloren: Erst kürzlich wurde das Anne-Frank-Haus wieder mit antisemitischen Projektionen attackiert.