Inside Fridays for Future

Die faszinierende Geschichte der Klimabewegung in Österreich
€ 24,90

Lieferung in 1-3 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Bücher, die Ihnen auch gefallen könnten
Mehr Informationen
Reihe Fachbücher
Erscheinungsdatum 09.03.2020
Umfang 240 Seiten
Format Gebundene Ausgabe
Verlag Falter Verlag
EAN 9783854396666
Sammlung Aktuelle Bücher aus dem Falter Verlag Der Falter schreibt Zum Tag der Erde Bücherpost 2024
LieferzeitLieferung in 1-3 Werktagen
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 2048 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post

„Die Klimakrise zählt zu den größten Herausforderungen der Menschheit, dieser Konsens erstreckt sich vom UN-Generalsekretär über den Papst bis hin zum Weltwirtschaftsforum. Jede Woche gehen Tausende von Schüler*innen auf die Straße. Ihr Leitspruch lautet: „Fridays for Future“.


Die Fridays-for-Future-Bewegung hat global wie auch hierzulande binnen eines Jahres eine historische Dimension bekommen und das Klima-Thema zu einer politischen Top-Priorität gemacht. Das Buch ist gleichzeitig „Erklärstück“ und Standardwerk über die Bewegung in Österreich. Es bringt den Leser*innen die Thematik näher und gibt Hilfestellung, die politische Dynamik der Bewegung und die Klimakrise im Allgemeinen besser zu verstehen.


Der Autor Benedikt Narodoslawsky ist in seiner Funktion als Journalist Klimaschutzexperte. Seit mehreren Jahren recherchiert und schreibt er regelmäßig zu diesem und verwandten Themen. Dieses Wissen und seine Erfahrung hat es ihm ermöglicht, als einer der wenigen, direkten Kontakt zu den Initiator*innen von Fridays for Future zu knüpfen und in ihre Arbeit exklusive Einblicke zu bekommen.


Wir verzichten bei diesem Buch im Sinne der Umwelt auf die Verpackung mit Plastikfolie und haben das Buch klimapositiv produziert.


Autor Benedikt Narodoslawsky über das Buch:



Buchvorstellung im Baharat Wien:


Mehr Informationen
Reihe Fachbücher
Erscheinungsdatum 09.03.2020
Umfang 240 Seiten
Format Gebundene Ausgabe
Verlag Falter Verlag
EAN 9783854396666
Sammlung Aktuelle Bücher aus dem Falter Verlag Der Falter schreibt Zum Tag der Erde Bücherpost 2024
LieferzeitLieferung in 1-3 Werktagen
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 2048 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Bücher, die Ihnen auch gefallen könnten
FALTER-Rezension

MAYDAY FOR FUTURE

Benedikt Narodoslawsky in Falter 47/2023 vom 2023-11-24 (S. 12)

Fridays-for-Future-Sprecherin Klara König würde jetzt eigentlich lieber über die Klimaklage reden. Im Frühjahr haben sich Österreichs Aktivisten in Linz getroffen, sie sind übereingekommen, in den kommenden Monaten ihre Kraft dafür zu bündeln: Zwölf Minderjährige sind vor den Verfassungsgerichtshof gezogen, darunter auch Aktivisten der Fridays. Es geht um ihr Kernanliegen -sich gegen die zu lasche Klimapolitik zu wehren, die ihre Zukunft bedroht. Das Höchstgericht hat die Klage abgewiesen, nun versuchen es die Aktivisten mit einem neuen Anlauf. Aber nein, es geht in diesen Tagen nicht um die Klimaklage. Seit Wochen beschäftigt die Öffentlichkeit stattdessen die Greta-Frage: Wie hältst du's mit dem Antisemitismus?
Zwei Wochen nachdem Kämpfer der palästinensischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober israelische Zivilisten abgeschlachtet, 220 Menschen -vom Baby bis zum Greis - entführt und Juden in und außerhalb Israels traumatisiert hatten, postete die schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg ein Bild von sich mit einem Schild: "Stand with Gaza."

Der internationale Account der Klimabewegung flankierte Thunbergs Posting: Israel hätte ein "Apartheid"-System errichtet, es verübe einen "Genozid" an den Palästinensern. Man werde "in den westlichen Medien einer Gehirnwäsche unterzogen, damit man sich auf die Seite Israels stellt".

Das klang nach der alten jüdischen Weltverschwörung. "Antisemitismus zu unterstellen, ist immer ein schwerer Vorwurf", sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in der Welt. "Aber das, was ich hier erlebe -da bin ich sehr nahe bei diesem Vorwurf." Thunbergs Schild mag vielleicht nur unsensibel gegenüber den israelischen Opfern gewesen sein. Deutlich problematischer waren dagegen die Postings von Sara Rachdan, die das Massaker der Hamas gutgeheißen und den Holocaust verharmlost hatte. Bei der Massendemonstration in Amsterdam vor zwei Wochen reichte Thunberg der umstrittenen Aktivistin das Mikro. Israel begehe "Völkermord", behauptete Rachdan vor 85.000 Menschen. Thunberg trug einen Palästinenserschal, als sie wieder am Wort war, erklomm ein Mann die Bühne und entriss ihr das Mikrofon: Er sei fürs Klima hergekommen, nicht für politische Ansichten.

Fridays for Future Österreich hatte sich schon nach den ersten Israel-feindlichen Aussagen sofort von der internationalen Bewegung und Thunberg distanziert. Niemand von den österreichischen Aktivisten sei in den Telegram-Kanälen vertreten, in denen die Entscheidungen für diese Postings fielen, beteuert König. Sie betont die Eigenständigkeit der österreichischen Gruppe, die seit Beginn völlig unabhängig arbeite. Auch nach der Pressekonferenz zur Klimaklage am Montag in Wien sagt König: "Wir distanzieren uns klar vom Antisemitismus." Wieder. Aber was hilft das schon?

Der Rückenwind der Öffentlichkeit hat gedreht, vor allem in Deutschland und Österreich, deren Geschichte das dunkle Kapitel des Holocaust überschattet. "Irrweg eines Idols", titelt das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel über Thunberg. "Die Ikone einer Generation verrät ihre ursprüngliche Mission", kommentiert der Standard. "Für mich ist die Fridays-Bewegung damit weitestgehend zerstört worden. Wie soll man da guten Gewissens künftig einem Aufruf der Fridays zum 'Schulstreik' folgen?", schreibt der Kurier-Klimajournalist Bernhard Gaul. Im Nahostkonflikt scheint Fridays for Future seine Unschuld verloren zu haben.

Was war das anfänglich noch für ein politisches Märchen! Am 20. August 2018 setzte sich die 15-jährige Greta während des laufenden schwedischen Parlamentswahlkampfes allein vor den schwedischen Reichstag, ein Zopf links, ein Zopf rechts, kariertes Hemd, blaue Weste, Hose mit Leopardenmuster. "Da ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt, mache ich das auch", stand auf ihrem Zettel, den sie mit einem Stein beschwerte, "ich mache den Schulstreik für das Klima bis zum Wahltag." Tag für Tag kamen mehr Unterstützer vor das Parlament in Stockholm, bald schon demonstrierten Klimaschützer in Göteborg, Malmö, Umeå und Örebro. Nach der Wahl formte Thunberg aus dem täglichen Streik einen freitäglichen, dauerhaften. Fridays for Future war geboren - und wuchs schnell.

Auf der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz vier Monate nach Thunbergs erstem Streik las das Mädchen den Mächtigen die Leviten. Das Video davon verbreitete sich viral. Quer durch Europa poppten plötzlich Fridays-for-Future-Gruppen auf. Auch in Österreich. Kamen zur ersten Wiener Demo knapp vor Weihnachten 2018 rund 100 Leute auf den Heldenplatz, waren es im März darauf schon 40.000 österreichweit und im September 2019 -zwei Tage vor der Nationalratswahl -schließlich mehr als 150.000.

Niemals in der Geschichte der Republik hatte eine Jugendbewegung die Geschicke des Landes in so kurzer Zeit so stark verändert. Sie politisierte eine Generation, brachte die Klimakrise auf die Titelseiten, holte Wissenschaftler aus ihren Elfenbeintürmen auf die Straße, veränderte den Umweltdiskurs in der Gesellschaft. Der Septemberstreik vor der Wahl war eine Machtdemonstration. Die Fridays machten das Klima erstmals zum bestimmenden Thema einer Bundeswahl, das zeigt eine Analyse des Sozialforschungsinstituts Sora.

Die Grünen, die zwei Jahre zuvor aus dem Parlament geflogen waren, feierten mit einer Klimakampagne ihren historisch größten Wahlerfolg - nahezu ohne finanzielle und personelle Ressourcen. Ihre Regierungsbeteiligung wäre ohne Fridays for Future nicht denkbar, der Verlauf der vergangenen vier Jahre der österreichischen Innenpolitik somit ebenso wenig. Dass laut Umweltbundesamt im Vorjahr erstmals die Menge an klimaschädlichen Gasen in Österreich aufgrund klimapolitischer Maßnahmen deutlich gesunken ist, dürfen sich auch die Fridays auf die Fahnen schreiben.

Aber schon ein Jahr nach dem ersten Protest auf dem Wiener Heldenplatz ging der lauten Bewegung in Österreich die Luft aus. Das lag nicht nur an Corona.

Rückblick, 7. Dezember 2019. Aus dem ganzen Land kamen Fridays-for-Future-Aktivisten zum Bundesplenum nach Wien. Im Raum 5 des SocialWorkHub nahe dem Wiener Franz-Josefs-Bahnhof hing das Banner "Ohne Erde kein Tanzboden" an der Wand, in der Ecke konnte man seine niedergeschriebenen Zukunftsträume in eine "Visionenkiste" werfen. Mehr als 70 Aktivisten hatten ihre Schuhe ausgezogen und ihre Rucksäcke abgelegt und setzten sich auf den grauen Teppichboden, um das erste Jahr zu bilanzieren.

Schon damals wurde im Kleinen sichtbar, was heute in der internationalen Bewegung falsch läuft.

Die Grazer schilderten die Schattenseiten ihrer gelebten Transparenz und Offenheit. Ein Troll sei zur Whatsapp-Gruppe hinzugefügt worden, "daraufhin sind alle Admins entfernt worden. Wir haben keine Kontrolle gehabt, der Troll hat die Gruppe komplett übernommen. Wir waren total hilflos." Die Vorarlberger Gruppe wehrte sich indes vor einer Übernahme durch eine linke Gruppierung. "Sie versuchen sich intern in unseren Strukturen zu etablieren", erzählten sie. Das Ziel der Linken sei es, "einen Umschwung in der Bewegung zu generieren, um dann ihre antikapitalistischen, kommunistischen Inhalte" zu verankern.

Offenheit als Prinzip, um so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich mitmachen zu lassen -das zählte anfänglich zu den Erfolgsgeheimnissen der Bewegung. Und es hatte seinen Preis. In Österreich reagierte Fridays for Future auf die Probleme. Die Aktivisten verpassten sich Strukturen, die bis heute sicherstellen, dass niemand die Bewegung usurpieren kann. Aber nun wiederholen sich die Anfangsprobleme im kleinen Österreich vier Jahre später auf der internationalen Ebene, wo solche Strukturen noch immer fehlen. Entscheidungen fallen in losen Telegram-Kanälen und sind kaum nachvollziehbar. Die Twitter-Accounts würden "von nicht einmal einem Dutzend Aktivisten maßgeblich bestimmt", recherchierte die Jüdische Allgemeine. Niemand von ihnen sei bekannt oder in die Position gewählt worden. Einzelne Aktivisten konnten durch diese chaotischen Zustände den internationalen Account für ihre Ideologie kapern und polarisierende Postings veröffentlichen. Ohne Rücksicht auf die Folgen für die gesamte Bewegung.

"Für Fridays for Future Österreich ist es gerade schwierig", sagt König über die vergangenen Wochen. "Manchmal ist mehr zu tun als in einem Vollzeitjob." 50 bis 100 Aktivisten halten die Bewegung österreichweit am Laufen. König, 24 Jahre alt, studiert neben ihrem Aktivismus Psychologie. Wie alle anderen arbeitet sie ehrenamtlich für die Rettung der Welt. Nun müssen sich die Aktivisten neben allen anderen Problemen noch gegen Antisemitismusvorwürfe wehren. Als ob es nicht schon schwer genug gewesen wäre, die Bewegung fünf Jahre lang am Leben zu halten.

Schon wenige Monate nach dem Bundesplenum in Wien rollte im Frühling 2020 die Pandemie über die Welt. Die regelmäßigen Proteste waren Geschichte, ihre stärkste Waffe -die Massendemonstrationen - über Nacht neutralisiert. Nach und nach brachen wichtige Mitglieder weg. Manche waren an den Rand eines Burnouts gekommen, andere konnten oder wollten sich den Aktivismus nicht mehr leisten -etwa weil sie für das Studium in eine andere Stadt zogen. Die Bewegung frischte sich auf, eine neue Generation an Aktivisten wuchs heran, probierte während der Pandemie neue Protestformen aus. Im Lockdown demonstrierten sie online. Sie campierten mehrere Tage vor dem Bundeskanzleramt. Sie legten Massen an Schildern für mehr Tempo im Klimaschutz auf, veranstalteten später die ersten Demos mit Maskenpflicht und Abstandsregeln. Alles ohne durchschlagenden Erfolg. Die Bewegung überlebte Corona, aber verlor an Kraft.

Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation -es folgte Krise auf Krise. Dass die Klimapolitik wieder in die Schlagzeilen gekommen ist, liegt an einer anderen Gruppe. Die Vormachtstellung in der Klimadebatte "wird den Fridays von der Letzten Generation schon sehr streitig gemacht", sagt Protestforscherin Antje Daniel von der Uni Wien. Erst am Wochenende stoppten die radikalen Aktivisten mit einer Schüttaktion im Zielraum vorübergehend den Weltcup-Slalom in Gurgl. Am Montag betonierten sie sich auf der A2 fest. Während die Fridays Aktivismus familientauglich machen wollen, polarisiert der Klimaprotest nun die Gesellschaft.

Dabei wurden auch die Fridays radikaler. Monatelang besetzten sie mit anderen Klimagruppen Baustellen in Wien und verhinderten damit den Ausbau der Schnellstraße S1 samt Lobautunnel. Es war ein politischer Triumph. Lena Schilling, die zum Gesicht des Widerstands gegen den Lobautunnel avancierte, schreibt mittlerweile eine Kolumne für die Kronen Zeitung und gilt als mögliche Spitzenkandidatin der Grünen für die EU-Wahl.

Anika Dafert, die Fridays for Future Salzburg gründete, kündigte vor wenigen Tagen an, bei der Gemeinderatswahl in Salzburg für die SPÖ Radstadt anzutreten. "Wir müssen das Pariser Klimaziel auch in den Gemeinden umsetzen", sagt Dafert.

Die Bewegung ist nicht weg, sie hat sich nur verändert. Fünf Jahre nach der Gründung beginnen die Fridays-Aktivisten von einst und heute, die politmediale Landschaft zu bevölkern. Sie arbeiten für Thinktanks und NGOs, schreiben für Medien und veröffentlichen Bücher, knüpfen politische Netzwerke und docken bei Parteien an. Klimaklagen, Klimavolksbegehren, Klimajournalismus -überall wirken Fridays mit. Und dann war da noch ein messbarer Erfolg: Beim letzten Klimastreik heuer im September brachten die Fridays 20.000 Teilnehmer auf die Straße, es war die größte Klimademo seit vier Jahren. "Fridays for Future ist wieder fähig, die Massen zu mobilisieren", sagt Protestforscherin Daniel. "Das war immer die Frage, ob sie das wieder schaffen werden." Aber mitten in die Phase des Wiederaufschwungs platzt die Debatte über Antisemitismus. Wie konnte Thunberg ihr Vermächtnis so beschädigen?

Ihr Asperger-Syndrom bezeichnete Thunberg einmal als Superkraft. "Ich sehe Dinge sehr schwarz-weiß", erklärte sie vor vier Jahren in einem Interview in der deutschen ARD. Wenn sie sich von einer Sache überzeugt habe, lasse sie sich davon nicht abbringen. Dieser Blick auf die Welt war von Vorteil, als Thunberg den eindeutigen wissenschaftlichen Konsens über die zivilisatorische Bedrohung des Klimawandels in emotionale, moralische Botschaften übersetzte. Aber der Nahostkonflikt ist nicht schwarz-weiß wie das Versagen der internationalen Klimapolitik, das sich physikalisch in der globalen Treibhausgasbilanz messen lässt. Seine verworrene Geschichte, die vielen symbolischen Ebenen, die unzähligen Opfer und Verletzungen auf beiden Seiten machen ihn zu einer einzigen, mit tausend Pinseln gemalten grauschattierten Fläche auf der Karte der Weltpolitik.

Warum sich Teile der Bewegung auf die Seite der Palästinenser stellen, hat mit dem Selbstverständnis als Klimagerechtigkeitsbewegung zu tun. Auf der UN-Konferenz in Madrid 2019 nützte Thunberg ihre Rede dazu, die Aufmerksamkeit auf indigene Gemeinschaften zu richten: "Ihre Rechte werden überall auf der Welt verletzt, und sie sind auch diejenigen, die am meisten und am schnellsten von der Klima-und Umweltkatastrophe betroffen sind." Wenige Monate zuvor hatte sie indigene Aktivisten im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota besucht, die sich gegen ein Erdölprojekt wehrten. Erst diesen Oktober -nur zwei Wochen vor ihrer Solidaritätsbekundung mit den Palästinensern -demonstrierte Thunberg gegen Windparks, die auf den Weidegebieten der skandinavischen Ureinwohner, der Samen, errichtet wurden und laut einem Gerichtsurteil deren Minderheitenrechte einschränkten. Im Zweifelsfall also sogar gegen die Erneuerbaren.

In diese Logik reiht sich auch der aktuelle Streit ein. Es würden "Palästinenser in weiten Teilen des internationalen Diskurses als Indigene gelesen", erklärte Luisa Neubauer, Deutschlands Sprecherin der Fridays, in der Wochenzeitung Die Zeit. Die Sorgen, die der Angriff der Hamas auf Israel für Juden bedeute, würden hingegen als "white privilege talk" abgetan. Niemand kann die Bomben bestreiten, die Israel im Krieg gegen die Hamas auf Gaza wirft, das unermessliche Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung mit tausenden Todesopfern, Verwundeten und Traumatisierten. Aber die Einseitigkeit Thunbergs und einiger ihrer Mitstreiter auf internationaler Ebene ist problematisch. Und auch strategisch unklug. "Das ist so, wie wenn die Gewerkschaft bei Lohnverhandlungen streikt, aber vor allem über Palästina redet", sagt Klimapolitologe Reinhard Steurer von der Universität für Bodenkultur in Wien. "Das zerstört das Kernanliegen."

Luisa Neubauer berichtet über einen Riss, der zwischen Aktivisten aus dem globalen Süden und solchen aus dem globalen Norden verlaufe. Auch Deutschland distanzierte sich umgehend von den Israel-feindlichen Postings der internationalen Klimabewegung. "Wir fangen entsprechend von vorne an und überprüfen erst mal, ob es aktuell ein geteiltes Wertefundament gibt, mit dem man noch arbeiten kann", sagte Neubauer in der Zeit.

Und die Österreicher? Sie wollen nun stärker mit den Aktivisten aus Deutschland und der Schweiz zusammenarbeiten. Zu tun gibt es genug. Laut dem neuen UN-Emissionsbericht haben die Treibhausgasemissionen einen neuen Rekord geknackt. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus vermeldet, dass die globale Durchschnittstemperatur am Freitag erstmals die vorindustrielle um mehr als zwei Grad überstiegen hat. In einer Woche beginnt die Weltklimakonferenz. Und nächstes Jahr? Superwahljahr. EU-Wahl. Nationalratswahl. Zwei Landtagswahlen. Bundesweit führt die FPÖ in den Umfragen, ihr Chef Herbert Kickl kündigt eine "Abwehr der ideologisch betriebenen Klimapolitik" an. König sagt: "Es ist klar, dass wir weitermachen."

weiterlesen