Frauen im Widerstand gegen Nazis
Sieglinde Rosenberger in FALTER 5/2024 vom 02.02.2024 (S. 19)
Frauen im Widerstand gegen Nazis Das im Jahre 1984 erschienene und nun 40 Jahre später neu aufgelegte Buch hat ungebrochene politische Relevanz: Die Notwendigkeit des Widerstands gegen totalitäre Politik hat kein Ablaufdatum. Beim Erscheinen -zwei Jahre vor der Waldheim-Affäre -trug das Buch wesentlich zur Debatte um die Rolle Österreichs im Nationalsozialismus bei, heute geben uns die Erzählungen Hinweise und Anstöße für Möglichkeiten und Formen zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Radikalisierung und Extremismus.
27 Österreicherinnen erzählen über ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime, über ihre List, ihren Mut, ihre Solidarität, aber auch über ihre Angst vor Folter und Tod. Käthe Sasso, Irma Schwager, Oswalda Tonka, Helene Kuchar-Jelka, Rosl Grossmann-Breuer oder Agnes Primocic sind unter ihnen.
Die Proponentinnen waren stark und aktiv, sie wurden verhört, gefoltert und inhaftiert, brachten unvorstellbare Leistungen für die Wiederherstellung demokratischer Freiheit. "Wenn er mir gesagt hätte, der Himmel ist blau, hätte ich gesagt: Kann sein", beschreibt Mali Fritz ein mögliches Gespräch mit einem ihrer Peiniger. "Unter keinen Umständen hätt' ich der Gestapo was zugegeben. Für mich war eine absolute Kluft zwischen ihnen und mir. Diese Kluft war unüberbrückbar."
Die Erzählungen sind gesellschaftlich eingebettet, geben Auskunft über Herkunft und Arbeit, Beziehungen und Familie; sie versetzen uns in eine Welt des Alltäglichen, dem der Charakter des Außerordentlichen anhaftet. Frauen aus ganz Österreich kommen zu Wort, einige erzählen vom slowenischen Widerstand in Kärnten, alle berichten gleichermaßen von Mut und Angst und immer wieder von Solidarität und Freiheit als Motivation. Aus den äußerst aufschlussreich aufbereiteten Alltagsinterviews sind auch ausgezeichnete Filme wie "Küchengespräche mit Rebellinnen" entstanden.