OMV-Chef Stern: "Unser Land, unser Wohlstand, hängen vom russischen Gas ab"
Alfred Stern wollte als neuer OMV-Chef den Öl- und Gaskonzern radikal umbauen: Weg von fossilen Rohstoffen hin zur Kreislaufwirtschaft. Jetzt muss er erklären, warum sich Österreich in Energiefragen schicksalhaft an Russland gebunden hat.
FALTER: Herr Stern, Sie sind der wichtigste Öl- und Gasmanager des Landes. Sie stehen jenem Konzern vor, der russisches Gas nach Österreich bringt. Was haben Sie am 24. Februar 2022 gedacht, als der russische Präsident Wladimir Putin in die Ukraine einmarschieren ließ?
Alfred Stern: Zuerst stand die menschliche Perspektive: Ich habe diese unglaubliche Aggression gesehen und mir überlegt, was das für Europa bedeutet. Dann kam die Frage nach der Energieversorgung: Österreich hängt ja besonders von Gaspipelines ab, die die Ukraine queren. Wir haben in der OMV einen Krisenstab eingerichtet und geprüft, ob das Gas noch fließt. Es floss. Für uns in der OMV war dann auch bald klar, dass das eine Zäsur ist. Dass Russland keine Kernregion mehr sein wird können. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt eine fixfertige Strategie, die wir am 16. März vorstellen wollten. Die hätte ohnehin vorgesehen, unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu werden. Wir haben sie dann nachgeschärft. Ein Beispiel: Laut ursprünglicher Strategie wollten wir die Produktion im sibirischen Gasfeld Juschno-Russkoje bis 2030 um 60 Prozent zurückfahren. Jetzt prüfen wir alle Optionen, inklusive die eines Verkaufs oder eines Ausstiegs.